Vom Mond aus links - Teil 2: Farbe des Universums. Weltenwandler
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Название: Vom Mond aus links - Teil 2: Farbe des Universums

Автор: Weltenwandler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Weltenwandler

isbn: 9783959362443

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СКАЧАТЬ zog den Gurt des Sitzes hervor und schnallte sich an.

      Nur weil Naajab das Raumschiff besser flog als sie, hieß das noch lange nicht, dass er es sonderlich gut machte. 62% war aber keine schlechte Zahl, beruhigte Selene sich.

      »Außerdem will ich nicht, dass du mich auf dem nächstbesten Planeten einfach sitzenlässt und mit meinem Raumschiff abhaust, sobald du es alleine steuern kannst. Du hast schließlich schon mal versucht, es zu stehlen«, ergänzte Naajab.

      »Ich habe nur den Schlüssel gestohlen«, korrigierte Selene ihn. »Das Raumschiff habe ich mir nur angeschaut. Was soll das überhaupt? Vertraust du mir etwa nicht?«

      Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust, obwohl sie hinter Naajab saß und er es nicht sehen konnte.

      »Kein bisschen«, sagte er.

      Dass Selene selbst noch vor wenigen Minuten entschieden hatte, dem Piloten zu misstrauen, spielte keine Rolle. Sie war der Kapitän. Sie verdiente sein Vertrauen. Niemals würde sie ihn auf einem fremden Planeten einfach so zurücklassen. Es sei denn, sie hätte einen wirklich guten Grund. Wenn er ihr zum Beispiel wirklich auf die Nerven ging mit seiner Jammerei. Oder wieder mal den letzten Joghurt aus dem Kühlschrank nahm, ohne vorher zu fragen.

      »Starte Landeanflug«, verkündete Naajab.

      Selene betrachtete das violette Auge auf seinem Handrücken, während er einen Hebel betätigte. Wie jenes auf ihrem eigenen Handrücken war es derzeit geöffnet und glühte leicht. Auxie war online.

      So leicht, dass man es kaum merkte, senkte die Front des Raumschiffes sich nach vorne. Dann gab es einen leichten Ruck, und das Schiff sank ein ganzes Stück schneller. Selenes Magen vollführte einen kleinen Sprung. Das war beim Landeanflug aber nicht weiter ungewöhnlich. Vor allem nicht, wenn Naajab flog.

      »Bitte achten Sie auf die Geschwindigkeitsbegrenzung«, sagte Auxie.

      »Du hast dich doch beschwert, dass wir zu lange für die Strecke gebraucht haben«, erwiderte Naajab.

      Er redete mit Auxie. Etwas an ihrem Tonfall lud dazu ein, mit ihr zu streiten. Selene konnte das verstehen.

      »Die berechnete Flugdauer betrug drei Tage, fünf Stunden und 22 Minuten«, sagte Auxie emotionslos. »Die tatsächliche Flugdauer betrug 19 Tage, vier Stunden und 36 Minuten.«

      »Auf Tradair mussten wir Raumanzüge mit vernünftigen Lebenserhaltungssystemen für unsere Reise kaufen. Wir können nicht in jeder Atmosphäre atmen«, verteidigte Selene ihre Entscheidung.

      »Auf dem Sku-Mond mussten wir tanken«, fügte Naajab hinzu.

      Kurz herrschte Stille. Auxie schaffte es, auch diese vorwurfsvoll klingen zu lassen.

      »Und Dalyss ist bekannt für seine einmaligen Strände, in Ordnung?«, sagte Selene schließlich.

      »Du bist immer noch zu schnell«, wechselte Auxie das Thema.

      Obwohl sie ein technisches Gerät mit einer automatisierten Sprachsteuerung war, vergaß sie das mit dem Siezen manchmal, sobald man sie reizte. Selene und Naajab hatten ganze Nachmittage damit verbracht, sie zu reizen. Es war unterhaltsamer als Brettspiele.

      »Ich bremse ja schon«, sagte Naajab.

      Allerdings musste auch Selene zugeben, dass sie nicht das Gefühl hatte, langsamer zu werden. Der graue Planet vor der Frontscheibe wirkte auf einmal überhaupt nicht mehr so klein, und darüber hinaus wurde er schnell größer. Inzwischen füllte er bereits das gesamte Sichtfeld aus. Die Oberfläche sah trocken aus und irgendwie verstaubt, als hätte jemand zu lange die Spinnweben nicht entfernt.

