Halt. Michael Donkor
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Название: Halt

Автор: Michael Donkor

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960541998

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СКАЧАТЬ als Mary schrie. Das lange Maul klappte krachend zu, es klang nach einstürzenden Ziegelsteinen oder Glas, das zu Bruch geht. Er kroch zurück.

      »Ich konnte nicht mal ein Foto machen, kein einziges«, maulte Mary und richtete die Kamera auf die Kräuselwellen, die Kwabena hinterlassen hatte. Belinda hielt die Luft an. Er war riesig. Noch war er nicht aus dem Wasser herausgeschossen, aber sie wusste, dass er hoch genug springen konnte, um die Bäume zu streifen und auf sie selbst, auf sie alle draufzufallen. Dann wären sie zermalmt. Zerdrückt unter seinem rauen Bauch.

      »Siehst du diesen Eimer da drüben? Siehst du ihn?« Belinda hörte, wie Priscilla nachgiebiger wurde. Mary, die ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte, schluchzte. »Pass auf: In diesem Eimer sind Fleischbrocken – hol sie dir. Ich wollte zwar nichts vergeuden, aber …«

      Belinda sagte kein Wort, als Mary zu einer nah gelegenen Hütte rannte und mit einem blutigen Brocken zurückkam.

      »Braves Mädchen! Sieh dir deine Freundin an: Sie ist nicht so kühn und mutig wie du. Als wäre sie einem Geist begegnet oder wollte sich gleich übergeben.« Belinda versuchte, das witzig zu finden. »Wenn er zurückkommt, wirfst du ihm den Brocken hin, okay? Okay. Dann mal los. Kwabena, Kwabena –«

      Priscilla hielt inne, tippte Belinda auf die Schulter. »Helfen Sie mir, Madam? Madam?«

      Belinda fiel in die Rufe ein, mit einem Zittern in der Stimme, das sie irritierte und das nicht aufhören wollte. Binnen Sekunden tauchte wieder ein Wirbel aus Grau, Braun, Rosa und Grün auf, der sich diesmal sogar noch wilder gebärdete.

      »Wirf es ihm hin, wirf!«

      Mit einem Bellen schleuderte Mary das Fleisch in die Luft. Es traf Kwabenas Schnauze, der sofort daran riss, bevor er und der rote Würfel blubbernd verschwanden. Belinda rang nach Luft.

      »Das. Das. Das. War das Allertollste!«

      Belinda mussterte Marys Wangen. Sie waren verschmiert von Tränen, Rotz, Schweiß, Wasser und Blut.

      Die Zoo-Kantine war ein langer, schmaler Raum mit bräunlich-grünem Anstrich, in dem reihenweise Holztische standen. Jeder Tisch war mit einer Würzgarnitur, verbogenem Besteck und einer ghanaischen Mini-Flagge gedeckt. Rostige Deckenventilatoren ließen Staub auf die Gäste rieseln, die darunter saßen. Niemand beschwerte sich. Eine rundliche Mitarbeiterin mit fleckiger Schürze saß an der Kasse, über ihr hing ein Kalender, der für den Monat April einen lichtumflorten Jesus zeigte. Im Mundwinkel der Frau hing ein Kaustäbchen. Zu ihren Füßen lag eine dürre Katze. Weiter hinten krächzte ein Radio dämliche Jingles im öligen Dunst.

      Unter dem Tisch kreuzte Belinda die Knöchel und hoffte, so würde ihr Oberschenkel aufhören zu zittern. Der Plan ging auf, bis sie stattdessen mit dem Deckel der Ketchupflasche spielte. Sie klapperte mit der Coladose und beobachtete, wie Mary ihr Red Red auf dem Teller hin und her schob.

      »Iss schön alles auf, Mary, du willst doch groß und stark werden.«

      »Du weißt, dass ich für Red Red immer besonders viel Zeit brauche, weil – «

      »Mary – du sollst essen, nicht reden, wa te

      Mary rutschte von ihrem Stuhl. Sie ließ den Ball hüpfen, den sie auf Drängen Priscillas im Souvenirladen gekauft hatten, zusammen mit den Bechern, Radiergummis, T-Shirts, Postern, Armbändern, Broschüren und Sonnenhüten, die nun aus den schweren Tüten zu ihren Füßen herausquollen.

