Название: Der Kessel der Götter
Автор: Jan Fries
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783944180328
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Ich bin sicher, dass meine Übersetzung viele Fehler enthält. Aber die sind unvermeidbar. Denn jede Taliesin Übersetzung ist in erster Linie die Interpretation eines reichlich schwierigen und fehlerhaften Manuskripts. Die Sprachforscher werden noch in Jahrhunderten damit ihren Spaß haben.
Taliesin hat es uns nicht leicht gemacht.
Die britischen Barden sind berühmt für ihre ‘dunkle Sprache’. Genau wie die Kelten der Vorzeit liebten sie Andeutungen, Symbole und Rätsel, verwendeten obskure Metaphern und waren einfach gerne schwierig. Manche ihrer Lieder, wie Lobpreisungen und Sterbegedichte, wurden feierlich und gemessen vorgetragen. Andere wurden in Trancezuständen in voller Raserei und im Telegrammstil improvisiert. Viele Taliesinverse haben ein sehr kurzem Versmaß; manche bevorzugen fünf Silben pro Strophe. Wobei manchmal ein Dutzend oder mehr Zeilen den selben Endreim haben. Bei so kurzen Versen kommt es zu grammatikalischen Problemen. Oft beschränkten sich die Barden auf knappe Andeutungen. Von denen wir viele nicht verstehen. Und die Taliesins waren berühmt dafür, ständig von Thema zu Thema zu hüpfen. Wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt verstanden werden wollten.
Einige der späteren Taliesin Lieder sind so verworren, dass sich die Frage stellt, ob sie aus Bruchstücken zusammengesetzt sind. Wenn in einem Lied aus dem dreizehnten Jahrhundert plötzlich über die Gwyddyl Ffichti (gälischen Pikten) geschimpft wird, ist dies ein guter Hinweis auf ein hohes Alter der Passage. Denn die Pikten waren schon 850 von Kenneth MacAlpin erobert und in die schottischen Völker assimiliert worden. Dummerweise sagt uns dies nichts über das Alter des restlichen Gedichtes. Von den höheren Barden wurden auch prophetische Gesänge erwartet. Gerade wenn es um Wahrsagungen und geschichtliche Referenzen geht, scheint immer wieder an den Liedern herumgebastelt worden zu sein.
Wenn dies Dein erster Ausflug in die verwirrende Welt der bardischen Gesänge ist, mach Dich auf einiges gefasst. Es gibt viel zu staunen, lernen, lachen. Diese Lieder sind nicht einfach zu verstehen. Dafür bleiben sie auch lange interessant. Du kannst immer wieder etwas Neues darin entdecken.
Was Du jetzt vor Dir hast, ist weder geschönt noch exakt. Es ist einfach das Beste, was ich mit meinen begrenzten Mitteln und Kenntnissen machen konnte.
Für Dich sind die Lieder und Gedichte eine Herausforderung. Mehr noch, sie bieten Dir die Chance, viele Jahre lang über Rätsel zu staunen, die vermutlich nie mit Sicherheit gelöst werden. Ein gutes Rätsel kann Dich Dein Leben lang begleiten. Es bleibt immer alt und immer jung und macht immer wieder neuen Sinn. Genau den Sinn, den du jetzt für Dein Leben brauchst. Und wenn Du gerne Gedichte schreibst oder vielleicht eines Tages Taliesin vertonen willst, kannst Du sie ja immer noch umschreiben, verbessern und für Dich neu interpretieren. Das haben die Barden schon immer gemacht. Die dunkle Göttin der Inspiration begleitet Dich. Hier ist Deine Chance!
Nemetona, Göttin der Heiligen Haine
0. Einführung:
Willkommen im Nemeton
it folgenden drei Wörtern aus der gallischen Sprache möchte ich Dich bekannt machen: Brixtia, *Nerto und *Nemetos.
