Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten. Hunter S. Thompson
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СКАЧАТЬ Yorker Verlagen erhalten hat, ist Thompson dem Lektor Angus Cameron höchst dankbar, dass der sich Zeit für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Manus­kript genommen hat.

      22. März 1960

      c/o Semonin

       San Juan Star

      San Juan, Puerto Rico

      Angus Cameron

      Knopf Inc.

      501 Madison Ave., NYC

      Sehr geehrter Mr Cameron:

      Ich bin Ihnen für die klugen und hilfreichen Anmerkungen in meinem Manuskript sehr dankbar. Nur wenige Lektoren, da bin ich sicher, hätten sich überhaupt die Zeit genommen, um ein derart aufschlussreiches Ablehnungsschreiben auszuarbeiten, und ebenso wenige wären in der Lage gewesen, ihre Gedanken so elegant und stilsicher zu Papier zu bringen wie Sie. Es heißt immer, die meisten Lektoren seien Dumm­köpfe, Kretins und geistlose Schlappschwänze, die auf krummen Wegen in ihre Jobs hineingerutscht sind, was sie einzig der ihrem Wesen nach genauso trägen wie inzestuösen Verlagsbranche zu verdanken haben. Ha! Wenn ich das so sagen darf, Mr Cameron – gäbe es mehr Lektoren, die Briefe wie Sie schreiben würden, würde all den Leuten, die diese erbärmlichen Dinge verbreiten, ihr Gelächter im Halse steckenbleiben. Woher nehmen die sich eigentlich die Frech­heit, so daherzureden?

      Wie auch immer – wir müssen noch eine Entscheidung zu PRINCE JELLYFISH treffen, stimmt’s? Ich habe wie ein Irrer versucht, das Ding zu Ende zu bringen. Doch seit letztem September geht es rund, das Paar, das mich beherbergt und versorgt, hat die Scheidung eingereicht, in New York wurde ich von Straßenräubern zusammengeschlagen, in Virginia Beach landete ich hinter Gittern und in Louisville wurde ich wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen; dann brachte man mich in einem Flugzeug nach San Juan, wo sich der Typ, der mich als Sportredakteur angeheuert hatte, als bankrotter Lügner herausstellte. All das hat mich beim Vorankommen mit dem Buch auf gewisse Weise aufgehalten. Doch jetzt bin ich bereit, wieder Fahrt aufzunehmen; die Schreibmaschine ist verrostet und voller Sand, aber ich habe beim San Juan Star ein Farbband mitgehen lassen, es kann also losgehen, und ich werde dieses verdammte Ding abschließen, das ich, so kommt’s mir vor, in einem anderen Leben einmal begonnen habe. Ich sehe das richtig, dass wir es der Agentin Elizabeth McKee schicken? Mich würde es zwei oder drei Monate kosten, ihre Adresse zu finden, denn die befindet sich irgendwo in den Catskills in einem Karton voller Papierkram. Ich vermute, dass sie irgendwo in den East Sixties wohnt (beneidenswert, was?), und für einen Ihrer Mitarbeiter sollte es ein Leichtes sein, sie ausfindig zu machen. Ich lege eine Nachricht an McKee bei; sollte Ihnen das zu viel Mühe machen, schicken Sie bitte alles an mich zurück, ich würde mich dann lieber selbst darum kümmern. In diesem Fall aber würden Sie allerdings bald ein Päckchen mit Seeigeln in Ihrem Briefkasten finden; um diese ganz auszukosten, nehmen Sie einfach in jede Hand einen und drücken Sie fest zu.

      In großer Zuneigung und Bewunderung verbleibe ich

      mit allerbestem Dank,

      Hunter S. Thompson

      AN LAURIE HOSFORD:

       Thompson und Conklin treffen Vorbereitungen, um nach Spanien zu segeln und mit Eugene und Eleanor McGarr ein neues Leben anzufangen.

      25. Mai 1960

      Loíza Aldea

      Puerto Rico

      Liebe Laurie,

      ich schreibe Dir diesen Brief mitten in den Vorbereitungen für einen unmittelbar bevorstehenden Aufbruch nach Spa­nien. Die Puerto-Ricaner wollen mich für ein Jahr ins Gefängnis stecken – wegen Hausfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Aber nicht mit mir. Sie werden mich jagen müssen wie einen schwarzen Sträfling.

