Der junge Häuptling. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Der junge Häuptling

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840080

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СКАЧАТЬ will zu der Station am oberen Niobrara reiten. Er hat sein Geld versoffen, hat beruflich einen großen Rückschlag erlitten und will etwas wettmachen. Durch die Black Hills sollen Zweigbahnen gebaut werden. Henry …«

      »Es ist für Henry besser, wenn er in die Städte des Ostens zurückgeht.«

      »Du würdest ihn nicht schonen?«

      Der Indianer tat, als ob diese Frage nicht gestellt worden sei. Er ging. Leise schloss er die Tür hinter sich.

      In der hellen Stube saß Morris, der Maler, und hatte den Eindruck, dass es rings um ihn dunkel werde. »Langspeer?«

      »Ja?«

      »Die Freundschaft der Menschen, die ich schätze, entgleitet mir. Sie werden sich untereinander morden …«

      Der Maler erschrak und verstummte, denn er hörte einen festen Schritt die Treppe heraufkommen. Der Indianer war auf leisen Sohlen weggegangen, sein Tritt war nicht zu hören gewesen.

      Es klopfte, gleich darauf trat ein Mann von etwa dreißig Jahren in die Stube ein. Er knallte die Tür zu. »Morris«, rief er, »wir haben uns vorhin beim Kommandanten nur so kurz begrüßt! Was für ein Wiedersehen nach so vielen Jahren, das muss doch gefeiert werden! Hier, ich habe eine Flasche exquisiten Whisky mitgebracht.«

      »Henry, du sollst nicht schon wieder trinken! Du ruinierst dich!«

      »Nur heute noch einmal! Nur heute! Zum Abschied. Morgen reite ich zu der Station von Smith am Niobrara. Das Leben in der Wildnis fängt noch einmal an! Mein alter Gönner und Lehrmeister Joe Brown baut die Northern Pacific, Henry Henry aber wird die Bahn zu den Goldbergwerken der Black Hills bauen. Kommt, haltet mit!«

      Morris nippte. Langspeer schob das gefüllte Glas weg.

      »Mit wem zusammen reitest du zum Niobrara?«, forschte der Maler beunruhigt.

      »Mit wem? Mit dem Brief von Oberst Jackman und mit zwei ausgezeichneten Scouts, Bob und Jack. Pitt hat die kurze Nase voll, er will vorläufig nicht mehr zwischen die Dakota geraten.«

      »Lass du das auch sein, Henry! Um Gottes willen, lass das sein!«

      »Was hast du denn, Morris? Angst vor unserem ehemaligen Scout Harry, der jetzt unter dem Namen Tokei-ihto als Häuptling der Bärenbande die Gegend am Niobrara unsicher machen soll?«

      »Angst um dich! Ehrlich gestanden, ja.« Der Maler war etwas erleichtert, weil er mit gutem Gewissen wenigstens die halbe Wahrheit sagen konnte. »Wenn Joe Brown, dein alter Freund, hier wäre, er würde dich ebenso warnen, wie ich es tue!«

      Henry goss den Inhalt eines Glases hinunter. »Um unseren ehemaligen Harry wird viel Legende gesponnen! So weit her ist es mit dem jungen Mann wirklich nicht; wir haben uns doch gekannt. Ein schussfertiger Revolver – und schon liegt der Häuptling auf der Nase im Gras!«

      Morris schüttelte es.

      »Morris, zartbesaiteter Künstler! Wenn du mitten im Fort Randall schon bei dem bloßen Gedanken an Harry Schüttelfröste kriegst, dann reite doch lieber schnurstracks wieder nach Hause! Denn etwas lebhafter als zurzeit dürfte es diesen Sommer in den Prärien hier noch werden!«

      »Lass den Spott, Henry! Und reite um des Himmels willen nicht allein mit zwei Scouts, die du kaum kennst, zum Niobrara! Warte ab! In vierzehn Tagen gehen eine Abteilung Kavallerie, eine Munitionskolonne und Miliz nach dem Fort von Smith. Schließe dich diesen an!«

      »Ich bin doch kein Kind! Eben diese Munitionskolonne soll der Station am Niobrara durch den Brief angekündigt werden, den ich dorthin bringe.«

      »Das ist doch unzulässig! Eine Privatperson als Kurier! Es ist mir unverständlich, mit welchem Leichtsinn wir oft verfahren!«

      »Der Kommandant gibt mir die fest verpflichteten Scouts seiner Truppe mit, zu deiner Beruhigung sei es gesagt! Übrigens habe ich auch Presseaufträge. Ich werde der Erste sein, der vom Niobrara Augenzeugenberichte schreibt.«

      Morris gab auf diese Antwort hin seinen Widerspruch auf.