      Boing. Fang. Boing. Fang. Boing. Fang.

      Belinda überlegte, ob sie ihr den Ball wegnehmen sollte, auch wenn die Kellnerin, die gerade Serviettennachschub brachte, sich nicht an Marys Spiel zu stören schien. Nun warf Mary den Ball auf den freien Tisch gegenüber. Er warf einen Salzstreuer um. Mary rannte hin und richtete den Streuer wieder auf, dann warf sie den Ball auf einen freien Stuhl.

      Boing. Fang. Boing. Fang. Boing. Fang. Mary strahlte vor Vergnügen.

      »Hast du keinen Hunger, Mary?«

      Boing. Fang. Boing. Fang.

      »Mary?«

      Rechts von Belinda saßen zwei alte Männer, kräftig der eine, schmächtig der andere, beide in eine Partie Oware vertieft. Behutsam nahmen sie die grauen Spielsteine auf und verteilten sie. Jeder Zug des kräftigen Mannes wurde mit einem Lachen eröffnet. Sein Gegner beugte sich vor und summte. Belinda bemerkte die Häufchen Pesewa-Münzen zwischen ihnen. Eine Gruppe weißer Touristen zeigte auf das Spiel. Sie waren zu fünft, möglicherweise Studenten, und naschten gekochte Erdnüsse von einer großen Karte. Belinda hörte sie darüber reden, wie freundlich die »Einheimischen« seien. Mary nahm ein bisschen Tempo raus, als sie den Ball an die Decke warf, im Slalom um die Ventilatoren herum.

      Boing. Fang. Boing. Fang. Boing. Fang.

      Belinda schaufelte sich dampfenden Reis in den Mund und sah den schmaleren der beiden Spieler aufstehen und um den Tisch herumgehen, um seine Position aus verschiedenen Blickwinkeln zu begutachten.

      Boing. Fang. Boing.

      Mary hatte inzwischen den Tresen erreicht und brachte die Katze zum Kreischen. Die Kellnerin summte. Belinda ließ zwei Fingerknöchel knacken. Mary brachte einen der weißen Touristen dazu, aufzuspringen. Sein blondes Haar wehte, als Mary den Ball warf und er ihm hinterherjagte.

      Ta. Ta. Tapp. Boing. Fang. Boing. Fang.

      »Als deine Mutter dich rausgepresst hat, hast du einen Dachschaden abgekriegt – Druck macht das Hirn weich«, hörte Belinda. »Und ich bekomm diesen Sieg geschenkt.«

      Der schmalere Spieler zappelte hin und her, während sein dicker Gegner die Nasenflügel blähte.

      Boing. Fang. Boing. Fa –

      Jetzt tat der Student einen Satz nach vorne, sein Batik-T-Shirt bauschte sich, als er Mary hochhob und sie in die Luft schleuderte. Der Ball rollte nach draußen. Die durchgedrehte Katze folgte ihm.

      »Mary!«

      Mary landete auf dem Boden. Alle erstarrten. Der Weiße rührte sich nicht vom Fleck. Die alten Männer vergaßen ihr Spiel.

      Hitze wallte in Belinda auf. »Komm. Her. Und. Iss.«

      Mary entschuldigte sich beim Studenten, der wurde rot und schüttelte ihr die Hand.

      »Wo ist der Ball hin?«, fragte Mary und setzte sich.

      »Wir können ja einen neuen besorgen. Jetzt isst du erst mal.«

      »Okay, okay. Keine Ahnung, warum du so schroff zu mir bist.«

      »Tut mir leid. Das wollte ich nicht. Wirklich nicht.«

      »Hmm.«

      »Und das, mein Freund, nenne ich einen Sieg!«, röhrte der Dicke.

      »Ist Oware sowas wie unser Vier gewinnt, nur anders? Gibt es bei Aunty und Uncle irgendwo ein Oware, das sie uns borgen würden? Mein Vater hat früher –«

      »Mary, jetzt bist du doch fast erwachsen, nicht wahr? Bald wirst du zwölf«, sagte Belinda mit gespielter Heiterkeit.

      »Ich kann’s СКАЧАТЬ