Название: GABALs großer Methodenkoffer
Автор: Walter Simon
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная деловая литература
Серия: Whitebooks
isbn: 9783956232985
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Immaterielle Bedürfnisse
Tarifverhandlungen und Einstellungsgespräche werden weniger von Geld als von Fragen der Entfaltungsmöglichkeiten, Gestaltungsspielräume und Zeitsouveränität geprägt sein. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, wird aus dem Sprachgebrauch verschwinden.
Die Kommunikationspolitik wird einen Wandel erfahren. Neueste Technologien machen es möglich, jeden Mitarbeiter zu informieren und in den Unternehmensprozess zu involvieren. Aus Mitarbeitern sollen Mitunternehmer und Mitdenker werden, die auf allen Hierarchiestufen den Erfolg des Unternehmens mit steuern und mit tragen können. Offene Kommunikation macht es möglich, eine Unternehmung einheitlich auftreten zu lassen.
2.5 Wertewandel bedeutet Führungswandel
Wichtig: Identifikation
Finanzielle Anreize allein haben an Zugkraft für die Mitarbeiter verloren. Auch bieten starre Organisationsformen nicht mehr die erforderlichen Freiräume. Motivation durch Identifikation ist die Herausforderung für die Führung von heute in Unternehmen und Organisationen. Besonders vor dem Hintergrund der Informationsgesellschaft gewinnt die Integration des „soft factors“ Mensch an Bedeutung.
Auf Kundenbedürfnisse einstellen
Nach außen muss das Unternehmen aber auch die immer umfangreicheren und individuelleren Wünsche und Bedürfnisse der Kunden befriedigen. Bei der heutigen Wandlung zur Dienstleistungswirtschaft muss somit auch die Unternehmung Ansprüche an ihre Mitarbeiter stellen wie zum Beispiel:
Anpassungsfähigkeit
Flexibilität
Mobilität
Qualifikation
selbstbewusstes Auftreten
Es handelt sich um ein Geben und Nehmen: Der Angestellte bringt sein Wissen und Können in die Arbeit ein und fordert dafür individuelle Entfaltungsmöglichkeiten in seinem Beruf. Der Arbeitgeber gibt ihm diese Möglichkeit und fordert von ihm eine gute, qualifizierte Arbeit.
Tabus und Gebote verlieren an Kraft
Auch sind Tabus, Gebote, Rangordnungen und Machtverhältnisse Attribute des ausklingenden Industriezeitalters und werden nicht mehr als unverrückbar betrachtet. Es zählt die Einstellung: Wenn heute noch etwas als gegeben betrachtet wird, dann das Ich. Die Wertehaltung hat sich stark in Richtung Durchsetzungskraft, Individualität und persönliche Robustheit entwickelt. Die Führungskraft der Zukunft wirkt respektvoll durch Kompetenz, nicht durch Rangordnung. Soziale Kompetenz steht bei der Auswahl neuer Führungskräfte über der Fachkompetenz.
Auswirkungen auf die Unternehmensführung
Ein genereller Wertewandel der Gesellschaft macht auch einen Wandel in der Unternehmenskultur erforderlich. Die Forderung nach Selbstentfaltung, Engagement, Beteiligungen, Autonomie, sinnerfüllter Arbeit und Identifikation mit der Arbeit kann zu Problemen hinsichtlich sinkender Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter führen. Eine wachsende Kluft zwischen den veränderten Arbeitsansprüchen und konservativen Wertestrukturen hat eine wachsende Distanz zur ausgeübten Tätigkeit und eine zunehmende Freizeitorientierung zur Folge. Neue Wertvorstellungen von Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern müssen daher in die Unternehmensleitsätze integriert werden, nach denen das moderne Unternehmen geführt wird.
Nicht aufzwingen, sondern einbeziehen
Ein Wertewandel im Unternehmen fordert dabei immer Zeit und kann den Mitarbeitern nicht durch eine von der Führungscrew entwickelte Vision in Papierform aufgezwungen werden. Die Führungskräfte und Mitarbeiter müssen in den Wandlungsprozess einbezogen werden. Zukünftig dauerhaft erfolgreiche Unternehmen müssen versuchen, die individuellen Werte der Mitarbeiter, die im Unternehmen erlebte Realität und das langfristige Unternehmensziel in Einklang zu bringen.
2.6 Fazit
Potenziale nutzen, Herausforderungen annehmen
Der Wertewandel hat in den Menschen zwar viele neu artige Potenziale hervorgebracht, jedoch fehlt vielen Unternehmen noch der „Schlüssel“, um sie aufzuschließen. Die Ausbreitung individualisierter Wünsche nach Selbstentfaltung, -steuerung und -kontrolle stellt keine Abweichung vom Pfad der Tugend dar, sondern ist vielmehr eine List der Vernunft in einer Epoche, in der die Menschen zunehmend zur Selbstständigkeit herausgefordert sind und sich sowohl Lebenschancen als auch Lebensrisiken zu stellen haben. Die Denkmodelle vom weltbezogenen Subjekt (Industriegesellschaft) und subjektbezogener Welt (Erlebnisgesellschaft) dürfen nicht mehr als sich ausschließende, sondern als sich ergänzende Formen der Lebensauffassung erscheinen. In den nächsten Jahren werden sich weitere Individualisierungsschübe, insbesondere die Auflösung traditioneller Lebens- und Zeitformen abzeichnen. Zeitkompetenz wird gefordert sein. Es gilt, das komplexe Wechselspiel zwischen Arbeit und Freizeit so zu gestalten, dass sich ein persönlicher Zeitstil entwickelt, in dem Arbeit und Freizeit, Muße und Erlebnis zufrieden stellende Verbindungen eingehen.
Kooperativer Individualismus
Der Wertewandel hat einen kooperativen Individualismus hervorgerufen. Gefragt ist eine informelle Geselligkeit. Kommunikation mit der Familie, den Kindern und dem Partner genießt schon heute einen hohen Stellenwert. Interessante Arbeitstätigkeiten erhöhen die Bereitschaft zur Mehrarbeit. Auch wenn Manager mit hoher Sozialkompetenz heute noch in der Minderzahl sein mögen – der Trend geht weltweit zum partnerschaftlicheigenverantwortlichen Arbeiten.
Leistung bringen, Erlebnisse genießen
Die Erlebnisgesellschaft bleibt in ihrem Kern eine Leistungsgesellschaft, aber ihre Mentalität kreist um eine erlebnisvolle Lebensführung und glückvolle Selbstverwirklichung und damit um das Sozial- und Werteprofil des neuen Hedonismus.
Literatur
Christian Giordano und Jean-Luc Patry: Wertekonflikte und Wertewandel. Münster: Lit 2005.
Rolf Heiderich und Gerhart Rohr: Wertewandel. München: Olzog 1999.
Ronald Inglehart: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften. Frankfurt/M.: Campus 1998.
Ronald Inglehart: Kultureller Umbruch. Wertwandel in der westlichen Welt. Frankfurt/Main: Campus 1995.
Helmut Klages: Wertewandel. Speyer: Forschungsinstitut für Öffentliche Verwaltung 1999.
Johannes СКАЧАТЬ