Дариус Дорван. Наемник. Владимир Корн
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СКАЧАТЬ Unten befanden sich der schmale Gang zur Hintertür und die andere Tür zum Laden der Wos. Als David die Tür öffnete, stand er in einem kleinen quadratischen Laden mit zwei zusammengeschobenen Regalen als Kreisverkehr in der Mitte. Dort gab es alles, von Porzellankatzen über Püppchen bis hin zu billiger, künstlich stinkender Kleidung, von der David einen Anzug trug. Herr Wo, der kleine Chinese, baute draußen gerade den Gemüsestand auf, während seine Frau und Tochter, beide mit glattem schwarzem Haar, an der Kasse standen. Die Tochter war ein schlankes Mädchen mit einem hübschen runden Gesicht und soweit David wusste, wurde an ihr kaum etwas verändert oder gar vorausgeplant. Bloß Standard, keine Krankheiten. Augenfarbe unbeeinflusst, ebenso wie das Gesicht. Die Wo’s waren eben altmodisch. Die Tochter sah David auf sich zukommen und machte auf Chinesisch eine Bemerkung zu ihrer Mutter, die aufsah und über das ganze Gesicht strahlte. „Doktor Steinmann, guten Morgen.“

      David zog das Geld aus der Hosentasche und streckte Frau Wo die in der Mitte gefalteten Scheine entgegen. „Die Miete.“

      „Vielen Dank“, meinte Frau Wo, nahm es entgegen und schob es sogleich in die dreckige weiße Plastikkasse. „Können Sie Li zur Schule fahren?“

      „Ja. Aber ich habe noch einen Patienten oben“, merkte er an. Li hob ihre Tasche auf und warf sie über die Schulter.

      „Ich werde nach ihm sehen, Doktor Steinmann“, sagte sie und fuhr fort, zu erledigen, was auch immer sie gerade tat.

      David ging voran und hinaus zu seinem silbernen, unauffälligen Wagen, der auf dem von Unkraut bewachsenen Hof auf sie wartete. Es hatte etwas Ritualartiges an sich. Er schnappte den Wagen auf. Ein Blinken, ein Klacken. Während er die Fahrerseite öffnete, ging Li um das Auto herum und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder mit ihrer Tasche auf den Knien.

      Er wusste viel und doch wenig über Li. Ihm war bekannt, dass sie Medizin studierte; dass sie eigentlich ein Kind dieses Landes war, welches nicht viel von der Vergangenheit seines ursprünglichen kannte, außer der Sprache natürlich. Und eigentlich interessierte es ihn, was sie wohl dachte, doch sie kamen nur sehr selten ins Gespräch. Allerdings nur, wenn Li es wollte. Sie fing an. Er niemals. Meistens sprachen sie über Medizin. Ab und an erklärte er ihr etwas, was sie nicht verstanden hatte, wobei ihn stets dieses Gefühl verfolgte, dass sie eh wusste, was er sagte. Ab und zu unterhielten sie sich auch einfach so.

      Es war eine merkwürdige Verbindung von David zu der Familie Wo. Er wohnte über ihrem Laden und sie über ihm. Wenn sie im Hof, der von allen vier Seiten von Häusern eingeschachtelt war, grillten, grillte er mit ihnen. Unterhielt sich mit ihnen. Sie duldeten seine halbwegs legale Praxis, deren Legalität sich nur so weit erstreckte, indem es kein Gesetz gegen das gab, was er tat: Gesichter für Geld zu verunstalten.

      Als er vor dem kantigen Gebäude der Uni hielt, dachte er den Gedanken zu Ende, der sich darum drehte, dass der Laden der Wos nicht viel abwarf. Li verabschiedete sich nach dieser schweigsamen Autofahrt und wollte aussteigen, als David sie mit einem ruhigen „Warte kurz“ abhielt, bevor er ihr einen Schein reichte. Ihre mandelförmigen Augen sahen auf das Geld hinunter. „Weil Studenten immer welches brauchen“, meinte David und lächelte leicht. Li nahm es, lächelte ebenfalls, umarmte ihn flüchtig, bedankte sich eilend und ging.

      Manchmal kam es ihm fast so vor, als wäre Li seine Tochter. Manchmal gefiel ihm der Gedanke jedoch nicht und die Realität zeigte ihm auf anschauliche Weise, dass sie’s nicht war.

      David fuhr zurück.

