Название: Sol Tenebrarum
Автор: Asenath Mason
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783944180120
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Wasser erlaubt den Dingen wegen seiner feuchten Qualität Gestalt anzunehmen, zu schmelzen und sich auszudehnen. Feuchtigkeit hindert die Trockenheit am Zerbröseln und zugleich hindert Trockenheit die Feuchtigkeit am Zerfließen. Wasser breitet sich aus, versickert in die Umgebung, dringt in alle Dinge ein und versorgt sie mit Feuchtigkeit, die essentiell für das Leben ist. Für Thales von Milet war Wasser das Urelement. Nach ihm stammt alles aus dem Wasser und besteht aus Wasser. Diese Ansicht, findet sich in vielen Mythologien, wie der chinesischen, der vedischen oder der sumerischen.
Luft macht Dinge leicht, flüchtig und fähig zum Aufstieg in höhere Sphären. Anaximenes hielt sie statt Wasser oder Erde für die wahre Essenz aller Dinge, das Urelement. Ihre vorherrschende Qualität ist Feuchtigkeit, die sie sich ausdehnen und aktiv ausbreiten lässt. Zusammen mit dem Feuer ist Luft das aktive Element, der Atem des Lebens in allen Kreaturen. Sie ist der Wind, der die Natur belebt, der Blitz als Zeichen der Götter, und der Raum für alle Bewegung und Lebensprozesse. Sie wird oft durch das Licht charakterisiert, den Geruch der Natur, den Flug der Vögel und das Prinzip der Schöpfung.
Feuer verfeinert, raffiniert und verbindet Dinge. Es durchdringt und trennt. Seine Kraft ist sowohl schöpferisch (es spendet Wärme) als auch zerstörerisch (es verbrennt alles). Es überwindet die Kälte von Erde und Wasser und bewahrt deshalb die Harmonie zwischen den Elementen. Feuer war das Urelement in der Philosophie des Heraklit – es war das Agens der Transformation, das dynamische Prinzip der Veränderung in der gesamten Natur. Heraklit glaubte an die Wandlungsfähigkeit der gesamten Natur, in der es keinen Anfang und kein Ende gibt und die Dinge beständig durch das Feuer in einem Kreislauf fließen und sich verändern: Die Welt löst sich im Feuer auf und erschafft sich erneut aus dem Feuer. „Die Welt, eine Wesenheit aus allem, wurde weder von Göttern noch von Menschen erschaffen, sondern war, ist und wird ewig lebendiges Feuer sein, das regelmäßig entzündet und regelmäßig ausgelöscht wird.”6
Die Elemente bilden auch den lebenden Organismus. Erde waren die Knochen von Menschen und Tieren, die Luft das Fleisch, Feuer der Lebensgeist und Wasser die Säfte. Genauso die spirituellen Gaben. Nach Agrippa ist, Feuer das Verständnis, Luft der Verstand, Wasser die Imagination, und Erde die Sinne. Die Sinne unterteilte er noch in Unterkategorien:
Das Sehen ist feurig, weil es ohne Feuer und Licht nichts wahrnehmen kann; das Gehör ist luftig, weil ein Ton aus Luftbewegung besteht; der Geruch und Geschmack ähnelt dem Wasser, ohne dessen Feuchtigkeit es keinen Geruch oder Geschmack gibt; und das Gefühl schließlich ist ganz irdisch und seine Sache sind die groben Körper.7
Der Fluß der Elemente erzeugt die Energie, die die ganze Schöpfung, das Leben und alle vitalen Prozesse im Universum ermöglicht. Die gängigste Richtung der Umwandlung war folgendermaßen: Erde wird zu Wasser, Wasser wird zu Luft, Luft wird zu Feuer und Feuer wird zu Erde – wodurch der Prozess zum Anfang zurückkehrt und erneut beginnt. Die primäre Bewegkraft der Wandlung war das Feuer, wie Heraklit erklärt: „Die Transformationen des Feuers sind zuallererst das Meer, und eine Hälfte des Meeres ist Erde und die andere Hälfte ist leuchtender Blitz. Alle Dinge werden durch Feuer ersetzt und Feuer durch alle Dinge.”8 In Heraklits Lehre sind die üblichen Muster der „Rotation“ umgekehrt: „Das Feuer lebt den Tod der Erde, und die Luft lebt den Tod des Feuers, das Wasser lebt den Tod der Luft und die Erde den des Wassers.”9 Dasselbe Muster ist in Empedokles Reinigungen zu finden. Außerdem unterschied Empedokles zwei Primärkräfte, die die Elemente dazu veranlassen, sich zu trennen und zu verbinden: Streit und Liebe (Eris und Eros). Feuer als die Bewegkraft der Umwandlung kann mit dem Prinzip des Streits gleichgesetzt werden, weil der Streit zwischen den Gegensätzen die Quelle der Schöpfung und der Lebensenergie ist. Die Wandlung der Elemente konnte auch nach folgendem Muster gesehen werden: Wasser – Anpassung, Luft – Ausdehnung, Feuer – Erzeugung, und Erde – Schrumpfung. Dieses Muster des natürlichen Wechsels spiegelt sich in vielen anderen Phänomenen der Natur wie den Jahreszeiten, den Stadien des menschlichen Lebens, dem zyklischen Aufstieg und Fall von Institutionen und anderen Dingen.
