Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren. Dieter Kremp
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СКАЧАТЬ Maikäfer Menge bedeutet der Schnitter Gedränge“; „Sind der Maikäfer und Raupen viel, steht eine reiche Ernte im Ziel“; „Sind die Maikäfer angesagt, wird ein Schoppen mehr gewagt“; „Viel Maikäfer lassen ein gutes Jahr hoffen“. Schließlich galt dieser Käfer auch als Wetterprophet für den anderen Tag: „Fliegen Maikäfer abends rege herum, so folgt ein schöner Tag.“

      Die Volkskunde wusste von allerlei Verwendungsarten der Käfer zu berichten: In Schlesien wurden die Käfer in Butter gebraten und mit Brot verzehrt. Der Schmaus half angeblich gegen alle möglichen Krankheiten. Die Köpfe allein sollten Fieber heilen und Maikäferpulver sollte gut sein gegen Epilepsie. So steht es im „Handbüchlein der Sympathie“ aus dem Jahre 1858. Vor allem aber soll es Glück bringen, wenn man dem ersten Maikäfer des Jahres den Kopf abbeißt.

      Und was haben die Maikäfer mit der Tollwut zu tun? In den Kirchenbüchern von Aschbach in Unterfranken aus dem Jahre 1660 finden sich „Randbemerkungen“ über die Tollwut, verfasst vom damaligen Pfarrer Melchior Beck. Als Heilmittel gegen Tollwut bezeichnete er in Honig erstickte Maikäfer.

      Es machte einen Heidenspaß, wenn Mädchen und Jungen in den Kriegsjahren die Käfer auf ihrer Hand krabbeln ließen. Sie „pumpten sich voll Luft“, starteten und flogen davon. Dazu sangen wir das Kinderlied unserer Schulzeit: „Maikäfer, flieg! Dein Vater ist im Krieg, deine Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer, flieg!“

      Als ausgesprochenen Glückskäfer unserer Kindheit betrachteten wir den Marienkäfer, den wir auch „Herrgottstierchen“ nannten. Fanden wir im Garten einen Marienkäfer mit sieben schwarzen Punkten, so brachte uns dieser Glück. Wir nahmen ihn am anderen Tag im Schulmäppchen mit in die Schule.

       Maikäfer Summsebrumm

      Maikäfer, flieg!

      Dein Vater ist im Krieg,

      deine Mutter ist in Pommerland,

      Pommerland ist abgebrannt:

      Maikäfer, flieg!

      Doch dieses Lied ist lange her

      und heute kennt uns niemand mehr.

      Einst brachten wir den Mai herbei

      mit Kinderjubel und Juchhei.

      Am Abend, wenn es dämmerte,

      dann summten, brummten wir im Garten,

      worauf die Kinder immer warten.

      Der Specht im Walde hämmerte

      sein Paukenlied ins Dorf hinunter:

      Ich war dann immer pudelmunter.

      Mit meiner lieben Schwester Maja

      ich dann zum Abendessen flog,

      wir schmausten, leckten und wir schleckten,

      bis uns der Gärtnermeister sah,

      uns mit der Stinkefaust bedroht’

      und uns die Blätter nicht mehr schmeckten.

      Ich armer Meister Summsebrumm.,

      voll Appetit und Kinderruhm.

      Ich nahm Reißaus zum nahen Wald,

      wo ich dann schlief gar bald.

      Die Engerlinge in dem Gartenbeet,

      bald kleine, nette Püppchen werden,

      so wohl geborgen in der Erden,

      ihr Äuglein nach der Maja drehen,

      nach ihrem Vater Summsebrumm,

      doch noch sind sie ganz steif und stumm.

      Ein Mädchen nimmt mich in die Hand,

      das mich bei meinen Puppen fand.

      Es streichelt mich ganz zart und sanft.

      Ich pumpe mich mit Luft ganz voll

      und starte in die Lüfte hoch.

      Das Mädchen findet mich ganz toll,

      als ich auf ihrem Händchen kroch.

      Ich fliege in den Himmel weit,

      doch längst vergangen ist die Zeit.

       „Er liebt mich, liebt mich nicht …“

      Wer erinnert sich nicht gerne zurück an das neckische „Liebesspiel“ unserer Kindheit? Wir Jungen warteten immer sehnsüchtig auf das Aufblühen der Margeriten, der Orakelblumen unserer Vorfahren. Wir nannten sie auch „Liebesblume“ und „Mädchenauge“. In der großen Schulpause liefen wir Jungen immer schnell auf die nahe Wiese, wo Hunderte von Margeriten blühten. Die Mädchen liefen eiligst hinterher. Darunter war auch „ess Guddsje“, meine erste Jugendliebe. Sie stellte sich immer etwas abseits von uns, da keiner ihren Orakelspruch hören sollte, obwohl jeder wusste, wen sie im Visier hatte. Ach, war ich f roh, wenn beim Abrupfen der weißen Strahlenblütenblätter mein geheimer Wunsch erfüllt wurde! So rupfte ich dann ganz zart die Blütenblätter ab: „Sie liebt mich, liebt mich nicht.“ Manchmal wurde der Orakelspruch etwas abgewandelt: „Sie liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen, ein wenig oder gar nicht.“ Dann schaute ich mit strahlendem Gesicht zum „Guddsje“ hin. Natürlich hatte auch sie beim Abzählen der Blütenblätter Glück. Rainer, mein bester Klassenkamerad, hatte beim Abrupfen der Blütenblätter oft Pech: Seine Angebetete liebte ihn nicht. Einmal vergoss er bittere Tränen. Meine Urgroßmutter verwendete noch die Wurzeln und Blätter der Margerite zum Würzen von Suppen. Aus den Blättern bereitete sie im Mai Salate.

      Ende Mai hatte auch der Löwenzahn ausgeblüht. Die goldgelbe Pracht der kleinen Sonnen war verglüht. Jetzt schimmerte ihr Licht in silbernen Laternchen. Wir suchten die Lichtlein auf der Wiese und pusteten sie mit dicken Backen freudestrahlend aus. Wir schauten die fliegenden Schirmchen nach, dem wogenden weißen Flaum, der langsam in der Ferne verschwand.

      Am Abend saßen wir auf der Treppe, ein Glas mit Seifenlauge und bunte Strohhalme in der Hand und zauberten kleine, buntschillernde Seifenblasen. Wir pusteten kräftig und dann entströmten sie dem Strohhalm: Lustige, hauchzarte kleine „Luftballons“. Der leichte Sommerwind trug sie fort, schaukelte sie ein wenig hin und her, und bald zerplatzten die hautdünnen Bläschen, in denen sich die untergehende Sonne in den Regenbogenfarben spiegelte. Sie zerplatzten wie Träume in hundert kleinste Spritzer.

      Noch schöner aber war es für uns Kinder, wenn wir an warmen Sommerabenden in der Zeit der Sommersonnenwende die Johannisglühwürmchen über der Wiese flirten sahen. Die neckischen Weibchen saßen auf Grashalmen und machten die umherfliegenden Männchen auf sich aufmerksam, indem sie ihre Hinterteile mit den Lämpchen auffällig hin und her schwenkten. Wir glaubten wohl daran, dass Glühwürmchen in der Johannisnascht Glück bringen, wie unsere Großeltern sagten.

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