Harka. Liselotte Welskopf-Henrich
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Harka - Liselotte Welskopf-Henrich страница 11

Название: Harka

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783957840004

isbn:

СКАЧАТЬ welcher Richtung er weiterklettern sollte. Schließlich tat er, was natürlich war: Er wählte den Gang, der ein wenig breiter und in dem es leichter war, voranzukommen. Geplagt von der Angst, dass der Gang irgendwo ausweglos enden könne, kroch er weiter und weiter. Sein Herz klopfte, und obgleich er triefnass war, schwitzte er.

      Plötzlich überwältigte ihn die Hoffnung so heftig, dass sie wie ein starker Schrecken wirkte. Er glaubte einen Lichtschimmer wahrgenommen zu haben und hielt rasch die Hand vor die Augen, um diese dann nochmals zu öffnen und sich zu überzeugen, ob er träume oder nicht. Nein, er träumte nicht. In einem schwachen Schimmer erkannte er die Felsen und seine eigene Hand. Er wollte schon vorwärtsstürmen, soweit die Enge des Höhlenarmes eine schnellere Bewegung erlaubte, da stockten ihm die Füße und die Hände. Das war kein Tageslicht, was er sah – das war ein Feuerschein.

      Ein Feuerschein in dieser Höhle!

      Er rührte sich gar nicht mehr, sondern starrte nur auf die rätselhafte Helligkeit. Es war ihm auch, als ob er ein Geräusch vernehme. War hier noch ein Mensch? Sollte das möglich sein? Er versuchte, nicht einmal den Atem hören zu lassen.

      Dann starrten sie einander an.

      Er erkannte zwei Finger, die einen kleinen brennenden Span hielten, und im flackernden Schein sah er ein Gesicht, ob alt oder jung, wusste er nicht, aber es war das Gesicht eines Menschen, eines Mannes, und der andere schien nicht weniger verblüfft zu sein als er selbst.

      »Donnerschlag, verdammt!«, sagte der andere. In der Höhle klangen die Stimmen seltsam.

      »Verdammt!«, antwortete der Triefnasse.

      »Also verflucht noch mal, wo kommst du denn her, du schwarzhaariger Regenwurm?«

      »Aus dem Wasser, Mann. Geht’s hier raus?«

      »Wenn ich Lust habe, dich rauszulassen – ja.«

      Der kleine Span verlosch wieder. Der andere hatte ein Messer, das war noch zu sehen gewesen. Jetzt war es wieder vollständig finster, fürchterlich finster.

      »Warum solltest du mich nicht rauslassen?« Die Frage klang heiser vor Erregung.

      »Was habe ich davon, dich hier rauszulassen, du verdammter Schleicher und Höhlenkriecher, du Wassermolch? Was hast du hier zu suchen?«

      In der Dunkelheit wirkte die starke und scharfe Stimme noch schärfer und drohender. Der Mensch war nicht mehr zu sehen, aber die Erinnerung daran, dass er ein Messer hatte, blieb, und diese Stimme, diese Stimme da, die war nicht gut.

      »Hab nicht gewusst, dass das deine Höhle ist«, sagte der Triefnasse ausweichend.

      »Aber jetzt weißt du’s! Was hast du hier gesucht?«

      »Hier gesucht – gar nichts.«

      »Lüge nicht so elend, du Dreckschnauze. Ich denke, dein Leben ist dir lieb. Gold hast du gesucht! Wo hast du’s?«

      »Ich habe nichts ... nichts ...«

      »Wo hast du’s gesehen?«

      »Nichts hab ich gefunden ...«

      »Na warte, ich werde dir beibringen, die Wahrheit zu sagen. Gehab dich wohl! Ich gehe. Denke aber nicht, du kannst einfach hinter mir herlaufen. Das kostet dich das Leben. Bleib, wo du bist, und verrecke. Wohl bekomm’s!«

      Der andere schien sich zurückzuziehen.

