Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten. Hunter S. Thompson
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Читать онлайн книгу Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson страница 19

СКАЧАТЬ würde ich Dich jetzt sofort ins Bett rüberziehen. Verkommen, aber wahr, muss ich leider sagen. Ich bin gerade dabei, mich wieder selbst zu frustrieren; verdammt, ich halte es kaum aus.

      Aber wäre das nicht was? Wenn Du hier wärst, meine ich. Ich lächle; du lächelst auch. Und glaub nicht, das ich betrunken bin. Kein bisschen. Hab in drei Tagen nicht mehr als ein Glas Bier getrunken. Ich bin einfach nur glücklich. Ich weiß nicht genau, warum, aber es muss mit der Vorstellung zu tun haben, dass Du hier in meinem Bett … ja, das würde mich tatsächlich sehr glücklich machen.

      Lächle!

      Und es ist nicht nur das Bett. Es wär mir einfach eine Freude, wenn Du die ganze Zeit hier wärst. Es wär mir eine Freude, Dich einfach nur anzuschauen. Sag mal, kannst Du eigentlich kochen? Ich bin hungrig geworden und muss aufstehen und mir ein Thunfisch-Sandwich machen. Ja, ich lebe von Thunfisch und Erdnussbutter und Milch und Brot.

      Ich betrachte das Foto von Dir, während ich dies schreibe, und versuche mir Deine Antworten und Reaktionen vorzustellen. Ich finde Vergnügen daran.

      Ich besitze sogar ein Foto, auf dem Du lächelst, und eines mit einem sehr ernsten Gesicht. Ich wechsle hin und her, je nachdem, welche Reaktion ich gerade von Dir erwarte.

      Dies ist ein sehr seltsamer Brief; viele Deiner Fragen habe ich gar nicht beantwortet, aber es tut gut, ihn zu schreiben.

      Die Antwort auf eine Deiner Fragen ist nun, dass ich alles an Dir liebe – bis auf das, was ich nicht so sehr mag. Das ist der Teil von Dir, der mich an all die Mädchen erinnert, die ich sonst sehe. Der Teil von Dir, der meint, jeder – sogar Hunter – müsse früher oder später bodenständig werden, mit einer geregelten Arbeit und einer Hypothek auf dem Haus und zwei verchromten Autos in der Garage und mit einer Menge dummer netter Nachbarn und einem Leben, das keine Perspektive bietet außer ewiger Manipulation, getrieben von Kräften, die zu verstehen Du Dir nie die Mühe gemacht hast. Das ist der Teil von Dir, den ich nicht so sehr mag, und den ich nie mögen werde.

      Wenn Du mir antwortest, würde ich gerne wissen, welchen Teil Du von mir nicht magst. Oder vielleicht den Teil, den Du magst … wenn das leichter sein sollte.

      Du sagst außerdem, ich hätte Dir nie erzählt, worauf es mir im Leben wirklich ankommt. Es ist, kurz gesagt, dies:

      Ich will in der Lage sein, mich selbst (und, ausgenommen im Falle eines Desasters, auch meine Familie) als Autor zu ernähren. Ich möchte ein Haus irgendwo auf den West-Indies, hoch oben auf einem Felsen mit Blick auf das karibische Meer. Ich möchte genug Geld haben, um mir guten Scotch und gutes Essen leisten zu können. Ich will in meine Frau verliebt sein und wünsche mir, dass sie es in mich ist. Das wär’s ungefähr; ich verlange nicht viel, aber die paar Dinge sind wichtig. Wenn Du anderer Meinung bist, würde ich gerne Deinen Standpunkt hören.

      Und wo ich gerade dabei bin, lass mich noch etwas anderes zitieren:

      Niemand-anders-als-du-selbst zu sein – in einer Welt, die alles darauf anlegt, Tag und Nacht, aus dir einen anderen zu machen – bedeutet, in der härtesten Schlacht zu kämpfen, die einem Menschen möglich ist; und hör niemals zu kämpfen auf.

      * Das stammt von e.e.cummings, der so etwas wie ein zeitgenössischer Dichter ist.

      Das ist ein ziemlich dramatischer Schlussteil, deshalb sollte ich dieses lange Schreiben zum Ende bringen. Meine Situation hier ist äußerst ungewiss, und es besteht immer noch die Möglichkeit, dass ich diesen Sommer zu Dir runterkomme. Ich lasse Dich wissen, was passiert. So wie ich es jetzt gerade sehe, wird sich die Lage, ehe sie sich verbessert, erst einmal verschlechtern. Ich spreche natürlich nur von meinen eigenen Geschicken.

