Der mondhelle Pfad. Petra Wagner
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Название: Der mondhelle Pfad

Автор: Petra Wagner

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783867779579

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СКАЧАТЬ Zweck. Ab und zu würde dort die Asche aus den Feuerstellen darüber gestreut werden. Das neutralisierte den Geruch.

      Ins Zelt ging man eigentlich nur, wenn man sich hinlegen wollte. Das gesellige Beisammensein spielte sich draußen ab, anfallende Arbeiten wurden gemeinsam erledigt.

      Gegessen wurde auf dem riesigen Festplatz zwischen See und Stadion. Dort reihten sich auch die Backöfen, Feuerstellen mit Dreifüßen und Kupferkesseln darüber und allem anderen, was man für die Verpflegung brauchte, sogar eine Schmiede mit richtigem Blasebalg, falls mal jemandem sein Essmesser abbrach. Jeder Bereich wurde durch Sträucher voneinander abgegrenzt, die voller Johannisbeeren, Stachelbeeren und Brombeeren hingen.

      Aus jedem Königreich waren ein Dutzend junge Leute ausgelost worden, die hier tagelang Gras gemäht, Holz gemacht, Senkgruben für den Abort ausgehoben, Backöfen neu gebaut oder repariert und Gatter in Stand gesetzt hatten. Natürlich hatten sie auch die Wettkampfstätte hergerichtet und auf der Rennbahn Unmengen an Erde glattgezogen, um Stolperstellen einzuebnen.

      Loranthus war etwas neidisch gewesen, dass er nicht als Helfer ausgewählt worden war, tröstete sich jedoch damit, dass keiner aus seiner Gastfamilie früher hier war als er.

      Dafür begutachtete er nun wie ein Oberaufseher höchst akribisch das Resultat anderer Leute Arbeit, doch wo er auch hinsah, machte alles einen ordentlichen und gepflegten Eindruck.

      Sogar die Zelte waren hinter den Apfelbäumen in einer Linie zur Handelsstraße ausgerichtet, als wären sie zur Parade angetreten. Dieser Vergleich drängte sich ihm förmlich auf.

      Es gab kleine Zelte, große Zelte, breite Zelte, lange Zelte, meist mit zwei Spitzen, manchmal auch mit einer im Zentrum und vier, fünf, sechs, sieben oder vielleicht auch acht niederen Spitzen − da konnte man sich schon mal verzählen − und natürlich gab es auch welche in einfacher Kegelform. Aber wie sie auch gestaltet waren, immer war der Zelteingang zurückgeschlagen. Als Einladung einzutreten?

      Da er nicht zu neugierig erscheinen wollte, entschied er sich für einen langen Hals.

      Mit Kennerblick stellte er fest, dass bei vielen die Zeltstützen Schnitzereien aufwiesen und die Leinwände sogar mit Ornamenten oder Bildern bemalt waren, eines schöner und auffälliger als das andere. Schmucklose Holzstützen und einfarbige Leinwände gab es natürlich auch. Diese erstrahlten allerdings auf Hochglanz poliert, beziehungsweise in allen möglichen Farbgebungen.

      Der Hirschclan konnte, zum Beispiel, mit so einem herrlich satten Grün aufwarten, welches jeden Vorbeieilenden automatisch in seinen Bann zog. In diesem grünen Bereich gab es noch eine Besonderheit, sie hatten nämlich ein Arzt-Zelt, selbstverständlich auch in Grün. König Gort hatte es Viviane geschenkt und höchst persönlich mit aufgestellt. Es war das größte Zelt im gesamten Lagerabschnitt und hatte exakt zwei Dutzend Stützstreben, Loranthus hatte nachgezählt. König Gort hatte ein größeres, aber nur unwesentlich viel.

      Im Lagerabschnitt der Könige hätte jeder Juwelenhändler seine wahre Freude gehabt. Hier prunkten die Zelte ganz und gar noch mit eingelassenen Edelsteinen im Schnitzwerk der Stützstreben und wehenden Standarten in Gold und Silber am Eingang.

      Der gesamte Bereich schillerte schon von Weitem in der Sonne und Loranthus brummte zufrieden, als er das grüne Zelt von König Gort und den Hirsch auf der Standarte silbern schimmern sah. Gegen die anderen wirkte es eher schlicht, doch für das Auge war es eine Wohltat. Und so blieben auch hier viele Leute stehen und hefteten ihre Blicke darauf. Je länger man hinsah, desto besser erkannte man ein filigranes Muster aus Silberfäden in der Zeltleinwand, die ein Rudel Hirsche und Jagdszenen darstellten. Wer im Hirschclan konnte so kunstvoll weben? Loranthus seufzte tief, drehte sich hierhin und dorthin und überlegte.

