Der schottische Bankier von Surabaya. Ian Hamilton
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Название: Der schottische Bankier von Surabaya

Автор: Ian Hamilton

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Ein Ava-Lee-Roman

isbn: 9783959172141

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СКАЧАТЬ sie schien aufrichtig gemeint, und die Frau machte einen sympathischen Eindruck.

      Theresa bestand darauf, für Avas Flasche Wasser und Jennies Tee zu bezahlen. Sie fanden einen Tisch hinten im Lokal und wischten die Donut-Krümel und Kaffeeflecken mit einer Serviette fort.

      »Theresa ist halb Vietnamesin, halb Chinesin«, erklärte Jennie noch einmal. »Ihre Mutter stammt ursprünglich aus Shanghai. Sie sind in den siebziger Jahren hierhergekommen, als die Kommunisten auch den Süden übernahmen. Sie und ihre Mutter und ihre drei Schwestern.«

      »Meine beiden Brüder sind später nachgekommen«, fügte Theresa hinzu.

      »Sie sind alle katholisch – so wie wir«, ergänzte Jennie.

      Katholisch und teils aus Shanghai stammend. Kein Wunder, dass meine Mutter helfen will, dachte Ava.

      »Wir wohnen alle in Mississauga, in derselben Straße«, fuhr Theresa fort. »Anfangs haben wir alle zusammen in einem Haus gelebt – meine Schwestern, meine Mutter und ich. Wir sind alle arbeiten gegangen, haben das Haus abbezahlt und dann ein weiteres gekauft, in das meine älteste Schwester nach ihrer Heirat mit ihrem Mann gezogen ist. Als wir auch das abbezahlt hatten, haben wir ein weiteres Haus gekauft und so weiter. Heute besitzen wir sechs Häuser in der Straße. Alle wohnen nah beieinander – es ist perfekt.«

      »Sie haben es weit gebracht.«

      Theresa senkte den Kopf, und um ihre Mundwinkel erschienen Sorgenfalten. »Wir hatten es zu noch weit mehr gebracht.«

      Ava wartete darauf, dass sie fortfuhr. Als das nicht geschah, tätschelte Jennie Theresas Hand. »Sie müssen sich nicht schämen.«

      »Erzählen Sie mir, was passiert ist, und lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Ava.

      Theresa blickte auf. Zorn blitzte durch die aufsteigenden Tränen. »Meine Familie hat Geld in einen Fonds investiert, der von einem Mann verwaltet wurde, der der Freund eines Freundes meines ältesten Bruders ist. Angeblich war es eine sichere Geldanlage, mit einer Rendite von ungefähr zehn Prozent im Jahr.«

      Der Name Ponzi schoss Ava durch den Kopf. Der Mann hatte mit seiner Betrugsmasche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Anleger in den USA um ein beträchtliches Vermögen gebracht.

      »In den ersten zwei Jahren trafen die Schecks mit der Ausschüttung jeden Monat pünktlich wie ein Uhrwerk bei uns ein, also haben wir mehr und mehr Geld investiert«, fuhr Theresa fort. »Dann begannen die Probleme, und es ging alles sehr schnell. Eines Tages kam der Scheck zu spät – vielleicht zwei Wochen später –, und die Leute wurden schon nervös. Aber dann kam die Zahlung, zusammen mit einem Schreiben, in dem es hieß, bei der Bank habe es ein kleines technisches Problem gegeben. Doch im darauffolgenden Monat ließ die Zahlung wieder auf sich warten. Mein Bruder ist zum Büro des Anlageberaters gegangen und stand vor verschlossenen Türen. Das war’s dann. Ende. Aus.«

      »Wie hieß der Finanzdienstleister?«

      »Emerald Lion.«

      Ava ging ihr Gedächtnis durch, wurde aber nicht fündig. »Ich erinnere mich nicht, von denen je gelesen oder gehört zu haben.«

      »Sie wurden in Sing Tao und den anderen chinesischen Zeitungen erwähnt«, sagte Jennie.

