Wie Transfer gelingt (E-Book). Andreas Schubiger
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wie Transfer gelingt (E-Book) - Andreas Schubiger страница 5

Название: Wie Transfer gelingt (E-Book)

Автор: Andreas Schubiger

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783035513639

isbn:

СКАЧАТЬ Sache und nicht auf Person abzielen.

      Ruth hat wöchentlich Gelegenheit, in Sitzungen diese Taktik anzuwenden. Warum ist sie nicht schon früher auf diese Idee gestossen? Vor der nächsten Sitzung nimmt sich Ruth in der Früh nochmals eine Viertelstunde Zeit und stellt sich mit geschlossenen Augen den Ablauf der Sitzung mental vor: Sie durchspielt mögliche kritische Situationen, die ihr neues Handeln erfordern. Jetzt ist sie bereit.

      Die Sitzung ist ein Erfolg. Ruth hat nicht nur ihre Argumente einbringen können. Die Sitzung war auch deutlich entspannter. Offenbar hat es auch ihr Vorgesetzter bemerkt. Dieser lobt sie wertschätzend nach der Sitzung unter vier Augen und spornt an! Ruth wiederholt ihre Taktik, wird von Sitzung zu Sitzung entspannter und auch wirkungsvoller. Sie merkt aber auch, dass es ihre volle Gegenwärtigkeit verlangt und sie in unachtsamen Situationen schnell wieder in das alte Muster verfällt.

      Anitas Mathefrust

      «Endlich verstehe auch ich die Mathematik», denkt sich Anita. Sie besucht eine höhere Fachschule für Technik und sitzt in der Mathematikstunde. Eigentlich mochte sie Mathematik. Aber irgendwie ist es ihr nie gelungen, den tieferen Sinn zu verstehen. Sekundarlehrer Hoffmann meinte jeweils etwas zynisch: «Ja, entweder man hat es oder man hat es nicht», wenn sie ratlos über Algebraaufgaben brütete.

      Den tieferen Sinn hat sie noch immer nicht gefunden. Doch ihr aktueller Mathelehrer Müller zeigt der Klasse Schritt für Schritt, wie die Aufgaben zu lösen sind, und gibt ihr (der Klasse) eine Menge von Übungsmöglichkeiten gleichartiger Aufgaben. «Lineare Gleichungssysteme mit drei Unbekannten», hört sich ziemlich kompliziert an. Erstmals in ihrem Mathematikleben löst Anita selbständig und mit Sicherheit ihre Mathematikaufgaben. Sie hat von ihrer Lehrperson zwei Verfahren zur Auflösung des Gleichungssystems mit Musterbeispielen erhalten. Mit Leichtigkeit löst sie Aufgabe für Aufgabe, löst fleissig nach x, y und z auf, und die eine oder andere Aufgabe erklärt sie stolz anderen Mitstudierenden. Die Klassenarbeit schliesst sie fast mit einer Höchstnote ab.

      Drei Monate später im Fach Elektrotechnik werden in der Gleichstromlehre Maschensatz und Knotenregel besprochen. Na ja, eigentlich hatte sie diese beiden Gesetze ja schon von der Elektroinstallationslehre gekannt. Die Fachlehrerin fordert die Klasse auf, mit Hilfe des Maschensatzes und Knotensatzes drei Gleichungen für die unbekannten Ströme aufzustellen – mit der Nebenbemerkung, dass sie ja schliesslich vor drei Monaten bei Kollege Müller die Gleichungssysteme mit drei Unbekannten bereits behandelt hätten. Was hat jetzt dies mit der Mathematikstunde von Müller zu tun, denkt sich Anita, sie ist nicht allein mit diesem Gedanken. Unruhe und Unverständnis breitet sich in der Klasse aus. Mutig meldet sich Horst und meint, dass sie dergleichen noch nie in der Mathematik behandelt hätten. Etwas genervt stellt die Fachlehrerin an der Wandtafel die drei Gleichungen auf. «Wenn doch innerhalb einer Masche die Summe der Spannungen Null ergeben soll, dann ergibt dies doch mit der Ohmschen Regel U = R * I und den zwei Maschen zwei Gleichungen. Und die dritte Gleichung? Ist doch auch logisch, dass wir hier die Knotenregel nehmen und die Summe der Ströme ebenfalls Null ergeben muss», führt die Fachlehrerin leicht genervt aus und schreibt auf der Wandtafel mit.

      Da stehen sie da, die drei Gleichungen für die drei Ströme mit weiteren Formvariablen R und U. «Ist ja wohl nicht so schwierig», äussert sich die Lehrerin zunehmend erleichtert. Die Klasse schmunzelt. «So und jetzt lösen Sie das Gleichungssystem nach den drei unbekannten Stromstärken auf!», fordert die Fachlehrerin die Klasse auf.

      Wieder geht ein Raunen der Ratlosigkeit durch die Klasse – und der Klassensprecher Horst meint auch diesmal, dass sie solche Gleichungssysteme noch nie aufgelöst hätten.

