Der junge Häuptling. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Der junge Häuptling

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840080

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СКАЧАТЬ zusammen kämpfen wollen, wenn die Langmesser uns nicht in Frieden lassen.«

      »Sobald wir die Munition erbeutet haben und mit der Station von Smith fertig sind. Es ist der Platz, an dem ich den Mord an meinem Vater räche.«

      »Ich wusste, dass du auch daran denkst, mein jüngerer Bruder. Tatanka-yotanka und ich wären bereit gewesen, dir sofort sechzig Krieger zu senden, die mit euch zusammen die Munitionskolonne abfangen. Aber ich brauche eine Schar, um General Crook am Rosebud entgegenzutreten, und die übrigen Männer wollten die Kriegspfeife noch nicht rauchen. Nach dem Winter hungern die Frauen und Kinder in vielen Zelten, und die Krieger wollen erst jagen. Sie erinnern sich auch daran, dass eure Bande vor zwölf Wintern auf eigene Faust sehr weit südwärts gezogen ist, und sie erwarten, dass ihr in dem Sommer, der kommt, wieder zu den Che sapa heraufwandert.«

      »Ich verstehe. Was hört ihr von den anderen Stämmen?«

      »Die Cheyenne, die noch frei sind, wollen mit uns zusammen kämpfen. Die Absaroka und die Siksikau werden uns nicht in den Rücken fallen. Es sind nur einzelne Verräter, die den Langmessern dienen.«

      Der junge Kriegshäuptling senkte den Blick, und das Blut stieg ihm in die Schläfen, weil er daran dachte, dass er selbst einmal den Feinden als Kundschafter gedient hatte. Auch Tashunka-witko schien über Kundschafter und Kundschafterschicksal in diesem Augenblick nachzudenken, denn er fragte: »Ich habe von einem Kundschafter Tobias gehört, der Smith dient. Wer ist das? Hat er noch einen anderen Namen?«

      »Chef de Loup.«

      »Ah, Chef de Loup! Lass ihn beobachten.«

      Das Gespräch war beendet. Als die Männer sich erhoben, blickten sie über das Land; es waren die Gebiete, in denen sie künftig gefangen gehalten werden sollten.

      Sie schwangen sich auf und setzten ihren Ritt fort. Sie mieden die Zeltdörfer, die in diesen Gegenden zu finden waren und die sich schon unterworfen hatten. Sie kreuzten Fährten von Kavallerietrupps und Milizeinheiten, ohne sich von diesen sehen zu lassen, und keiner der feindlichen Kundschafter entdeckte sie.

      Als es zum zweiten Mal Morgen wurde, erreichten die Dakota die große Handelsstation Saint Pierre, viel weiter nördlich am Missouri gelegen als Fort Randall. Hier herrschte noch der Handel, nicht das Militär. Da die Ankömmlinge keine Stunde zu verlieren hatten, hängten sie ihre Mustangs sofort bei dem Laden an, den der junge Häuptling aufsuchen wollte. Auch Tashunka-witko trat dort ohne Zögern ein. In seiner einfachen Kleidung erkannte ihn kein Unkundiger. Es hatten sich in der geräumigen Verkaufsstelle trotz der frühen Stunde schon zahlreiche Indianer und Jäger eingefunden, die die Winterausbeute der Pelzjagd gegen Waffen, Pulver, Blei und Branntwein eintauschen wollten.

      Mehrere Einkäufer waren damit beschäftigt zu taxieren. Der Leiter des Verkaufsladens war ein kleiner Mann mit einem Fuchsgesicht. Er hatte den jungen Dakotahäuptling sofort ins Auge gefasst, denn er kannte ihn von einem langwierigen Handel her persönlich und ließ die Neuigkeit sofort die Runde machen: »Harry Tokei-ihto ist da!«

      Der junge Häuptling brauchte sich hier nicht zu verbergen. Die Kämpfe im Gebiet des Niobrara waren lokaler Art; bis nach Saint Pierre drangen nur die Anekdoten. Aber deren Verbreitung genügte, dem jungen Häuptling freien Durchgang zu dem Leiter des Ein- und Verkaufs zu verschaffen. Tashunka-witko und seine Begleiter hielten sich im Hintergrund.

