Название: Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3
Автор: Dirk van den Boom
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783864027529
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Heinrichs selbst übernahm die Kommunikation. Der Erste Offizier akzeptierte dies klaglos.
»Dies ist ein Notfall und wir benötigen Hilfe. Der Notfall betrifft aber nicht dieses Schiff. Ich wünsche einen Kontakt mit dem Exopolitischen Konzil, vorzugsweise dem Vorsitzenden Ulgan.«
Der Simmi zögerte unmerklich, wahrscheinlich, weil er etwas überprüfte. Simmi waren sehr reaktionsschnelle Lebewesen und, was die Aufnahme von Informationen anging, von roboterhafter Effizienz. Daher war die Verzögerung extrem kurz.
»Ich habe Sie identifiziert, Menschling. Valentijn Heinrichs. Sie haben als Attaché für die imperiale Botschaft gedient. Das ist einige Jahre her.«
»Ich bin jetzt Kommandant der Santiago.«
»Bitte übermitteln Sie Ihre diplomatischen Legitimationen, Captain Heinrichs.«
Eine Spur mehr Höflichkeit, wie es einem offiziellen Gesandten des großen Nachbarn zustand. Wie schade nur, dass dieser gar nicht so offiziell war. Heinrichs wusste, dass er keine Scharade spielen konnte. Simmi waren gut darin, Lügen zu entdecken, und sie konfrontierten einen Schwindler mit seinen Verfehlungen sofort und unmittelbar. Eine Zivilisation, deren Individuen als Teil einer Art Suppe mit intelligenten Bröckchen aufwuchsen, in der niemand niemandem etwas verbergen konnte, schätzte Ehrlichkeit nicht nur sehr, sie legte auch allergrößten Wert darauf. Deswegen, so war Heinrichs schon lange zu dem Schluss gekommen, waren Simmi auch so schreckliche Politiker. Bis auf ein paar, die die Tricks der Menschen gelernt und, so sagte man, sogar an ihnen Gefallen gefunden hatten. Ulgan gehörte zu dieser Sorte.
»Ich besitze keine solche Legitimation.«
Wieder das kurze Zögern.
»Das ist ungewöhnlich. Es entspricht nicht den Vereinbarungen.«
»Wir leben in einer Zeit, die ebenfalls nicht den Vereinbarungen entspricht.«
Der Simmi stieß ein Glucksen aus. Entweder war er in seinem Exoskelett irgendwo gegengestoßen oder er hatte Amüsement ausgedrückt. Es verging wieder etwas Zeit, in der er sich vergewisserte oder eine Erlaubnis holte, doch auch das dauerte nicht allzu lange.
»Ich sende Ihnen ein Peilsignal und einen Kursvektor. Sollte Ihr Schiff davon abweichen, wird es zerstört. Ist diese Aussage nachvollziehbar und verständlich?«
»Absolut. Werden Sie …«
»Das Exokonzil wird benachrichtigt. Es kann sein, dass das Konzil auch gleich Ihre Botschaft informiert.«
Selbstverständlich war damit zu rechnen. Es war also nur eine Frage der Zeit, welche Art von Katastrophe als erste über sie hereinbrechen würde – falls Ulgan sich nicht bereit erklärte, seinen schützenden Schleim über seinen alten Freund Heinrichs auszubreiten. Das größte Problem dabei war, dass Heinrichs kein alter Freund war. Ulgan und er hatten einige unangenehme Begegnungen gehabt, denn wenn es einen schlecht gelaunten und misstrauischen Simmi gab, dann war er einer. Aber das war geraume Zeit her und die Dinge hatten sich verändert.
Zumindest hoffte Heinrichs das ein wenig. Sonst würde sein Aufenthalt hier kurz, frustrierend und sinnlos werden.
Die Santiago bekam eine Parkposition zugewiesen, in einem weiten Orbit und etwas einsam. Wahrscheinlich auch vorsorglich im Fadenkreuz mehrerer Zielerfassungen, so genau wollte Heinrichs das gar nicht wissen. Aber abgelegen. Die Simmi hatten kein Interesse, die Anwesenheit des Monitors allzu sehr zu betonen.