      Auf jeden Fall habe ich jetzt eine Lebensgefährtin. Eine Frau mit Klasse, weiß, diszipliniert, spricht passabel Spanisch. Sie wird nach Spanien mitkommen. Ein Freund von mir aus New York lebt dort mit seiner Frau; in einem Haus mit zwölf Zimmern an der Küste, in der Nähe von Gibraltar. Von dort aus geht es dann weiter – in alle Richtungen.

      San Juan ist völlig am Ende. Die höchsten Lebenshaltungskosten der westlichen Hemisphäre, nur Caracas ist teurer. Ich lebe gute zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt, in einem Vier-Zimmer-Häuschen am Strand; Scooter, kein Job, schreibe als Freier für US-Zeitungen, schreibe literarisch, außerdem so viele Mücken, dass ich kaum atmen kann, Frau ist hier und kocht, kein Geld, umherziehender Künstler aus New York lebt auch hier, hat ein Segelboot, Leben ist hier alles in allem nicht übel.

      Ich habe mich mit Negern, Eidechsen und dem Postinspektor angefreundet. Meinem ehemaligen Chef werde ich den Vorstand der Gewerkschaft auf den Hals hetzen. Fabelhafte Sonnenuntergänge. Schreckliches Essen. Rum ist billig. Esse eine Menge Reis und noch mehr Spaghetti, trinke Regenwasser. Wir sind die einzigen Weißen in der spanischsprachigen Neger-Gemeinde von Loíza Aldea. Langweilig wird es nie.

      Was zum Himmel aber soll die »Antwort auf das Leben« sein, von der Du da brabbelst? Schreib das doch mal auf, das würde mir helfen, Dich in solchen Dingen besser zu verstehen. In meinem Fall ist das Leben jedenfalls ein wildes Karussell; langsam fühle ich mich wie ein riesiger ausgehungerter Hase, der inmitten eines Rausches von Habgier und Gewalt von einem Flecken der Erde zum nächsten springt.

      Versuch doch mal einen Freund von mir [aus Eglin] zu kontaktieren, er heißt Banks Shepherd. Ist Kapitän und wird wahrscheinlich über das Warenkaufbüro erreichbar sein. Wenn nicht, schau im Telefonbuch nach: William Banks (oder W.B.) Shepherd. Schwer zu sagen, ob Du ihn mögen wirst – probier’s einfach.

      Seit Dezember keine Zeile von Ann Frick. Sealey hat bis heute nicht auf meine beiden Briefe reagiert, und solange er sich nicht meldet, werde ich es dabei belassen. Weißt Du, was zum Teufel der eigentlich so treibt?

      Mein nächster Brief wird wahrscheinlich aus Spanien kommen, also schreib mir dahin und halte Dich ran. [...]

      Und richte Shirley aus, dass sie sich ruhig dieser »unerschlossenen Energie« widmen soll. Ich hab keine Ahnung, was das bedeutet – aber es klingt beunruhigend.

      Cheers:

      Hunter

      AN DIE NEW YORK TIMES:

      Thompson kann es nicht lassen, auf eine Anzeige in der New York Times zu antworten, in der »Journalisten (2), die nach Fakten graben«, gesucht werden.

      11. September 1960

      c/o Conklin

      107 Thompson St.

      New York City 12

      Z8822, New York Times

      Sehr geehrter z8822:

      Hey, wenn Sie nur wüssten, wie ich nach Fakten grabe. Mann, ich nehm sie so ungefähr schon mit ins Bett; das gibt mir einen Kick wie nur sonst was. Mann, ich bohre mich schon am frühen Morgen in die Negerstraßen hinein und lechze förmlich nach Fakten. Den ganzen Tag über wühle ich mich durch Kaskaden von unsinnigem Gequatsche und bin ganz wild darauf, die reife saftige Frucht, die sich im Innersten all dieses Geschehens befindet, endlich in Händen zu halten.

      Wenn Sie sich das klar machen СКАЧАТЬ