Nacht über der Prärie. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Nacht über der Prärie

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783938305607

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СКАЧАТЬ gleich zu den Slums und zu dem Haus von Elk. Die Kinder spielten wieder davor wie damals. Sie erkannten Queenie und Joe King und freuten sich. Elk und seine Frau waren zu Hause. Es schien, dass sie von dem Kommen der Kings schon unterrichtet waren. Joe gab Queenie den Zündschlüssel und verabschiedete sich, um gleich bei den Rodeo-Managern vorzusprechen. Das Rodeo- Feld lag außerhalb der Stadt, nicht weit von dem Vorort entfernt. Queenie spielte mit den Kindern, und als die Mutter diese früh schlafen gelegt hatte und auch sich selbst müde dazulegte, saß Queenie noch mit Elk auf dem zweiten deckenbelegten Gestell. Die Petroleumlampe war gelöscht. Es wurde dunkel, der Mond stand mit seinem freundlich-blöden Gesicht am Himmel und täuschte die Menschen mit geborgtem Licht über seine Öde hinweg. Für Queenie aber war der Mond noch mehr als ein Gestirn. Er war Magie.

      Als es elf Uhr nachts wurde und Joe noch nicht zurückgekommen war, legte sich Queenie auf eine Kante neben Frau und Kinder, und Elk ließ sich auf dem freien Gestell zum Schlafen nieder. Eine Stunde nach Mitternacht kam Joe. Er warf sich neben Elk hin und war sofort eingeschlafen. Queenie studierte im Mondlicht noch seine Züge. Sie wollte nicht einen einzigen vergessen. Jetzt, wo sie allein noch wach war, wurden ihre Augen nass. Sie dachte auch daran, dass Joes Atem nach Alkohol gerochen hatte, nach gutem Whisky.

      Am Samstagmorgen waren alle früh auf, obgleich dieser Tag in der Fünftagewoche schon Feiertag war und niemand zur Arbeit ging. Aber Elk liebte ein ruhiges Beisammensein vor dem Gottesdienst, den er in der kleinen Holzkirche der Armen zu halten hatte. Joe hatte Frühstück mitgebracht, und so war die Familie Elk dieser Sorge enthoben. Man saß zusammen auf den Schlaf- und Sitzgestellen und aß. Hier war alles ruhig und gut geordnet, wenn es auch sonst täglich nichts als Brot auf dem Tisch gab. Seinen Lohn teilte Elk mit Arbeitslosen, die keine Unterstützung empfingen.

      Da Joe wohl wusste, was man von ihm hören wollte, erzählte er: »Es wird etwas anders laufen, als ich vorgesehen hatte. Ich wollte das Stierringen mitmachen, dafür habe ich eingezahlt und auch für das Kälberfangen im Team. Nun fehlt ihnen aber ein Bronc-Reiter. Sie haben ein gutes Pferd, kräftig, elastisch und mit vielen Tücken, einen der richtigen Teufel. Es wäre schade, das Pferd nicht zu reiten … tatsächlich, es wäre schade. Aber Bronc und Stierreiten an einem Tag, das wird dem stärksten Mann zuviel, und ich hatte auch kein Training mehr im letzten Jahr. Aus dem Kälber-Team kann ich nicht heraus, das kann ich Russell nicht antun. Das ist auch keine Arbeit. So ein hilfloses kleines Hinterbein hat mein Lasso gleich eingefangen.«

      »Und was ist nun die Frage?« erkundigte sich Elk.

      »Das Geld. Sie geben mir den Einsatz für das Stierringen nicht mehr heraus, und wie das mit dem Einsatz fürs Bronc gemacht werden soll, wissen sie auch nicht. Es ist eingezahlt, aber der Reiter, der kommen wollte, ist beim Rodeo in Cardston gestürzt, schwere Rückgratverletzung … Er bleibt ein Krüppel. Sein Einsatz verfällt. Sie könnten mir den Ritt dafür geben, aber das wollen sie nicht. Geldleute!«

      »Dann lässt du es eben sein.«

      »Wenn es nicht so verdammt verführerisch wäre, doch noch zu reiten. Meine Pferde sind noch nicht fertig, deshalb habe ich nicht angemeldet … aber der gescheckte Teufel … und für das Bronc-Reiten sind die höchsten Preise ausgesetzt.«

      »Du bist noch jung, Joe, und Rodeos gibt es am laufenden Band. Lass es sein.«

      »Du hast recht, Elk, aber ich reite gern gescheckte Teufel.«

      Draußen entstand Unruhe um den Wagen.

