Название: Der mondhelle Pfad
Автор: Petra Wagner
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783867779579
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„Hm“, brummte Silvanus, brachte seine Locken wieder in Form und rutschte sich auf seinem Pferd zurecht. „Abgemacht, Viv, aber hau mich nicht wieder. Du weißt, ich bin sensibel.“
Das hatte diesmal nicht den gewünschten Lacherfolg bei Viviane, im Gegenteil, sie runzelte sogar die Stirn und murmelte: „Jetzt, wo du es sagst … fällt mir noch was ein.“
„Spuck’s aus, Viv. Du weißt, ich bin neugierig.“
Viviane vergewisserte sich nach allen Richtungen, dass sie keiner hören konnte und kam wieder ganz nah an Silvanus heran.
„Er guckt Wahedon an, wie er jeden anguckt.“
„Wo ist dein Problem, Viv? Ist doch gut so!“
„Nichts ist gut. Wahedon hat mir erzählt, dass er ihm nicht mal gratuliert hat, als er bei König Gort zum ersten Krieger aufgestiegen ist.“
„Vielleicht ist er neidisch, weil es Wahedon so gut geht bei uns. Immerhin ist er in kürzester Zeit zum ersten Krieger gewählt wurden. Dazu noch ein hübsches Weib und einen strammen Sohn … So viel Erfolg und Anerkennung hat er seinem kleinen Bruder bestimmt nicht zugetraut. Schon gar nicht in einem fremden Clan.“
Viviane schürzte nachdenklich die Lippen.
„Ist eigentlich nicht Nahars Stil. Er war doch sonst nie neidisch auf Wahedon, im Gegenteil. Er hat ihm alles beigebracht, was ein Krieger können muss.“
„Ja, genau. Das war dein Glück und seins auch an jenem unseligen Unglückstag, an dem du ihm die Narbe verpasst hast.“
„Erinnere mich nicht daran! Aber weißt du, was komisch ist? Seine Narbe zuckt nicht mehr, wenn er mich sieht!“
„Echt nicht?! Die hat doch jedes Mal unkontrolliert gezuckt, wenn er dich früher immer gesehen hat! Er konnte gar nichts dagegen machen! Aber vielleicht liegt es ja an der langen Zeit. Immerhin hatte er zehn Jahre, um seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Mir hat er manchmal richtig leidgetan, weil er sich einfach nicht beherrschen konnte, der Ärmste.“
Viviane seufzte.
„Mir auch, das kannst du mir glauben. Aber Fakt ist: Das Zucken ist weg. Außerdem ist seine Narbe verblasst.“
„Verblasst? Wie kommst du denn darauf, Viv?“
„Weil sie früher violett war und jetzt ist sie nur noch rosa.“
Silvanus schaute erst Viviane ungläubig an, dann nahm er König Nahar ins Visier, der sich prächtig mit Amaturix zu unterhalten schien.
„Tja, Viv. Ich schätze mal, das liegt auch an der Zeit. Ist schließlich schon zehn Jahre her, seit du ihm die Narbe verpasst hast.“
„Hör endlich auf! Mir hat schon gereicht, ihm ins Gesicht sehen zu müssen!“
„Hat manchmal auch seinen Nachteil, so ein Gleichstand, Viv!“
Viviane sah ihn streng an und presste die Lippen zusammen. Ein tiefes Grollen kroch ihre Kehle hinauf und sie knurrte: „Fakt ist: Ich habe ihm eine sehr, sehr tiefe Narbe verpasst und sie war immer violett! Zehn lange Jahre war sie violett! Jetzt ist sie rosa. Das ist praktisch nicht nachvollziehbar.“
„Apropos praktisch: Kommst du mit hinter zu Naschu, Hirlas und Zanadu? Ich will wissen, wie ihnen die Reise zu Pferde gefällt.“
„Gut. Aber danach müssen wir noch bei Harthu und seinen Leuten vorbei. Nicht, dass sie beleidigt sind.“
„Soll mir recht sein, Viv. Was hast du eigentlich von Harthus Vater bekommen, damit auch seine Leute auf deinen Pferden reiten dürfen?“
„Onkel Wadi und seine Leute haben auch Pferde von uns. Schließlich müssen wir ja irgendwie zum Lager kommen. Es ist also recht praktisch, dass alle sich geehrt fühlen, wenn wir ihnen etwas vom Braten abgeben. Man sollte sich eh den Mund nicht zu voll stopfen.“ Sie schnalzte kurz und Arion trabte an.
