Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC. Mark Evans
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СКАЧАТЬ mal eine gute Sache.

      Meinen ersten Bass kaufte ich im Oriental Pearl Loan Office auf der Chapel Street in South Yarra für 22 Dollar. Es war eine Pfandleihe, eine düstere, staubige, muffige Höhle, in der die verschiedensten schrägen Typen herumlungerten und auf eine Wendung des Glücks oder das Geschäft ihres Lebens warteten. Der Laden machte besten Umsatz mit „Gütern aus zweiter Hand“. Der Besitzer, ein kleiner Typ namens Neil, nahm als Bezahlung ohne weiteres den Gutschein der Sozialbehörde an, der eigentlich für meine Schulbücher ausgestellt worden war. Bei dem Bass handelte es sich um einen ziemlich schlechten Fender-Precision-Nachbau, der mich dazu zwang, rechtsseitig Bass-Spielen zu lernen, obwohl ich eigentlich Linkshänder war. Eigentlich hatte ich das Instrument umdrehen und wie Paul McCartney links herum spielen wollen, aber das funktionierte nicht, weil die tiefste Saite dann nicht mehr an den ganz äußersten Wirbel gereicht hätte. Die einzige Lösung wäre ein neuer Satz Saiten gewesen, aber ich hatte leider nur einen Gutschein zum Bezahlen gehabt. Also brachte ich mir bei, rechtsseitig zu spielen.

      Als Linkshänder hatte man damals ohnehin jede Menge Schwierigkeiten. In der ersten Klasse hatte ich eine Lehrerin, eine absolut grauenhafte Frau, die Linkshänder nicht ausstehen konnte und alle „betroffenen“ Schüler links an die Doppeltische setzte. Dann ging sie mit gezücktem Lineal durch die Reihen und schlug alle Kinder auf die Knöchel, die sie mit einem Stift in der linken Hand erwischte. Wir Linkshänder wurden also regelrecht zum Rechtsschreiben geprügelt. Wer leicht stotterte, bekam von der blöden Ziege eins mit dem Gürtel übergezogen.

      Ich investierte an der Prahran High nicht allzu viel Energie oder Zeit, und den größten Teil meines Wissens habe ich mir irgendwie selbst beigebracht. In den etwas mehr als fünf Jahren, die ich an dieser Schule war, gab es keine Woche, in der ich wirklich an allen Tagen erschien. Ich machte immer mal wieder blau. Und Hausaufgaben machte ich überhaupt nicht – kein einziges Mal. Aber trotzdem lavierte ich mich irgendwie durch und bewarb mich schließlich sogar um ein Stipendium für eine Ausbildung an einem Lehrer-College. Als Lehrer hatte man zehn Wochen Jahresurlaub, und schon allein das hatte seinen Reiz. Seltsamerweise fiel ich während der ganzen Zeit an der Prahran High nur in einem Fach wirklich mit Pauken und Trompeten durch – in Musik.

      Schule war für mich eine Art Teilzeitvergnügen. Im Grunde schwänzte ich auch gar nicht, weil meine Mutter darüber Bescheid wusste, dass ich nicht hinging. Es war nicht ihre Art, mich zum Schulbesuch zu zwingen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mich deswegen zur Rede gestellt hätte. Ich nehme an, wenn meine Zensuren stark in den Keller gegangen wären, hätte es anders ausgesehen.

      Es war kein Zufall, dass die Fächer, an denen ich den meisten Spaß hatte, immer von Lehrern unterrichtet wurden, die ich mochte. Englisch war mein Lieblingsfach; so lange ich denken kann, haben mich Wörter und das, was man mit ihnen machen kann, fasziniert. Als ich zur Prahran High School wechselte, las ich bereits sehr viel, auch wenn ich die Bücher, die wir im Unterricht behandelten, meist liegen ließ, zum Beispiel J.D. Salingers Der Fänger im Roggen – ich habe mich immer gefragt, ob solche Bücher wohl extra geschrieben werden, um Schulkinder zur Verzweiflung zu treiben.

      Geschichte und Erdkunde fand ich ebenfalls ganz spannend. Dort erfuhr ich etwas über andere Länder, und so etwas fesselte meine Aufmerksamkeit immer, ebenso wie Miss Starr, unsere Geschichtslehrerin. Sie war sehr zierlich und keine klassische Schönheit, aber so gebaut wie keine andere Frau, die ich kannte. Es war, als hätte der liebe Gott ausprobieren wollen, wie er eine Frau bestücken konnte. Mathe war mir ein Buch mit sieben Siegeln, wie eine fremde Sprache, was dieses Fach ja wahrscheinlich auch irgendwie ist. Algebra ist mir heute noch ein Rätsel, obwohl meine jüngste Tochter Virginia sich inzwischen alle Mühe gibt, mir den Stoff der achten Klasse zu verklickern. Die Naturwissenschaften gingen mir auf den Zeiger, und das einzige Thema, das mich einigermaßen ansprach, war Astronomie. Das war wirklich cool.

