Harka. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Harka

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840004

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СКАЧАТЬ da ist dir keiner begegnet? Außer mir zum Schluss?«

      »Doch ...«

      »Ein Glück, dass du es zugibst. Wie war denn das?«

      »Weiß auch nicht genau – schauderhaft war’s. Ich wollte den Wasserarm hoch – riss mich das Wasser wieder runter. Ich wollte mich festhalten, kriegte in der Finsternis einen Menschen zu fassen – na ja –, aber der Kerl wollte nicht mit und gab mir einen Fußtritt, der nicht mehr feierlich war ... da sauste ich mit dem Wasserfall ab.«

      »Aha ... hmhm ... haha ... nicht übel ... und komisch. Jedenfalls geb ich dir den einen guten Rat, mein Lieber: Verschwinde aus der Gegend, aber mit der Geschwindigkeit eines Mustangs!«

      »Ich weiß nicht, ob ich noch ein Pferd habe.«

      »Aber ich weiß es, ich hab’s nämlich. Das besteigst du und gehst los, und wenn du dich noch ein einziges Mal in diesen Wäldern hier blicken lässt, bist du eine Leiche! Verstanden? Das hier ist mein Revier.«

      »Hab verstanden. Dein Revier.«

      »Ich bin schlauer als du, merkst du das?«

      »Ja.«

      »Also richte dich danach. Ich gebe dir dein Pferd zurück, ist ’ne Schindmähre, die ich nicht brauche, und du machst dich auf den Weg ... wie heißt du?«

      »Ben.«

      »Soll ich dir ein gutes Geschäft sagen?«

      Ben atmete tief und schaute den anderen aus den Augenwinkeln dankbar an. »Sag’s.«

      »Reite zum Niobrara runter, mach dort ’ne Bude auf. Das ist ’ne Gegend, die Zukunft hat. Ich sorge dir für die erste Kundschaft, damit du wieder auf die Beine kommst. Pulver und Blei müssen immer da sein und Schnaps ... dann kommen die Jäger, die Indianer und die Felle ganz von selbst.«

      »Aber die Indianer ...«

      »Du bist ein Idiot, hab ich dir schon mal gesagt. Du kannst nicht hier in ihren Prärien und Wäldern rumschnüffeln, wenn sie selber hungern – du jedenfalls nicht –, aber wenn du ihnen Pulver und Blei verkaufst ...«

      »Jajajaja ... aber das geht alles etwas schnell ...«

      »Bei mir geht immer alles schnell, das Leben und das Sterben, merk dir das. Also bist du einverstanden?«

      »Ich will’s versuchen.«

      »Legst du Wert auf meine Freundschaft, du Hohlkopf?«

      »Großen.«

      »Das ist dein Glück. Komm!«

      Halb betäubt ließ sich Ben durch den Wald führen. Es war ein weiter und beschwerlicher Weg, den ihn der andere mitschleppte. Mehr als einmal stolperte Ben aus Erschöpfung, denn seine vierzig Sommer und Winter hatte er schon auf dem Buckel, und seine Kräfte reichten auch in normalem Zustand nicht mehr an diejenigen des jungen rothaarigen Burschen heran. Als die beiden endlich zu den Pferden kamen, machte Ben sofort die Satteltasche auf und griff gierig nach seiner eisernen Ration von Trockenfleisch.

      »Das hab ich dir gelassen«, sagte der andere spöttisch, »und jetzt mach dich davon!«

      »Ich hab keine Waffen ...«

      »Mir doch egal; warum hast du sie verloren? Ab mit dir und schau in deinem ganzen Leben die Black Hills nicht mehr an, kapiert?«

      »Kapiert.« Ben seufzte sehr tief. Dann bestieg er sein Pferd und lenkte es vorsichtig durch den Wald, um sich schließlich südostwärts durch die Prärie davonzumachen. Er fror jämmerlich in seinen nassen Kleidern, aber er kannte nur noch einen Gedanken: aus dem Machtbereich des anderen zu entkommen. Es hatte ihn jedoch eine derartige Furcht vor diesem Menschen gepackt, dass er im tiefsten Innern entschlossen war, die Handelsstation am Niobrara, die dem anderen nützlich schien, aufzumachen. Mit so einem Teufelskerl musste man sich gutstellen ... und vielleicht konnte er am Niobrara wirklich wieder etwas verdienen, mit weniger Risiko als in dieser Höhle, die mit ihren wirren Gängen und wilden Wassern eine einzige große Menschenfalle war.

