Rattentanz. Michael Tietz
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Название: Rattentanz

Автор: Michael Tietz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Edition 211

isbn: 9783937357447

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СКАЧАТЬ schauderte bei dem Gedanken, in einem Raum zu schlafen, in den er auch urinierte. Morgen, dachte er, morgen werden wir hier raus kommen. Morgen. Wie wohl der Tote aussieht, in den Mehmet seine Hände gesteckt hatte? War es ein Mann, eine Frau, ein Kind? Aus dem Zapfhahn schoss ein dicker Strahl goldenes Bier.

      Amputieren.

      Blutiges Bier.

      Fuchs, du hast das Bein gestohlen.

      Pinkeln, bitte, nur ein bisschen.

      Endlich, es war inzwischen kurz vor drei am Morgen, schlief er ein.

      Hermann Fuchs hatte die Beine angezogen und die Arme um sie geschlungen. Er sah hinauf zu den kleinen Lichtpunkten und überlegte, welcher Raum darüber sein könnte, um welche Lichtquelle es sich wohl handeln mochte. Fuchs war nicht müde. Nicht heute, nicht in dieser Nacht. Er spürte das Geldbündel an seiner Brust und ihm kam zum ersten Mal der Gedanke, dass es wertlos sein könnte. Konnte ihn das Geld hier rausbringen? Konnte er sich damit freikaufen? Konnte er es essen oder trinken? Und selbst wenn er hier wieder rauskommen sollte, wie würde diese neue Welt da draußen in Zukunft funktionieren? Würde es noch Geld geben oder nur Tauschhandel und das Gesetz des Stärkeren?

      Er war an diesem Morgen auf dem Weg zum Sozialamt gewesen, um sich sein Geld für die zweite Monatshälfte abzuholen. Früher hatte er den kompletten Betrag am ersten oder zweiten des Monats erhalten, aber weil er regelmäßig spätestens am zehnten mit leeren Taschen und Alkoholfahne wieder im Amt aufgekreuzt war, hatte dieses die Teilzahlung eingeführt.

      In ihm gierte alles nach einer Zigarette und einem Schluck hinterher.

      Später. Wenn er erst mal hier raus war.

      Irgendwann schlief er doch ein. Als er erwachte, wusste er im ersten Moment nicht, wo er war. Er fühlte sich benommen, wie nach einer durchzechten Nacht, und rieb sich die Augen. Dann kam die Erinnerung zurück.

      Mehmet lag mit offenem Mund auf der Seite und schlief, Ritter ebenso, nur saß der an die kalte Wand gelehnt und hatte sein Bein von sich gestreckt. Unter der zerrissenen Hose konnte Fuchs die Wunde erkennen, sie sah furchtbar aus. Sie sah furchtbar aus? Sehen?

      Sein Blick ging zur Decke, dahin, wo in der Nacht die Lichtpunkte waren.

      Über ihm wölbte sich eine Milchglaskuppel!

      Genau über dem Operationstisch war ein quadratisches Fenster in der Decke eingelassen, vielleicht zwei Quadratmeter groß. Und dahinter kletterte die Dämmerung übers Land. Noch war der Himmel ein blaugraues Gemisch aus Nacht und Tag, aber das diffuse Licht reichte aus, um Einzelheiten erkennen zu können, um zu sehen.

      »Es waren Sterne!«

      Der ansonsten fensterlose Raum war sicher vier Meter hoch, Boden und Wände grün gefliest. Sehr weit oben sah er mehrere Gitter an der Wand, vermutlich die Klimaanlage. Das Fenster war fest verschlossen, kein Scharnier konnte Fuchs erkennen, keinen Motor zum automatischen Öffnen. Allein und ohne Hilfe, soviel war klar, würde er hier niemals rauskommen. Wenn, dann nur mit Mehmets und Ritters Hilfe. Allein ging nichts.

      33

      5:42 Uhr, zwischen Donaueschingen und Wolterdingen

      Die Sonne ging gerade auf, an einem makellos blauen Himmel und genau zur vorberechneten Zeit. Die Erde hatte sich weitergedreht, ohne von dem, was sich auf ihrem Rücken abspielte, Notiz zu nehmen.

      Die Sonne beleuchtete einen Planeten, auf dem in den vergangenen Stunden die Luftverschmutzung drastisch zurückgegangen war. Übrigens eines der vordringlichsten Probleme, denen das zwei Tage zuvor begonnene Gipfeltreffen der G8 galt, welches in diesem Jahr im äußersten Zipfel des russischen Reiches stattfand. Die Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Italien, Russland und den Vereinigten Staaten von Amerika saßen nun zusammen mit ihren Außen-, Umwelt- und Wirtschaftsministern sowie einem umfangreichen Tross an Beratern und Mitarbeitern gemeinsam in Wladiwostok fest.

      Im Irak hatte es in den vergangenen dreiundzwanzig Stunden nur zwei Selbstmordattentate gegeben, beide kurz nach acht auf einem Markt in Bagdad. Seitdem war es ruhig.

      Valentin Jost, der erste nicht existierende Patient des vergangenen Tages im Donaueschinger Krankenhaus, saß, mit dem Rücken an eine hundertjährige Tanne gelehnt, im Wald zwischen Donaueschingen und Wolterdingen. Erste Strahlen der gerade im Osten aufgehenden Sonne stahlen sich zwischen den Baumstämmen hindurch und trafen sein Gesicht. Kühle Nebelschleier waberten, schmiegten sich eng an den bemoosten Boden.

      Nachdem er am Vortag kurz nach neun die Intensivstation verlassen hatte, machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Wolterdingen. Er hatte Kopfweh und der Verband drückte. Nach zwei Kilometern − er hatte bereits mehr als die Hälfte des Weges zurück nach Hause hinter sich gebracht − nahmen die Schmerzen schlagartig zu. Sein Nacken fühlte sich wie ein Brett an und vor Josts Augen tanzten schwarze Schatten. Er war vom Weg abgekommen und in den Wald gestolpert. Mit den Augen stimmte etwas nicht, dann sank er auf den weichen Waldboden.

      Gegen halb elf war er noch einmal erwacht. Er hatte Stimmen gehört, die vom Waldweg kamen, der irgendwo hinter den Bäumen verborgen sein musste. Kinderstimmen. Wer er war, hätte er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr sagen können, denn die unerträglichen Schmerzen in Kopf und Nacken hatten jede Erinnerung vertrieben. Er versuchte noch einmal aufzustehen, aber sein linkes Bein knickte willenlos unter seinem Gewicht zusammen. Die Blutung in Josts Kopf hatte sich ausgebreitet und drückte nun auf Nerven, die daraufhin ihren Dienst einstellten oder diesen nur noch halbherzig erledigten. Seine Augen konnte er nur noch minimal bewegen.

      Kinderstimmen.

      Sie riefen trotz der Schmerzen ein warmes, angenehmes Gefühl in ihm wach. Er zog mit der Rechten sein Portemonnaie hervor, dann wurde er erneut ohnmächtig.

      Fünf Minuten darauf erwachte er und stellte verwundert fest, dass er ein Bild in der Hand hielt. Er konnte kaum noch etwas sehen, die dunklen Schatten breiteten sich aus, übermächtig und zu stark. Aber es schienen Kinder zu sein, zwei kleine Buben. Jost wusste nicht mehr, um wen es sich handelte, aber die Wärme, die Liebe, die ihn beim Betrachten des Bildes überkam, taten gut, machten ihn glücklich. Valentin Jost starb ein paar Minuten vor zwölf mit einem Foto seiner Söhne in der Hand.

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