Название: Akrons Crowley Tarot Führer
Автор: Akron Frey
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783905372489
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Nähern wir uns nun den Details. Der Priesterstab mit den drei Ringen steht für die obere Triade am Lebensbaum (Kether, Chokmah, Binah); auf der irdischen Ebene drückt er aber auch die drei Zeitalter von Isis, Osiris und Horus und damit die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus.3 Des Hierophanten Thron ist von Elefanten umgeben und er sitzt auf einem Stier. Dieser Stier, der auf kultische Verehrung in antiken Religionen zurückgeht, stellt das Goldene Kalb dar, ein Kult, der im Alten Testament als Götzenbild bekämpft wurde.4 Um den Hierophanten herum gruppieren sich die vier Cherubim in den vier Ecken der Karte, die als geflügelte Wesen die Bundeslade bewachen. In der Bibel haben sie vier Gesichter: Mensch, Löwe, Stier und Adler, die in der christlichen Mythologie die vier Evangelisten vertreten. Sie sind auch die Vertreter für die vier Urstoffe Feuer, Wasser, Luft und Erde und werden mit den vier festen Zeichen des Tierkreises verbunden (Wassermann, Löwe, Stier und Skorpion). In der ägyptischen Sagenwelt verkörpern sie die Sphinx und in der kabbalistischen Tradition das JHVH-Tetragrammaton. Was sehen wir noch? Die fünf weißen, herzförmigen Rosenblätter seines Scheitelchakras stehen für geistige, durchscheinende Transzendenz, einen tiefen und unerschütterlichen Glauben an die allwissende Vorsehung und damit an alles, was er in seinem männlichen Weltbild als intuitiver Bannstrahl des Weiblichen empfängt. Die Schlange »in seinem Kopf« hat sich um seine Anima (im gematrischen Sinn ein Mädchen namens Rose) entrollt und Crowley suggeriert: Und auch lasst die Narren die Liebe nicht verwechseln; denn da gibt es Liebe und Liebe. Da ist die Taube, dort ist die Schlange. Wählet gut!5 Auch wenn er in dem, was er für die Göttin hält, nicht die Göttin, sondern nur sein Frauen-Suchbild erkennt, so gehört das, was er durch den Geist der Rosenblätter einatmet (Rose = Vagina), mit zum Feinsten, was er durch das Bild seiner Göttin aufnehmen kann.
Kommen wir zum Besten. Als diametrale Einsicht oder als ein unbewusster Teil aus einer anderen Raum-Wirklichkeit, als Ausschnitt der Sexualität im Licht verdrängten Erkennens oder im Geiste emotionaler Unberührbarkeit scheint die in einen dunkelblauen Mantel gehüllte und mit einem Schwert bestückte Hohepriesterin vor ihm auf, deren Haupt durch die Spitze des mittleren Pentagramms in einen erhellenden Lichtkegel getaucht wird.3 Sie ist die neuäonische Form des Hierophanten und kündigt bereits die gewaltige Veränderung an, die sich später in VIII – Ausgleichung manifestiert: die Priesterin, die nicht nur über, sondern auch mitten unter den Menschen steht. Mit der Sonne im Bauchgeflecht und dem Mond in der Hand empfindet sie männlich-aktiv-positiv und handelt weiblich-empathisch-negativ. Die Mondsichel zeigt, dass sie offen für persönliche Gefühle ist, ein Kind ihrer eigenen Sehnsucht, das in das Paradies zurückstrebt, aus dem sie einst verstoßen worden ist, und das sie auf Erden zu repräsentieren glaubt. Aus christlicher Perspektive verkörpert sie gar eine Maria Magdalena, die der hohe Priester dem Meister Jesus in die Arme legen möchte. Zumindest versucht er sie über die menschlichen Gefühle hinauszuheben, dass sie in der persönlichen Liebe den Hauch des Göttlichen spürt. Doch im Æon des Horus stellen sich die ganzen Energieflüsse um, denn Atu V ist eine Ankündigung des Unterganges des Patriarchats. Künftig wird alle Macht der Frau gegeben sein, die in Liebe unter Willen die Aufgaben des Hierophanten verrichtet (Atu VIII). Das alte Machtsystem wird sich in »Liebe ohne Willen« auflösen, und an seine Stelle wird ein natürliches Machtgefüge treten, das die Geschlechter verbindet und universell gültig ist. Etwas schlangenzüngiger formuliert wäre der Pontifex dann nur noch eine Art Reisebüro, in dem wir die Tickets buchen können, die uns in den Himmel zurückführen und bei regelmäßigem Training und der richtigen geistigen Haltung auch die göttliche Absolution garantieren.
