Der Weg in die Verbannung. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Der Weg in die Verbannung

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840028

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СКАЧАТЬ kleine Kisten waren hier gestapelt.

      »Wie hast du das gemeint? Mein Feind werden?«, fragte Ben unlustig, nachdem er sich mit The Red zusammen niedergelassen hatte. »Verschenkt wird hier nichts.«

      »Aber meine Freundschaft ist teuer, mein Lieber, und meine Feindschaft käme dich noch teurer zu stehen. Also rücke heraus, was ich brauche! Das ist mein letztes Wort. Wenn’s dir nicht passt, kann ich auch gehen.«

      »Mann, bleib friedlich. Um ein paar Patronen ist mir’s nicht. Es geht mir ums Prinzip.«

      »Das Prinzip erklär ich dir gleich, du Halsabschneider. Du bezahlst meinen guten Rat, durch den du ein reicher Mann wirst, und bezahlst meine Freundschaft. Wenn sie auch teuer ist, so sollst du sie doch billig haben, weil du nun mal ein zahnloser Esel bist und bleibst und das Höhere nicht verstehst. Also ich bekomme heute und immer von dir, was ich als schlichter Präriejäger brauche, und dafür kannst du auf mich rechnen. Heute brauche ich Munition, morgen ein Pferd, übermorgen vielleicht eine neue Büchse, ein gutes Messer und vorgestern schon neue Nachrichten.«

      »Du hast dir das schön zurechtgelegt. Was heißt das, ich kann auf dich rechnen? Willst du helfen, das Blockhaus bauen?«

      »Höre, Ben, wenn du wahnsinnig wirst, muss man dich einsperren oder erschießen. Du kannst auf mich rechnen, das heißt, ich mach dich und deinesgleichen nicht kalt, treibe euch nicht sämtliche Pferde weg, verrate euch nicht an andere Banditen und gebe dir hin und wieder einen guten Rat. Verstanden? Und jetzt rücke endlich die Munition heraus, oder ich werde ungeduldig.«

      Ben gehorchte.

      »So. Das wäre in Ordnung. Was hast du zu essen?«

      »Waschbärenfilet.«

      »Von mir aus. Gib her.«

      Ben beeilte sich, den Gastwirt zu spielen, und The Red schmauste. Als er satt war, steckte er sich die Pfeife an. Ben wollte das Zelt verlassen, um nach dem Rechten zu sehen.

      »Halt, halt, mein Lieber! Widme dich noch ein wenig deinem so selten sichtbaren Freund Red Jim.«

      »Was denn noch? Bist du unersättlich?«

      »Nach Neuigkeiten, ja. Was erzählen denn deine Indianer, die du da draußen mit dem schlechtesten Branntwein abgefertigt hast, der je zwischen Prärie und Gebirge gerochen wurde?«

      »Feines Getränk, Mann, feines Getränk! Mir scheint aber, du hast eine schlechte Nase. Was sollen die übrigens erzählen? Sie wissen selbst nichts. Vorläufig herrscht Friede im Land.«

      »Das ist alles?«

      »Ich weiß schon, wonach du schnüffelst, rothaariger Bandit. Aber wenn ich was von Gold gehört hätte, würde ich es mir selber längst geholt haben.«

      »Wenn das so einfach wäre.«

      »Eben darum, weil’s nicht einfach ist, hast du auch noch nichts gefunden.«

      »Du weißt immer mehr über andere Leute als diese von sich selbst. Wer sagt dir, dass ich nichts finde?«

      »Siehst nicht danach aus!«

      »Das ist auch gut so. Aber hast du nichts über Sitting Bull gehört?«

      »Den roten Zauberkünstler? Nichts, was der Rede wert wäre. Aber ...« Ben stockte und schluckte.

      »Aber?«

      »Komm, ich muss mal nach dem Blockhaus sehen!«

      The Red überlegte einen Augenblick, dann gab er nach. Man musste sich flexibel zeigen.

      Ben und Jim gingen ohne Eile zu dem Neubau, an dem noch zwei Mann arbeiteten. The Red betrachtete sich das Haus, wie es entstehen sollte, ein rechteckiges starkes Blockhaus, dessen Türöffnung nach Osten ging und dessen Wände keine Fenster, sondern nur Schießluken haben würden. An der hinteren Breitseite sollte offenbar noch ein kleiner Anbau entstehen.

      »Nicht übel, lieber Ben. Und wie willst du zu Wasser kommen, wenn die Roten dich mal belagern und mit Brandpfeilen schießen?«

      »Man kann innerhalb des Hauses auf Grundwasser graben.«

      »Das lässt sich hören. Na, kümmere dich noch ein bisschen um diesen Bau. Und überleg dir, wie es mit einem geheimen Fluchtweg zum Fluss wäre!«

      Ben stutzte. »Wieso denn Fluchtweg? Im tiefsten Frieden? Ich bin schon ein wohlbekannter Handelsmann!«

      »Das seh’ ich. Wer hat dir das Geld dazu gegeben?«

      »Was geht das dich an?«

      »Gar nichts. Will auch keins haben. Macht nur abhängig. Aber was den Frieden anbetrifft – du hast Rosinen im Kopf, Mann!«

      »Wieso?« Ben wurde ängstlich. »Hast du was gehört?«

      »Wenn ich darauf immer warten wollte. Selbst muss man denken, alter Esel, im Voraus kombinieren!«

      »Aber warum soll denn geschossen werden?!«

      »Du denkst doch nicht, dass die Dakota das Land behalten werden, in dem sie jetzt ihre Büffeljagden abhalten?«

      »Was kümmert mich das?«

      »Sehr viel. Wenn es den Dakota an den Kragen geht, werden sie gehässig, darauf kannst du dich verlassen.«

      »Na aber ... na ja ... Aber damit hat es doch noch Zeit, und dann mache ich mich eben rechtzeitig davon. Vielleicht schlage ich noch etwas auf die Preise auf; man muss den Weizen schneiden, wenn er gerade reif ist, und nicht zu spät. Komm, wir setzen uns noch ein bisschen ins Zelt!«

      »Meinetwegen!« The Red lachte in sich hinein.

      Als die beiden wieder im Zelt saßen, fragte Ben unvermittelt: »Kannst du mir eine größere Summe geben?«

      »Ich? Dir? Wozu denn?«

      »Bevor es Krieg gibt. – Wenn ich schnell noch etwas einkaufe, kann ich noch ein paar Geschäfte machen. Und im Krieg würden die Dakota Flinten sehr hoch bezahlen.«

      »Halsabschneider bist du. Wende dich doch an Bacerico.«

      »Wer ist denn das?«

      »Einer in Mexiko. Aber den findest du doch nicht. Lassen wir das. Mit barer Münze ist jetzt nichts zu machen, kriegst du nicht von mir, Lieber. Aber Ratschläge, gute Ratschläge kannst du haben.«

      »Nichts als Worte! Schade. Du bist ein Gauner.«

      »Ein kluger Gauner, du zahnloses Geschöpf. Hast du mal einen Narren gesehen, der mit einem Cheyenne zusammen in der Prärie herumreitet, um Häuptlinge zu malen?«

      »Mann, den verrückten Morris?«

      »Ja. Du kennst ihn? Hast du den bei dir gehabt und einfach wieder laufenlassen?«

      »Er hat gut bezahlt.«

      »Die paar Kröten! Hättest ihn ausnehmen sollen, dann wäre jetzt Geld genug in deinem Beutel.«

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