      Joes ältere Schwester mit ihren fünf Kindern im Alter von einem bis acht Jahren war gekommen. Sie hatte kein eigenes Auto und sollte daher mit den Kings mitfahren. Da Tashina und Joe sehr schlank waren, konnte sie sich als dritte, wenn auch mit Mühe, neben den Fahrersitz drängen; den einjährigen Jungen legte man auf die schmale Bank hinter den Sitzen. Zwei Jungen von vier und fünf Jahren wurden im offengehaltenen Kofferraum als lebendes Inventar neben den toten Gegenständen verstaut. Die Älteste, das achtjährige Mädchen, war so vernünftig, ihre zweijährige Schwester bei sich zu behalten, um mit ihr bei der Familie Elk zu bleiben und später mit dieser nachzukommen. Elk hatte kaum etwas zu essen, aber einen alten Wagen besaß er, denn ohne diesen hätte er den täglichen Weg zur Arbeit nicht schaffen können. Die volle Fuhre der Kings fiel nicht auf. Indianerautos waren meist bis zum Dach mit Familie gefüllt, und ohne Dach ließ sich die Sache sogar noch besser an. Stonehorn fuhr vorsichtig. Queenie begegnete bei dieser Fahrt zum ersten Mal ihrer Schwägerin, die Witwe zu sein schien. Aus der Unterhaltung auf der kurzen Fahrt erfuhr sie jedoch, dass der arbeitslose Mann die Stadt verlassen hatte, damit die Frau wenigstens für die Kinder Wohlfahrtsunterstützung bekam. Sie war buntgekleidet und schien trotz allem guter Dinge. Ihrem Bruder, der ein Langschädel war, glich sie mit ihrem runden Gesicht nur wenig. Es schien, dass sie das Leben und seine Unbilden leichter nahm als er. Die Kinder waren mit Joe offenbar gut vertraut.

      Queenie träumte einen Augenblick davon, wie Stonehorn im nächsten Jahr mit seinem eigenen Kind spielen würde. Der Wagen der Kings war einer der ersten, der auf dem Rodeo-Gelände eintraf. Stonehorn wählte seinen Platz nahe der Ein- und Ausfahrt so, dass ihm die Zufahrt dazu nicht verstellt werden konnte. Von dem erhöhten Platz aus ließ sich das Rodeo-Gelände ringsum übersehen. Auf den ebenen Wiesen unten war das eingerichtet, was man eine Arena nennen konnte, im Halbrund weiß umzäunt mit einem nicht allzu hohen Zaun, der die Pferde am Ausbrechen hindern konnte; Rodeo-Pferde waren im allgemeinen keine Spring- und auch keine erfindungsreichen Wildpferde. Rechter Hand, an der östlichen Schmalseite des Kampfplatzes, befanden sich die Gehege für die Rinder und Kälber. Linker Hand war der Ein- und Ausgang für die Teilnehmer, und hier warteten auch die Broncs in ihren Verschlägen auf den Kampf zwischen Reiter und Pferd. Ein Wagenrennen stand nicht im Programm; diese Nummer war größeren Rodeos vorbehalten. Es gab auch keinen Leihstall. Die Reiter mussten ihre Pferde selbst stellen oder jemanden finden, der das für sie tat.

      Joe gab den Zündschlüssel seiner Schwester und ordnete an, dass Margret bis auf weiteres bei dem Wagen zu bleiben habe und dafür verantwortlich sei, dass sich kein Fremder daran zu schaffen machte. Er hoffte, dass sie später abgelöst werden konnte.

      Joe und Queenie schlenderten dann über den sanft abfallenden Wiesenboden hinunter zu dem Zaun. Auf der anderen Seite der Arena befand sich die Tribüne, und Joe gab seiner Frau eine Freikarte, mit der sie die Sitzplätze der Tribüne benutzen konnte, wenn sie wollte. Zu Füßen der Tribüne befand sich ein Podium für die Kapelle.

      Es fuhren schon weitere Wagen ein. Viele Familien wollten den ganzen Tag hier verbringen und hatten sich Proviant mitgebracht. Auch die geschäftstüchtigen unter den Budenbesitzern waren schon zur Stelle und richteten Ware und Kasse her. Es würde kalte gebratene Hühner, Kartoffelchips, Hamburgers, Hot Dogs, Kaffee, Coca-Cola, Limonade und Mineralwasser geben, wie sich schon überblicken ließ, natürlich auch Kaugummi, Schokolade und Zigaretten. Alkohol war dagegen nicht vorgesehen. Die ersten Kinder mit einigen Cents in den Händen drängten sich zu den Buden und kauften sich Eis am Stiel.

      Drei jubelnde Kinder rannten den Hang herunter und stürzten sich auf Queenie. Es waren ihre kleinen Geschwister. Sie hängten sich an ihre Hände und an ihr Kleid und waren nicht so leicht wieder abzuschütteln. Mit staunenden Augen und großem Respekt betrachteten sie Joe, der am Wettbewerb teilnehmen konnte. Selbst noch einmal übermütig wie ein Kind warf er den Jüngsten in die Luft und fing ihn wieder auf, und nachdem der Dreijährige die erste Verblüffung überwunden hatte, rief er: »Noch einmal!«, was ihm gewährt wurde.

      Die nächsten Bekannten, die man traf, waren die Mitglieder der Familie Booth. Isaac Booth begrüßte Stonehorn wie ein Rancher seinen erfolgreichsten Cowboy oder ein Großbauer seinen strebsamen kleinen Nachbarn. Ein römischer Kaiser hätte nicht huldvoller gegenüber einem Gladiator mit Siegeschancen sein können. Mutter Booth lächelte verlegen-freundlich und interessierte sich für die kleinen Geschwister Halkett.

      Joe fand es an der Zeit, СКАЧАТЬ