Auch Silvanus schwenkte herum, folgte jedoch in einigem Abstand, weil er sich schon denken konnte, warum sie so kurz angebunden war. Erst die Erinnerung an ihre schlimme Begegnung mir König Nahar und dann war da noch Furia. Die beiden für fast einen Mond zusammen in einem Lager … Bei dem Gedanken kam er richtig ins Schwitzen und das lag nicht am strahlenden Sonnenschein.
Zum Glück war Furia eine Königstochter. So war sie wenigstens in einem separaten Bereich des Lagers untergebracht, und der war weit genug weg von ihnen. König Nahar war somit auch weg und konnte sich ungestört dem Verblassen seiner unschönen Narbe in dem ansonsten recht freundlichem Gesicht widmen … Apropos widmen: War Viviane ihm die Antwort auf seine letzte Frage eigentlich schuldig geblieben?
Abends lagerten sie an einem See und alle rannten übermütig ins Wasser. Loranthus stellte sich neben Silvanus, beobachtete das muntere Treiben und schüttelte den Kopf.
„So viele Leute! Da findet man ja kein nasses Fleckchen mehr, um sich in Ruhe zu waschen. Ich warte lieber, bis es nicht mehr zugeht wie in einer Pfütze mit Kaulquappen.“
„Vollkommen richtig, Loranthus. Ich, für meinen Teil, bringe erst mal Viv ins Schwitzen, damit sich das Waschen auch wirklich lohnt. Vorher schwitzen ist sowieso besser, weil das Wasser nämlich ganz schön kalt ist.“
„Woher weißt du das, Silvanus? Du hast doch noch nicht mal deinen Zeh rein gehalten!?“
„Ach, das ist doch offensichtlich. Sieh mal! Da steht Elektra mit Gänsehaut im Wasser und hüpft immerzu. Ich glaube, sie will Kaulquappen fangen, damit es ihr wärmer wird.“
Loranthus japste erschrocken, hakte seinen Gürtel auf und riss sich Hemd und Hose vom Leib. Dann rannte er los und Viviane, die gerade von Tinne kam, schaute ihm verblüfft hinterher.
„Der hat’s aber eilig!“
„Elektra friert. Da hilft nur Bewegung.“
„So? Dann brauchst du bestimmt auch Bewegung. Den ganzen Tag reiten, davon wirst du ganz … steif“, schnurrte sie in sein Ohr und presste sich an ihn. Mit einem Seufzen kuschelte sie sich in seine Arme. „Ich friere auch. Wir sollten uns ein warmes Plätzchen suchen, bis es leerer wird im See.“
Silvanus strich ihr über die Brust und fühlte sie erschauern.
„Ja, du frierst wirklich ganz schrecklich“, stellte er fest und zwinkerte. Mit Verschwörermiene beugte er sich zu ihrem Hals und hauchte: „Da drüben ist schönes Buschwerk, wind- und blickdicht, inklusive Glut und Schürhaken.“
Viviane hielt ihn am Gürtel fest.
„Nein, da ist Vater schon hin! Hinter dem Hügel, da ist es ruhiger. So ein Feuer prasselt ja ziemlich emsig, wenn es geschürt wird.“
Am nächsten Tag trafen sie auf die Truppen vom Dolmar.
Ihr König Donar begrüßte die anderen Könige und Heerführer sehr huldvoll, dann rief er laut: „Wie geht es meiner Großtante Mara?!“, krachte Viviane die Hand auf СКАЧАТЬ