      Endlich, die Stunde ist zu Ende. In letzter Minute werden noch die Hausaufgaben erteilt: zehn Gleichstromnetzwerkberechnungen bis zur nächsten Woche.

      Anita hat keine Chance. Sie muss ihre Freundin zur Hilfe nehmen. Sie zeigt ihr, dass dies ja eigentlich die gleichen Aufgaben sind wie die Gleichungssysteme mit x, y und z und sie diese nur nach den drei Strömen auflösen muss. Jetzt ist alles klar.

      Die Erleichterung ist von kurzer Dauer. Eine vergleichbare Tragödie ereignet sich ein halbes Jahr später im Fach Mechanik, wo die Klasse in der Mechanik ähnliche Gleichungen nach den fehlenden Kräften auflösen muss.

      Erichs Ambitionen

      «Das darf nicht wahr sein – ich häng den Job an den Nagel», denkt Erich. Er ist Elektroingenieur und arbeitet in einer Entwicklungsabteilung eines Industrieunternehmens. Seit 10 Jahren unterrichtet er an einer Fachschule das Fach Elektronik. Er unterrichtet aus Spass und weil er Freude hat, sein Wissen an junge Berufsleute weiterzugeben. Immer schon hat er versucht, eigene Erfahrungen aus seiner Praxis in den Unterricht miteinzubeziehen. Sein Engagement bestätigen die guten Kursevaluationsresultate. Trotzdem ist heute ein schlechter Tag für ihn und er denkt laut darüber nach, die nebenberufliche Tätigkeit aufzugeben.

      Erich pflegt seit geraumer Zeit nicht nur einfache Repetitionsübungen, sondern möglichst reale Problemlöseaufgaben für die Praxis als Hausaufgaben zu geben. Diese erstellt er aus konkreten Problemstellungen aus seiner Praxis. Er hat in den letzten zwei Jahren verschiedene didaktische Weiterbildungen besucht und war von der Bedeutung authentischer Problemlöseaufgaben begeistert. Nun wollte er dies auch umsetzen.

      Er stellt aber zu seinem Erstaunen fest, dass eine Mehrheit der Studierenden diese Aufgaben für die nächste Präsenzveranstaltung einfach nicht löste.

      Er merkt, dass sein Aufwand nicht wertgeschätzt wird, was ihn zusätzlich frustriert. Zusätzlich behindert es noch die Weiterführung des Unterrichts. Er war davon ausgegangen, dass mindestens versucht werden würde, die Aufgaben zu lösen.

      Ziemlich enttäuscht kündigt er seinen Rücktritt an, worauf der Schulleiter ihm eine didaktische Begleitung anbietet.

      Die Beraterin ist bei einer ersten Sichtung begeistert von der didaktischen Qualität des Unterrichts und den authentischen Aufgaben. Nach einer genaueren Analyse stellt sie aber fest, dass die Aufgaben für ein Grundlagenfach höchst anspruchsvoll und komplex konstruiert sind.

      In einem konstruktiven Gespräch mit der Klasse stellt sich dann heraus, dass die Studierenden zwar jeweils mitteilten, dass sie für die Hausaufgaben keine Zeit hatten, aber eigentlich nicht in der Lage waren, die Aufgaben selbständig zu lösen. Es war vor den Kollegen und Kolleginnen leichter zu sagen, dass man keine Zeit hatte, als dass man die Aufgaben nicht lösen konnte. Ein bekanntes und verständliches Verhalten.

      Der Unterricht von Erich war zwar didaktisch gut durchdacht und kleinschrittig aufgebaut, die Studierenden konnten die Schritte nachvollziehen und die jeweiligen Lernaufgaben auch selbständig lösen. Einzig der Schritt zu den Hausaufgaben war zu gross. Die Aufgaben waren verglichen mit den Aufgaben im Unterricht zu komplex in ihrer authentischen und problemorientierten Konstruktion.

      Hans und seine Neujahrsvorsätze

      Hans schaut mit Entsetzen seine Karte mit den Jahresvorsätzen an. Schon wieder ein Jahr vorbei und dabei nur einen von drei wichtigen Vorsätzen umgesetzt. Hans pflegt mit seiner Frau einen besonderen Silvesterbrauch. Nach den weihnachtlichen familiären Verpflichtungen ziehen sich Hans und Hanna an Silvester zurück und bekochen sich gegenseitig in mehreren Gängen mit kleinen, feinen Häppchen und Getränken.

      Zwischen den kulinarischen Gängen halten die beiden Gourmets Rückschau auf das vergangene Jahr und formulieren wacker Ziele fürs neue Jahr aus. Beide wissen, wie man so etwas wirkungsvoll ausgestalten kann.

      Hans wollte im letzten Jahr sein Buch endlich zu Ende führen. Ideen und Erfahrungen СКАЧАТЬ