Название: Rohstoff-Trading mit System
Автор: Carsten Stork
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783864707070
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3.5Verschiedene Trading-Ansätze
Jeder Händler, egal ob diskretionär oder systematisch, legt seinen Handelsentscheidungen (hoffentlich) bestimmte Trading-Ansätze zugrunde. Die einen machen es bewusst, die anderen unbewusst. Das Wichtige ist, einen Trading-Ansatz zu haben. Ohne Plan regiert das Chaos. Und mit dem Chaos kommen oft die Panik und der Verlust im Portfolio. Wir stellen in diesem Kapitel Trading-Ansätze vor, die wir selbst ausprobiert haben – mehr oder weniger erfolgreich. Manche Ansätze haben wir komplett verworfen, aus anderen haben wir Teile beibehalten. Die Ansätze geben generell einen guten Hinweis darauf, wann man in einen Markt einsteigen soll. Die Schwierigkeiten, die sich in weiterer Folge ergeben, sind das Verwalten der Position und der geeignete Ausstieg. Oder anders gesagt: Timing ist an der Börse alles.
3.6„Gut Feeling“ – Handel aus dem Bauch heraus
Dies ist ein sehr beliebter Ansatz, da er extrem einfach umzusetzen ist. Der Händler vertraut bei Kauf- und Verkaufsentscheidungen seinem Bauchgefühl. Oft wirken Futures oder Aktien in den Charts optisch billig, wenn sie stark gefallen sind, oder aber nach einem rasanten Kursanstieg teuer. Dieser Ansatz erfordert extreme Disziplin, und es gibt sicherlich den einen oder anderen Trader, der ihn erfolgreich umsetzen kann. Gefahren lauern hier vor allem durch das schnelle Mitnehmen von Gewinnen und das Laufenlassen von Verlusten. Auch wird gern „nachgemischt“, was bedeutet, dass Long-Positionen zu noch niedrigeren Kursen oder Short-Positionen zu noch höheren Kursen vergrößert werden. Menschen neigen leider auch dazu, sich an die guten Trades zu erinnern und die schlechten zu vergessen. Ein klassisches Stammtischgespräch sind die Erfolge beim Handeln aus dem Bauch heraus. Bei entsprechender Bonität werden die „schnellen Schnäppchen“ dann zu strategischen Positionen für Kinder oder Enkel. Von diesem Ansatz haben wir uns vor langer Zeit verabschiedet.
3.7Fundamental – billig oder teuer?
Bei diesem Ansatz treffen logische und wirtschaftlich nachvollziehbare Bewertungskriterien auf die Logik des Marktes. Schon in dem Film „Wall Street“ hat Bud Fox nächtelang Unternehmen analysiert, nur um dann frustriert festzustellen, dass die Kurse anders gemacht werden. Beispiele gibt es ohne Ende: Volkswagen 2008, Bund-Future 2019, Crude Oil Future 2020 et cetera. Man liest die Analysen hoch bezahlter Analysten gern, um eine Begründung für Kauf oder Verkauf zu finden. Hedgefonds und große Anlagegesellschaften geben ein Vermögen für Research-Abteilungen aus. Meist sind diese nur für Kunden oder werden intern genutzt. Wir können Sie beruhigen: Wir haben mehr als 20 Jahre mit Analysten zusammengearbeitet, Sie verpassen nichts, wenn Sie nicht dabei sind.
3.8Breakouts – Ausbrüche
Now we’re talking. Dies ist der erste Trading-Ansatz, der konstant und statistisch nachweislich – siehe Kapitel 6.2 „Der erste Algorithmus: Breakout-System Global One“ – positive Renditen einbringt. Aber ohne Konzept funktioniert er nicht. Was passiert beim Breakout? Hier wird ein Ausbruch aus einem vorher definierten Kursbereich gehandelt. Gern definieren Trader markante Punkte im Markt, das können zum Beispiel Höchstkurse oder Tiefstkurse in einem bestimmten Zeitraum sein. Wird der Punkt überschritten, kauft der Händler, bei Unterschreiten der Marke wird verkauft. Oft kommt es bei solchen Kursbewegungen zu einer Erhöhung des Volumens. Das liegt daran, dass solche Punkte von vielen Marktteilnehmern beobachtet werden. Man spricht hier auch gern von der „self-fulfilling prophecy“ oder anders formuliert, der Handelsansatz wird in einem bestimmten Markt von so vielen Marktteilnehmern umgesetzt, dass die Bewegung in die „richtige“ Richtung zunächst stattfindet. Nimmt die Dynamik der Bewegung ab und es kommt wieder zu einer Kursreaktion in die „falsche“ Richtung, spricht man von einem Fehlausbruch. Wir haben unseren ersten Algorithmus mit Breakouts „gebaut“, für die erfolgreiche Umsetzung war aber auch das Risikomanagement entscheidend.