      »Und in den vietnamesischen«, fügte Theresa hinzu.

      »Wann?«

      »Vor etwa sechs Monaten.«

      »Und was hatten die Zeitungen zu sagen?«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Wie wurde darüber berichtet? Wurde davor gewarnt?«

      »Zwischen den Zeilen. Aber sie waren sehr vorsichtig, weil niemand von ihnen mit Lam Van Dinh gesprochen hatte.«

      »Er hat den Fonds verwaltet?«

      »Ja.«

      »Und was haben die zuständigen Behörden gesagt?«

      Theresas Gesicht wurde ausdruckslos.

      Ava fragte weiter: »Der Fonds war registriert, oder? Die Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde hat ihn doch sicherlich geprüft?«

      »Ich weiß von keiner Aufsichtsbehörde, und ich habe keine Ahnung, ob der Fonds registriert war.«

      »Theresa, eine Abteilung der Ontario Securities Commission befasst sich mit Investmentfonds. Um legal in der Provinz operieren zu dürfen, musste Emerald Lion bei ihnen registriert sein.«

      »Darüber weiß ich nichts.«

      »Nun, dann gibt es auch noch die Polizei. Sie sind doch sicher zur Polizei gegangen?«

      »Einer der anderen, die ihr Geld verloren haben, ist zur Polizei gegangen, hat dann aber beschlossen, die Sache nicht weiterzuverfolgen.«

      »Und warum nicht?«

      Theresas verkniffene Miene verriet ihr Unbehagen. Sie warf Jennie einen flüchtigen Blick zu, Fragezeichen in den Augen.

      »Sie hatten Angst«, erklärte Jennie Lee.

      »Wovor?«

      Jennie wandte sich an Theresa. »Sie können Ava vertrauen, das habe ich Ihnen doch gesagt. Sie hat schon Menschen mit größeren Problemen als Ihrem geholfen, und sie weiß, wie man den Mund hält. Nicht wahr, Ava?«

      »Mummy, ich bin nicht sicher –«

      »Theresa, erzählen Sie ihr, was passiert ist«, sagte Jennie beharrlich.

      »Bargeld.«

      Ava blinzelte. »Jetzt bin ich mehr als verwirrt.«

      »Sie alle haben diesem Lam Bargeld gegeben«, sagte Jennie.

      »Das war die Idee meines Bruders«, ergänzte Theresa. »Er sprach mit einem Freund, der einige vietnamesische Lebensmittelgeschäfte mit veralteten Registrierkassen besitzt, aus denen er Geld genommen hat. Das Problem war, dass er mehr Bargeld hatte, als er ausgeben konnte, ohne Verdacht zu erregen. Ich meine, versuchen Sie mal ein Auto bar zu bezahlen oder ein Haus. Und dann hatte er Angst vor der kanadischen Steuerbehörde und der Polizei. Man kann solches Geld heute nicht mehr einfach bei einer Bank einzahlen, ohne dass sie tausend Fragen stellen. Also ist er mit Lam ins Geschäft gekommen.«

      »Und was hat Lam mit dem Geld gemacht?«

      »Es hieß, er habe ein Arrangement mit der Bank Linno in Indonesien getroffen. Sie hätten eine Niederlassung in Toronto. Er würde das Geld dort auf das Fondskonto einzahlen. Er sagte, er hätte Hunderte von kleinen Investoren in diesem Fonds und dass er jede Woche Geld von ihnen bekäme und deshalb regelmäßig investieren könne, ohne die ganzen Umstände, die ihm die kanadischen Banken bereiten würden.«

      »Wie viele Investoren gab es?«

      Theresa zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht genau, aber nicht mehrere Hundert, denn beim ersten Mal musste man mindestens Hunderttausend in bar einzahlen.«

      »Alle haben bar eingezahlt?«

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