Der vierfältige Kreislauf der Natur korrespondiert mit den vier Phasen des Mondes – das erste Viertel, der Vollmond, der abnehmende Mond und die dunkle Phase des Neumonds. Ebenso war das menschliche Leben dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt unterworfen, wie es das Gesetz des Karma besagt, das kosmische Gesetz von Ursache und Wirkung, das über eine Lebenszeit hinaus reicht. Menschen sterben und werden in einem kosmischen Prozess wieder inkarniert, und all ihre vergangenen Taten beeinflussen die folgenden Inkarnationen. Die Welt ist ein Ozean von Leben und Tod, das Rad der Zeit, das das Schicksal aller lebenden Geschöpfe und alle Prozesse in der Natur beherrscht.
In heidnischen Traditionen unterliegt nicht nur das menschliche Leben dem Kreislauf der Wiedergeburt, sondern die ganze Welt verändert sich zyklisch. So u.a. in der nordischen Mythologie, wo Ragnarök nicht das abschließende Ende der Welt ist, sondern zu ihrer Wiedergeburt führt. Es ist der Neuanfang. Entsprechende Konzepte sind das hinduistische eines zyklischen Schicksalstages, an dem Kali die Welt zerstört. Kali ist die Göttin der Zeit, Kala. Sie ist das Prinzip der Zerstörung und Auflösung, der Nacht, der Dunkelheit und des Todes. Ihre erhobene Hand mit dem Schwert erinnert an den Tod, doch in der anderen Hand hält sie Sangrail, den Vinum sabbati, das Elixier des Lebens. Sie tanzt auf der Leiche von Shiva, was den Tod bedeutet, aber ihr Tanz findet auf seinem erigierten Penis statt, was den Samen der neuen Schöpfung impliziert. Die monotheistische Apokalypse ist das jüngste Gericht, die endgültige Zerstörung der materiellen Welt. Die Zeit ist hier linear. In heidnischen Traditionen ist die Zeit zyklisch. Alles stirbt und wird wiedergeboren. Der Tod ist ein beständiger Initiator neuen Lebens. Das Rad der Zeit dreht sich beständig, es gibt keinen Anfang und kein Ende.
Der Fluß der Elemente und das Prinzip der Transformation sind auch Thema der Alchemie. In der alchemistischen Transmutation wird die Erde zu Wasser, wenn sie geschmolzen oder aufgelöst wird, Wasser wird zu Luft durch Kochen, Luft wird zu Feuer (einen trockenen Dunst) durch Erhitzen, und Feuer wird wieder zu Erde, indem es zu einem festen Material kondensiert. Symbolisch wird das durch die vier alchemistischen Prozesse dargestellt (Nigredo – Erde, Albedo – Wasser, Citrinitas – Feuer, Rubedo – Luft)10, in denen Materie aufgelöst und wieder kondensiert wird nach der Formel solve et coagula. In der Phase des Nigredo werden die alten Strukturen aufgelöst und können verfaulen (putrefizieren). Dies ist der Beginn des alchemistischen Prozesses, in dem die prima materia weiteren Veränderungen erfährt. Im Stadium des Albedo wird sie zu Silber transmutiert und dann auf der Stufe der Citrinitas das Silber zu Gold. Die Rubedo als letzte Phase veredelt das Gold mit dem Geist und ermöglicht dadurch die Vollendung des alchemistischen großen Werkes. Der Prozess wird in einem Kerotakis, einem Rückflusskondensator durchgeführt, einem der ältesten alchemistischen Instrumente. Der Kerotakis besteht aus zwei symmetrischen Gefäßen, die eins über dem anderen miteinander verbunden sind. Diese zwei Gefäße entsprechen den hermetischen Prinzipien der „oberen Dinge” und der „unteren Dinge” und wurden oft Himmel und Erde (manchmal auch Hades) genannt. Im Kerotakis wird die Materie in Geist umgewandelt und die Elemente ineinander. Es gibt eine beständige Zirkulation zwischen aktiven und passiven Prinzipien, heiß und kalt, feucht und trocken. Das Ziel des Prozesses ist der Stein der Weisen, in dem alle Elemente vereint sind. Dadurch repräsentiert der Stein selbst das fünfte Element, die Quintessenz. In einem alchemistischen Text aus dem sechzehnten Jahrhundert ist zu lesen: „Unser Stein ist aus den vier Elementen” und sie alle sind zu gleichen Teilen darin vereint.
Die Quintessenz ist die Einheit aller gegensätzlichen Qualitäten, die in den СКАЧАТЬ