Kämpferherz. John Eldredge
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Название: Kämpferherz

Автор: John Eldredge

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783765572982

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СКАЧАТЬ Kultur der Massai ist diese Praxis fest verankert: Wenn ein Löwe das Vieh eines Dorfes gefährdet, ist es Sache der jungen Männer, dem Raubtier mit bloßem Speer entgegenzutreten und es zu besiegen. Natürlich hatte der junge Massai heftige Wunden davongetragen; aber nachdem er den Löwen getötet hatte, galt er in seinem Dorf als Held und Anführer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass für einen jungen Kerl, der Narben von den Löwenklauen auf der Brust trägt, ein Uniexamen oder ein Bewerbungsgespräch noch irgendeinen Schrecken darstellen.

      Etwas an dieser Geschichte hat mich tief in meiner Seele angesprochen: Man stellt sich einer großen Herausforderung, in der der Sieg alles andere als sicher ist, und meistert sie. Ich fragte mich: Wenn ich meine eigene Herausforderung bestehen würde, würde ich dann mit mehr Vertrauen in diese unsichere Zukunft gehen? Unwillkürlich musste ich denken: Wenn ich einen Löwen zur Strecke gebracht hätte, würde sich das Leben sicher nicht mehr so anfühlen, als müsste ich allein einen Dschungel durchqueren – mit nichts als einem iPhone in der Tasche.

      Dieses Buch ist also ein Bekenntnis, eine Einladung und ein Fahrplan für meine Generation. Es ist ein Bekenntnis, weil ich meine Geschichte erzähle und hoffe, dass ihr dieselben Fragen habt wie ich. Es ist eine Einladung von Dad und mir, sich mit uns auf den Weg zu machen: als Sohn, der väterlichen Rat erhält, oder als Vater, der erfährt, was er seinem Sohn mit auf den Weg geben kann. Es ist ein Fahrplan für meine Generation, die nicht gelernt hat, wie man Löwen erlegt oder hinter welchen Masken sich Löwen verbergen.

      Dad und ich, wir glauben, dass jeder von uns mit ein wenig Unterstützung der Mann sein kann, der er gern sein möchte. Denn die Welt braucht echte Männer!

      Sam Eldredge

      eins

      Ins kalte Wasser

      Plötzlich erkannte er, dass er die Welt entweder mit den Augen eines armen, beraubten Opfers sehen konnte oder aber als Abenteurer auf der Suche nach einem Schatz.

      Paulo Coelho, Der Alchimist1

      Es fällt mir echt schwer zu erzählen, wie lächerlich mein erster Job war.

      Ich war zweiundzwanzig und die Tinte auf meinem Diplomzeugnis (von einer renommierten Uni) war noch nicht getrocknet, da stieg ich in die Welt der Erwerbstätigen ein als … Botenjunge. Ohne Witz! Der Job war wirklich nicht besonders anspruchsvoll. Um ehrlich zu sein hat mich die geisttötende Banalität meiner Arbeit ziemlich deprimiert. Und damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, hier meine übliche Besorgungsliste für die (äußerst) wohlhabende Familie, die mich bezahlte:

       eine Kiste Cola light

       drei Kisten Mineralwasser

       zwölf Dosen Katzenfutter, ausgenommen die Geschmacksrichtungen Garnele und Leber (Ihre Katze, Taco, hatte mich bereits mehrfach zurückgeschickt, um diese Sorten umzutauschen. Überhaupt: Wer nennt seine Katze schon Taco?)

       zwei Kanister destilliertes Wasser

       griechischer Naturjoghurt

       Vollkorncracker

       Mittagessen von irgendeinem Schnellimbiss für die achtzehn Bediensteten (bitte dreimal prüfen, ob im Salat für Angie Sonnenblumenkerne sind und dass Lynns Smoothie nicht wieder fehlt; alle Dressings bitte extra)

       Pakete zur Post bringen und eine Kiste Wein bei einem Vorstandskollegen in der Stadt abliefern

      Ich kam mir vor wie der letzte Trottel. Und während ich in der Stadt herumfuhr, mich durch die Radiosender zappte und mir die Stunden wie Ewigkeiten vorkamen, fragte ich mich manchmal: Was mache ich eigentlich gerade mit meinem Leben? Meine Freunde, die Wirtschaftsfächer studiert hatten, hatten Jobs bei Musikwerbeagenturen oder Wirtschaftsprüfungsunternehmen ergattert; einer arbeitete auch für eine neu gegründete Technologie-Firma. Ein Kommilitone, der wie ich Englisch studiert hatte, saß an der Rezeption eines mondänen Hotels. Aber wenn wir uns freitagabends um den Tisch in unserer Stammkneipe versammelten, war ich mir manchmal nicht mehr sicher, ob meine ehemaligen Mitstudenten wirklich mehr Erfolg hatten als ich. Auch von ihnen waren viele enttäuscht.

