Die Höhle in den schwarzen Bergen. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Die Höhle in den schwarzen Bergen

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840042

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СКАЧАТЬ denn er mochte diesen Jungen leiden. Er war gerade gewachsen, gerade wie ein Speer, und hatte aufrichtige Augen. Doch zeigte sich der Schwarzfußjunge weiterhin abweisend, und so blieb auch Harka für sich und unzugänglich.

      Der Beratung im Häuptlingszelt verlief kurz und hatte zum Ergebnis, dass sich Brennendes Wasser und Mattotaupa in Begleitung von Kluge Schlange zu Fuß aufmachten, um alle Spuren bei Tageslicht genau zu prüfen. Sowohl der Schwarzfußhäuptling als auch Mattotaupa riefen ihre Söhne herbei, die noch beim Bach gestanden hatten. Solange die Krieger in der näheren Umgebung des Zeltlagers suchten, sollten die Jungen an der Fährtensuche teilnehmen, um zu lernen.

      Nach stundenlangen mühseligen Untersuchungen kam zutage, dass Tashunka-witko, der zuletzt unter dem Bauch des Mustangs gehangen hatte, sich schon hatte ins Gras fallen lassen, ehe Brennendes Wasser das Pferd erschoss. Aus einem Eindruck im Sand zwischen zwei Grasbüscheln ließ sich das schließen. Tashunka war dann, wie Mattotaupa vermutete, nicht in dieser Richtung weitergeflohen, sondern ins Dorf zurückgeschlichen, wo ihn keiner vermutete. Von hier aus war er nach Süden, also direkt zu seinen Kriegern gelaufen. Kurz hinter den Zelten wurde die Fährte seines schnellen Laufs deutlich. Wie er durch die Kette der Posten hindurchgekommen war, blieb noch unklar, aber der Schwarzfußhäuptling und Mattotaupa, die geübte Krieger waren, hätten auch sich selbst ein solches Stückchen zugetraut. Die Wachen waren in weiten Abständen postiert.

      Als die Vorgänge so weit geklärt schienen, gaben sich die Männer nicht lange mit »wenn« und »hätten wir« ab, sondern schlugen stillschweigend den Rückweg zu den Zelten ein. Sie wollten beraten, was nun zu geschehen habe.

      Harka sah nach dem Ergebnis der Fährtensuche seine Büchse als endgültig verloren an, und er sah überdies einen langweiligen Tag für sich selbst voraus. Der Vater würde wieder nicht dazu kommen, auf die Jagd zu gehen! Um seine Stimmung, die unter den Gefrierpunkt sank, ein wenig aufzuwärmen, fragte Harka den Vater auf dem Rückweg, ob er allein Antilopen jagen dürfe. Damit war Mattotaupa jedoch nicht einverstanden; er hielt es für möglich, dass sich Tashunka-witko oder andere Dakota noch in der Gegend umhertrieben. Harka war enttäuscht, widersprach aber nicht.

      Mattotaupa hatte seine ablehnende Meinung eben geäußert, als der Schwarzfußhäuptling, der noch einmal in der Runde umherblickte, auffuhr. Mattotaupas Blick folgte dem wegweisenden Arm des Häuptlings. Alle blieben stehen und schauten in die gewiesene Richtung. In großer Entfernung war auf einer Bodenwelle so etwas wie ein Stab oder Stock aufgerichtet.

      »Vorhin war noch nichts auf jenem Hügel zu sehen«, stellte Mattotaupa fest.

      »Soeben ist das auf dem Hügel erschienen«, erklärte der Schwarzfußhäuptling. Da irgendeine Gefahr im Verzug schien, sollten die beiden Jungen sich sofort weiter auf den Rückweg zu den Zelten machen. Aber ehe sie den ersten Schritt taten, ging auf dem Hügel schon wieder etwas Neues vor. Die Gestalt eines Mannes erschien neben dem aufgepflanzten Stab. Dieser Mann winkte mit einem Leder oder Fell. Alle strengten die Augen an, um zu erkennen, was dies für ein Leder oder Fell sei.

      »Ein weißes Wolfsfell!«, flüsterte Harka seinem Vater zu. Er hatte die schärfsten Augen von allen, obgleich er noch ein Knabe war.

      »Frieden?« sagte Mattotaupa fragend zu Kluge Schlange.

      Die beiden Siksikau schienen zu überlegen. Der Mann auf dem Hügel war stehen geblieben und winkte weiter.

      Eine solche Geste als Hinterlist zu gebrauchen, war nicht indianische Sitte, auch nicht im Krieg. Brennendes Wasser, Mattotaupa und Kluge Schlange verständigten sich darüber, dass sie zu dritt offen zu jenem Hügel hingehen wollten. Vielleicht war der Mann dort ein Dakota, der irgendein Angebot zu machen hatte.