      Bleib hübsch und verlier nicht den Glauben. Ich denke, Du und ich, wir mögen einen aussichtslosen Kampf kämpfen, doch wenn dem so ist, gilt das auch für jeden anderen hier in dieser verrückten Welt, und an meiner Seite nimmst Du den Niederlagen vielleicht den Schmerz.

      Love, HST

      AN WILLIAM J. DORVILLIER, SAN JUAN STAR:

      Fest entschlossen, einen Job in der Karibik zu finden, bewirbt sich Thompson auf eine Anzeige im Magazin Editor & Publisher hin um eine Stelle als Sportredakteur beim San Juan Star in Puerto Rico. Verleger Dorvillier sollte später, 1961, den Pulitzer-Preis für seine Leitartikel zur Debatte über die Trennung von Kirche und Staat bekommen.

      9. August 1959

      Cuddebackville

      New York

      William J. Dorvillier

      Star Publishing Corp.

      Box 9174

      Santurce, Puerto Rico

      Sehr geehrter Herr,

      wie ich höre, suchen Sie einen Sportredakteur. Sollte das stimmen, könnten wir zusammenkommen. Mich interessiert die Stelle aus zwei Gründen: wegen des Redaktionssitzes in der Karibik, und weil es eine neue Zeitung ist. Das Thema Gehalt steht definitiv erst an zweiter Stelle, da es sich hier nicht um einen Job in unserer großartigen rotarischen Demokratie handelt. Die untere Grenze, sofern Sie es sich leisten können, liegt irgendwo bei vierhundert Dollar im Monat. Ich würde jedoch keine genaue Zahl nennen wollen, bevor ich nicht mehr über Sie und die aktuellen Anforderungen herausgefunden habe. Es gibt so manchen Job, den ich nicht für zweitausend Dollar im Monat machen würde, und es gibt andere, bei denen ich froh wäre, es für zweihundert zu tun. Heben wir uns das Thema Gehalt für später auf, einverstanden?

      Ich spreche kein Spanisch – einigermaßen Französisch –, aber sehe keine Probleme, mir das anzueignen. Was die Qualität meiner Arbeit angeht, bin ich entweder der beste oder der schlechteste Sportredakteur, den Sie kriegen können. Ich würde die Fotografen vor große Herausforderungen stellen, würde darauf bestehen, meine eigenen Seiten selbst zu layouten, eine Kolumne schreiben, die den Intellekt mancher Leser beanspruchen würde, und allgemein gesprochen würde ich alle Anstrengungen auf mich nehmen, um den für meine Begriffe perfekten Sportteil zu produzieren. Wenn Sie daher einen pflegeleichten Schreiberling suchen, bin ich nicht Ihr Mann.

      Im Moment bin ich arbeitslos und werde es bleiben, bis ich einen Job gefunden habe, der es mir wert ist. Nach­dem ich bereits Sportjournalist, Sportredakteur, Volontär und Reporter – in dieser Reihenfolge – gewesen bin, habe ich den amerikanischen Journalismus abgeschrieben. Der Niedergang der amerikanischen Presse war schon lange abzusehen, und mir ist meine Zeit zu schade, um sie mit Anstrengungen zu vergeuden, die auf den »Mann auf der Straße« ausgerichtet sind – mit dem täglichen Quantum an Klischees, Klatsch und erotischem Schund. Es gibt da noch eine andere Art von Journalismus, die Ihnen vertraut sein mag oder nicht. Dessen Grundsätze sind auf einem Bronzeschild an der südöstlichen Ecke des Time Tower in New York eingraviert.

      Mit diesem Brief, den Arbeitsproben und dem Lebenslauf sollten Sie alles haben, was Sie brauchen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, mit wem Sie es zu tun haben. Wenn Sie an mir interessiert sind, würde ich gerne mehr über Sie, das Blatt und die Aufgabenbereiche des Sportredakteurs erfahren. Ich muss mich jetzt schleunigst wieder an meinen Roman setzen. Wenn Sie diesen Brief erhalten haben, wird der erste Teil meines Buches bereits bei Viking Press in New York liegen; wenn Ihre Zeitung im November startet, wird mein Buch abgeschlossen sein. Und danach – wer weiß?

      Wie immer Sie sich entscheiden, bitte senden Sie mir meine Arbeitsproben zurück.

      Vielen Dank,

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