»Wir bekommen Begleitung«, sagte Shibutani schließlich, der auf die Ortungsanzeige wies. »Drei Korvetten der Simmi, das Neuste, was sie so in Dienst stellen. Man will wohl auf Nummer sicher gehen.«
»Dass wir keine Invasion starten? Wer würde auf so eine Idee kommen?«
Sein Erster Offizier lächelte freudlos. »Wir haben unseren Ruf weg, Valentijn.«
Sie wurden in ihrem Geplänkel unterbrochen, als Pia Trowski die Brücke betrat. Sie hatte eine Art, das Betreten des Allerheiligsten zu einem völlig selbstverständlichen Vorgang zu machen, obgleich sie eigentlich um Erlaubnis hätte bitten müssen. Doch die Agentin, die sich bereit erklärt hatte, letztlich illegale und potenziell hochverräterische Dinge zu tun, verlangte für dieses Einverständnis, dass man sie an Bord nicht unter Aufsicht stellte. Natürlich stand sie unter Aufsicht. Es waren aber nur die unsichtbaren Sensoren der internen Überwachung, die ihre Bewegungen kontrollierten. Die Mannschaft machte, aus ganz unterschiedlichen Beweggründen heraus, einen großen Bogen um sie.
»Meine Herren!«, rief Trowski.
Emily Korff, die Ortungsspezialistin und Mitverschwörerin der ersten Stunde, räusperte sich.
Trowski grinste sie an. »Sie tragen Uniform und reden wie ein Mann, Spezialistin«, sagte sie leichthin. »Titten machen da keinen Unterschied.«
»Genderspezifische Zuschreibungen basierend auf stereotypen Bewertungen«, stellte Korff fest. »Kein Wunder, dass jeder Sie für unerträglich hält, Agentin.«
»Ich habe einen Ruf zu bewahren. Sonst habe ich nicht mehr viel.«
»Mein Beileid!«
»Ich kann Sie auch nicht leiden.«
Heinrichs sah von einer zur anderen. Entweder war irgendwas vorgefallen, was er nicht mitbekommen hatte, oder die beiden Frauen präsentierten ein kleines Schauspiel, dessen Publikum sich jetzt überlegen konnte, was der tiefere Sinn dieses Austausches sein mochte.
»Agentin Trowski, wir sind angekommen und ich warte jetzt auf den Kontakt mit jemandem vom Exokonzil. Haben Sie Vorschläge?«, fragte er. Förmlichkeit zwang sie, förmlich zu reagieren, wenn sie wollte, dass man ihre Worte ernst nahm. Sie runzelte die Stirn.
»Ich habe Kontakte auf der Simmi-Hauptwelt, im Fremdenviertel. Kann ich eine abgeschirmte Verbindung bekommen?«
»Nein.«
Etwas abgeschreckt durch die harte und unmissverständliche Antwort, verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck. »Warum nicht?«
»Weil es im Heimatsystem der Simmi, in unmittelbarer Nähe von Ilimm, so etwas wie eine abgeschirmte Verbindung nicht gibt. Das ist ein Mythos. Wir haben in der Botschaft damals diese Scharade aufrechterhalten, um den Simmi etwas mitzuteilen, was wir ihnen offiziell nicht sagen konnten – nicht, um etwas vor ihnen zu verbergen.«
»Wie haben Sie Nachrichten kommuniziert, die wirklich geheim bleiben sollten?«
»Durch An- und Abreise von Botschaftspersonal. Die Botschaft ist groß. Das Klima ist harsch. Leute fühlen sich einsam. Da muss man oft rotieren oder Urlaub machen.«
Trowski nickte. »Ich beantrage Urlaub.«
»Ich habe da nichts zu genehmigen. Aber ich bezweifle, dass wir – oder auch nur eines unserer Beiboote – eine Landeerlaubnis bekommen. Sie werden sich gedulden müssen, Agentin.«
Trowski machte keinen Aufstand, sie hatte ihr Pulver verschossen. Sie nickte.
»Dann gehe ich einen saufen«, erklärte sie. »Melden Sie sich, wenn sich was ändert.«
Sprach’s СКАЧАТЬ