Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC. Mark Evans
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СКАЧАТЬ kerzengerade, „wie eine verdammte Rakete“, mit an den Körper angelegten Armen und den Füßen voran vom Dach herunterschoss und sich in eines der von der Wohnungsbaugesellschaft frisch angelegten Blumenbeete bohrte. Eine der Klatschbasen aus der Gegend sprach daraufhin von „unserem neuen Gartenzwerg“. Bei einer Party zeigte mir jemand ein Polaroid-Foto von dem Typ und bat mich, es mit meiner Unterschrift sozusagen zu beglaubigen, aber das war dann doch ein bisschen krass, selbst für mich. (Polaroids wurden später noch ein großes Thema auf Tournee, und es hatte schon seine Gründe, dass ein Mitglied der AC/DC-Crew von „Pornoroids“ sprach.)

      Ich war 15, als ich mit einigen meiner Kumpels zu einem „Turn“ eingeladen wurde, einer Party, die von ein paar älteren Jungs veranstaltet wurde. Die Bedingung war, dass wir ein paar Dutzend Flaschen Bier Marke Vic Bitter mitbrachten, und außerdem ein paar Mädchen. Aus irgendeinem Grund, der sich mir bis heute nicht erschlossen hat, wurden Mädchen damals „Bürsten“ genannt. Wir gingen gerade den Laubengang im ersten Stock zum „Turn“, als einer der Partygäste durch die Fliegengittertür krachte und von zwei riesigen Typen verdroschen wurde.

      Nach einer ziemlich gründlichen Abreibung sagte einer der beiden Angreifer zu seinem Opfer: „Komm schon, Alter, steh auf. Ist doch nichts passiert, hau ab, sieh zu, dass du nach Hause kommst.“ Dann wandte er sich an seinen Kumpel: „Fass mal mit an, ja?“ Und die beiden nahmen ihren Punching-Ball und warfen ihn geradewegs über das Geländer. Als er unten aufschlug, hörte es sich wie eine zerplatzende Wassermelone an. Der eine der beiden Schläger guckte uns an, nahm uns die Flaschen ab und sagte: „Danke, Jungs. Wo sind die Bürsten?“

      Glücklicherweise hatten ein paar Büsche und Sträucher den Fall des Prügelknaben gebremst, aber wir dachten damals ernsthaft, dass wir wieder mal eine Leiche im Vorgarten hatten. Die Angreifer gingen wieder in die Wohnung, wir aber nicht; wir fragten uns noch, was wir wegen der neuesten Gartendeko unternehmen sollten. Vielleicht war die Party doch keine so gute Idee.

      Dann hörte ich von unten eine Stimme.

      „Hey, sind sie wieder reingegangen? Sind sie weg?“

      Es war der Typ im Gebüsch. Ich konnte es nicht glauben. Er war am Leben. Wir sagten ihm, die Luft sei rein, und er sprang auf und raste davon wie ein Olympiasprinter, mit richtig großen Sprüngen, und ward nie wieder gesehen. Keine Ahnung, was er eingeworfen hatte – wir hatten damals zwar schon von „Speed“ gehört, wussten aber nicht, was das eigentlich war, wir hielten uns an Alk und sonst nichts – aber ganz sicher hatte der Typ am nächsten Morgen, als er die Wirkung von was auch immer nachließ, nicht den besten Tag.

      Trotz all dieser Geschichten habe ich nicht nur schlechte Erinnerungen ans Hilton. Sicher, es gibt jede Menge Gründe, dieses Hochhaus zu hassen, in dem man ständig rumgeschubst, bedroht und zusammengeschlagen wurde. Es war einfach ein übles Loch, in dem jede Menge schräge Typen, Loser und Kaputtniks herumhingen, von den ganz normalen Schlägereien und den damit verbundenen Problemen einmal abgesehen. Die Erinnerung an den Tod meines Vaters war eigentlich noch ein Grund mehr, für diese Höhle keinerlei Sympathien zu hegen. Aber ich habe immer die Ansicht vertreten, dass Erinnerungen selektiv sind, wenn man eine positive Einstellung hat. Es wäre leicht für mich gewesen, mich als Opfer zu betrachten und aufzugeben, oder zu glauben, dass die Welt mir etwas schuldig war, weil ich es in meinen jungen Jahren so schwer gehabt hatte. Aber ich habe für diese Leute nichts übrig, die von Beruf Opfer sind – manche Menschen überstehen unfassbare Tragödien und finden trotzdem Möglichkeiten, weiterzuleben. Vielleicht war es für mein späteres Leben ganz hilfreich, als ich im Hilton oft auf die Probe gestellt wurde und früh lernte, mit beschissenen Situationen umzugehen. Wenn man sieht, wie andere Leute sich ihr Leben versauen, kann man daraus für sich eine Menge lernen, jedenfalls, wenn man einen klaren Kopf behält. Es ist wie eine Art umgekehrter Vorbildfunktion: Ich habe gesehen, wie Leute ihr ganzes Leben weggeworfen haben und mir selbst das Versprechen gegeben, nie so tief zu sinken. Graham und ich wurden endgültig wach, als wir anfingen, ein bisschen Geld zu verdienen, und ich weiß noch, dass er irgendwann sagte: „Wir müssen raus aus diesem Loch. Komm, wir sparen unsere Kohle und gehen irgendwann nach London.“ Das war unser Plan. Und schon allein deswegen, weil wir einen Plan – nein, einen Traum hatten, fühlte ich mich besser. Die Vorstellung, eines Tages irgendwie rauszukommen, war mir sehr wichtig.