      Henry lachte und trank noch drei Glas. »Aufs nächste Mal!«

      »Hoffen wir es.« Morris’ Nerven zogen sich zusammen. Er war nahe daran, sich vor Aufregung zu erbrechen. Henry schüttelte den Kopf, schürzte die Lippen und verabschiedete sich.

      Als der Indianer Jack-Harry die Stube des Malers verließ, hatte er durch das Fenster schon den Ingenieur über den Hof kommen sehen. Er war daher die Turmtreppe nicht hinunter-, sondern ein Stück hinaufgegangen. Sobald Henry die Stubentür hinter sich zugeknallt hatte, war der Indianer die Treppenstufen lautlos wieder hinabgestiegen und hatte gelauscht.

      Der Inhalt des Gesprächs zwischen Morris und Henry war ihm somit bekannt. Kurz ehe Henry die Stube verließ, ging der Indianer aus dem Turmgebäude hinaus. Er begab sich in den Stall hinüber, in dem er mit Bobby Kraushaar zusammen geschlafen hatte. Dort fand er den Neger noch in derselben Stallecke hocken und setzte sich zu ihm. »Henry reitet morgen früh mit einem Brief an Smith zum Niobrara«, sagte er in der Sprache der Dakota. »Wir beide begleiten ihn. Der Brief wird nicht an sein Ziel kommen.«

      Bob machte dazu keine Bemerkung. Henry war in seinen Augen nur ein kleiner Fisch.

      Dem Indianer und dem Neger stand als Läufern Naturalverpflegung zu. Bobby Kraushaar hatte die Ration des Tages schon für beide abgeholt und kaute jetzt an einem Stück Konservenfleisch, während der Indianer einen Knochen abnagte.

      »Hier beim Fort fängt eine Reservation für die Dakota an. Das ist das Osteck«, sagte Bobby Kraushaar auf einmal.

      »Hast du nicht mehr erfahren?«

      »Doch. Es werden mehrere Reservationen eingerichtet, und der Stamm der Dakota soll gespalten werden. Bei Fort Robinson bauen sie Agenturbaracken aus. Dort wird künftig einer der Männer wohnen, die über die Krieger der Dakota befehlen sollen. Sie haben sich hier alle schon geeinigt, wie sie die Beute unter sich teilen wollen. Major Jones lässt sich pensionieren und wird ein Reservationsagent. Er braucht nicht immer in der Einöde zu leben; er wird sich einen Vertreter nehmen. Johnny, der fette Wetteinnehmer mit der Glatze, will eine Gastwirtschaft bei dieser Agentur aufmachen. Anthony Roach sieht sich schon als Capt’n und militärischen Befehlshaber. Der zahnlose Ben denkt daran, das Fort am Niobrara wieder in eine Handelsstation umzuwandeln, sobald er uns nicht mehr zu fürchten braucht! Aber die Grenzen der Reservationen sind noch offen. Es werden vorläufig nur Dragoner und Rauhreiter umherreiten, um die Dakota in diesen Stall zu treiben und dort zu bewachen.«

      »Die Grenzen sind auf den Karten zu sehen, aber nicht auf der Prärie. Die Herren haben ohne uns gerechnet. Wenn nur die achtzig Krieger gekommen wären, um die ich unsere Oberhäuptlinge gebeten hatte, ich hätte während des Stockballspiels das ganze Fort Randall ausgehoben.«

      »Du hättest das gekonnt. Aber die achtzig Krieger waren nicht da, und so vermochtest du nichts weiter zu tun, als dir in den Pausen ein paar Papiere anzusehen und eine Zigarette zu holen. Fort Randall ist bestehen geblieben. Mein Bruder, du weißt, ich fürchte, dass die Dakota einen großen Fehler gemacht haben. Sie haben bis heute Büffel gejagt. Die Büffel werden immer weniger. Die Dakota aber haben nicht gelernt, Vieh zu züchten.«

      »Was macht deine Pferdzucht, Tschapa Kraushaar?«

      »Du weißt es. Zwei СКАЧАТЬ