      Die Knaben wurden nun doch zu den Zelten zurückgeschickt. Da sie auf diese Weise allein miteinander waren, liefen sie stumm nebeneinander her, und fast zur selben Zeit setzten sie sich in Trab. Der schnelle Lauf machte ihnen Spaß, vielleicht konnten sie schneller und noch schneller laufen. Allmählich wurde der Dauerlauf zu einem Wettlauf, und schließlich strengte jeder alle Kräfte an, um Erster bei den Zelten zu sein. Es gelang keinem, den anderen zu überholen. Sie kamen miteinander an. Damit waren sie im Grunde beide zufrieden, aber sie scheuten sich noch, das einander zu zeigen.

      Da es hell war und nicht mehr die Gefahr bestand, dass sich ein Feind unbemerkt ins Lager einschleichen könnte, begab sich Harka in das Zelt am Südende, das der Häuptling Mattotaupa zur Verfügung gestellt hatte. Ein weibliches Geschöpf, das Harka hätte bedienen können, war nicht mehr da. Er machte sich selbst Feuer und briet sich ein nicht zu kleines Stück Fleisch, Frühstück und Hauptmahlzeit in einem. Als er sich gestärkt hatte, zog es ihn zu der Munition, die zu der verlorenen Büchse gehörte. Zwar konnte er nichts mehr damit anfangen, aber der Gedanke, dass Tashunka-witko vorläufig nicht mehr als zwei Schuss abgeben konnte, beruhigte ihn.

      Die Munition befand sich nicht an der gehörigen Stelle, an der Harka sie verstaut hatte, und er begann zu suchen. Nach und nach stülpte er alles um, was sich im Zelt befand, aber die Munition war nicht aufzufinden. Ein dunkler Verdacht stieg in Harka auf. Er schlug endlich sogar die Lederdecken hoch, mit denen der Zeltboden belegt war, und auf einmal blieb er wie erstarrt stehen. An der Stelle; an der die Munition gelegen hatte, erblickte er, unter der Decke in den Erdboden eingeritzt, das Zeichen Tashunka-witkos: ein sich bäumendes Pferd.

      Dem Jungen war klar, was vorgegangen sein musste. Tashunka hatte sich, wie aus den Spuren hervorgegangen war, ins Dorf zurückgeschlichen und hatte dieses nach Süden hin wieder verlassen. Einige Zeit hatte er sich, wie nun feststand, in dem leeren Zelt Mattotaupas versteckt gehalten und die Zeit benutzt, um sich die Munition herauszusuchen.

      In Harka mischten sich Zorn und Bewunderung. Er blieb im Zelt sitzen, um über diese Angelegenheit allein weiter nachzudenken: Er hatte keine Lust, mit einem anderen als dem Vater darüber zu sprechen; der Vater aber war noch mit dem Häuptling der Siksikau unterwegs.

      Während der Knabe allein im Zelt saß, waren Brennendes Wasser, Mattotaupa und Kluge Schlange näher an den Hügel herangekommen, auf dem die Stange aufgepflanzt war und ein Mann mit dem weißen Wolfsfell gewinkt hatte. Sie erkannten jetzt diesen Mann, der bei der aufgepflanzten Stange stand und das weiße Wolfsfell als Parlamentärflagge in die Höhe hielt.

      Es war Tashunka-witko. Zwei weitere Krieger, die auf der für den Schwarzfußhäuptling und seine Begleiter nicht sichtbaren Seite des Hügels heraufgekommen sein mussten, traten noch zu dem Dakota.

      Langsam gingen Brennendes Wasser, Mattotaupa und Kluge Schlange zu dieser Dreiergruppe ihrer Gegner hinauf, und als sie den Kamm des Hügels erreicht hatten, blieben sie den anderen gegenüber stehen. Die Männer maßen sich stumm, ohne Zorn, ohne Lächeln, ohne Spott in den Mienen, mit einer Beherrschtheit, wie sie ihnen die Achtung vor sich selbst und im Grunde auch die Achtung vor einem tapferen Feind gebot. Die Dakota vermieden es dabei, Mattotaupa anzusehen. An ihm schauten sie vorbei, als ob er nicht da sei.

      Da Tashunka-witko das Zeichen zu dieser eigenartigen Zusammenkunft gegeben hatte, war es an ihm, zuerst das Wort zu ergreifen. Es zeigte sich, dass der eine seiner Krieger auch in der Schwarzfußsprache bewandert war, so dass die Verständigung rasch vor sich ging.

      »Die Krieger der Siksikau«, sagte Tashunka-witko, »hatten mich zu ihrem Gefangenen gemacht, aber sie sind mir dann so begegnet, wie es sich unter tapferen Kriegern ziemt. Die Männer der Siksikau wissen jetzt auch, dass ein Häuptling der Dakota nicht um sein Leben wimmert. Ich habe die Tochter der Dakota wieder in unsere Zelte geholt, und da mir Brennendes Wasser die Geheimniswaffe geben ließ, bin auch ich selbst wieder frei geworden. Ich konnte zu meinem Stamm heimkehren, und ich bin bereit, dem Stamme der Siksikau jene drei Krieger zurückzugeben, die unsere Gefangenen wurden. Sie waren keine Feiglinge; sie hatten sich zu weit vorgewagt und waren schwer verletzt, als wir sie ergriffen. Einer von ihnen СКАЧАТЬ