Westend 17. Martin Arz
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Название: Westend 17

Автор: Martin Arz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783940839343

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СКАЧАТЬ an der Lindwurmstraße der erste Bäcker auf, da treff ich mich mit meinem Freund auf nen Kaffee.«

      »Hast du Geld? Ich komm mit.«

      »Nein. Denk nicht mal dran.«

      »Bist du Türke?«

      »Nein, ich bin Deutscher.«

      »Klar, sieht man sofort, Spacko.« Sie lachte. »Tippe eigentlich fast schon auf Araber oder Ägypter oder so.«

      »Spinnst du? Ich bin doch kein Araber! Meine Eltern sind Türken, falls du das meinst.«

      »Alles klar.« Kiki schnippte ihre nicht einmal halb gerauchte Zigarette in einem hohen Bogen weg und zündete sich eine neue an. »Dein türkisches Machogehabe kannst du dir bei mir auf jeden Fall sparen. Ich mach, was ich will, Alter. Und wenn ich mit zum Bäcker will, dann will ich das eben.«

      »Geh zum Bäcker, wann du willst und wo du willst. Aber du gehst nicht mit mir zum Bäcker.«

      »Oh, jetzt aber! Machoarsch.«

      »Leck mich.«

      Sie begleitete ihn zum Bäcker in der Lindwurmstraße, der schon um halb sieben aufmachte. Ein paar Frühaufsteher lehnten schon an den Stehtischen und schlürften Kaffee. Weil Tayfun noch nicht da war, spendierte Arslan Kiki einen Cappuccino zum Mitnehmen und eine Butterbreze. Zu seinem Erstaunen wurde er sie damit tatsächlich los. Sie biss herzhaft in die Breze, zwinkerte ihm zu und flitzte davon.

      Als es sieben Uhr war und die Bäckerei sich richtig füllte, bekam Arslan eine Nachricht von Tayfun auf sein Handy: »Sorry, schaffs net, was dazwischengekommen, melde mich später. T.«

      Arslan konnte sich gut vorstellen, was dazwischengekommen war. Besser gesagt: wer. Sie hieß Saida. Saida war Tayfuns »Hase«, wie er immer zu sagen pflegte. Wobei sich Arslan gar nicht so sicher war, dass das Saida auch so sah.

      Arslan bestellte sich noch einen Latte zum Mitnehmen und eine kalte Leberkässemmel. Wenn er etwas in München lieben gelernt hatte, dann Leberkässemmeln, ob warm oder kalt. Dann trottete er zu seinem Versteck zurück. Als er am Zelt ankam, musste er feststellen, dass sein Rucksack mit seinen Klamotten weg war. Arslan streckte sich, ballte die Fäuste und brüllte aus Leibeskräften. Ein vorbeiratternder Güterzug verschluckte den Schrei.

      04 Pfeffer ließ einen Espresso aus seiner chromblitzenden High-Tech-Espressomaschine, die er sich extra aus Italien hatte kommen lassen. Niemand außer ihm durfte sie auch nur anfassen. Außer vielleicht Bella Scholz, aber selbst die nur, wenn es unbedingt sein musste. Als er sich auf den Stuhl setzte, richteten sich gierige Augenpaare auf seine kleine Tasse, die angenehmen Kaffeeduft verströmte. Die Augenpaare schauten anschließend enttäuscht in die Pappbecher mit Labberkaffee vom Automaten draußen im Flur.

      »Gut«, begann Pfeffer. »Danke, dass ihr alle gekommen seid. Wie ihr wisst, soll es eine Soko geben. Eine kleine Soko, wohlgemerkt. Ich muss dazu allerdings sagen, dass das erst dann fix sein wird, wenn wir definitiv einen Selbstmord ausschließen können. Dazu erwarte ich bald die Ergebnisse aus der Rechtsmedizin. Es deutet aber bisher alles auf einen Mord hin, genauer gesagt auf eine Art Hinrichtung. Als ich oben an der Brücke war, konnten mir die Kollegen von der Spurensicherung bestätigen, dass niemand über die Absperrung geklettert sein kann. Ein Selbstmörder hätte das tun müssen. Es sind aber keine Spuren am Drahtgitter. Das Drahtgitter selbst ist auch nicht eingedellt, wie es sein müsste, wenn ein erwachsener Mann daraufgeklettert wäre. Es sieht also nach Mord aus.«

      »Aber wie haben sie dann den Mann über die Absperrung bekommen, wenn sie nicht draufgeklettert sind?«, meldete sich die helle Männerstimme von Erdal Yusufoglu. Yusufoglu ins Team aufzunehmen, war Bella Scholz’ Idee gewesen. Pfeffer kannte den jungen Kollegen nicht wirklich gut, dazu war er zu neu, aber er machte seine Arbeit bisher recht flott und gewissenhaft.

