El Raval. José R. Brunó
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Название: El Raval

Автор: José R. Brunó

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783960082033

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СКАЧАТЬ Er wollte sich gerade auf eine alte Holzbank setzen, als der Kommissar die große Eingangshalle betrat. Lopez entdeckte ihn sofort und kam lächelnd auf ihn zu. Mit einem »Hola José« begrüßte er Pep, der schüchtern seine mitgebrachten Unterlagen in den Händen hielt.

      Lopez machte eine kurz Handbewegung, die ihn zum Mitkommen aufforderte.

      Der Kommissar war eher der bequemere Typ, der nicht gerne die breite Treppe nahm, um in sein Büro in die erste Etage zu gelangen. Er ging auf den alten Aufzug zu, der sich in der Ecke der großen Halle befand. Pep benutzte diese Fahrstühle mit gemischten Gefühlen und nur im äußersten Notfall. Zu oft gab es Stromausfälle und dann steckte man manchmal stundenlang in diesen Aufzügen fest.

      Dieser Paternoster war sicherlich so alt wie das Gebäude und noch aus dem vorherigen Jahrhundert. Man konnte, während sich der Korb ächzend nach oben bewegte, hinaus schauen und sehen, wer auf den Treppen nach unten ging.

      Auf der ersten Etage angekommen gingen sie auf das Zimmer 109 zu, welches sich direkt gegenüber dem Aufzug befand. Lopez zog langsam einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und schloss die Bürotür auf.

      Der junge José war verwundert, dass selbst die Polizei ihre Türen verschließt. »Wer sollte wohl wagen, hier etwas zu klauen«, dachte Pep.

      »Komm«, sagte er und forderte Pep auf, einzutreten.

      Lopez setzte sich in seinen verschlissenen Schreibtischsessel und betrachtete die mitgebrachten Unterlagen. Er hatte einige Minuten damit verbracht, sich den Lebenslauf und seine Zeugnisse anzusehen.

      Lopez nickte nachdenklich mit dem Kopf, bevor er sich erhob und Pep eine Weile anschaute.

      »José, du solltest mir jetzt noch ein Certificado Medico, ein Gesundheitszeugnis vorbeibringen und dann wirst du in den nächsten Tagen von mir hören.«

      »Bedeutet das, Sie nehmen mich, Comisario?«

      »Noch bedeutet das gar nichts, mein Freund, und jetzt raus, du hörst von mir«, sagte Lopez lächelnd.

      Pep verabschiedete sich höflich und verließ das Gebäude in der Erwartung, bald einen positiven Bescheid von Lopez zu bekommen.

      Es waren inzwischen zwei Wochen vergangen und Pep hatte sich noch einmal mit Javier Fernandez getroffen. Xavi hatte bereits Nachricht bekommen und müsse sich, so sagte er, am dritten Mai zu seiner Ausbildung in Avila einfinden.

      Eigentlich hatte sich Pep längst auf die Ablehnung seiner Bewerbung eingestellt. Trotzdem schaute er täglich und voller Ungeduld in seine Post. Er wusste, dass Briefe innerhalb Barcelonas oftmals zehn Tage unterwegs sein konnten.

      Am 15. April war es endlich soweit und er fand das Schreiben, auf das er sehnsüchtig gewartet hatte. Er öffnete hastig das Kuvert und zog ein zweiseitiges Dokument heraus. Pep sollte sich, wie sein ehemaliger Schulkamerad, am besagten dritten Mai auf der Polizeischule in Avila einfinden.

      Er wusste nicht so recht, ob er sich freuen sollte. Die Angst, zu versagen, war wieder da. Die Zeit war knapp, es blieben nur noch zwei Wochen, um sich vorzubereiten. Zunächst einmal musste er sich kundig machen, wo dieses Avila überhaupt lag. Pep war, außer in seiner Militärzeit, nie aus Barcelona herausgekommen. Aber auf der anderen Seite war da noch Xavi, der ihn begleiten sollte. Jetzt war er das erste Mal froh, Javier Fernandez zu kennen.

      Er hatte von Xavi eine Telefonnummer bekommen, unter der dieser immer vormittags zu erreichen war.

      Mutter Maria hatte zwar vor geraumer Zeit ein Telefon beantragt, aber es dauerte immer Monate, bis so ein Antrag bewilligt wurde. So begab er sich einmal mehr in eine schmuddelige Cafeteria in der Carrer Marquez de Barberá.

      Er hatte Glück und das Telefon funktionierte, was nur selten vorkam. Entweder hatte der Betreiber nicht bezahlt oder das gesamte Viertel war mal wieder ohne Telefon. Darüber hinaus war das Telefonnetz so veraltet, dass selbst ein Stadtgespräch eine einzige Schreierei zwischen den Telefonierenden war.

