Meine Seele will endlich fliegen. Hermine Merkl
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Название: Meine Seele will endlich fliegen

Автор: Hermine Merkl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783991076704

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СКАЧАТЬ und Zweiten Weltkrieg erlebt hatten. Diese Ängste haben anscheinend nur den „Fahrersitz“ gewechselt. Sie springen von Generation zu Generation so lange weiter, bis diese Angst angenommen und verwandelt wird.

      In unser aller Leben wird es immer ups and downs geben, doch worauf es ankommt, ist letztlich die Art und Weise, wie wir mit diesen Lebenskrisen und Lebenserfahrungen umgehen. Sehen wir das „halb leere Glas“ oder das „halb volle Glas“? – Akzeptieren wir dieses stete Auf und Ab in unserem Leben? – Nehmen wir diese Zeiten als „Lern-Chancen“ wahr oder verwehren wir uns dagegen und verfallen stattdessen in Selbstmitleid? – Die Entscheidung darüber liegt letztlich ganz bei uns. Je nach Familiensystem, nach familiärem Erbe, in dem wir aufgewachsen sind, gelingt uns das aufgrund frühkindlicher Prägungen und Erfahrungen besser oder weniger gut. Doch uns allen ist die Chance gegeben, unser Bewusstsein zu wandeln, unseren Horizont zu erweitern und damit den Blick zu ändern, mit dem wir auf die zahlreichen Herausforderungen und Situationen in unserem Leben schauen. Uns allen ist die große Chance zur Verwandlung alter Muster gegeben. Wir müssen nicht steckenbleiben in alten Verhaltensweisen, Überzeugungen, Glaubenssätzen oder gar Dramen. Sie wiederholen sich so lange in unserem Leben, bis wir bereit für die Veränderung sind. Erst wenn wir uns mutig und beherzt diesen „alten Geistern“ stellen, befreien wir uns von ihnen. Doch nicht nur uns, sondern auch unser ganzes Familiensystem.

      Um dieser Angst zu entfliehen tat ich viel, um mir die jeweilige Beziehung zu erhalten. Ich machte die Beziehung zu meinem „Rettungsanker“, um nur ja nicht allein durch diese Welt zu gehen. Was mir damit aber nicht klar war, war, dass ich damit unbewusst meinem Partner so viel mehr an Einflussnahme und Macht über mich gab, bis ich für mich selbst immer mehr an eigener Substanz, Farbigkeit und Persönlichkeit verlor. Über die Zeit hinweg verschmolz ich förmlich mit meinem Partner. Man könnte auch sagen, wurde immer mehr zu einer „un-selbst-ständigen“ Person. Einer Person, die sich selbst immer weniger wahrnahm, geschweige denn ihre Bedürfnisse und Wünsche überhaupt noch kannte. Aufgefallen ist mir dies allerdings erst als ich alleine war und so gut wie nichts mehr mit mir selbst anzufangen wusste, weil mir mein Gegenüber fehlte, das mir bis dato in meinem Leben Halt und Orientierung gegeben hatte. Nach meinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen befragt, wusste ich lange Zeit keine Antwort zu geben. So weit war ich von mir selbst weg, dass ich für mich selbst erst wieder „das Laufen lernen musste“.

      Das Lebensmotto, dem ich mich in meinen Beziehungen verschrieben hatte, lautete: „Geht es dem Partner gut, geht es mir gut.“ Also sorge ich dafür. Und für die Erfüllung dieses „ungeschriebenen Gesetzes“ tat ich viel. Mitunter sehr viel sogar. – Eigentlich der blanke Wahnsinn. Denn ich verlor dabei völlig den Bezug zu mir selbst. Ich hatte das Gefühl, dass es meine oberste Pflicht als Frau ist, die Wünsche des Partners zu erfüllen. Und wo immer es ging, sie ihm nach Möglichkeit sogar noch unausgesprochen von den Augen abzulesen.

      Mit dieser mir unbewussten Handlungsmaxime war ich ganz und gar die „brave Eva“, begab mich privat in die „Falle“ von Unselbstständigkeit und Überangepasstheit. Man kann fast schon sagen einer Art von „Unterwürfigkeit“, denn im Grunde genommen gab ich so einen wesentlichen Teil von mir selbst auf. Und aufgrund meiner Harmoniesucht versäumte ich es, auch einmal die rebellische, die kraftvolle, die wilde und vor allem auch eine trotzige und streitbare Amazonin, ein „Lilith“, zu sein.

      In meinen Partnerschaften gab es zwar dieses anfängliche Verliebt-Sein, dieses die Welt durch eine rosa Brille-Sehen, diese Schmetterlinge im Bauch und noch so manches mehr. Doch ist diese Zeit dann irgendwann vorbei, dann stehe ICH da, und weiß nicht recht, wie ich mir die Liebe erhalten kann. Statt mich gemeinsam mit meinem Mann einer gesunden Beziehungsarbeit zu widmen, versank ich immer mehr in den alltäglichen Dingen, die unser Dasein bestimmten, sodass unsere Beziehung und unser Leben immer mehr nur noch zu einem bloßen Funktionieren wurden.