      Der langgewachsene Dakota schaute auf den kleinen Mann mit dem Fuchsgesicht herunter. Es war rings im Raum still geworden; damit war das höchste Maß an Achtung bezeigt, das Handelsleute erweisen konnten.

      »Was wünscht der große Häuptling der Dakota in meinem bescheidenen Laden zu kaufen? Ich hoffe, Harry Tokei-ihto heute ebenso zufriedenstellen zu können wie vor zwei Sommern!«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »Großartig! Selbstverständlich! Bitte – hier ist eine Flinte, die ich sehr …« Der Händler hob eine alte Waffe in die Höhe.

      »Ein Repetiergewehr.«

      »Die Vorderladerflinte ist nicht gefällig? Ich habe Hinterlader … bitte … werde gleich …«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »O ja, natürlich, eines Häuptlings würdig! Eine Büchse! Eine Büchse muss es sein!«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »Wir führen die verschiedensten Konstruktionen. Einen gezogenen Lauf würde ich nicht einmal empfehlen. Nein, warum? Eine solche Büchse …«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »Gebrauchte Waffen, tadellos gepflegt, kann ich anbieten – diese sogar für Felle –, ist es gefällig, in Fellen zu zahlen? Eine berühmt gewordene Flinte …«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »O ja, Oberst Cody, genannt Buffalo Bill, hat eine Repetierbüchse, ich weiß, ich weiß! Macht viel Umstände, braucht viel Pflege, schwer zu handhaben! Häufig Ladehemmungen. Hat sich auch bei der Armee nicht sonderlich bewährt. Ich würde das dem Häuptling nicht empfehlen! Eine vorzügliche Jagdflinte …«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »Vielleicht ist es gefällig, in Dollars zu zahlen? Eine doppelläufige Büchse mit gezogenem Lauf? Das Beste vom Besten!«

      »Ein Repetiergewehr.«

      Die Zuhörer dieses Handelsgesprächs begannen zu grinsen. Nur Tashunka-witko und seine Begleiter blieben ernst. Der kleine Mann schnappte nach Luft. »Es ist zurzeit eigentlich nicht gestattet … ich meine, nicht gern gesehen, wenn Indianer Repetiergewehre führen, wie sie bei der Armee in Gebrauch sind – ich meine, also nur für Jagdzwecke, nicht wahr …«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »Vielleicht beliebt es, in … in Gold zu zahlen? Die Jagdflinte …«

      »Ein Repetiergewehr.« Der junge Dakota wiederholte wie ein Automat, immer mit dem gleichen Stimmklang, ohne Ungeduld oder Zorn zu verraten.

      Der kleine Mann wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Für die Büffeljagd, nicht wahr? Für die Büffeljagd!« Da der Sprecher aufgeregt war, lispelte er. »Das Praktischste ist immer noch …«

      »Ein Repetiergewehr.«

      »Alle Teufel und Heiligen, ich will tun, was in meinen Kräften steht, aber der große Häuptling braucht die Waffe sofort? In diesem Falle ist das Beste …«

      »Ein Repetiergewehr.«

      Die Umstehenden lachten. Tashunka-witko blieb sehr aufmerksam.

      Der junge Häuptling öffnete einen kleinen Lederbeutel, dessen Innenseite zur Hälfte grün, zur Hälfte rot gefärbt war, und legte Dollars auf den Ladentisch, sagte dazu aber kein Wort mehr.

      »Ach so, der Häuptling beliebt, in Dollars … es muss also unbedingt … ich meine, es soll unbedingt …«

      Der Dakota schwieg, betrachtete den kleinen Mann aber erstaunt und eindringlich.

      »Wir haben eine solche Waffe nämlich für den Leiter unserer Station bestellt! Ich weiß nicht, ob ich sie weggeben darf. Die Lieferungen lassen immer so lange auf sich warten. Der Häuptling wird noch einen Dollar СКАЧАТЬ