      Javier war erfreut über die Nachricht, dass er nicht allein auf den Lehrgang gehen musste. Er gab seine Freude zum Ausdruck, indem er seinem neuen Kollegen eine Mitfahrgelegenheit anbot. Um in das 700 Kilometer entfernte Avila zu kommen, wäre man sicherlich zwei Tage mit der Eisenbahn unterwegs. Xavi ließ sich fahren, eine Bahnfahrt kam für ihn nicht infrage. In seiner Familie gab es mehrere Autos und einige, die sie fahren konnten.

      Die beiden trafen sich noch zwei Mal, um ihre Reise zu besprechen. Immerhin würden es mindestens 15 Stunden Autofahrt bis in die Kleinstadt nordwestlich von Madrid sein. Zu jener Zeit gab es im ganzen Land nur wenige Autobahnen und eine solche Reise war in den meisten Fällen nur mit Übernachtung zu schaffen. Pep wollte nichts dem Zufall überlassen und je näher der Tag der Reise kam, umso nervöser wurde er.

      Es war Mai, und die Temperaturen betrugen, insbesondere im Landesinneren, bereits 26 Grad Celsius.

      Avila, eines der historischen Metropolen des Landes, und liegt in Kastilien – León. In dieser Region war es im Winter klirrend kalt, und im Sommer unerträglich heiß. Pep hatte gerade seinen Militärdienst hinter sich gebracht und er musste feststellen, dass er das Ganze noch einmal über sich ergehen lassen musste. Morgens Sport, nachmittags Theorie und Waffenkunde. Die Abende standen zur freien Verfügung, die Pep und Xavi dazu nutzten, die Bars und Kneipen in der näheren Umgebung kennenzulernen.

      Sechs Monate waren vergangen und Pep hatte seinen Lehrgang bei der Polizei in Avila absolviert. Er war mit ausgezeichneten Leistungen einer der Lehrgangsbesten geworden. Sein Kollege Javier hingegen hatte sich mit Ach und Krach geradeso durchgemogelt. Nicht etwa durch schlechte Noten im theoretischen Bereich, er hatte sein Abitur mit einem Notendurchschnitt von 9,0 gemacht, sondern sportlich war er eine absolute Null. Auf Sport hatte man bei der Prüfung besonderen Wert gelegt.

      Pep glaubte ohnehin, dass bei der Einstellung von Javier der Vater ein wenig nachgeholfen hatte. Es war Xavis dumme überhebliche Art, die ihm fast die Abschlussprüfung gekostet hätte. Pep war sich nicht sicher, ob alle Kinder aus besserem Haus so waren, aber bei seinen Ausbildern hatte Xavi sich keine Freunde gemacht. Xavi musste einfach lernen, zum richtigen Zeitpunkt den Mund zu halten. An seine sarkastischen Bemerkungen, die bei vielen Leuten nicht besonders gut ankamen, hatte sich Pep allerdings zwischenzeitlich gewöhnt. Die beiden waren Freunde geworden, weil Pep aus solchen Situationen immer das Beste zu machen verstand. Er hatte in seiner Umgebung frühzeitig lernen müssen, wie man klug durchs Leben kommt und dazu gehörte auch, Menschen mit ihren negativen Allüren zu akzeptieren. Wenn man dann noch davon profitieren würde, umso besser. Geld hatte für Javier absolut keine Bedeutung und war immer reichlich vorhanden.

      Die Abreise aus der Kleinstadt Avila verlief relativ unspektakulär, obwohl beide eine gewisse Wehmut verspürten. Sie hatten bei ihrem sechsmonatigen Aufenthalt viele neue Freunde gewonnen und die angehenden Polizisten aus Barcelona waren in den umliegenden Kneipen gerngesehene Gäste gewesen. Ohne Xavi wären die Besuche in all den Bars und Kneipen nicht möglich gewesen. Pep war der Meinung, dass er Xavi etwas schuldig sei. Ohne die zufällige Begegnung mit seinem kauzigen Freund Fernandez wäre Pep nie und nimmer bei der Polizei gelandet.

      DER JUNGE POLIZIST

      Es war der fünfundzwanzigste Dezember 1979, ein Montag, als Pep schon früh erwachte. Es war gerade acht Uhr und obwohl er mit geschlossenem Fenster schlief, wurde er von einem Straßenlärm geweckt, den er zunächst nicht einordnen konnte.

      Er war nun ein junger Polizist, der ein paar Tage Urlaub hatte und gerne noch etwas länger geschlafen hätte. In anderen Ländern wurde bereits Weihnachten gefeiert, СКАЧАТЬ