Название: Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas
Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788711447680
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Die Wilden untersuchten die Aussengebäude sehr genau und gewannen dadurch die Ueberzeugung, es sey gänzlich unmöglich, den Platz durch gewöhnliche Mittel anzugreifen. Sie schossen einige Pfeile und einmal sogar ein Gewehr nach den Schiessscharten ab, um sich zu überzeugen, ob kampffähige Mannschaft im Innern zu finden sey; da wir uns übrigens vollkommen ruhig verhielten, so steigerte sich ihre Zuversicht und Einige zogen an den Ufern des Flusses weiter, um zu sehen, was sich an dem Haupteingange ausrichten lasse. Das Resultat ihrer Inspection schien sie nicht zu befriedigen, denn sie zogen sich ungefähr hundert Ellen zurück, um ihre Plane zu besprechen.
Aus ihren Geberden war klar, dass einige das Gebäude in Brand stecken wollten; doch dieser waren nur Wenige, denn die Andern schienen einzuwenden, dass dadurch die im Innern befindlichen Gegenstände verzehrt würden, welche sie doch nicht gerne aufgeben mochten, namentlich, da eigentlich keine Gefahr zu besorgen stünde. Endlich deutete Einer, vermuthlich ein Häuptling, zuerst mit den Fingern in die Richtnng, wo sie ihre Kanoes gelassen hatten, dann auf den Fluss, und zuletzt auf den Fleck des Horizontes, wo die Sonne aufgeht. Nachdem er zu sprechen aufgehört hatte, standen zwei seiner Leute auf und schlugen die Richtung nach Südwest ein. Ihr Plan war leicht zu erkennen. Diese zwei Männer sollten in Vereinigung mit denen, welche man an der Küste zurückgelassen hatte, die Kähne um die Spitze bringen und in den Fluss einfahren. Hiezu brauchten sie wohl die ganze Nacht, und um Sonnenaufgang wollten sie die Hauptthüre mit ihren Tomahawks angreifen und zerstören.
Mit dem Eintritte der Dunkelheit wurden wir etwas beklommen, denn wir wussten nicht, über welchem teuflischen Plane die Indianer vielleicht brüteten. Ich stellte in jede Ecke des Blockhauses Schildwachen, und wir warteten schweigend, während unsere Feinde, die ein grosses Feuer angezündet hatten, ihre Lebensmittel kochten. Allerdings konnten wir den Inhalt ihrer Worte nicht hören, aber doch war es augenscheinlich, dass sie den Posten als ihrer Gewalt Verfallen betrachteten. Die Hälfte davon legte sich zum Schlafen nieder, und gegen Mitternacht wurde die Stille durch keinen Laut mehr unterbrochen, während auch ihre halbverbrannten Stämme aufhörten, in hellen Flammen zu lodern. Ich wusste wohl, dass es am Morgen scharf hergehen würde, und meinte deshalb, es sey wohl das Beste, wenn ich mich jetzt durch einige Stunden Schlaf erfrischte; aber ich war im Irrthum.
Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, als ich das eintönige, regelmässige Geräusch von Aexten vernahm, welche Bäume fällen. Ich blickte vorsichtig umher; die Töne kamen aus der Entfernung. Aber an den Flussufern sowohl, als hinter dem Lager der Wilden bewegten sich dunkle Gestalten in allen Richtungen. Wir entdeckten endlich, dass die Umbiquas Leitern machten, um die Thüren unserer kleinen Thürme zu ersteigen. Dies war uns natürlich ziemlich gleichgültig, da wir wohl auf den Empfang der Feinde vorbereitet waren; indess wollten wir sie doch bis auf den letzten Augenblick über unsere Stärke im Ungewissen lassen und solange mit unseren Schiessgewehren zögern, bis wir sicher seyn konnten, mit der ersten Salve ihrer Fünf zu erlegen. Unsere Indianer nahmen ihre Bogen und wählten nur solche Pfeile, wie sie von den Kindern beim Fischen benützt werden, um die Gegner auf den Glauben zu bringen, ihre Wunden und die Vertheidigung des Gebäudes sehen blos das Werk einiger kecken und entschlossenen Knaben.
Gegen Morgen erschienen die Umbiquas mit zwei Leitern, jede von drei Mann getragen; sie schlichen umher und gaben ihre Anweisungen mehr durch Signale als durch Worte. Nach den Schiessscharten blickten sie oft in die Höhe; aber das Licht des Tages war noch zu schwach, als dass sie uns hätten entdecken können, und ausserdem glaubten sie vollkommen sicher seyn zu dürfen, da wir die ganze Nacht über die grösste Stille beobachtet hatten. In der That meinten sie, das Bootshaus sey verlassen und der gewisse Grad von Vorsicht, den sie bei ihren Schritten beobachteten, war mehr die Wirkung des behutsamen indianischen Charakters, als eine Aeusserug der Furcht vor etwa möglichem Widerstande.
