Vom Mond aus links - Teil 2: Farbe des Universums. Weltenwandler
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vom Mond aus links - Teil 2: Farbe des Universums - Weltenwandler страница 4

Название: Vom Mond aus links - Teil 2: Farbe des Universums

Автор: Weltenwandler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Weltenwandler

isbn: 9783959362443

isbn:

СКАЧАТЬ wir fliegen ganz schnell ganz weit weg von hier«, brachte Naajab seinen Gegenvorschlag vor.

      »Du weißt, dass das keine Option ist, wenn wir schon mal hier sind«, sagte Selene und schob sich an ihm vorbei, um den Gang in Richtung der Verladerampe anzutreten.

      Naajab folgte ihr, obwohl er dabei einen tänzelnden Schritt anschlug, als hätten sich seine Beine noch nicht ganz entschieden, in welche Richtung er eigentlich steuerte.

      »Das mit der Farbe hier ist bestimmt kein gutes Zeichen«, sagte Naajab flehend. »Wenn wir jetzt abfliegen, normalisiert sich vielleicht alles wieder.«

      »Und was, wenn nicht?«, hielt Selene dagegen, ohne sich umzudrehen.

      »Ich könnte damit leben. Die Betonung liegt vor allem auf dem Wort leben. Ich war schon immer ein Freund des Schwarz-Weiß-Denkens«, sagte Naajab.

      Irgendwo im Gang hinter ihnen ertönte ein lautes Poltern und dann ein tiefes Brummen. Selene war froh, dass sie auf den Kauf eines Übersetzungschips für ihren Anzug verzichtet hatte. Sonst hätte sie jetzt statt des Brummens einen ziemlich deftigen Fluch zu hören bekommen. Andererseits beunruhigte die Abwesenheit einer Übersetzungshilfe Selene auch ein wenig. Ihr Hochgalaktisch war seit ihrer Schulzeit schon sehr eingerostet, und auf den meisten Planeten kam man damit ohnehin nicht weiter. Die Vereinheitlichung der Sprache war in der Theorie leichter gewesen als in der praktischen Umsetzung. Als Mensch bekam Selene außerdem die korrekte Aussprache des skiefncndc-Lautes einfach nicht richtig hin. Ihr fehlte der zweite Gaumen.

      Eine organische Kugel sauste durch den Gang schwebend auf sie zu. Wie nicht anders zu erwarten, war sie grau. Sie brummte ziemlich aufgebracht.

      »Was sollte das?«, beschwerte Kas sich, sobald er nahe genug an sie herangekommen war.

      »Wir hatten nicht vor, ohne dich das Schiff zu verlassen. Eigentlich hatte ich überhaupt nicht vor, das Schiff zu verlassen«, verteidigte Naajab sich.

      Selene kannte den Zeitgobble besser. Auf dem Mond hatten sie viele Stunden miteinander verbracht.

      »Die Landung war so holprig, dass ihr mich geweckt habt«, schimpfte Kas.

      Naajab sah ihn verdattert an.

      »Hättest du etwa weiterschlafen wollen, während wir unser Leben da draußen riskieren?«, fragte Naajab und deutete zur Luke hinüber.

      Selene unterbrach das Gespräch, da sie die Antwort bereits kannte: Es handelte sich um ein ganz entschiedenes Ja!

      »Wir hätten dich so oder so noch geweckt. Wir könnten dich dort draußen brauchen.«

      Kas war ein derart schlechter Zeitgobble, dass er die Zeit nur um etwa eine Minute zurückdrehen konnte. Aber eine Minute konnte einem oft genug das Leben oder die Frisur retten – je nachdem, worauf man größeren Wert legte.

      »Ihr wollt, dass ich einfach so da raus gehe? Ungeschützt? Vielleicht herrscht dort draußen nicht einmal eine richtige Atmosphäre«, vergewisserte Kas sich und trudelte in der Luft auf und ab. Die Bewegung wirkte sehr unentschlossen.

      Raumanzüge beziehungsweise lebenserhaltende Maßnahmen waren bei seiner Körpergröße nur als Sonderanfertigungen zu erwerben. Sonderanfertigungen waren extrem teuer. Selene hatte entschieden, es darauf ankommen zu lassen.

      »Du brauchst keine Atmosphäre zum Überleben«, erinnerte Selene ihn.

      Die Zeitgobbles hatten schon vor Erzeugung der künstlichen Atmosphäre auf dem Mond gelebt und auch danach. Sie brauchten keinen Sauerstoff und keine stoffliche Nahrung. Außerdem waren sie feuer-, wasser- und säurefest. In Notsituationen konnten sie die Zeit zurückdrehen. Die Zeitgobbles hatten das Überleben perfektioniert. Ironischerweise betrug ihre natürliche Lebensspanne nur wenige Jahre.

