Название: Sol Tenebrarum
Автор: Asenath Mason
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783944180120
isbn:
Diese Vereinigung wird oft als Hexagramm dargestellt, das Symbol des Ausgleichs zwischen den Gegensätzen. Das Hexagramm enthält gleichzeitig die Dreiecke von Feuer und Wasser und die Zeichen von Luft und Erde. Sie könnte auch als das Kreuz dargestellt werden, das übliche Emblem der Quaternio, der vierfältigen Vereinigung. In diesem Sinne repräsentieren die vier Arme des Kreuzes die vier Elemente und sein Zentrum die Quintessenz. Der vertikale Arm des Kreuzes repräsentiert auch die Axis mundi, die Verbindung zwischen den unteren und den oberen Welten, während der horizontale Arm die Erde und die Welt der Menschen und Tiere bezeichnet. Um das Ziel der Alchemie zu erreichen, ist sowohl der Aufstieg (die Sublimation) als auch der Abstieg (die Koagulation) nötig. Zusammen stellen sie die alchemistische Circulatio dar, die die Basis für den Prozess der Transmutation ist. Wie C.G. Jung erklärt:
Diese Zirkulation entspricht dem Kampf zwischen dem geflügelten [Quecksilber] und dem flügellosen Drachen [Schwefel], d.h. dem Ouroboros. Dorn beschreibt es als ‚die zirkuläre Destillation‘ … Sie werden zu einem Gefäß, in dem das, was zuvor ein Ding war und nun ein anderes ist, vibrierend fließt, so dass die schmerzhafte Spannung zwischen den Gegensätzen sich allmählich in eine bilaterale Aktivität in einem Punkt im Zentrum verändert.11
Die Schlange Ouroboros, die Jung erwähnt, ist eine der ältesten Allegorien der zyklischen Transformation. Ihre ältesten Abbildungen stammen aus Ägypten, wahrscheinlich aus der Zeit um 1600 v.u.Z. und das Symbol wurde oft von den Gnostikern verwendet, um den Urzustand der Natur darzustellen. Ouroboros zerstört sich selbst, heiratet, verschlingt und spendet Leben. Dies ist die Einheit der Gegensätze und die ursprüngliche Selbstgenügsamkeit. Es kann als die Vereinigung zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip interpretiert werden, wobei eine Hälfte des Körpers weiß und die andere Hälfte schwarz ist. Diese zwei Farben seines Körpers entsprechen dem chinesischen Yin-Yang-Symbol, in dem das weiße Yang das männliche Prinzip und das schwarze Yin das weibliche darstellt. Ouroboros gehört zu zwei gegensätzlichen Sphären, der aktiven und der passiven, der positiven und der negativen, der kreativen und der destruktiven. Er ist das Symbol des Urzustandes der Existenz, der Licht und Dunkelheit enthält, Selbstzerstörung, aber auch Fruchtbarkeit und schöpferisches Potential. Er ist das Stadium, bevor die Gegensätze definiert und geteilt wurden.