Weiterführende Bemerkungen
1 Im Pentagramm auf der Brust des Hierophanten kündigt sich das neue Zeitalter (XX – Der Æon) in Form des Horuskindes an, das im Mittelpunkt verschiedener ineinander gelegter Fünfecke und Fünfsterne, Symbole der Quintessenz und der Sinnfindung, steht. Es ist ein Symbol der psychischen Verwandlung im Inneren des mächtigen Mannes. In dieser kindlichen Rolle erfüllt der Geist jetzt seine psychische Aufgabe als Vermittler zwischen Gegenwart und Zukunft, durch das (zukünftige) Aussöhnen von Konflikten und das Vereinen von Gegensätzen. Das Kind ist schon deswegen ein schönes Symbol, weil es dem Menschen suggeriert, dass sich das Leben verwandeln lässt, ohne deshalb zu sterben oder seine körperliche Gestalt verlieren zu müssen, ganz nach dem Motto: Das Gute überträgt sich auf das Kind und kommt in der Zukunft zum tragen – kurz:Das Kind soll es einmal besser haben! Ein Irrtum, wie wir wissen, wenn auch ein bisweilen notwendiger Hoffnungsträger.
2 Crowley schreibt: Auch in den Strahlen des Auges (XVI – Der Turm) befindet sich eine Taube, die einen Olivenzweig trägt. Die Schlange ist in Form der Löwen-Schlange Xnoubis oder Abraxas dargestellt. Durch diese werden die zwei Formen des Verlangens repräsentiert, was Schopenhauer als den »Willen zum Leben« und den »Willen zum Sterben« bezeichnet hätte. Dies ist möglicherweise der Grund, warum beständig verkündet wurde, dass der Verzicht auf die Liebe in allen gewöhnlichen Bedeutungen des Wortes der erste Schritt in Richtung Einweihung ist. Dies stellt eine unnotwendig strenge Einstellung dar, denn der »Wille zu Leben« und der »Wille zu Sterben« sind miteinander nicht unvereinbar. Das wird in dem Moment ersichtlich, wenn Leben und Tod als Phasen einer einzigen Energiemanifestation verstanden werden.6
Damit nähern wir uns dem Geheimnis der Jod-Caph-Regel. Die Taube wurde seit Urzeiten der Liebesgöttin und damit der Karte XI – Lust zugeordnet, denn die Huren wurden schon im alten Babylon Täubchen genannt. Sie wurde direkt mit der Sinnlichkeit assoziiert, aber nicht eine Sinnlichkeit zum Zwecke der Zeugung, sondern reine Lust um der Lust willen. Da Lust und Liebe im menschlichen Inventar auf einer ähnlichen Frequenz liegen, hat sich das lüsterne Symbol in der Lust verdrängenden Kultur des Christentums allmählich zu einem Archetyp des Friedens transformiert. Ihr Gegenpart ist die Löwenschlange. Xnoubis oder Abraxas entspricht einem gnostisch-manichäischen Symbol, das den dunklen und den lichten Aspekt im Gottesbild vereint. Vor allem die Manichäer glaubten, dass die Schöpfung aus einer Vermischung Gottes mit dem Teufel entstanden wäre (Gott gab die Seele, der Teufel den Leib) und die Erlösung nur stattfinden könnte, wenn sich der Mensch dieser Anteile in sich bewusst werden würde. Während die Taube auch СКАЧАТЬ