Название: Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas
Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788711447680
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So endete mein erster Kampf, ohne dass ich selbst auch nur einen Drücker berührt hätte. Oftmals nahm ich ein sicheres Ziel; dann aber begann mein Herz zu klopfen und mein Finger erlahmte, wenn ich dachte, dass meine Kugel einem Menschenleben gelte. Dies hinderte jedoch nicht, dass ich höchlich belobt wurde; und fortan war Owato Wanisha ein Krieger.
Am nächsten Tag verliess ich mit meinen Leuten — ich meine damit die sieben, die mich von Monterey her begleitet hatten — das Bootshaus, und da wir Alle gut beritten waren, so erreichten wir in kurzer Zeit die Ansiedelung, die ich vor mehr als drei Monaten verlassen hatte.
Ich fand die Verhältnisse günstiger, als ich gefürchtet hatte, denn mein Vater schien sich von dem erlittenen Schlage rasch wieder zu erholen, und unser Stamm hatte auf einem stürmischen Einfall in das südliche Gebiet der Krähen den Letzteren eine schwere Züchtigung angedeihen lassen. Unsere Leute kehrten mit hundertundfünfzig Scalpen, vierhundert Pferden und sämmtlichen Vorräthen an Decken und Tabak zurück, welche die Krähen kurz zuvor gegen ihr Pelzwerk von den Yankee’s eingetauscht hatten. Unsere feindseligen Nachbarn blieben für lange Zeit zaghaft und entmuthigt — ja, sie wagten es in demselben Jahre kaum, ihre eigenen Jagdgründe zu besuchen. Mit dem Tode des Fürsten Seravalle verhielt sich’s, wie ich aus dem Munde solcher vernahm, die dabei zugegen waren, folgendermassen —
Ein Jahr nach unserer Ankunft aus Europa hatte der Fürst Gelegenheit, durch eine Gesellschaft heimkehrender Händler Briefe nach St. Louis am Missouri zu schicken. Mehr als drei Jahre waren verflosseu, ohne dass er eine Antwort erhielt; aber ein paar Tage nach dem Antritte meiner Montereyer Reise vernahm der Fürst von einer Shoshonenpartie, die von Fort Hall zurückkehrte, dass daselbst eine grosse Karavane erwartet werde. Er beschloss daher, sich selbst nach dem Orte zu begeben, um unterschiedliche Metallwaaren, deren wir bedurften, einzukaufen und weitere Weisungen nach St. Louis ergehen zu lassen.
Dort angelangt, fand er zu seiner grossen Ueberraschung nicht nur Briefe für sich mit unterschiedlichen Güterballen, sondern auch einen französischen Gelehrten, der von einer wissenschaftlichen Gesellschaft noch Californien geschickt worden war. Der Letztere war durch den Bischof und dem Präsidenten des College zu St. Louis an uns empfohlen; er hatte auch fünf französische Jäger als Wegweiser bei sich, die viele Jahre ihres Lebens in Streifzügen, von den Rocky Monetains an bis zu den südlichen Ufern von Untercalifornien, verbracht hatte.
Der Fürst verliess seine Shoshonen bei dem Fort und trug ihnen auf, die Waaren bei einer passenden Gelegenheit nachzubringen, während er in Begleitung seiner neuen Gäste den Rückweg nach unserer Ansiedelung antrat. Am zweiten Tage ihrer Reise trafen sie auf einen starken Kriegshaufen der Krähen, ohne jedoch etwas zu fürchten, da die Shoshonen zu jener Zeit mit allen ihren Nachbarn im Frieden lebten. Die treulosen Krähen jedoch, welche eben so wenig als der Fürst wussten, dass sich eine Shoshonen-Jagdpartie in unmittelbarer Nähe befand, wollten eine so schöne Gelegenheit, ohne viele Gefahr reiche Beute zu erwerben, nicht aus der Hand geben. Sie liessen die Weissen ihres Weges ziehen, folgten ihnen aber in einiger Entfernung nach und überraschten sie Abends in ihrem Lager so plötzlich, dass an ein Waffenergreifen nicht zu denken war.
Die Gefangenen wurden mit ihren Pferden und ihrem Gepäcke nach der Stelle geführt, wo ihre Ueberwinder Lager gemacht hatten und nun alsbald Berathung abhielten. Der Fürst machte dem Häuptlinge bittere Vorwürfe über seine Verrätherei, denn er wusste nicht, dass die Krähen die grössten Schufte zwischen den Gebirgen sind. Die Händler und sämmtliche Indianerstämme schildern sie als „Diebe, die nicht wissen, was es heisst, ein Versprechen zu halten, oder eine ehrenhafte Handlung zu begehen.“
Niemand wird ihnen je Vertrauen schenken, als etwa ein Fremder. Sie sind so feig, als grausam. Mord und Raub bilden die Grundzüge ihres Daseyns, und Wehe den Händlern oder Jägern, denen die Krähen während ihrer Ausflüge begegnen, wenn sie nicht wenigstens ein Zehntheil der feindlichen Streitmacht betragen. Einen Beleg von ihrer Feigheit mag der Umstand abgeben, dass einmal Roche, ein junger Pariser Namens Gabriel und ich zufällig auf ein Lager von dreizehn Krähen und drei Arrapahoes trafen; sie überliessen uns ihre Zelte, ihr Pelzwerk und ihr getrocknetes Fleisch, indem nur die Arrapahoes sich zum Kampfe anschickten, aber auch bald einen der Ihrigen verloren hatten.