      Ein anderer guter Freund von mir hieß Steve McGrath. Wir hatten uns beim Football kennen gelernt. Er übernachtete oft am Wochenende bei mir im Hilton, und wir machten das, was alle Jungs im Teenageralter wollen, aber aus Mangel an Gelegenheit nur selten können: Wir luden Mädchen ein, bei uns, ähm, „die Nacht zu verbringen“. Immerhin nannte man meine Wohnung den Club 56, und dort war so ziemlich alles möglich. Steve machte sich allerdings schon bald darum verdient, mich wirklich aus dem Hilton rauszuholen und mir noch dazu eine ganz Welt voller neuer Möglichkeiten zu eröffnen, die den seltsamen Namen AC/DC trug.

      Als ich in Glynis Edwards eine feste Freundin fand, war Steve deswegen zunächst ein wenig missmutig, denn das schränkte unsere Wochenend-Vergnügungen natürlich ziemlich ein. Glynis stammte aus Stevenage in England und war, als sie mit ihrem Lächeln in unserer kleinen Szene auftauchte, gerade mal 16. Zuerst blieb sie immer nur übers Wochenende, zog aber später dauerhaft bei mir ein, als sie einen Job in einem Maklerbüro in South Yarra fand. Es klingt ein bisschen arg nach Ghettostory, dass da ein 17-Jähriger und eine 16-Jährige allein in einer Wohnung hausten, aber unsere Mütter waren tatsächlich einverstanden. Und mal davon abgesehen wäre das mit uns ja sowieso weitergegangen, es sei denn, sie hätten Glynis in ein Kloster gesperrt. Wir waren zudem richtig gute Freunde, und das ist ein wiederkehrendes Muster in vielen meiner Beziehungen, auch in den späteren. Ich war immer gern in weiblicher Gesellschaft. Grundsätzlich finde ich Frauen wesentlich interessanter als Männer, und das nicht nur aus körperlichen Gründen – obwohl mir das natürlich auch wichtig ist. Aber ich habe mich in der Gegenwart von Frauen nie unwohl gefühlt. Wahrscheinlich war ich ein bisschen schüchtern, vor allem, als ich noch jünger war, aber das war dann auch schon alles.

      Es war nicht schwer, in unserem Viertel an Mädels ranzukommen. In den drei Hochhäusern und den angrenzenden Wohnblöcken wohnten ein paar Tausend Menschen, und die Bevölkerungsgruppe, die mich naturgemäß besonders interessierte – die weibliche eben – machte ebenso naturgemäß einen recht hohen Prozentsatz aus. Ich hatte mich immer schon gern ein bisschen umgesehen, bevor Glynis erschienen war – und, wie ich bei allem Respekt ihr gegenüber zugeben muss, nachher gelegentlich auch.

      Allerdings traf ich mich nicht nur mit Mädchen meines Alters. Bevor ich mit Glynis zusammenkam, hatte mir eine verheiratete, junge Mutter aus unserem Haus eine höchst intensive Stunde Sexualkundeunterricht erteilt. Helen (so hieß sie natürlich nicht wirklich) und ich liefen uns gelegentlich über den Weg, wir grüßten uns, ich half ihr gelegentlich manchmal beim Tragen ihrer Einkäufe und gab mir Mühe, einen netten Eindruck zu machen. Sie war allerdings auch jemand, in dessen Gegenwart man einfach immer nett sein wollte, und davon abgesehen ein ziemlich heißer Feger von Ende 20. Bei der Party zu ihrem 30. – sie hatte mich eingeladen – hatte sie ein bisschen zu viel getrunken und ließ es sich deutlich anmerken, dass sie ein Auge auf mich geworfen hatte. Jedenfalls guckten mich einige der anderen Frauen ziemlich komisch an, und ich denke mal, die merkten, dass da was im Busch war. Glücklicherweise war ihr Gatte hackedicht und bekam nicht mit, dass seine Frau mich gern mal rangelassen hätte.

      Ich zähle wahrscheinlich zu den wenigen Menschen, die ihre Jungfräulichkeit verloren, als sie eigentlich nur eine neue Lee-Rider-Jeans durchwaschen wollten. Das ist ja das Tolle am Leben – man weiß einfach nicht, was hinter der nächsten Ecke auf einen wartet. In meinem Fall war das Helen.

      Auf jedem Stockwerk im Hilton gab es eine Waschküche, in der eine große Industrie-Waschmaschine und ein altmodischer, freistehender Trockner mit Schleuderautomatik stand, der einen höllischen Lärm machte und wie verrückt vibrierte. Ich war kurz zuvor bei Schneider-Boris gewesen, einem alten, jüdischen Schneidermeister, der uns Jungs mit unseren Levis und Lees, Cowboyhemden und ähnlichem versorgte, und der СКАЧАТЬ