      Selbst der Weg zu Pias Wohnung war Spade so vorgekommen, als wandere er im Traum herum. Alles war irgendwie fremd und verschwommen, was wohl an dem Nachhallen des Betäubungsmittels in seinem Kopf lag. Er erinnerte sich noch schwach daran, sich aufgesetzt zu haben, und als er sich gerade in den Eimer erbrach, war ein älterer Chinese ins Zimmer getreten und hatte irgendwas gesagt. Spade war sitzen geblieben und hatte seine schwarzen, glänzenden Schuhe betrachtet, bis sein Kopf klar genug geworden war, um aufzustehen und durch die morgendliche Stadt zu wandern, die inzwischen erwacht war. Er ging an den grauen Häusern und den Schaufensterpuppen vorbei zu den Plattenbauten, die eher wie alte Computer wirkten und hoch in die Luft ragten. Der, in dem Pia wohnte, zeichnete sich durch viele kleine Balkone aus, die unabhängig voneinander aus der Fassade standen, gleich herausgezogenen Schubkästen.

      Er presste den Finger gegen die Sprechanlage, noch immer leicht schummrig, und Pias Stimme erklang von der Mitte bis hinunter: „Wer?“

      „Spade“, sprach der Schwankende einfach hinein.

      „Komm hoch, Ben.“

      „Ich bin nicht Ben“, erwiderte Spade und stieg die vielen Stufen zu Pia Hand hinauf, die bereits vor ihrer Tür wartete. In Shorts und einem weiten, dunklen T-Shirt stand sie mit ihren langen Beinen und dem blonden, flauschigen Irokesenschnitt auf dem Kopf da. Das hübsche Gesicht war von im Verheilen begriffenen Narben bedeckt. Sie hatten eine gewisse logische Anordnung, die Pia vor dem Spiegel getroffen hatte. Eine lange Narbe befand sich über ihrem linken Auge schräg zum Kiefer; eine stand parallel dazu und zur Nase; eine war über dem rechten Auge und schnitt die Lippen; eine Narbe verbreiterte ihr Lächeln bis zu den Ohren; eine verlief von dem einen Wangenknochen zum anderen über die Nase; eine Narbe begann unter dem rechten Auge und schnitt das linke längs, wobei sie natürlich aus Sicherheitsgründen die Augenlider in Ruhe gelassen hatte; und zu guter Letzt hatte sie eine siebte kleine Narbe an der linken Wange, recht nah am Kiefer, die die Narbe schnitt, die über die Nase führte, und die, die den Mund vergrößerte. Dieses Gitter, welches ihr hübsches Gesicht überspannte, hatte nichts mehr von den roten Narben, sondern bestand nur noch aus leichten, hellen Erhebungen.

      „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte sie zu Spade hinab, der gerade die Treppen hinaufstieg.

      „Ich habe die Zerstörung meines Gesichts professionalisiert. Bin aus der Amateurschublade raus“, meinte Spade und fuhr mit einem Finge eine von Pias Narben nach. „Du heilst“, meinte er.

      „Ich weiß“, lächelte sie. „Ich muss die Cuttings demnächst nachziehen. Was machst du hier? Müsstest du nicht arbeiten?“

      „Müsstest du nicht auch arbeiten?“

      „Ich hab zuerst gefragt.“ Sie trat zurück und ließ den bandagierten Spade in den länglichen Flur.

      „Könnte eh nicht arbeiten. Die Betäubungsmittel haben noch nicht wirklich nachgelassen.“

      „Wie meinst du das?“, fragte Pia plötzlich. „Na ja, es dauert, bis der Körper die Vergiftung abgebaut hat, und bis dahin bist du dir nicht sicher, ob du wach bist oder …“

      „Das meine ich nicht. Du sagtest ‚professionalisiert‘. Was soll das heißen?“

      Spade sah Pia an, wie sie unsicher dastand.

      „Warum trägst du diesen Verband um dein Gesicht? Was hast du gemacht?“

      „Schön-heits-chi-rur-gie. Bloß andersherum“, sagte Spade, als er seine Stirn gegen ihre legte und mit der Hand durch ihren wuscheligen Iro fuhr. Pia wich zurück. „Was?“

      „Anders gesagt: Ich habe mein Gesicht chirurgisch zerstören lassen“, sagte Spade zufrieden.

      Pia schien plötzlich Angst zu bekommen. „Was hast du gemacht, Ben?“

      „Bleiben wir bei Spade. Ich weiß noch nicht, wie es geworden ist, und ich dachte, dass du es als Erste sehen sollst. Gehen wir ins Bad.“

      Spade СКАЧАТЬ