Der bessere Mensch. Georg Haderer
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Название: Der bessere Mensch

Автор: Georg Haderer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Schäfer-Krimi

isbn: 9783852187044

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СКАЧАТЬ uns die Drohbriefe der letzten Jahre heraussuchen … die hat ihr Mann alle aufgehoben … das hat ihn offensichtlich stolz gemacht, dass ihn so viele gehasst haben …“

      „Irgendein Name?“

      „Nein … so wie ich das einschätze, hat sich Frau Born aus dem politischen Geschäft herausgehalten, so gut es ging … was nicht heißen soll, dass sie es nicht verstanden hat …“

      „Weil es da viel zu verstehen gibt, bei diesen Dumpfbacken …“

      „Ja, nein … was ich sagen wollte: Sie hat ihn wohl nicht wegen seiner politischen Ansichten geliebt …“

      „Born, die Sexmaschine … so habe ich das noch gar nicht gesehen … das könnte doch ein Hinweis …“

      „Mein Gott“, meinte Bergmann verzweifelt, „können wir uns nicht Schritt für Schritt voranarbeiten … diese Sprunghaftigkeit … seit Sie diese Tabletten nehmen …“

      „Ach, Bergmann … lösen Sie sich doch einmal von den Konventionen. Lassen Sie Ihrem Gehirn freien Lauf …“

      „Mein Gehirn muss im Gegensatz zu Ihrem mit seiner natürlichen Menge an Neurotransmittern auskommen …“

      „Ah“, sagte Schäfer anerkennend, „Neurotransmitter … Sie haben sich informiert …“

      „Natürlich“, erwiderte Bergmann gereizt, „wen treffen denn die Nebenwirkungen?“

      „Wollen Sie sagen, dass ich gemein zu Ihnen bin? Ich bringe Ihnen Überraschungseier mit, stelle Ihnen Tulpen auf den Schreibtisch …“

      „Eben … wieso machen Sie das? Das sind doch gar nicht Sie …“

      „Also bitte: Ich zeige Ihnen meine Wertschätzung und … lassen wir das … wie machen wir weiter?“

      „Wir beide?“

      „Mit dem Fall, Sie Esel … Entschuldigung.“

      „Ach so … die Überprüfung der Telefonate habe ich veranlasst, Kovacs hat mit den Nachbarn begonnen …“

      „Gibt’s eigentlich Personal?“

      „Eine Putzfrau, die dreimal die Woche kommt … eine Köchin, die sie bei Bedarf bestellt … und den Gärtner.“

      „Schön“, meinte Schäfer und winkte den Kellner heran, um die Rechnung zu verlangen, „dann setzen wir uns jetzt mit der gesamten Knechtschaft zusammen und besprechen, wer morgen was zu tun hat … Säure … so ein Arschloch …“

      Er stand auf, griff in seine Hosentasche, holte eine Handvoll Kleingeld heraus und legte dem Kellner den genauen Betrag auf den Tisch. Der strich die Münzen kommentarlos in seine Geldtasche, räumte den Tisch ab und ging wieder.

      „Arschlochservice“, murmelte Schäfer und ging mit dem kopfschüttelnden Bergmann im Schlepptau zum Wagen.

      Auf dem Weg ins Kommissariat drückte Schäfer am Autoradio herum, um herauszufinden, ob irgendein Sender den Mord schon in den Nachrichten hatte. Er kam nur bis zu einem Lied von Johnny Cash, das er auf keinen Fall abwürgen wollte. Take this weight from me, let my spirit be unchained. Auch gut – dass die Medien zu spät von der Sache Wind bekamen, musste er ohnehin nicht befürchten. Plötzlich prasselten dicke Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Bergmann drückte ungerührt den Hebel für die Scheibenwischer nach oben, während Schäfer erstaunt in den Himmel blickte. Seltsames Wetter für Ende Juni. Grauweiße Wolken, die hastig nach Süden flohen, die Stadt im Wechselspiel mit der Sonne in ein launisches Schattenspiel tauchten, immer wieder ein wenig Regen abschüttelten, als ob es nur darum ginge, auf sich aufmerksam zu machen.

      „Ist ja wie im April“, sagte Schäfer zum Seitenfenster und drehte seinen Kopf auf der Suche nach einem Regenbogen.

