Halt. Michael Donkor
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Название: Halt

Автор: Michael Donkor

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960541998

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СКАЧАТЬ anderem.«

      »Und was sonst?«

      Belinda zerdrückte den Reis auf ihrem Teller. »Erwachsen sein bedeutet, dass man mit immer weniger auskommt. Mit der Zeit werden einem Dinge weggenommen. Aber man findet sich damit ab. Mit dem Verlust, weil man ihn – weil man in der Lage ist, ihn selbst irgendwie auszugleichen. Man kann für sich selbst sorgen. Der Teddybär ist weg. Mama und Papa sind weg. Und man kommt damit klar.«

      »Ich versteh nicht so richtig, was du meinst, Belinda. Und wenn ich seh, was du für ein Gesicht machst, glaube ich, du verstehst es auch nicht.« Mary wischte sich orangerotes Fett aus dem Mundwinkel. »Können wir noch einen Ball kaufen gehen?«

      »Nein. Können wir nicht.«

      »Aber Belinda –«

      »Du bekommst nicht immer, was du willst. Als Erwachsene wirst du nicht immer bekommen, was du willst. Wa te

      »Im Gegenteil. Erwachsene haben –«

      »Wenn du manchmal enttäuscht wirst, macht dich das nur stärker. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.«

      »Was?«

      »Es ist nur zu deinem Besten.« Mit jeder Faser ihres Körpers wollte Belinda aus der Kantine stürmen. Sie stemmte sich gegen den Impuls. »Diese Nana, die seit ein paar Wochen im Haus wohnt?«

      »Was ist mit ihr? Wie ich dir schon gesagt hab: Von zehn Punkten würd ich ihr so fünfeinhalb geben. Sie ist okay, und mir gefallen die vielen hübschen Kleider, die sie trägt, und dass sie so ein hübsches helles Gesicht hat, aber sie ist auch ein bisschen seltsam. Eine richtige Ghanaerin, ich weiß, aber die vielen Jahre Arbeit im Großen Britannien, so wie Uncle und Aunty, haben sie irgendwie irre gemacht. Sie guckt mich immer so komisch an, sogar wenn ich ihr nur Supermalt nachschenken will. Vielleicht wird sie auch bloß alt und deswegen etwas plemplem.«

      »Sie und der Ehemann haben gesagt, ich soll hier weg. Sie nehmen mich dann mit zu sich nach London. Ist dir klar, was das heißt? Aunty und Uncle haben Ja gesagt. Sie wissen, was das bedeutet. Ich komme nicht zurück. Du. Du wirst mich nicht wiedersehen. Das ist für uns alle das Beste.« Es war nur angemessen, dass sie die Wörter so langsam herausbrachte.

      »Morgen? Du fährst also schon morgen?«

      »Nein. Wir warten noch auf Papiere – sie müssen jemanden in der Botschaft bezahlen oder sowas in der Art.«

      »Ich … Ich wusste, wir würden nicht für immer zusammen bleiben. Ich wusste, eines Tages würde sowas passieren, aber.«

      »Aane

      Mary fischte zunächst Eiswürfel aus ihrer Cola und hob dann den Kopf. »Du? Du … Du bist ein MISTSTÜCK, klar?« Mary stand auf und zeigte mit dem Finger auf sie. »So … so ein MISTSTÜCK! Und ja, stimmt, ich brauch dich nicht. Nicht nur, weil ich erwachsen bin. Weil ich nämlich besser bin als du.«

      »Mary –«

      »Geh doch nach London, du blöde Kuh. Mach ruhig, ist mir egal. Dir weine ich keine Träne nach, keine einzige.«

      Der Weiße kam zu ihrem Tisch. »Alles in Ordnung?« Er nestelte an den Holzperlen, die er um den Hals trug.

      »Alles bestens, danke. Und auf Wiedersehen.«

      »Ich wollte ja nur …« Er schlurfte zu seinen tuschelnden Freunden zurück.