      Es war eine Frage des Prestige, eindeutig. Alle Königreiche kamen zu Lugnasad zusammen und zeigten sich von ihrer besten Seite. Wenn sie vor jedem Clan ein Schild aufgestellt hätten ‚Wir sind wohlhabend, einflussreich und imponierend‘, hätte es nie im Leben denselben Effekt gehabt. Die wehenden Standarten vor den Zelten vermittelten auch noch den Eindruck eines skurrilen Tierasyls. Die normalen Bilder von Löwe, Hirsch, Bär, Falke, Gans, Hase, Hahn, Huhn, Hund, Luchs, Pferd, Stier, Taube, Widder und Zaunkönig flatterten zusammen mit den abnormalen Varianten als wäre dies hier der Treffpunkt, um sich zu kreuzen und noch ein paar weitere fantastische Gattungen hervor zu bringen, Hauptsache alles strahlte und funkelte in den sattesten Farben; je glamouröser, desto besser.

      Diese Hermunduren protzten doch wirklich mit allem, was sie hatten.

      Natürlich hatte sich auch jeder mit Schmuck behängt.

      Fibeln, Broschen, Ketten, Armreifen, Handreifen, Fußreifen, Fingerringe oder Ohrringe in Kupfer, Bronze, Messing, Silber, Gold, Holz, Horn oder Glas mit Perlmutt, Bernstein, Koralle, Emaille oder Edelsteinen im Farbspektrum von Kristall bis Onyx … Man musste richtig blinzeln, um überhaupt noch ihre verschiedenen Torques zu erkennen, so sehr gleißte es in der Sonne.

      Eine Frau schleppte sogar einen kleinen Hund mit einem breiten Halsband aus aufwendig verflochtenen Kupfersträngen mit sich herum. Vor lauter Windungen, Schlingen und Knoten war der Hund kaum noch zu erkennen, da musste man schon genauer hinsehen, was Loranthus auch tat, weil sie genau auf ihn zukam.

      Ihr Blick war der eines Milans, der einen frei laufenden Hahn gesichtet hatte. Loranthus konzentrierte sich auf ihren Hals, um die Gefahr besser einzuschätzen und gab seinem eingezogenen Kopf gleich Entwarnung.

      Sie hatte einen besonders dicken Torques, aber nur aus drei gedrehten Kupfersträngen. Ihre Augen huschten mehrmals an ihm hoch und runter, bis sie sicher gehen konnte, dass er weder Schmuck noch Torques vorzuweisen hatte. Da stolzierte sie an ihm vorbei, als hätte sie einen Stock verschluckt und kraulte den Hund oder das Halsband, was ja dasselbe war.

      Ethmanja gähnte ihr gelangweilt hinterher, doch Loranthus war über ihr Gehabe eher belustigt. Er nickte sogar anerkennend, schließlich war sie die erste, die einen Stelzgang perfekt imitieren konnte und das wohlgemerkt ganz ohne Hilfsmittel. Daher kam er lautstark zu der Erkenntnis, dass sie in einem früheren Leben ein Storch gewesen sein musste. In diesem Leben war sie jedenfalls das Weib eines Händlers, erfuhr er von Silvanus in der gleichen Lautstärke.

      Prompt sah er ihr lange nach und rümpfte die Nase.

      Ihre aufgetürmten roten Haare sollten wohl römisch oder griechisch wirken und waren garantiert gefärbt, wahrscheinlich mit derselben Farbe wie ihr Mund und ihre Wangen. Ihr dunkelrosa Kleid war auch nichts Besonderes. Da gab es viel schönere in leuchtenden Farben, mit komplizierten Brettchenwebkanten am Saum und mit Blumen bestickt … Sogar er trug ein kurzärmeliges Hemd, bestickt mit Misteln. Flora hatte es ihm genäht. Zum einen schmeichelte es seiner schlanken Figur, zum anderen passte es so schön zu seinem Namen. Der bedeutete ja schließlich auch Mistel.

      Sichtlich mit sich selbst zufrieden, schlenderte Loranthus an den Backöfen vorbei, erschrak und duckte sich hinter Silvanus.

      Da kam dieser furchteinflößende König Donar mit noch einem König, den er nicht kannte, genau auf sie zu.

      König Donar war wieder an jeder freien Stelle mit Schmuck behängt, die goldenen Bartperlen schaukelten bei jedem Schritt und machten aus seinem Wuschelbart einen roten Sternenhimmel. Vielleicht bildete sich Loranthus das nur ein, aber eine der Bartperlen war gar nicht golden, sondern aus roter Koralle und die goldenen Perlen drum herum bildeten das Sternbild des Skorpion. Leider oder zum Glück tat ihm König Donar nicht den Gefallen und blieb stehen.

      Der König, der ihn begleitete, trug seinen braunen Bart zu zwei langen Zöpfen geflochten, was keine Sterndeuterei zuließ, aber dafür hübsch ordentlich aussah. Am Ende СКАЧАТЬ