Westend 17. Martin Arz
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Название: Westend 17

Автор: Martin Arz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783940839343

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СКАЧАТЬ Bella Scholz legte die Hände um ihren Bauch. »Denen geht der Arsch auf Grundeis. Nach den NSU-Morden. Und dann beginnt auch noch bald die Wiesn.« Sie sah hinüber zu dem orange blinkenden Transporter mit Arbeitsbühne. Der Teleskoparm war weit herausgefahren. Oben im Arbeitskorb konnte man zwei Männer in weißen Overalls erkennen, die den Toten aus der Schlinge befreiten. Bei ihnen stand Doktor Gerda Pettenkofer und notierte sich etwas.

      »Eigentlich kannst du hier alleine weitermachen, oder?«, sagte Max Pfeffer. »Elefantenrunde ist zu Ende.«

      »Schon klar, Chef.«

      »Vergiss bitte nicht das Stellwerk, vielleicht haben die oben im Turm was gesehen. Ach, und natürlich den Busbahnhof. Haben die die ganze Nacht auf?«

      »Ja, Chef.« Bella Scholz klang ungehalten. Er hatte gesagt, sie solle sich darum kümmern, also würde sie sich darum kümmern. Kontrollfreak.

      »Okay. Kaffee? Ich hol uns drüben im ZOB noch einen Kaffee, dann sehen wir weiter.« Er deutete auf den Zentralen Omnibusbahnhof, der hinter der dunklen Silhouette des Stellwerkturms wie ein gestrandetes Ufo mit abgehacktem Hinterteil lag und bereits um diese frühe Uhrzeit hell erleuchtet war. »Du kannst ja in der Zwischenzeit … Wer hat eigentlich die Leiche gefunden? Wo ist dieser wahnsinnig wichtige Sohn?« Er sah sich um und machte zwei Jungs mit dicken Kapuzensweatern aus, die sich jenseits der Gleise an einer Betonmauer herumdrückten und eifrig mit ihren Smartphones herumhantierten.

      »Weiß ich doch nicht«, antwortete Bella Scholz erstaunt, »bin auch erst mit dir gekommen.«

      »Hab sie schon.« Pfeffer deutete zu den Jungs. Ein paar Meter neben ihnen stand ein uniformierter Beamter und rauchte. Die Betonmauer schien zu einem flachen, langen Schuppen mit bemoostem Dach zu gehören, der an die Böschung gebaut war. In der ganzen langen Mauer gab es nur eine einzige Tür. »Shit, was habe ich gesagt zum Thema gefilmte Aktionen, die dem Ansehen der Polizei schaden könnten?« Er lief zu den Jungs hinüber.

      »Servus.«

      »Servus.« Aufgeweckte, ziemlich spitzbübisch dreinblickende Augenpaare blitzten unter den tief in die Stirn gezogenen Kapuzen hervor. Die Burschen konnten höchstens sechzehn oder siebzehn sein und hatten etwas von überneugierigen Welpen. Pfeffer mochte sie sofort.

      »Max Pfeffer, Kripo München. Und ihr seids?«

      »Der Benno Althaus«, sagte der Größere und hielt Pfeffer wohlerzogen die Hand hin.

      »Und der Louis Poletti.« Auch der Kleinere schüttelte Pfeffer die Hand.

      »Passts auf, Buam«, sagte der Kriminalrat. »Ich brauch keine wilden Geschichten, warum ihr euch hier vor dem ersten Hahnenschrei auf dem Bahngelände herumtreibt, okay?« Er deutete auf die Rucksäcke am Boden. »Ihr wolltet hier taggen oder was auch immer sprühen.« Die beiden Burschen tauschten einen verschwörerischen Blick und bliesen synchron die Wangen auf. Pfeffer sah hinüber zum nächsten Brückenpfeiler und deutete auf das halbfertige Writing. »Gut, ich sehe, ihr hattet schon angefangen.«

      »Wir?«, sagte Louis betont unschuldig.

      »Das waren wir nicht!«, rief Benno empört.

      »Wollen wir jetzt gemeinsam eure Rucksäcke öffnen? Und wollt ihr mir dann die Sketchbooks und Sprühdosen als Unterrichtsmaterial verkaufen? Wisst ihr, mir ist völlig wurscht, was ihr wo hinmalt. Ich halte euch keine Standpauken, dass das Sachbeschädigung und illegal ist und hier vor allem saugefährlich mit den ganzen Zügen. Im Gegenteil. Ich bin echt positiv überrascht, dass ihr die Polizei gerufen habt, statt abzuhauen. Danke. Ganz im Ernst.« Die beiden Jungs grinsten stolz.