3.9Mean Reversion – zurück zur Mitte
Dies ist ein sehr interessantes Konzept, vor allem ist es logisch nachvollziehbar. Hier handelt der Trader, wenn sich der Kurs des Instruments zu weit von seinem Durchschnittspreis innerhalb einer bestimmten Zeitperiode entfernt. Geht der Kurs zu weit nach oben, wird verkauft, geht der Kurs zu weit nach unten, wird gekauft. Verglichen wird dabei der aktuelle Kurs des gehandelten Instruments mit der Größe der vergangenen durchschnittlichen Kursbewegungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Die Idee ist, billig zu kaufen oder teuer zu verkaufen – in der Annahme, dass die extreme Preisveränderung sich wieder „normalisiert“ und zum Durchschnittspreis über einen bestimmten Zeitraum zurückkehrt. Diese Rückkehr zur „Normalität“ ist jedoch keinesfalls garantiert. Oft bleibt es über einen längeren Zeitraum bei größeren Preisbewegungen, und der Durchschnitt steigt somit auch. Uns ist es leider noch nicht gelungen, diesen Trading-Ansatz erfolgreich für uns umzusetzen.
3.10Trendfolge – es gibt kein Limit
Große Gewinne, geringe Erfolgswahrscheinlichkeit: Das ist Trend-Trading. Oft folgen Preisentwicklungen einem Trend. Es geht (langsam) über mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate nach oben oder nach unten. Händler machen sich diese Trendbewegungen zunutze, indem sie versuchen, den Anfang eines Trends zu erwischen und diesen so lange wie möglich „mitzunehmen“. Oft sind die Einstiegskriterien auch bestimmte Punkte in einem bereits laufenden Trend, zum Beispiel 52-Wochen-Hochs. Man folgt der Börsenweisheit „The trend is your friend“. Das klingt einfach, kann aber emotional sehr herausfordernd sein, weil langfristige Bewegungen auch immer von kurzen Korrekturen oder Erholungen gekennzeichnet sein können und Händler in diesen Phasen Positionen gern zu früh schließen. Das bekannteste Beispiel für erfolgreiche Trend-Trader ist die Gruppe der sogenannten „Turtle Trader“ in den 1980er-Jahren, die ein Trend-Trading-System mit klaren Regeln einsetzten und in den folgenden vier Jahren nach ihrer Gründung 80 Prozent und mehr Gewinn pro Jahr erzielen konnten. Trend-Trading hat heutzutage eine relativ geringe Gewinnwahrscheinlichkeit, und der Händler benötigt dafür einen langen Atem. Wir konnten Elemente des Trend-Tradings in unsere Handelsphilosophie einbauen, mehr dazu bei der Besprechung des ALGO-GT.
3.11Retracements und Extensions – Engineering
Man neigt dazu, die Dinge komplizierter zu machen, um stärkere Argumente für bestimmte Entscheidungen zu haben – so zumindest unsere Erfahrung mit Retracements und Extensions. Auf der Suche nach den optimalen Einstiegen und Vorhersagen wurden Trader in der Vergangenheit immer kreativer. Ein Ergebnis dieser Kreativität war ein Handelsansatz, bei dem der prozentuale Anteil einer Preisbewegung in Relation zur vorangegangenen entgegengesetzten Preisbewegung gemessen wird. Oft werden zur Ermittlung der Unterstützungs- und Widerstandsniveaus СКАЧАТЬ