      Meine allerbeste Projektionsfläche für alle meine Gefühle und auch für die unbewussten Themen, Probleme und Stimmen der Vergangenheit.

      Was meinen wir wirklich, wenn wir dem anderen sagen, dass wir ihn/sie „lieben“?

      Gebrauchen wir diese Formel „Ich liebe dich!“ nur, um den anderen unbewusst (!?) wissen zu lassen: „Ich brauche dich, weil ich mich sonst alleine fühle, weil ich sonst einsam bin, weil ich sonst nicht ganz bin!“

      Was heißt es, jemanden wirklich zu lieben? – Was bedeutet es, sich im anderen zu entdecken? – Kann ich jemanden zu viel lieben? – Was meint die Liebe wirklich? – Wofür will sie uns öffnen? – Was hat sie uns zu sagen? – Was hat sie uns zu lehren?

      Aus meiner heutigen Sicht würde ich im Ergebnis sagen, dass ich die Situation als Kind und Jugendliche innerhalb der Familie und der Jahre mit meinem Ex-Mann genau so erfahren musste, um endlich zu begreifen, wo ich mit der Liebe zu mir selbst überhaupt stand. Und ich muss sagen: Das Ergebnis war sehr ernüchternd, wenn nicht sogar absolut erschütternd. Es hat mich zutiefst betroffen gemacht, mehr noch, zutiefst schockiert, erkennen zu müssen, dass ich mich selbst ja gar nicht liebte. Ich funktionierte einfach nur. Über die Liebe zu mir selbst nachzudenken, das kam mir gar nicht in den Sinn.

      Selbstliebe – allein das Wort war irgendwie schon verpönt. Dafür hatte ich keine Zeit und keinen Sinn. Stattdessen gab es da diese Vielzahl negativer Gedanken und Gefühle, die ich gegen mich hegte, die begleitet waren von Sätzen wie: „Du bist nicht gut genug.“ – „Du bist es nicht wert, geboren zu sein.“ – „Du bist nicht erwünscht.“ – „Du bist nur eine Frau.“ – „Du bist viel zu anstrengend.“ All diese Gedanken zeigten mir, dass ich mich selbst und damit auch mein Frau-Sein ablehnte. Alles, was ich tat, konnte in den Augen der anderen noch so sehr als gut befunden werden, doch ich selbst war NIE wirklich zufrieden mit mir. Die Kritikerin in mir war ständig präsent. Und ich wusste nicht, wie ich sie besänftigen bzw. abschalten konnte. Kurzum: Ich genügte mir nicht. – Die meiste Zeit über war mein Blick auf mögliche Fehler sowie auf meine Defizite gerichtet. – Können Sie sich in etwa ausmalen und vorstellen, wie sich dies auf das Lebensgefühl auswirkt? – Grausam! Fatal! – Sie sind ständig defizitorientiert und haben das Gefühl, dass Ihnen etwas Entscheidendes fehlt. Und danach suchen Sie Ihr Leben lang und sind dabei getrieben von der Hoffnung, es irgendwann einmal zu finden. Und zu alledem war da diese Angst, mir selbst meine Daseinsberechtigung zu geben bzw. mir selbst gegenüber überhaupt in Liebe zu sein, bzw. mir selbst wohlwollend und wertschätzend zu begegnen.

      Jesus lehrte uns „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ – Das Problem bei mir war nur, dass ich diesem kleinen Wörtchen „WIE“ überhaupt keine Bedeutung beigemessen hatte. Ich hörte nur „Liebe deinen Nächsten!“. Den Rest gab’s für mich nicht. Warum? – Kann und darf sich ein schwarzes Schaf denn lieben? – Ja, Sie lesen richtig. Ich bezeichne mich hier als das „schwarze Schaf“, denn als solches habe ich mich die ganze Zeit gefühlt. – Weshalb?

      Ich komme aus einem sehr religiösen Haushalt. Römisch-katholische Erziehung. – Erinnere ich mich an die Kindheit, waren das Einhalten der Zehn Gebote, regelmäßige Gottesdienstbesuche und die Einhaltung der Familienregeln oberstes Gebot. Ich ging regelmäßig zum Gottesdienst und zur Beichte. Sang im Kirchenchor und nahm auf diese Art und Weise an all den Kirchenfesten und Traditionen teil, die das Jahr so mit sich bringt. Nur tief in mir war ich irgendwie anders religiös als der Rest der Familie. Ich interessierte mich für Gott, aber anders als es der Tradition in meiner Familie entsprach. Ich wollte Gott freier begegnen, anders als mit dem wöchentlichen Diktat von „Du musst sonntags in die Kirche gehen.“ Ich glaube, der nicht gelebte Rebell in mir lebte genau hier sein Trotzverhalten gegenüber den Gepflogenheiten meiner Familie aus. Und so kam es, wie es kommen sollte, dass ich während meiner Studienzeit und auch in den Jahren danach immer weniger zu den Gottesdiensten СКАЧАТЬ