      „Hm“, machte Bergmann und bog auf den Gürtel ein, „wenigstens nicht so heiß.“

      Da konnte Schäfer ihm nur zustimmen. Bis jetzt waren sie mit Ausnahme von zwei Tagen von Temperaturen über dreißig Grad verschont geblieben. Und wenn es nach ihm ging, konnte es den ganzen Sommer so bleiben. Denn ebenso launisch wie er auf Hitze reagierte, missfielen ihm klimatisierte Räume; und in feuchte Leintücher gehüllt nach Mördern zu jagen, war auch keine Lösung.

      Bergmann hupte den Kleinbus eines Paketdienstes an, der die Einfahrt zur Tiefgarage verstellte. Der Mann im Führerhaus schrieb unbeeindruckt in seiner Mappe weiter. Erst als Schäfer „Weg da, du Penner!“ aus dem Fenster schrie und für ein paar Sekunden Blaulicht und Sirene einschaltete, entschuldigte sich der Fahrer mit einer Geste und suchte sich einen anderen Parkplatz.

      Auf dem Weg ins Büro rief Schäfer seine Kollegen zusammen und ersuchte sie, in zehn Minuten in den Besprechungsraum zu kommen. Er wollte ihnen einen kurzen Überblick verschaffen, bevor er Kamp über den Fall aufklärte. Sosehr er den Oberst schätzte – aber die Jahre in der Führungsriege und der daraus resultierende ständige Kontakt mit dem Innenminister und anderen polizeifremden Funktionären hatten Kamp unweigerlich infiziert. Manchmal verlor er seinen kriminalistischen Blick und fing an, politische Interessen in die Ermittlungsarbeit einzubringen. Schäfer ärgerte sich oft darüber – andererseits schützte Kamp die Gruppe auch so gut es ging vor diesen Politsoldaten; dafür war Schäfer bereit, ihm einiges nachzusehen, und nannte seinen Hochmut Großmut.

      Er füllte den Wassertank der Espressomaschine, ließ zwei kleine Tassen volllaufen und stellte Bergmann eine davon ungefragt auf den Schreibtisch. Rauchen wäre jetzt gut, dachte er, während er mit dem Kaffee in der Hand aus dem Fenster schaute. Mit den Tabletten wird Ihnen das Aufhören leichter fallen, hatte sein Therapeut gemeint. Serotonin und Dopamin und irgendwas mit dem Belohnungszentrum in seinem Gehirn, das auch für sein Suchtverhalten verantwortlich sei. Aber wie sollte die Belohnung, die er für jede Zigarette, die er nicht rauchte, bekam, mit dem Genuss des Rauchens mithalten?

      „Sie haben nicht zufällig irgendwo eine Zigarette herumliegen?“

      Bergmann schaute ihn nur schelmisch an und hob scheinbar bedauernd die Schultern.

      „Na gut … dann starten wir die Maschinen.“

      Kovacs, Schreyer sowie Gruppeninspektor Leitner, der erst seit Kurzem zu Schäfers Gruppe gehörte, waren bereits anwesend.

      „Wo ist Strasser, der stinkende Affe?“, blaffte Schäfer in die Runde, worauf Schreyer in ein gackerndes Lachen ausbrach.

      „Was ist so komisch?“ Schäfer schaute den Inspektor erstaunt an.

      „Nichts … nur dass …“

      „Auf der Uni“, antwortete Bergmann.

      „Was macht er da?“

      „Seinen BWL-Abschluss … und das nicht erst seit gestern …“

      „Na gut, ’tschuldigung.“ Schäfer trat an die Wandtafel. „Also: das Mordopfer heißt Hermann Born … ich muss Ihnen ja nicht erklären, wer das ist, besser gesagt war … ehemaliger Obmann unserer weitum geschätzten Nationalpartei … Kurzzeitminister, den ein Verfahren wegen Wiederbetätigung zu Fall gebracht hat … das macht die Suche nach Motiven einfach, und die Suche nach Tätern umso umfangreicher … außerhalb der rechten Wählerschaft war ihm wohl keiner sehr zugeneigt … was uns weiterhelfen СКАЧАТЬ