Brixtia oder Brictia bedeutet Magie. Eine spätere Version davon finden wir in dem altirischen „bricht”, Zauberformel, Zauberspruch oder Zauber. Brixtia kann sich auf eine große Anzahl verschiedener Aktivitäten beziehen. Viele haben mit Sprache, Klängen und Poesie zu tun. Bei den Kelten finden wir Zauber, Anrufungen, Gebete, beissende Satiren, Flüche und sich bewahrheitende Prophezeiungen. Die Leute liebten Segenssprüche, Schutzformeln, Rätsel und das Erzählen von Geschichten. Crowley definierte Magie als „die Kunst und Wissenschaft, Veränderungen in Übereinstimmung mit dem Willen herbeizuführen”. Zu diesem Zweck muss der Wille konzentriert und auf irgendeine Art und Weise ausgedrückt werden. Wir müssen zu Bildern und Symbolen greifen, wenn wir unseren Willen kommunizieren möchten. Der Magier teilt seinen Willen mit, und diesen kann man auf viele unterschiedliche Arten ausdrücken. Die keltischen Magier und Zauberer verwendeten meistens Worte für Brixtia, aber wenn wir genauer hinschauen, gibt es da einiges zu entdecken. Ein Wort ist ein Stimulans für die Imagination, und Imagination, insbesondere, wenn sie geschult und inspiriert ist, ist die wichtigste Quelle aller Magie. Da gibt es beispielsweise die Sprache der Gestik. Tänzer (gelegentlich unbekleidet) und Ritualteilnehmer tauchen in der vorrömischen, keltischen Kunst auf, und maskierte oder halbmenschliche Gestalten, oft mit tierischen Attributen versehen, sind häufig auf keltischen Münzen abgebildet. Lieder und Musik spielten eine Rolle im Ritual, in Kulten und Zeremonien; stell´ Dir Rasseln vor, scheppernde Metallteile, Panflöten, Bronzetrompeten und einfache Harfen. Sakrale Architektur ist eine weitere Sprache. Die Symbolik von Kultplätzen in freier Natur und, noch stärker, die Bildersprache und Symbolik, die ein nicht weg zu denkender Bestandteil von Tempelanlagen, Hügeln, Gräben, Pfeilern, Opfergruben, Brunnen, Prozessionsstraßen und Viereckschanzen ist. Dann gibt es da noch die Sprache des Opfers und der Opfergaben. Die prähistorischen Kelten gingen sehr systematisch damit um, was sie wie opferten. Das gleiche gilt für Begräbnisriten, die dem Verstorbenen sicheres Geleit in die Anderswelt geben und die Gemeinschaft vor der Wiederkehr der „gefährlichen Toten” schützen sollten. Und es gibt die Sprache der symbolischen Handlungen. Einen Talisman segnen, das Abbild eines Feindes erdolchen, eine Botschaft an die Götter der Unterwelt vergraben, eine Pflanze unter Beachtung besonderer Riten ernten, eine Prozession über die Felder unternehmen… all das sind die Wörter einer Sprache.
*Nerto bedeutet Macht und Stärke. Das Wort hängt zusammen mit *narito, magisch gestärkt, und geht zurück auf das indo-europäische *ner, was soviel wie kreative Kraft oder magische Energie bedeutet. Nerto ist die Kraft, Energie oder Macht, die dafür sorgt, dass ein Ritual funktioniert. Diese Kraft macht sich auf vielen Ebenen bemerkbar. Auf der physischen Ebene äussert sie sich als Lebensenergie, Vitalität und Freude. Sie erfüllt und belebt besondere Orte, die entweder natürlich entstanden sind oder von Menschen geschaffen wurden und zu Ritualen einladen, wie beispielsweise die Felsen und Anhöhen, die die Kelten der Hallstattzeit für Opfer unter freiem Himmel bevorzugten, oder die Löcher, Gruben, Brunnen und Opferschächte, die in der La Tène-Zeit bevorzugt wurden. Heilige Orte, Tempelbauten, Bilder, Symbole und so weiter haben den Zweck, Nerto zu verstärken. Das gleiche gilt für Kostüme, Masken, rituelle Werkzeuge und sakrale Objekte. Nerto erfüllt Brixtia mit Leben, Nerto nährt die Götter, Nerto verbindet uns mit allen Lebewesen. Wenn man mit den Göttern kommuniziert, sorgt eine gewisse Menge an Nerto dafür, dass der Kontakt klar bleibt und die Visionen fliessen. In alten Zeiten wurde das durch das Opfern von Tieren, Lebensmitteln, Getränken, Wertsachen und gelegentlich Menschen erreicht. Opfer wecken Emotionen, und Emotionen sind es, die Götter und Geister benötigten, um sich zu manifestieren. Heute haben sich andere Verfahren als zweckmäßiger herausgestellt. In Ritualen kann Nerto durch leidenschaftliches Tanzen, wilde Musik, lange Gebete, Sprechgesang, rhythmisches Atmen, Schütteln und Schwanken, Erschöpfung, intensive Lust und jede beliebige andere Aktivität, die starke Emotionen, ein luzides Bewusstsein, Freude, Entzücken und Ekstase bewirkt, erreicht werden. Diese Kräfte werden durch den Einsatz der Vorstellungskraft kanalisiert und mit dem СКАЧАТЬ