Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Peggy Leiverkus
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СКАЧАТЬ und Baupolitik die Via Agrippa und die sie umgebenden Landschaften und Orte geprägt haben. Der erste große Name in diesem Zusammenhang ist gewiss Gaius Iulius Caesar, der im Jahr 57 v. Chr. loszog, um seinen berühmten Gallischen Krieg zu führen. In dessen Zug gelang es ihm, Gallien und Germanien bis zum Rhein zu erobern. Eine dauerhafte Sicherung der Rheingrenze oder gar einen Frieden mit den keltischen Völkern erreichte er allerdings nicht. Weitere Fortschritte machte bald nach Caesars Tod (44 v. Chr.) der in den Jahren 39/38 v. Chr. als Statthalter Galliens eingesetzte Staatsmann Marcus Vipsanius Agrippa, dem es gelang durch Diplomatie und Umsiedlungen die linke Seite des Rheins zu sichern. Die Germanen machten den römischen Eroberern das Leben allerdings nicht leicht, und so mussten Truppen an den Rhein geschafft werden, um die Grenzen des Reiches zu verteidigen. Damit viele Legionäre so schnell wie möglich eine weite Strecke zurücklegen konnten, bedurfte es guter Straßen und Versorgungsposten. Wege gab es freilich schon in Gallien, aber erst Agrippa sorgte in seiner zweiten Statthalterschaft in Gallien in den Jahren 19/18 v. Chr. dafür, dass ein gut ausgebautes Wegenetz in Gallien errichtet wurde. Von Lugdunum (Lyon) aus wurden auf sein Geheiß mehrere Fernstraßen in alle Himmelsrichtungen erbaut. Auch wurden Raststätten mit Übernachtungsmöglichkeiten (mansiones), Pferdewechselstationen (mutationes) und Gutshöfe, die vor allem für die Legionäre Lebensmittel produzierten (villae rusticae), entlang dieser staatlichen Straßen (viae publicae) eingerichtet. Deshalb sind eigentlich alle von Lugdunum ausgehenden Fernstraßen „Agrippastraßen“, aber der Name Via Agrippa – eine neuzeitliche Namensgebung – hat sich irgendwann für die längste Strecke, die Nord-Süd-Achse zwischen Köln und Arles, durchgesetzt. Zu Agrippas Infrastrukturprogramm gehörte auch die Versorgung der großen Städte mit Trink- und Badewasser, so gehen viele Wasserleitungen, wie z. B. der Pont du Gard, auf ihn zurück. Agrippa war ein richtiges Organisationstalent. Auch sein Jugendfreund Octavian, später Kaiser Augustus, ist einer der Protagonisten entlang unserer Reise. Er richete z. B. den kaiserlichen Kurierdienst (cursus publicus) ein, der auf kürzestem und schnellstem Wege, sprich auf den großen Fernststraßen wie der Via Agrippa, wichtige Nachrichten überbrachte. In seiner Regierungszeit – meistens im Zusammenwirken mit Agrippa, der bis zu seinem Lebensende Augustus’ wichtigster Vertrauter und dessen rechte Hand war – versah er viele gallische Städte durch den Status colonia mit den römischen Bürgerrechten und ließ sie mit öffentlichen Bauten ausstatten. So begann in vielen Städten – und eben auch an der Via Agrippa – der wirtschaftliche Aufschwung.

      Abb. 1 Endlose Felder und Hügel in der Eifel.

      Abb. 2 Blick vom Grabtempel in Bech-Kleinmacher auf das Moseltal.

      Die neu angelegten Fernstraßen, die die großen Militär- und Handelsplätze immer möglichst auf der kürzesten Strecke verbanden, waren breit und wetterfest angelegt. Die Fahrbahnen wurden aufwendig gebaut, mit mehreren Geröll- und Kiesschichten, die nach oben hin immer feiner wurden und in der Nähe von größeren Orten meistens mit einer Schicht von Steinplatten abgeschlossen waren. Die Straßen waren in ihrer Gesamtanlage bis zu 25 m breit, sodass mindestens zwei Fuhrwerke, aber am Rand auch Fußgänger, einander gleichzeitig passieren konnten. An manchen Stellen, z. B. bei schwierigem Gelände, wurden die Trassen auch manchmal geteilt, sodass man bei Überflutung eine Ausweichstraße hatte, oder der steilere Weg für den Aufstieg und der seichtere für den Abstieg einer Höhe benutzt werden konnte. Für die Orientierung gab es Meilensteine. Meistens waren das zwischen 1,50 und 3 m hohe Steinzylinder am Wegesrand, auf denen eine Entfernungsangabe in römischen Meilen (1 mille passuum = ca. 1.480 m) stand, ausgehend vom nächstliegenden Stadttor. Ab dem frühen 3. Jh. setzte sich nördlich von Lugdunum (Lyon) das gallische Längenmaß Leuge durch (1 leuga ca. 2.220 m, siehe Tabula Peutingeriana: Lugduno). Auch der Name des Kaisers, unter dessen Herrschaft die Steine errichtet worden waren, wurde auf die Steine gemeißelt, dazu meistens seine Ämter und Ehren. Dadurch ist es uns auch möglich, den Zeitpunkt ihrer Errichtung und so der Straßennutzung zu berechnen.