      »Jetzt hört beide auf zu jammern. Ich bin euer Kapitän.«

      Selene schlang ihr Haar zu einem Zopf zusammen und zog dann den Helm über den Kopf. Mit einem leisen Klacken rastete der Mechanismus ein und teilte ihr mit, dass sie sich nun in einem geschlossenen, autonomen System befand. Tief holte sie Luft. Ihr Atmen klang laut innerhalb des Helms. Geräusche von draußen wurden jetzt elektronisch übermittelt und von einem leisen Hintergrundrauschen begleitet, das man nie ganz loswurde, außer man hatte wirklich sehr, sehr viel Geld zur Verfügung.

      Mit einem kurzen Blick vergewisserte Selene sich, dass Naajab seinen Helm ebenfalls übergezogen hatte. Dann griff sie nach dem Rucksack, der bereits seit Tagen fertig gepackt neben der Schleuse wartete, und betätigte den Knopf, der die Rampe herunterließ. Der Boden senkte sich vor ihnen ab, und für einen kurzen Augenblick fragte Selene sich, ob das hier wirklich so eine gute Idee war.

      Sie waren blind einem Navigationsgerät gefolgt, das ihnen nicht einmal den Grund für ihre Reise verraten hatte. Und dann die Sache mit den Farben. Naajab hatte recht. Wie ein gutes Zeichen sah das sicherlich nicht aus. Aber im Universum gab es so viel. Planeten, deren Atmosphäre die Übermittlung von Schallwellen verhinderte und deren Bewohner daher nur telepathisch miteinander kommunizierten. Planeten, auf denen keine Pflanzen gediehen, aber die Steine wuchsen. Planeten, auf denen Politiker tatsächlich ihre Wahlversprechen hielten. (Ryalner konnten aufgrund kognitiver Verknüpfungen nicht lügen. Versuchten sie etwas auszusprechen, das sich nicht mit den Fakten in ihrem Gehirn deckte, starben sie augenblicklich an einem Aneurysma.) Warum sollte es also nicht auch einen Planeten geben, dessen Atmosphäre das Wahrnehmen von Farbpartikeln verhinderte? In den Online-Reiseführern hatte zugegebenermaßen nichts davon gestanden, aber vielleicht hatte man die Touristen nicht verschrecken wollen. Es machte schrecklich viel Arbeit, die Urlaubsfotos von Hand nachkolorieren zu müssen. Seit ihrem Aufbruch vom Mond waren Selene und Naajab auch schon auf anderen Planeten von Bord gegangen. Es gab keinen grundlegenden Unterschied, über den sie sich diesmal den Kopf zerbrechen musste.

      Die Rampe schlug mit einem metallenen Kratzen auf dem Boden auf.

      »Sag mal, haben wir auch irgendwelche Waffen dabei? Nur für den Fall«, wollte Naajab wissen.

      Selene trat auf die Rampe hinaus und klopfte auf den Schulterriemen ihres Rucksacks.

      »Natürlich. Nur für den Fall«, sagte sie.

      »Ich meine, richtige Waffen«, präzisierte Naajab. »Keine Lockenwickler.«

      Selene schnaubte, ohne sich zu Naajab umzudrehen. Seine Schritte hallten auf der Rampe wider und erzeugten ein hohles Scheppern.

      Er hatte ja keine Ahnung, was Selene alles mit Lockenwicklern anstellen konnte.

      »Und was ist mit dir? Du bist doch Polizist, solltest du nicht ausgerüstet sein?«, fragte sie geistesabwesend und kontrollierte die Anzeigen, die ihr in den Helm übermittelt wurden. Die Schwerkraft lag ein geringes Maß über dem, womit sie aufgewachsen war, doch der Anzug neutralisierte die Wirkung weitgehend. Sie konnte sich auf Shin K-T 131 frei bewegen, auch wenn sie einen Marathon besser vermeiden sollte. Außerdem war die Atmosphäre sauerstoffhaltig, was durchaus Sinn ergab, denn ihren Informationen zufolge war die heimische Spezies humanoid, was auf erdähnliche Bedingungen hatte schließen lassen.

      »Ich habe einen Taser dabei«, verkündete Naajab hinter ihr. »Aber er erzeugt maximal 200 Volt.«

      Ungläubig drehte Selene sich nun doch zu ihm um. Er stand noch immer auf der Rampe. Kas hatte das Raumschiff noch überhaupt nicht verlassen. Ihre Mannschaft bestand aus wahren Helden.

      »200 СКАЧАТЬ