      »Das Seil war oben an einem der Stahlträger verknotet. Den Mann werden der oder die Täter dann wohl über die Absperrung geworfen haben.«

      »Geworfen?«, flüsterte Kommissar Erdal Yusufoglu leicht schockiert.

      »Das bedeutet«, sagte Bella Scholz, »unser Täter ist entweder sehr kräftig, oder es waren mehrere Täter.«

      »Richtig. Tippe auf Letzteres. Unser Opfer ist, das können wir bereits mit Sicherheit sagen, ausländischer Herkunft«, fuhr Pfeffer fort.

      »Woher wissen wir das?«, fragte Erdal Yusufoglu.

      Pfeffer hielt ein Foto von der Leiche hoch. Kräftiger schwarzgrauer Schnurrbart, ein ebenso schwarzgrauer Haarkranz, dunkler Teint und buschige schwarze Augenbrauen.

      »Okay«, sagte Kommissar Yusufoglu. »Schon klar. Dann bin ich also die Quote. Euer persönlicher Migrationshintergündler.«

      »Bingo«, sagte Bella Scholz, und alle lachten.

      »Wir wissen noch nicht, wer unser Opfer ist«, sagte Pfeffer. »Er hatte keine Papiere bei sich. Für mich hat momentan neben der Tätersuche alleroberste Priorität, wer unser Opfer ist. Gehen Sie die Vermisstendateien durch, München und Umgebung, dann bundesweit, dann von mir aus europaweit. Wenn Sie da nichts finden, dann vergleichen Sie bitte die Fingerabdrücke mit den entsprechenden Karteien. Sie werden im Wesentlichen Hauptkommissarin Scholz zuarbeiten, damit meine ich Sie, Herr Yusufoglu. Wer ist unser Toter?!« Pfeffer trank mit einem Zug seinen Espresso aus. »Und treiben Sie mir dann Zeugen auf, irgendjemand muss doch an so einer prominenten Stelle was beobachtet haben. Es kann mir keiner erzählen, dass die Hackerbrücke irgendwann mal völlig menschenleer ist.«

      Es klopfte an Pfeffers Bürotür. Ohne ein »Herein« abzuwarten, platzte Kriminaldirektorin Jutta Staubwasser mit einem verbindlichen Lächeln um die Lippen herein. »Entschuldigen Sie, wenn ich störe«, sagte sie einen Tick zu fröhlich. »Ich bin auch gleich wieder weg. Ich wollte Ihnen nur schnell einen Kollegen vorstellen, der auf Bitten der Staatsanwaltschaft Teil der Soko sein wird.« Ein großer, schlacksiger Mann mit dramatischen Geheimratsecken betrat den Raum. »Ich glaube, Sie kennen sich zum Teil bereits. Hauptkommissar Paul Freudensprung vom LKA. Wie gesagt, ich wollte nicht stören und bin auch schon wieder weg.« Die Kriminaldirektorin verließ den Raum.

      »Ach, der Gaudi«, entfuhr es Bella Scholz. Sie kannte den Kollegen von früher, als er noch ihr Kollege war. Alle hatte seinen Nachnamen zu Gaudihupf verballhornt, kurz Gaudi. Einen Spitznamen, den Paul Freudensprung nicht sehr mochte, mit dem er aber zu leben gelernt hatte. Widerstand dagegen war zwecklos. Außerdem, das wussten im Büro auch fast alle, war Gaudi eine Zeit lang quasi Bellas Schwager gewesen. Damals war Bella Scholz mit Levent Demir liiert gewesen, dem bekannten Schauspieler und Tatort-Kommissar – und außerdem Bruder von Paul Freudensprungs Frau Aische, geborene Demir. Bella und Levent hatten sich über Paul und Aische kennengelernt und verliebt. Von Levent Demir hatte Bella Scholz auch ihr erstes Kind. Nur Levent Demir hatte sie nicht mehr.

      »Auf ein Wort, Frau Staubwasser.« Max Pfeffer folgte seiner Chefin in den Flur und zog die Tür hinter sich zu.

      »Hatten Sie nicht mir die Anweisung gegeben, eine Soko zusammenzustellen?«, fragte er.

      Jutta Staubwasser, die ohnehin eine gewisse Ähnlichkeit mit Angela Merkel hatte, zog ihre Mundwinkel nach unten, was sie der Bundeskanzlerin optisch sehr nahebrachte. Ihre Augen suchten Halt an einem Punkt irgendwo hinter Max Pfeffers rechter Schulter. Wenn sie sich nun in seinen kuscheligen Augen verlieren würde, was sie manchmal durchaus bewusst machte und genoss, würde sie nicht standhaft bleiben können. Sein Bart war für sie schon ein Kraftakt für sich, denn sie stand auf Männer mit Dreitage- СКАЧАТЬ