      Direkt neben der Steuerung begann ein rotes Licht energisch zu flackern. In gleichmäßigem Takt leuchtete es auf und verströmte eine eindeutige Atmosphäre der Dringlichkeit.

      »Naajab«, setzte Selene vorsichtig an. Es fiel ihr schwer, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Außerdem wusste sie nicht, wie sie fortfahren sollte. Die Antworten auf die Fragen »Soll das da so leuchten?« und »Muss der Planet wirklich so schnell näherkommen?« konnte sie sich denken.

      Ein weiterer Ruck lief durch das Schiff, und ein Quietschen erklang. Es war ein Quietschen wie von Bremsen, die endlich griffen. Sie wurden langsamer, aber ob sie auch langsam genug werden würden, war eine andere Sache.

      Selene zwang sich, nicht die Augen zu schließen. Sie war der Kapitän. Sie hatte sich ein Abenteuer gewünscht.

      Das Schiff wurde endlich deutlich langsamer. Sie näherten sich dem Planeten in normaler Geschwindigkeit.

      Selene war froh, dass das Abenteuer vorbei war und sie noch eine Zeit lang Kapitän bleiben würde.

      Vor ihnen zeichneten sich die Lichter einer Landebahn ab. Sie leuchteten grellweiß vor einem schmutzig-grauen Untergrund. Eingerahmt wurde der Anblick von der grauen Innenverkleidung des Raumschiffes und dem hellgrauen Steuerpult.

      Es ruckelte, und Selene wurde auf ihrem Sitz hin und her geworfen, der sich auf einmal nicht mehr ganz so bequem anfühlte. Holprig setzten sie auf der Landebahn auf und bremsten weiter ab, wodurch ihr Körper erst nach vorne gegen den Gurt gedrückt und dann wieder zurück in den Sitz gepresst wurde. Inzwischen gab es Raumschiffe, die ohne den geringsten Bremsweg eine Punktlandung hinlegten. Die Liberty gehörte nicht zu diesen Raumschiffen. Sie gehörte vielmehr zu der Art, mit der man sich lieber nicht allzu weit vom Heimathafen entfernte.

      Zufrieden grinsend drehte Naajab sich um. Dass er eigentlich noch auf die Landebahn schauen sollte, war für Selene im Augenblick jedoch der kleinste Grund zur Beunruhigung. Seine Zähne, die er beim Lächeln zeigte, waren blendend weiß und bildeten einen starken Kontrast zu dem Schwarz seines Raumanzuges. Seine Haut glänzte nicht länger silbrig, sondern wirkte fahl.

      »War doch gar nicht so schlimm«, sagte er. »Du siehst aus, als hättest du Todesängste ausgestanden. Du bist ganz blass. Deine Hautfarbe sieht richtig ungesund aus.«

      »Ich glaube nicht, dass es an mir liegt«, sagte Selene möglichst ruhig und starrte an ihm vorbei auf das Licht des Alarms, das immer noch blinkte. Statt von Grau zu Rot wechselte es inzwischen allerdings nur noch von Hellgrau zu Dunkelgrau.

       2 – Ihr Anfahrtsweg

      »Das kann nicht sein«, beharrte Naajab und blickte noch einmal zwischen Selene und dem einheitlich grauen Steuerpult hin und her. »Deine Haare sind noch rot.«

      Selene ließ eine lange Haarsträhne zwischen ihren Fingern hindurchgleiten und betrachtete sie kritisch. Das flammende Dunkelrot war bereits im Begriff, heller zu werden, wie ein Stoffstück, das in der Sonne ausbleichte.

      »Lässt mit der Zeit bestimmt nach. Ist eine Spülung für besonders langanhaltende Farbe«, sagte sie. Die Produkte hielten selten, was ihre Werbung versprach, aber dieses eine Mal schien der Hersteller nicht gelogen zu haben.

      Sie erhob sich aus dem Kapitänssitz und klatschte geschäftig in die Hände. Naajab zuckte zusammen. In vielen Kulturen kam Händeklatschen einer Kriegserklärung gleich. Manch intergalaktischer Konflikt war durch nichts weiter als einen Theaterbesuch ausgelöst worden. Selene sollte sich diese Geste dringend abgewöhnen.

      »Dann wollen wir uns mal draußen СКАЧАТЬ