      Football spielte an der Schule auch eine große Rolle, obwohl die Wettkämpfe mit anderen Schulen wie der Richmond oder der Fitzroy High eher unbewaffneten Zweikämpfen glichen. Ich war froh, für die Prahran High aufzulaufen, denn wir hatten ein paar echte Psychopathen im Team. Ein Typ tat das ganze Spiel über so, als sei er ein Cowboy – er klatschte sich beim Laufen auf den Hintern und hoppelte, als säße er auf einem Pferd, während er ein ohrenbetäubendes „Yee-hah!“ ausstieß. Während eines Spiels knockte er einen seiner Gegner mit einem kernigen Klaps richtiggehend aus. Als der Schiedsrichter ihn vom Feld stellte, erklärte er: „Der hat mit dem Mädchen vom Sheriff getanzt!“ Ein anderer aus unserem Team fuhr ein unsichtbares Motorrad. Wir haben nie ein Spiel verloren.

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      Auf der Chapel Street, ganz in der Nähe von der Pfandleihe, in der ich meinen ersten Bass gekauft hatte, gab es ein altes, ausgedientes Kino, in dem regelmäßig eine Musikveranstaltung namens „That’s Life“ stattfand. Das Kino, das direkt gegenüber vom Bahnhof Windsor lag, hatte man notdürftig umgebaut und dabei wenig erfolgreich versucht, es wie einen coolen Nachtclub aussehen zu lassen, und der Laden war vor allem berüchtigt für die Schlägereien, die dort zwischen den Sharpies und den Mods stattgefunden hatten. Wie in vielen anderen kleinen Hallen und Theatern traten hier am Freitag- und Samstagabend Bands auf. Da es keine Schanklizenz gab, durfte auch kein Alkohol verkauft werden, und das wiederum führte dazu, dass es beim Einlass keine Altersbeschränkung gab. Natürlich wurden zum Ausgleich schon auf dem Weg zum Konzert große Mengen Bier gekippt. Und es galt als ausgesprochen angesagt, einen Flachmann mit Scotch in der Tasche zu haben, ebenso wie eine Rolle mit Klebefilm umwickelter Zwei-Pence-Stücke, die genau in eine geballte Faust passte und schnell zur Hand war, wenn es nötig wurde. Kurz gesagt, es war ein Ort perfekter abendlicher Unterhaltung, noch dazu von meiner Wohnung im Prahran Hilton bequem zu Fuß zu erreichen.

      Wir – meine Bandkollegen Graham, Micky, Norm und ich – gingen oft ins Life, wie der Laden kurz genannt wurde, aber auch ins Garrison an der High Street, in die Ormond Hall, ins Opus in der St. Kilda City Hall oder in den Try Boys Club an der Surrey Road. Dort erlebten wir die besten Lokalbands der damaligen Zeit, die Master’s Apprentices, Billy Thorpe & The Aztecs, Doug Parkinson In Focus, Chain und Carson, bei denen der phantastische Broderick Smith am Mikrofon stand. Später sang er bei meiner absoluten Lieblingsband, den Dingoes.

      Im Try Boys wurde es schnell mal ein bisschen brenzlig, weil hier die Surrey Road Gang herrschte. Die Jungs waren nicht zu unterschätzen: Gerüchteweise war ein Mitglied der Bande bei einem Straßenkampf getötet worden, und einige seiner Gefolgsleute hatten sich für eine Verbrennung im eigenen Haus entschieden, um seine Asche später in tiefer Nacht im Prahraner Schwimmbad zu verstreuen. Die Geschichte kursierte einige Jahre, und angesichts des Rufes, den einige der angeblich Beteiligten genossen, zweifelte ich nicht daran, dass sie der Wahrheit entsprach. Ein alter Schulkamerad von mir, Wade Dix, stand dieser Gang recht nahe, ebenso sein Bruder Lee. Ihr Vater war in der Painters And Dockers Union organisiert, der Gewerkschaft der Maler und Hafenarbeiter, die damals die Kais von Melbourne regierte. In den Pubs von Prahran tauchten öfter mal Dinge auf, die irgendwie mal „beim Verladen runtergefallen“ waren, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Dix Senior bis zu den blutunterlaufenen Augen in diesen krummen Sachen steckte.

      Wade wuchs vor allem meiner Mutter über die Jahre richtig ans Herz; sie hätte ihn bestimmt adoptiert, wenn er zu haben gewesen wäre. Er war ein schmächtiger Junge mit olivfarbener Haut, so wie ich. Und er hatte es nicht leicht, wie sich jederzeit an den vielen blauen Flecken, Schnitten, Beulen und Kratzern ablesen ließ, die seine Haut zierten. Angesichts der Umstände, unter denen er aufwuchs, war es ein Wunder, dass er ein so sonniges Gemüt entwickelte, aber gerade deswegen konnte meine Mutter ihn so gut leiden. In kürzester Zeit stieg sie bei ihm von „Mrs. E.“ zu „Mum“ auf, und das wollte bei Wade eine Menge heißen. Er besorgte sich später ein paar bezahlte freie Wochen auf der Arbeit, indem er einen Finger in eine Metallpresse steckte. Ruckzuck säbelte ihm die schwere Presse ein ordentliches Stück seines Fingers ab, und er konnte die nächsten vier СКАЧАТЬ