      »Das war für euch bestimmt ganz schön hart. So eine Leiche da hängen zu sehen …«

      Louis, der Kleinere, zuckte mit den Schultern. »Nö. So hab ich schon meinen Opa gesehen. Der hat sich nämlich aufgehängt. Da war ich zehn.«

      Pfeffer zog erstaunt die Augenbrauen hoch und gab ein »Oh« von sich.

      »Nix oh. Ich mochte ihn nicht besonders, den Alten. Hat mich nicht groß geschockt.«

      »Dann ist gut.« Pfeffers Stimme glitt eine Tonlage tiefer und wurde schneidend sachlich. »Ich muss euch allerdings dringend darauf hinweisen, dass es strafbar ist, ohne Genehmigung einen Polizeieinsatz zu filmen oder zu fotografieren. Und dann das Ganze noch irgendwo online zu stellen.« Er sah den beiden Jungs abwechselnd fest in die Augen. Benno senkte den Blick.

      »Ich werde euch nur dieses eine Mal auffordern, eure Fotos und Videos von dieser Aktion sofort zu löschen. Alle. Ausnahmslos alle. Und falls ihr es schon irgendwo auf Facebook oder YouTube oder Flickr oder wo auch immer gepostet habt, löscht es auch dort. Sofort. Sonst wirds teuer für euch oder eure Eltern. Richtig teuer.«

      »Ja, schon klar«, sagte der Größere gedehnt. Beide wischten und drückten auf ihren Smartphones herum.

      »Auch auf …«, murmelte Louis.

      »Klar, Mann, hast doch den Kriminalkommissar gehört«, sagte Benno mit hektisch geröteten Wangen. »Die haben doch unsere Adressen …«

      »Kriminalrat«, sagte Pfeffer.

      »So, zufrieden?«, fragte Benno schließlich und hielt Pfeffer das iPhone hin.

      »Danke euch.« Pfeffer drehte sich zum Gehen. »Wann geht die Schule los? Um acht? Da habt ihr noch ein bisschen Zeit. Meine Kollegin kümmert sich gleich um euch und wird eure Aussagen protokollieren.«

      »Aber die ist doch schwanger«, sagte Benno erstaunt.

      »Ja und? Ach, ich bin gerade auf dem Weg zum ZOB. Soll ich euch einen Kaffee oder so von drüben mitbringen? «

      »Voll porno«, sagte der Kleinere und strahlte. »Wenn der Kollege …«, er deutete mit dem Kopf auf den rauchenden Uniformierten, »uns dann noch eine Fluppe spendiert, ist das Frühstück perfekt. Wäre klasse. Doppelter Espresso mit Zucker bitte. Danke.«

      »Und ich nen Caramel Light Frappuccino …«, meinte Benno ernsthaft.

      »Also einen Kaffee mit Milch und Zucker«, antwortete Pfeffer trocken.

      »Vollspast«, flüsterte Louis.

      »Aber ich mag den Caramel …«

      »Ach, halt die Klappe.«

      »Selber Klappe, selber Vollspast.« Benno äffte Louis nach: »Wenn der Kollege uns dann noch ne Fluppe spendiert, ist das Frühstück perfekt …«

      03 Arslan hatte fast die ganze Nacht kein Auge zugetan. Wieder einmal. Nicht nur, dass ständig Züge vorbeirumpelten, es waren vor allem die Ratten, die ihn nicht schlafen ließen. Er hatte sie gesehen. So groß und fett, wie er sich Ratten immer vorgestellt hatte, waren sie zwar nicht, aber dennoch. Und so viele waren es auch nicht. Aber es reichten schon die zwei, drei, die er gesehen hatte. Vielleicht war es auch nur eine einzige gewesen, die mehrfach vorbeigekommen war. Aber Arslan verdrängte den Gedanken. Wo zwei, drei waren, waren bestimmt auch zwanzig, dreißig. Arslan fürchtete sich davor, einzuschlafen und dann von den Tieren angeknabbert zu werden. Zwar hatte ihm Tayfun versichert, das sei nur Geschwätz, denn Ratten würden vor Menschen Angst haben, doch was wusste Tayfun schon. Der musste ja nicht in einem selbst gebastelten Zelt an einem Bahndamm übernachten. Nein, Tayfun hatte weiterhin sein warmes, weiches Bett und ein Dach über dem Kopf.

      Und СКАЧАТЬ