      »Bin vielleicht nicht schlau genug für London, eh? Hab’s nicht so mit Buchstaben und Zahlen wie du, eh? Nicht hübsch genug? Mein Haar nicht fein genug für London?« Mary riss sich die Perlen vom Kopf, schleuderte sie auf den Boden, löste die beiden Haarstränge. »Tut mir echt leid, dass Aunty und Uncle mir keinen Besuch beim Friseur spendiert haben, um mir so schöne Zöpfe machen zu lassen wie du und dann bei Nana und dem Ehemann mächtig Eindruck zu machen. Tut mir leid, dass niemand mir so ein goldenes Kleid gibt, mit dem ich glänzen kann!«

      Belinda streckte die Hand nach ihr aus.

      »Rühr mich nicht an.«

      »Wir –«

      »Ich sagte RÜHR MICH JA NICHT AN.«

      Die Weißen sammelten ihre Rucksäcke ein. Das Radio war aus.

      »Hast mich also die ganze Zeit belogen? Von wegen, du und ich, wir halten zusammen, wir arbeiten zusammen, dacht ich jedenfalls. Und jetzt wird mir klar, du bist eine beschissene Lügnerin. Du dachtest, ich bin nichts wert, ist doch so? Hast mit Nana gelacht. Hast die Tage gezählt, bis sich sowas ergibt, ja?«

      Marys heftiges Nicken erschreckte Belinda – als wäre dieses Elektrisierende, das manchmal durch ihren eigenen Körper strömte, auf die Kleine übergegangen.

      »Was mit mir passiert, interessiert dich nicht die Bohne, eh? Du fliegst schön nach London, sie finden für dich einen Ehemann und einen Palast. Und ich? Mich schicken sie zurück.« Mary ging auf und ab. »Du verfluchte –«

      »Fluchen? Wer hat dir das denn beigebracht?«

      »FUCK. FUCK. Aus meinem Heimatdorf kommt mich niemand besuchen, nie, FUCK. Papa nicht. Grandma nicht. Und jetzt sagst du mir, dass Uncle und Aunty mich nach Hause zurückjagen werden, dass sie mich einfach vor die Tür setzen? Genau das wird nämlich passieren, Belinda. Weil sie nicht mich allein wollen. Wir sind zu zweit gekommen. Zu zweit.« Sie plumpste auf den Boden wie eine billige Puppe.

      Belinda kauerte sich hin.

      »Ich –«

      »FUCK. Und außerdem SCHEISSE. Du. Dein Kleid ist scheußlich und ich kann deine blöden Schuhe nicht leiden!« Mary schlug um sich, schubste die schwankende Belinda auf den Boden und rannte durch die bunten Plastikstreifen am Eingang hindurch. Auf dem Linoleum ausgestreckt, wollte Belinda ihrer Freundin hinterherrufen. Es kam aber kein Ton heraus.

      Belinda, mit den Tüten beladen, entdeckte Mary am Zoo-Ausgang auf einem der hohen Hocker, die für die Wachleute bestimmt waren.

      »Wenn du dich daneben benimmst, werden sie dich vielleicht schlagen«, schnaufte Belinda. Unter ihren Füßen knirschte der Kies. »Das sage ich nur, weil mir dein Wohlergehen am Herzen liegt.«

      Belinda hielt inne, holte Luft und wappnete sich gegen Marys nächste Beleidigung. Die Kleine sprang aber nur vom Schemel, rannte zum Tor und strich über die Gitterstäbe. Sie versuchte, den Kopf durch eine Schlaufe im rostigen Ornament zu stecken. Belinda wusste, dass dieser Versuch zum Scheitern verurteilt war, fand es jedoch klüger, sie gewähren zu lassen.

      »Mary, du brauchst –«

      Mary kehrte zum Hocker zurück, hievte sich hoch und schwang die Beine hin und her. Keine von beiden war in solchen Kämpfen erprobt. Mary hatte einen guten Start hingelegt, wusste jetzt aber nicht weiter. Sie hatte es ja selbst gesagt: Mary war nicht schlau genug. Sie war unfähig einen Plan auszuhecken, der alles beim Alten belassen würde.

      »Du brauchst meine Sachen nicht zu tragen. Sind meine Sachen. Ich trage sie.« Belinda sah Mary abermals vom Hocker springen und auf sie zukommen, um ihr die Einkäufe abzunehmen. «Wir müssen los.«

      Mary ging weiter, von der volleren Tüte zur Seite geneigt und hinkend unter der Last. »Falls СКАЧАТЬ