Säfte und Temperamente
„Säfte bringen Leben … Wenn sie hervorsprudeln, sind sie entweder unangebracht in der sozialen Welt, in der wir selbst unsere Haut verstecken müssen, oder sie bringen Tod. Aber im Leben haben sie immer die Kluft zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren gefüllt.”12
Der Ursprung der Theorie der „Säfte” kann auf die ältesten Kulturen zurückgeführt werden. Die frühesten Aufzeichnungen tauchen in sumerischen Schriften auf. In Indien gab es eine Lehre der vier elementaren Körperflüssigkeiten in der hinduistischen Medizin. Ähnliche Aufzeichnungen sind in altägyptischen Texten zu finden. Die Humoralpathologie jedoch wurde von griechischen Philosophen und Ärzten entwickelt. Im fünften Jahrhundert v.u.Z. schrieb Hippokrates das erste einflussreiche Werk zu diesem Thema, den Corpus Hippocraticum. In einem Teil davon, der den Titel Von der Natur des Menschen trägt, entwickelt der Autor eine medizinische Lehre über das Verhältnis zwischen den Elementen und den Säfte im menschlichen Körper. Ihm zufolge war die Natur des Menschen ein Teil desselben kosmologischen Prinzips, das in allen lebenden Geschöpfen existierte. Eine ähnliche Analyse der Elemente ist auch in den Schriften von Plato und Aristoteles zu finden. Auf der Basis all dieser Überzeugungen formulierte der bekannte griechische Arzt Galen im zweiten Jahrhundert seine Lehre der vier Temperamente, von denen jedes einem bestimmten Körperflüssigkeit zugeschrieben war. Das Verhältnis zwischen ihnen war in Galens System wie folgt:
Der Überzeugung folgend, dass einer der Säfte immer vorherrschend war, wurde jeder Person ein bestimmtes Temperament zugeordnet. Man sagte, dass die Säfte durch die Adern von der Leber zum Herzen befördert wurden und der Ausgleich zwischen ihnen für ein richtiges Funktionieren des Organismus nötig war. Eine überschüssige Menge von einer einzelnen war die Quelle von Krankheit und körperlichen oder geistigen Störungen. Dies galt insbesondere für die schwarze Galle. Die Hauptquelle der schwarzen Galle und der Melancholie war nicht die Leber, sondern die Milz. Der Begriff „Spleen” (Milz) wurde im siebzehnten Jahrhundert zu einem Synonym für Schlechtgelauntheit und ein „Splenetic” war eine gehässige und schlechtgelaunte Person. Abnormerweise konnten die Säfte in Form eines Dunstes direkt zum Gehirn aufsteigen. Solche Dünste erzeugten Erkrankungen und düstere Gedanken. Ein Saft konnte auch durch übermäßige Hitze verbrannt werden. Dieses Phänomen wurde oft als „melancholisches Ausbrennen” bezeichnet, selbst wenn es einen der anderen Säfte betraf.
Man hielt ihre Rolle für enorm wichtig: Die Säfte waren die lebenspendende Feuchtigkeit des Körpers, das aktive Lebensprinzip, die vitale Hitze, die mit den Feuern und Energien im Innern der Erde korrespondierte. Außerdem spiegelten sie die Strukturen und Phänomene des umgebenden Kosmos. Frieden und Harmonie des Universums spiegelten sich in einer friedlichen Einstellung des Menschen, während Stürme und Erdbeben als Leidenschaften und dynamischer Teil der menschlichen Natur angesehen wurden. Die Säfte waren auch die Quelle des spirituellen Zustandes des Menschen: Die Leber produzierte den natürlichen Geist, das Herz den vitalen Geist und das Gehirn den tierischen Geist. Die Ausgeglichenheit der Säfte war ein Zeichen von Gesundheit, während Störungen und Erkrankungen aus einer Störung dieser natürlichen Harmonie resultierten.
Die Lehre der Säfte und ihrer Korrespondenzen und Funktionen im menschlichen Organismus wurde von dem mittelalterlichen Gelehrten Avicenna (Ibn Sina) in seinem Kanon der Medizin dargelegt. Ihm zufolge besteht der menschliche Körper aus den Organen, der vitalen Energie (Thymos), den Säfte und den Elementen. Diese elementaren Qualitäten sind untrennbar mit allen körperlichen und geistigen Prozessen verwoben, was die Quelle der Temperamente und ihrer Eigenschaften bildet:
Sanguinisch: Fröhlich, optimistisch, mutig, erfindungsreich, gewitzt, freundlich. Blut ist der Saft einer ausgeglichenen Natur, die dem Körper Stärke und Farbe verleiht. Es ist rot, salzig und seine Quantität übersteigt die der anderen Säfte. Herrscht von 3 Uhr bis 9 Uhr früh und nimmt im Frühjahr zu.
Cholerisch: Ungeduldig, leicht provozierbar, verräterisch, aufbrausend, zu Neid und Stolz neigend, extravagant und rachsüchtig. Die gelbe Galle, die dieses Temperament beherrscht, mäßigt die Feuchtigkeit im menschlichen Körper und versorgt das Blut mit einer durchdringenden Qualität. Sie ist gelb oder rot und bitter. Sie durchdringt und öffnet Passagen und hält den Körper davon ab, schwer und schläfrig zu werden. Sie herrscht von 9 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags und dominiert im Sommer.
Phlegmatisch: Schwerfällig, blass, schläfrig, müßig СКАЧАТЬ