      Die Wochenenden vergingen wie im Flug, und jeden Montag ging ich wieder meinem langweiligen Job nach, damit ich Miete und Lebensmittel bezahlen konnte. Woche für Woche für Woche. Ich fühlte mich wie im Hamsterrad, wie bei einer endlosen Prüfung im Wassertreten, um in den Pool der Erwachsenen aufgenommen zu werden.

      Vielleicht sollte ich lieber von meinem zweiten Unijahr erzählen, von der guten alten Zeit, als die Vögel noch sangen, jeden Tag die Sonne schien und jeder ein Lachen auf den Lippen hatte. Oder von der Zeit, in der wir uns für ein Studienfach entscheiden mussten. Eine Entscheidung, die mich an den Berufsinformationstag an der Schule erinnerte: Jeder musste angeben, was er einmal werden wollte. Ich wählte Englische Literatur als Hauptfach, weil ich Geschichten liebe und gern kreativ bin und weil ich gern Schriftsteller werden will.

      Noch immer nervt es mich, wie andere reagieren, wenn ich sage, dass ich Literatur studiert habe: „Oh“, bedauern sie mich, als hätte ich von einem Todesfall erzählt, und dann: „Was willst du denn damit anfangen?“ Am liebsten würde ich zurückschießen: „Jedenfalls nicht für den Rest meines Lebens in einem stinkigen Büro hocken, du Verräter!“ Aber jetzt, zwei Jahre später, bin ich nicht mehr ganz so fest davon überzeugt, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Und ich frage mich: Habe ich mit meinem Studium nur Zeit verschwendet? Was meinst du, Dad?

      Der Diplombetriebswirt, der gestern Abend an meinem Tisch bediente, und der Architekt, der mich neulich im Taxi chauffiert hat, stellen sich genau dieselbe Frage. Und so wird es ernst mit der großen Schlacht um das eigene Herz; mit dem Kampf, ein Leben zu finden, das sich lohnt; mit dem Kampf darum, das eigene Herz nicht zu verraten, während man danach sucht, was dem Leben Sinn geben kann.

      Atme also tief durch und tritt einen Schritt vom Abgrund zurück. Jeder Schritt ins Unbekannte fühlt sich anfangs an, als befände man sich im freien Fall. Ich kenne diese Gefühle auch. Das Studium oder die Ausbildung sind nur ein Durchgangsstadium. Aber wohin?

      Wenn du deine Studienjahre richtig einordnen willst, stell dir ein paar einfache Fragen: Bist du nichts weiter als eine Arbeitskraft, ein Karrieretyp in einem endlosen Wirtschaftskreislauf? Oder bist du ein menschliches Wesen mit einem Herzen in der Brust, das dir sagt: Es gibt ein Leben voller Sinn und Bedeutung, und genau dafür wurdest du erschaffen? Denn weißt du, Sam, die Frage, wer wir sind und wozu wir hier sind, ist viel entscheidender als die Frage, wie man einen tollen Job an Land zieht und das große Geld macht. Du willst ja nicht in einem Leben enden, das du hasst.

      Vor einiger Zeit habe ich einmal einen Zahnarzt beraten. Er war etwa Ende vierzig, erfolgreich, wohnte in einem schicken Haus, leistete sich exklusive Urlaube – und war depressiv. Nach langem Schweigen sagte er: „Als ich studiert habe, hatte ich keine Ahnung, was ich wollte; ich war noch ein anderer Mensch, als ich mich für dieses Leben entschied.“

      Aber die Ansicht, dass man mit achtzehn eine klare Vorstellung davon haben sollte, wer man ist und was man für den Rest seines Lebens tun will, ist verrückt. In dem Alter hat man noch gar nicht richtig angefangen, über sein Leben nachzudenken. Man ist noch viel zu sehr in seine Familie und Kultur verstrickt, als dass man seine Welt klar sehen könnte. Es ist schon ein Erfolg, wenn man rechtzeitig aufwacht, um es zur ersten Vorlesung oder zum ersten Tag als Azubi zu schaffen. Auch noch daran zu denken, dass man seine Wäsche waschen muss, ist ein persönlicher Triumph.

      In meinem ersten Jahr an der Uni kam ich mir vor wie in einem riesigen Ferienlager. Alle waren noch ganz benommen von dem Hochgefühl, überhaupt СКАЧАТЬ