Название: Akrons Crowley Tarot Führer
Автор: Akron Frey
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783905372489
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3 Für Crowley stellt die mit einem Schwert bewaffnete und dunkelblau gewandete Gestalt die Hüterin des Neuen Æons dar. Er prophezeit: Lasst die Frau mit einem Schwert gegürtet vor mich treten.7 Die mit dem Schwert gegürtete Frau ist aber nicht – wie viele glauben – die Frau, die ihren Intellekt entwickelt (= Königin der Schwerter), sondern die Priesterin, die ihren Vorgänger besiegt und ihre spirituelle Herrschaft mit einem lähmenden Schwertstoß in das Tabernakel seines Sterbenden Gottes beginnt.8 Nun muss er ihr vor dem Altar der Göttin ministrieren, denn ohne ihren Geist kann er den Kern des Mysteriums nicht begreifen (ist es doch die Natur des alles kontrollieren wollenden Erkenntnisvorgangs selbst, die eine vollständige Erkenntnis des Erkannten ausschließt, solange die Welt als Bild der eigenen Vorstellung erfahren wird). Die Bewaffnung mit dem Schwert kann auch bedeuten, dass sie sich einen Mann zur magischen Arbeit nimmt, um der Göttin zum Gefallen ihr eigenes Verzücken zu opfern. Es ist dies im Grunde eine Umkehrung der Prinzipien aktiv und passiv in der magischen Operation.
Andere Verbindungen
– Psychologische Zusammenhänge –
Der Hierophant steht in einem gegenseitig sich ergänzenden Verhältnis zum Kaiser. Dieser versinnbildlicht eine kollektive Vater-Projektion als Symbol des autoritären Patriarchats, und jener stellt die (väterlichen) Himmelsgötter dar, die in den Domen und Kathedralen mittels eigens entwickelter Rituale zum Zweck der Heimkehr und der Versöhnung angerufen werden können. Im Gegensatz zum eher unbewusst wirkenden Bild der Hohepriesterin – der empfänglichen Seite der Psyche, die das verschleierte Geheimnis der Seele oder die höchste Form spirituellen Wissens und der Einweihung in sich aufnimmt – kennzeichnet der kirchliche Regent mit seiner Buß- und Erlösungsszenerie eine hierarchisch gegliederte Glaubens-Architektur. Der Oberpriester, in den Eleusinischen Mysterien Hierophant genannt, war zwar ursprünglich jener auserwählte Träger der wahren Tradition, der die heiligen Mysterien ins Licht des Bewusstseins hob. Im Laufe der menschlichen Entwicklung wurden die weiblichen Instinkte aber in den Hintergrund gedrängt. Der Vollzug der heiligen Riten der Muttergöttin sowie die sexuellen Prädikate weiblicher Spiritualität wurden immer konsequenter unterdrückt und durch das blutlose Idealbild einer keuschen Muttergöttin ersetzt. Damit war der Weg frei für den moralischen Zeigefinger Gottes, der in der Geschichte der Menschheit neben Ordnung, Hoffnung und himmlischer Vorfreude auch sehr viel Leid aufgehäuft und Elend heraufbeschworen hat.
Deshalb sei hier die mephistophelische Frage erlaubt:
Ist er etwa der Erfüllungsgehilfe des Teufels und somit der Teufel selbst, der in der Absicht des Geistes, alles wieder in die Erkenntnis des Ganzen zurückzuholen, die Menschen für das Verdrängen seiner wahren Person verspottet? Oft nimmt er hinter seiner Maske auch heute noch groteske Züge an, wenn er in der Funktion eines Kirchenfürsten in Kriegsfällen die Waffen segnet. Diese Doppelbödigkeit ist nicht nur eine historische, sondern eine strukturelle Eigenart der organisierten Massen, denn streitende Parteien fühlen sich grundsätzlich besser, wenn sie glauben, Gott auf ihrer Seite zu haben.