Kehren wir jedoch zum Gange unserer Geschichte zurück. Der Häuptling hörte den Fürsten Seravalle mit verächtlicher Miene an, dadurch klärlich zeigend, dass er ihn kenne, und dass er ihm nicht sehr geneigt sey. Um jedoch seinen Hass auf die beste Weise auszubeuten, stellte er die doppelsinnige Frage an seine Gefangenen, was sie geben wollten, um ihre Freiheit zu erhalten. Auf ihre Antwort, sie seyen bereit, zwei Büchsen, zwei Pferde und hundert Dollars abzutreten, erklärte er, die ganze Habe, die sie mit sich führten, sey ohnehin schon sein Eigenthum, und er verlange noch mehr von ihnen: einer der Kanadier solle nämlich mit fünf Krähen nach Fort Hall gehen und Letztere im Auftrag des Fürsten sechszig Decken, zwanzig Büchsen uud zehn Fässchen Pulver in Empfang nehmen. Mittlerweile wolle er die Gefangenen in das Gebiet der Krähen mitnehmen, wohin man die Güter nachbringen solle; sobald dann dieselben angelangt wären, könnten die Weissen freien Fusses weiter ziehen. Der Fürst, der jetzt die Absicht der Feinde verstand und recht wohl wusste, dass man ihnen nie erlauben würde, wieder zurückzukehren, wenn sie sich einmal in den festen Plätzen der Krähen befänden, wies diesen Vorschlag zurück, machte aber, um Zeit zu gewinnen, mehrere andere, die natürlich nicht genehmigt wurden. Sobald der Häuptling sah, dass er wahrscheinlich nicht weiter erhalten werde, als er schon jetzt im Besitze hatte, so warf er seine heuchlerische Maske ab und trat mit einemmale in seinem wahren Charakter auf, indem er seine Opfer zu beschimpfen begann.
„Die Blassgesichter,“ sagte er, „seyen gemeine Hunde und zu grosse Memmen, um gegen die Krähen zu fechten. Sie seyen noch weniger, als Weiber, indem sie sich in die Hütten der Shoshonen verbärgen und ihnen ihre Büchsen borgten, so dass diese jetzt hinreichend Pulver und Feuerwaffen hätten, um von Allen gefürchtet zu werden. Jetzt aber wollten sie die Blassgesichter tödten, um zu sehen, welche Farbe das Blut von Memmen hätte. Wären sie einmal todt, so könnten sie fernerhin weder Büchsen, noch Pulver an die Shoshonen verschenken, die sich dann wie Prairiehunde in ihre Löcher vergraben und es nie wieder wagen würden, den Pfad eines Krähen zu kreuzen.“
Der Fürst antwortete dem Häuptlinge mit Verachtung. „Die Krähen,“ sagte er, „sollten nicht so laut reden, damit sie nicht von den Shoshonen gehört würden, und eine Lüge sollte man nie unter freiem Himmel aussprechen. Was seyen die Krähen gewesen, ehe die weissen Männer an die Ufer der Buona-Ventenra gekommen? Sie hätten ja nicht einmal ein eigenes Land, denn der eine Theil davon sey von den Schwarzfüssen, der andere von den Arrapahoes und den Shoshonen genommen worden. Ferner seyen die Krähen wie die Tauben, von den Gebirgs-Falken gejagt. Sie lägen in tiefen Spalten der Erde und kämen nur bei Nacht zum Vorschein, aus Furcht, einem Shoshonen zu begegnen. Die Weissen hätten übrigens die Shoshonen um ihre Ansiedelung versammelt und sie gelehrt, im Frieden mit ihren Nachbarn zu bleiben. So sey es vier Jahre gehalten worden, und die Krähen hätten Zeit gehabt, andere Wigwams zu bauen. Warum handelten sie nun wie Wölfe, die ihre Wohlthäter bissen, statt ihnen Dankbarkeit zu erweisen?“
Trotz seines Alters hatte der Fürst doch viel Feuer in sich namentlich, wenn sein Blut in Wallung gerieth. Er war in Allem, mit Ausnahme der Wildheit, ein Shoshone geworden und verachtete aus dem Grunde seines Herzens die schuftigen Krähen. Der Häuptling dagegen griffen nach der Handhabe seines Tomahawks — so tief fühlte er den bittern Hohn seines Gefangenen. Da liess sich mit einemmale Rasseln vernehmen; eine Büchse knallte und einer der Krähen sprang hoch in die Luft, um als Leiche zusammenzustürzen.
„Der Häuptliug hat zu laut gesprochen,“ sagte der Fürst; „ich höre den СКАЧАТЬ