      »Mann, Mann, hab doch Erbarmen! Ich habe nichts, ich habe nichts gesehen, ich will alles sagen, alles tun!«

      »Ein Dummkopf bist du. Komm! Du wirst mir alles gestehen!«

      »Alles, alles ...«

      Der andere lachte hässlich. »Also komm!« Er wendete im engen Gang mit Mühe, dann kletterten und krochen die beiden hintereinander. Der Weg schien lang, sehr lang. Endlich wurde ein Schimmer sichtbar, der wirklich von dem Tageslicht stammte. Der Triefnasse stieß einen Freudenschrei aus. »Halt das Maul, du Idiot, im Wald sind Dakota.«

      »Ich weiß, lieber Himmel, ich bin still.«

      »Mir egal, ob dir der Himmel lieb ist, aber wenn du nicht sofort in die Hölle kommen willst, sei ruhig.«

      Der Triefnasse kroch aus der Höhlenöffnung, die von Baumwurzeln umklammert und von Zweigen verhängt war. Völlig erschöpft warf er sich auf den Waldboden.

      Dabei spürte er den kritischen Blick des anderen und zitterte.

      »So, da liegst du, hilflos wie so’n abgehäuteter Büffel. Willst du mir endlich sagen, was du hier gesucht hast?«

      Dem Triefnassen kamen die Tränen der Angst und der Wut. »Gold – aber es ist nichts damit.«

      »Gold! – Wer hat dich denn geheißen, hier Gold zu suchen? He?«

      »Ach, ’s war so ein Gerücht – und das Geschäft ging nicht gut.«

      »Was für ein Geschäft?«

      »Mit Pelzen und Branntwein.«

      »Wärest du dabei geblieben, das ist was für solche Dummköpfe wie dich! Wo hast du denn alle deine Zähne gelassen? He?«

      »In Minnesota, Sir, bei den Dakota. Voriges Jahr.«

      »Bin kein Sir, du Hohlkopf.«

      Der Triefnasse fasste sich und setzte sich auf. Etwas ruhiger geworden, betrachtete er sein Gegenüber. Der andere war ein junger Bursche, sicher nicht älter als zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahre, rötlichblond, mit einem wettergegerbten, hageren, starkknochigen Gesicht. Um den Mund lag ein böser Zug. Der Triefnasse beschloss, sich weiterhin sehr in Acht zu nehmen. Nach seinem missglückten Höhlenabenteuer wollte er nicht noch zu guter Letzt das Leben einbüßen.

      »’s war nur so ein Gerücht«, knüpfte er wieder an. »Unbestimmt wie so’n Wind, der nicht weiß, woher er kommt und wohin er geht, aber um die Black Hills herum sollte es sein, dass was gefunden worden wäre, aber gesehen habe ich wiederum keinen, der was hatte. Aber bei dem verdammten Dakota-Aufstand vergangenes Jahr haben sie mir in Minnesota meine Bude kaputt gemacht und meine guten Zähne ausgeschlagen ... und so wollte ich sehen ... na ja ...«

      »… ob die Dakota hier friedlicher sind? Kann dich warnen, mein Bester. Sie haben einen Vertrag gemacht, dass das Land hier für ewige Zeiten ihnen allein gehört, und wenn du dich als Weißer blicken lässt, werden sie dich ganz gemütlich martern und dich ohne Gewissensbisse zu Tode rösten. Und dein Skalp weht an der Stange.«

      »Habe nicht die Absicht, ihnen ins Garn zu laufen.«

      »Absicht oder nicht, du warst schon beinahe in ihren Fängen. Wo hast du denn deine Schaftstiefel gelassen, he?«

      »Schaftstiefel?«

      »Stell dich nicht dumm, das mag ich nicht leiden, das hält mich nur unnütz auf. Du bist da unten im Wald deutlich und breit auf Moospolster getrampelt.«

      Der Triefnasse erschrak. »Eine Spur hab ich gemacht?«

      »Eine wahre Elefantenspur, mein Bester. Und dann СКАЧАТЬ