Crowley notiert: Obwohl das Gesicht des Hohepriesters gütig und lächelnd erscheint, und das Kind einen freudigen Eindruck von ausgelassener Unschuld vermittelt, kann man nur schwerlich bestreiten, dass im Gesichtsausdruck des Eingeweihten etwas mysteriöses, ja sogar finsteres, vorhanden ist. Und setzt gleich noch einen oben drauf: Er scheint sich an einem heimlichen Scherz zu ergötzen, auf Kosten eines anderen. In dieser Karte ist ein deutlicher, sadistischer Aspekt vorhanden.9 In der Tat – wenn wir genau hinblicken, lässt sich eine maliziöse Hintergründigkeit auch kaum verstecken: Das sardonische Lächeln im Gesicht strahlt ein so starkes Gefühl von Sicherheit und Wissen aus, dass man geneigt ist, ihm nicht nur den Sendboten religiöser Inhalte, sondern auch die Rolle des Messias zu glauben. Das ergäbe einen Sinn, denn solange der Hierophant nicht merkt, dass der Teufel in ihm selbst sitzt, kann er in seinem Namen Erlösung predigen und dabei glauben, dass er es im Auftrag Gottes tue. Er vermag nicht zu sehen, dass der Teufel, den er in sich selbst verdrängt, ihm von außen umso häufiger begegnet.
Deutungen
Im Alltag fällt der Hierophant durch Großzügigkeit, Vertrauen, aber auch durch ein sehr selbstgerechtes Erscheinungsbild auf. Dabei gelingt es ihm meist leicht, alle Vorteile seiner Beredsamkeit in die Waagschale zu werfen; das gelingt ihm, weil er die Seelen seiner Umgebung durch seine joviale Art berührt. Er bestimmt, wo’s langgeht, und dazu bedient er sich aller Argumente, die irgendwie mit seiner Aufgabe korrespondieren, ganz egal, wie einäugig sie in vielerlei Hinsicht sind. Mit dieser Karte ist es klar: Wir lehnen jede gesellschaftliche Diskussion über Werte und Moral rigoros ab, denn in allen offenen Fragen gibt es stets nur einen verbindlichen Standpunkt (unseren!). Wir verkörpern stets unsere höchst persönliche Überzeugung, die wir im Meinungsbild unserer Umwelt zu verankern suchen (oder listigerweise hineinprojizieren), um sie dann später wieder herauszuziehen bzw. erfolgreich vertreten zu können. Unsere Hartnäckigkeit, selbst aus den profansten Angelegenheiten noch einen tieferen Sinn hervorzuschaufeln, macht Sinn, auch wenn es letztlich nur darum geht, der Welt ein auf Horizonterweiterung ausgerichtetes Bild zu entlocken, das mit unseren eigenen Plänen korrespondiert. Schließlich spiegelt sich der Hierophant in dem, was wir in der Suche nach Sinn anstreben. Nur die Frage, was sich hinter dem Sinn versteckt, der uns zwingt, die anderen immer wieder belehren zu müssen – die sollten wir uns lieber nicht stellen!
In der Liebe erscheint der fromme Bruder im Licht des Geistes als Inbegriff der Tageshelle, der nicht nur seine eigene Familie »orchestriert«, sondern auch allen kleinen und verletzten Seelen ständig den Großen Papa oder die Über-Mama vorspielt. Mit großem Elan stürzt er sich auf diese Aufgabe, in der Hoffnung, Erfahrungen zu machen, durch die er die Menschen noch besser verstehen kann. Er ist beseelt, über die Enge hinauszuwachsen, ohne seinen aufgeblasenen Idealen immer ins Auge zu blicken und sie als das zu erkennen, was sie sind: irreale Manifeste als Kontrapunkt zu seinem allerheiligsten Streben, ständig die Leute zu segnen und nur überhöhte Ziele anzupeilen. So ist Liebe, wenn er sie denn spürt, oft die Liebe zu seiner eigenen Verantwortung, die er auf seine Umgebung projiziert. Manchmal weist die Karte auch auf ein verborgenes seelisches Leck in uns hin, das uns in unserem Selbstwertgefühl von der Zuwendung anderer abhängig werden lässt. Die aus dieser Konfliktsituation heraus entstehende Abwehrreaktion verwehrt uns allerdings nicht selten den Spielraum, in dem wir unseren Emotionen Ausdruck geben können.
Der Hierophant in der kollektiven Erinnerung
– Tiefergehende Erkenntnisse –
Der Hierophant als Verkünder des Neuen Æons
Seit Äonen steht die Zahl Fünf für das 5. Element, die Quinta Essentia – jenes Element, das das Ganze zu mehr als der Summe seiner Einzelteile macht. Noch heute bezeichnen wir den Sinn und Zweck eines Ganzen als dessen Quintessenz. Was kann der Hierophant also anderes sein als ein Verkünder dessen, was als Sinn und Zweck des Ganzen zu betrachten СКАЧАТЬ