Die zwei Leitern wurden je an einem der Thürme angelegt und auf jeder stieg ein Indianer heran. Anfangs warfen sie spähende Blicke durch die Oeffnungen zu beiden Seiten der Thüre, aber wir verbargen uns. Dann bildeten sämmtliche Umbiquas mit ihren Bogen und Speeren einen Halbkreis um die Leitern und bewachten die Schiessscharten. Auf den Befehl des Häuptlings sielen die ersten Hiebe, und die Indianer auf den Leitern begannen mit ihren Tomahawks gegen beide Thüren loszuschlagen. Während übrigens der Umbiqua an der östlichen Thüre den dritten Streich führte, wankte er und fiel die Leiter hinunter. In demselben Augenblicke verkündigte ein Schrei von dem andern Thurme her, dass wir dort den nämlichen Erfolg erzielt hatten.
Die Umbiquas zogen sich Hals über Kopf mit ihren Todten zurück und stiessen ein wüthendes Gezeter aus, das drei von unseren Knaben, dem erhaltenen Befehle gemäss, mit einem schrillen, trotzenden Kriegsruf erwiederten. Die Umbiquas waren hierüber ganz ausser sich, benahmen sich aber fortan klüger. Die Pfeile, durch welche ihre Kameraden getödtet worden, waren zwar Kinderpfeile, indess konnte es doch keinem Zweifel unterliegen, dass sie von Kriegern abgeschossen worden waren. Sie zogen sich hinter einen vorspringenden Felsen an dem Ufer des Flusses, nur dreissig Schritte von uns entfernt, zurück, um sich gegen unsere Geschosse zu decken. Dort bildeten sie einen Kriegsrath und harrten ihrer Leute und Kähne, welche eigentlich schon längst hätten zurückkommen sollen. In diesem Augenblicke zerstreute sich der Nebel, der über dem Flusse geschwebt hatte, und wir konnten das andere Ufer sehen, wo sich uns ein Anblick zeigte, der unsere Aufmerksamkeit fesselte. Auch dort ging ein Zerstörungsdrama vor sich, obgleich in einem kleineren Massstabe.
Uns gerade gegenüber befand sich ein Kanoe, dasselbe, auf welchem Tags zuvor unsere zwei Indianer ihren Ausflug angetreten hatten. Die zwei Umbiquas, welche die gestohlenen Pferde hüteten, waren nur einige Schritte davon entfernt, und da sie es augenscheinlich erst kurz zuvor entdeckt hatten, wussten sie noch nicht, welche Schritte sie einschlagen sollten. Sie hatten mit nicht geringer Verwirrung das Kriegsgeschrei und das Gezeter ihrer eigenen Leute gehört; sobald aber der Nebel ganz entschwunden war, bemerkten sie ihren Haufen hinter dem Schutze des Felsen und schickten sich, wahrscheinlich auf gegebene Signale, zu einer Kreuzung des Flusses an. Wie sie eben den Kahn losbinden wollten, blitzte es auf, und zweimal folgte ein lauter Knall; die Indianer fielen nieder — sie waren todt. Unsere beiden Kundschafter, welche sich im Gebüsch versteckt hatten, kamen jetzt zum Vorschein und begannen in aller Ruhe die Scalpe zu nehmen, ohne den Pfeilhagel zu achten, den die zeternden Umbiquas gegen sie entsandten. Dies war jedoch nicht Alles; die Feinde hatten sich in ihrer Wuth und Hast hinter dem Schirme des Felsen hervorgemacht und boten nun ein schönes Ziel; sobald daher der Häuptling zurückblickte, um zu sehen, ob auch von Seite des Bootshauses her eine Bewegung zu fürchten sey, fielen weitere vier seiner Leute unter unserem Feuer.
Das fürchterliche Geschrei, welches nun folgte, vermag ich nicht zu beschreiben, obgleich mir alle Einzelnheiten dieses meines ersten Kampfes noch frisch im Gedächtniss sind. Die Umbiquas nahmen ihre Todten auf und wandten sich gegen Osten in die Richtung des Gebirgs, wo sie allein noch dem Untergang zu entkommen hofften. Ihre Zahl hatte sich jetzt bis auf zehn gemindert, und in ihrem Aeusseren sprach sich Trauer und Niedergeschlagenheit aus. Sie fühlten, dass es ihnen beschieden war, nie wieder in ihre Heimath zurückzukehren.
Wir vernahmen von unsern Kundschaftern, dass die sechs Krieger des Postens von der Ansiedelung zurückgekommen wären und irgendwo im Hinterhalte lägen; dies wirkte entscheidend auf uns. Wir stiegen die Leitern hinab, welche die Indianer zurückgelassen hatten, und schlugen den Prairiepfad ein, um dem Feinde nach allen Seiten den Rückzug abzuschneiden.
Ich will mich beeilen, diese Gemetzelscene zu Ende zu bringen. СКАЧАТЬ