      Abb. 3 Blick vom röm. Grabtempel „Grutenhäuschen“ auf das Moseltal.

      Länge und Verlauf der Via Agrippa kennen wir allerdings nicht nur durch die archäologischen Funde wie z. B. Meilensteine und Reste des antiken Straßendammes, sondern auch durch einige wenige erhaltene antike Karten und Wegeverzeichnisse. Eine wertvolle Quelle ist die spätmittelalterliche Kopie einer antiken Weltkarte, auf der die Straßen und Verbindungslinien des gesamten Römischen Reiches und noch darüber hinaus mit ihren Knotenpunkten und Etappenorten graphisch dargestellt sind: die Tabula Peutingeriana. Da diese Karte mit Sicherheit über die Jahrhunderte mehrfach kopiert wurde, ist es nicht möglich, ihre genaue Quelle ausfindig zu machen. Tatsächlich ist es aber wahrscheinlich, dass sie, wie auch unsere Straße selbst, auf Agrippa zurückgeht, der eine große Weltkarte in Stein meißeln ließ, die in einer Halle auf dem Marsfeld in Rom angebracht werden sollte. Augustus ließ sie nach dessen Tod fertigstellen und an seinem Grab anbringen. Diese Karte wurde vermutlich mehrfach kopiert und diente möglicherweise auch als Vorlage für eine Karte aus dem 4. Jh., deren Abschrift wiederum unsere Tabula ist. Durch das häufige Kopieren haben sich die Namen der Orte im Laufe der Zeit etwas geändert und den Kopisten sind Fehler unterlaufen, die weitergegeben wurden. Z. B. heißt der Etappenort der Via Agrippa Vienna (Vienne) auf der Karte Vigenna; aus Tinurtium (Tournus) wurde Tenurcio. Beim Zeichnen der Via Agrippa hat der Kopist auch vergessen, eine durchgängige Linie von Mose (möglicherweise Meuvy) nach Andemantunnum (Langres) zu ziehen, sodass der unwissende Wanderer einen langen Umweg über Durocortorum (Reims) machen müsste.

      Abb. 4 Blick von Orange auf den Mont Ventoux.

      In diesem Kulturreiseführer finden sich viele der auf der Tabula genannten Etappenorte wieder, wie Cabillione (Chalon-sur-Saône) oder Beda (Bitburg). Dann wurden aber auch solche Orte ausgewählt, die zu klein sind, um auf der Karte zu stehen, aber direkt an der Via Agrippa liegen, wie z. B. die Grabmonumente in Luxemburg. Auch besondere Orte, die in der Nähe der Via Agrippa liegen und sehenswert sind, haben ihren Weg in dieses Buch gefunden, wie z. B. Vasio (Vaison-la-Romaine) oder die Kalkbrennerei in Iversheim. Einen Exkurs schließlich bilden die drei etwas abseits gelegenen Orte Alesia, Autun (Augustodunum) und Bibracte, die dazu einladen, sich auf die Spuren des Gallischen Krieges zu begeben und Iulius Caesar näher kennenzulernen. All diese Orte sind jedoch verbunden durch die „Adern“ des Imperiums. Allen voran natürlich durch die Via Agrippa als „Pulsader“, aber auch durch Ausfallstraßen und natürlich Wasserleitungen, die neben den Straßen einen wichtigen Teil der römischen Infrastruktur darstellen. Die einzelnen Orte sind zur besseren Übersicht in Deutschland den Bundesländern, in Luxemburg den Kantonen und in Frankreich den Regionen zugeordnet.

      Abb. 5 Blick vom Mont Beuvray (Bibracte) auf den Parc Naturel Régional du Morvan in der Bourgogne.

      Mit dem Besuch all dieser spannenden, großen und kleinen, bedeutenden und geheimen Orte der Antike reisen Sie nun also nicht mehr einfach nur auf der A1 oder der A31 gen Süden, sondern auch auf der Via Agrippa. Sehen Sie die wunderschönen Landschaften auf Ihrer Reise mit anderen Augen und machen Sie Ihren Weg zum Ziel!

       Literatur:

      Hagen, J.: Römerstraßen der Rheinprovinz. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. Achter Band. Bonn 1931.

      Weber, СКАЧАТЬ