      Der andere lachte vor sich hin, sobald er von einem Baum aus beobachtet hatte, dass Ben tatsächlich im Galopp das Weite suchte. »Der Hohlkopf«, sagte er noch einmal. »Einer allein wird das Gold finden ... und der eine bin ich.«

      Er lief zu seinem Pferd zurück, aß den Rest einer Jagdbeute vom Vortag, ohne Feuer zu machen, und legte sich dann bei seinem Tier für ein paar Stunden schlafen. So, wie er es sich vorgenommen hatte, wachte er wieder auf. Es war schon dunkel. Das störte ihn bei seinem Vorhaben nicht. Da er wusste, dass die Bärenbande mit ihren Zelten fortgezogen war, begab er sich ohne viel Vorsichtsmaßregeln zu dem Waldhang, an dem sich der Felsen mit jenem Höhleneingang befand, den Mattotaupa und Harka benutzt hatten. Auch der Fremde gelangte mit Hilfe des Lassos zu der Öffnung und stieg vorsichtig ein. Er tastete sich weiter und hörte das Wasser rauschen, das Ben zum Verhängnis geworden war. Als er den unterirdischen Bach erreicht hatte, setzte er sich auf den Höhlenboden und schlug Feuer, um sich die Umgebung genau zu betrachten. Immer wieder musterte er den Seitengang rechter Hand, aus dem das Wasser herauskam, um dann nach links hin in die Tiefe zu stürzen.

      »Verdammt noch mal«, sagte er zu sich selbst, »und noch mal verdammt und dreimal verdammt – hier ist das Einzige, was der dumme Hund mir nicht gestanden hat – warum er durchaus da hinauf wollte, wo das Wasser herunterkommt – da muss doch was dran sein.«

      Er betrachtete wieder die Felsen. »Da kommt aber keiner hinauf, nicht mal ich, der Rote Jim, schaffe das ... Aber dreimal verdammt, was wollten die Rothaut und die kleine Rotznase hier? Ausgerechnet hier? Da muss was dran sein, aber ich komme nicht auf den Trick, Himmel und Hölle ... Und der dumme Hund hat den Trick auch nicht gekannt, sonst wäre er nicht mit dem Wasserfall runtergesegelt ...«

      Der Funken erlosch.

      »Also aus für heute. Muss anders eingefädelt werden, irgendwie ganz anders. Aber es wird mein Revier, und es soll sich kein anderer hier blicken lassen. So wahr ich der Rote Jim bin.«

      Grimmig machte er sich auf den Rückweg und schlief noch eine Stunde bei seinem Pferd.

      Am kommenden Morgen befand sich Red Jim mit seinem Pferd am Waldrand und betrachtete hier die Fährte des Wanderzuges der Bärenbande, die noch deutlich sichtbar war. Er blinzelte in die Sonne und sonnte sich innerlich noch einmal an dem Erfolg, den er über den zahnlosen Ben davongetragen hatte. Er war überzeugt, dass dieser Händler und Schmuggler und Goldsucher und was er sonst noch alles in seinem Leben gewesen sein mochte, ihm, dem Roten Jim, gehorchen würde. Die Sache mit der Handelsstation am Niobrara, die der zahnlose Schwarzhaarige aufmachen sollte, war ein plötzlicher Einfall Jims gewesen, aber nicht ganz ohne Zusammenhang. Als er zu den Black Hills ritt, hatte ihm in den vorgeschobenen Grenzgegenden eine Gelegenheit zum Einkauf gefehlt. Diesem Mangel konnte ein unternehmungslustiger Handelsmann wie Ben abhelfen. Er sollte nur nicht zu unvorsichtig werden. Aber die Lust zu selbständigen Abenteuern war ihm wohl vergangen.

      Eine solche Macht, wie Jim sie über Ben gewonnen hatte, hatte er schon als Junge über seine Altersgenossen ausgeübt, denn er war schlau, stark und gewissenlos, und sie fürchteten ihn alle. Er freute sich seiner bösen Macht, aber es wurmte ihn auch, dass er in der Höhle nichts gefunden hatte und auch nicht im Flusssand. Nicht ein Staubkorn Gold! Und doch ging das Gerücht um von ungeheuren Schätzen, und er wollte der Erste sein – er musste der Erste sein – er würde СКАЧАТЬ