Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3. Dirk van den Boom
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3 - Dirk van den Boom страница 7

Название: Traum aus Eis - Der Kalte Krieg 3

Автор: Dirk van den Boom

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783864027529

isbn:

СКАЧАТЬ Vigil wunderte sich. Wann genau waren diese leisen Anwandlungen von Illoyalität in seine Gedanken gewandert? Sie sorgten bei ihm gar nicht für Entsetzen oder Selbstzweifel! Er würde darüber reflektieren müssen, sobald er dafür Zeit hatte. Also nicht jetzt.

      »Wollen Sie sie gleich in einer Zelle unterbringen?«

      »Nein. Ich bringe sie ins Verhörzentrum des Flottengeheimdienstes.«

      Nicht ungewöhnlich, eigentlich Standardverfahren, aber im Grunde nur bei Kandidaten, die etwas wirklich Wichtiges wussten und bei denen man keine Zeit hatte, sie erst mal durch unwürdige Haftbedingungen weichzukochen.

      Der Offizier machte aus seinem Zweifel keinen Hehl.

      »Eine Audh ist so wichtig? Wo die herkommt … das ist doch der letzte Kackplanet.«

      Vigil hörte Ildaya zischend Luft holen und schalt sie ob dieser Reaktion nicht. Es war das, was man von ihr erwartete, und sie musste es nicht einmal spielen, sie war authentisch.

      »Man wundert sich manchmal«, sagte er leichthin. »Aber dem Imperium darf nichts entgehen. Ich erledige das und wir wissen schnell, ob sich der Aufwand lohnt.«

      Ein letzter, abschätzender Blick auf die Gefangene, dann bekam Vigil seinen Passierschein. Seine eigenen Dokumente, die ihn als hochrangigen Einsatzagenten auswiesen, waren natürlich tadellos. Das winzige Detail war nur, dass er nicht für den Geheimdienst der Flotte arbeitete, sondern eigentlich direkt für den Hof. Ein Detail, das sich aus den vorgelegten Legitimationen nicht ergab. Er hieß dort auch anders. Und er hatte nicht die geringste Absicht, Ildaya Schaden zuzufügen, wenn diese ihm weiterhin half.

      »Alles klar«, sagte der Uniformierte und es war ihm anzusehen, dass er bereits jedes Interesse an den Neuankömmlingen verloren hatte. Er fertigte sie mit einer winkenden Handbewegung ab, die Augen auf den Schirm an der Wand gerichtet, auf dem sich die zunehmend hysterischen Nachrichtensprecher mit ihren Hiobsbotschaften überschlugen.

      Vigil ignorierte das geflissentlich, nickte, griff Ildaya, immer noch gefesselt und ganz die arretierte Rebellin, am Arm und es sah hinreichend grob aus, um authentisch zu wirken.

      »Hier entlang!«, knurrte er böse, bekam einen ebenso bösen Blick seiner Gefangenen und sie ließ sich widerwillig mitziehen. Ildaya machte das gut. Oder sie war tatsächlich sauer. So genau wusste er das bei ihr nie richtig.

      »Wohin?«, wisperte sie, ohne den Mund zu bewegen. Sie konnte das. Eine Fähigkeit, um die er sie beneidete.

      »KI-Kern.«

      »Ich komme dahin mit?«

      »Moment.«

      Vigil kannte sich hier gut aus, er hatte diesen Ort mehr als einmal besucht, und das in verschiedenen Identitäten, aufgebaut, gelöscht, verändert, ein ebenso digitaler wie realer Schatten, der nicht fassbar war für die Systeme. Ildaya musste auch zu einem solchen Schatten werden, jetzt, wo sie ins Innere vorgedrungen waren. Siebzehn Knotenpunkte waren beim Bau des Hauptquartiers von Vigils Vorgängern in einer langen Reihe von Agenten der Juveniten zu diesem Zwecke etabliert worden, ein informelles, halblegales, aus tiefem Misstrauen geborenes Kontrollsystem, das Sicherungen umging und ermöglichte, die eigenen Leute zu unterwandern. Mattilaa hatte davon nur spärlich Gebrauch gemacht, immer darauf bedacht, die etablierten und sehr wertvollen Ressourcen mit der notwendigen Behutsamkeit einzusetzen. Vigil brach jetzt ein wenig mit dieser Tradition.

      So war das, wenn irgendwie die Endzeit anbrach.

      Er betrat den Raum, in dem einer der Knotenpunkte installiert war. Es war ein Freizeitbereich, zu dieser Zeit ungenutzt, mit ein paar Sesseln, einem Nahrungsautomaten und einem Projektor. Vigil stellte sich an den Automaten.

      »Sie haben jetzt Hunger?«, fragte Ildaya ungläubig und, so meinte Vigil wahrzunehmen, ein wenig abfällig.

      »Nicht so voreilig«, murmelte er. Er bestellte, aber er bestellte auf seine Weise, mit einem mobilen Datencoder, den er vor das schimmernde Display hielt, das ihm sorgfältig dekorierte und vorteilhaft fotografierte Nahrungsmittel anbot, die in Wahrheit weder so aussahen noch so schmeckten. Es dauerte nicht lange. Seine Legitimationen waren mächtig und er würde keine Warnungen auslösen. Er war ein loyaler Diener des Imperiums, im Auftrag der Krone unterwegs. So, wie es sein sollte.

      Er bekam Zugang.

      Er handelte schnell. Er war vorbereitet.

      Und in diesem Moment wurde aus der Terroristin Ildaya von den Audh die geschätzte lokale Sicherheitsmitarbeiterin gleichen Namens, die den Agenten Horton Vigil als Beraterin und Ressourceperson begleitete, um ihn bei seiner segensreichen und höchst patriotischen Arbeit zu unterstützen. Vigil drehte sich um, nahm ihr mit einer fließenden Bewegung die Handschellen ab, dann nickte er ihr zu.

      »Jetzt.«

      Ildaya zog die Jacke aus, die sie von Vigil bekommen hatte. Sie drehte sie um, zog die Ärmel von außen nach innen. Aus der formlosen Bekleidung einer Gefangenen wurde ein uniformähnliches Sakko mit den Insignien der imperialen Armee und der Audh-Sicherheitskräfte, den lokalen Quislingen und Kollaborateuren, auf die das Imperium überall dort zurückgriff, wo es konnte. Es war eine bemerkenswerte Verwandlung, die aus einer gebrochenen Todgeweihten ein selbstbewusstes Mitglied der Okkupationsstreitkräfte machte, eine, die wusste, von wem sie sich Vorteile und Macht erhoffen konnte. Eine, die einer großartigen Karriere entgegensah, wenn sie nur die eigenen Leute verriet, wo immer ihr das möglich war.

      Ildaya straffte ihre Körperhaltung. Sie war sehr gut darin, sich zu verstellen, und Vigil war mit der Verwandlung ausgesprochen zufrieden.

      »Willkommen im Dienst des Imperiums!«

      Den vernichtenden Blick der Rebellin ignorierte er. Da musste sie jetzt durch.

      »Haben wir damit Zugang ins Allerheiligste?«

      »Noch nicht. Aber ich kenne jemanden, der ihn hat und der uns helfen wird.«

      Ildaya sah ihn prüfend an. »Erpressung?«

      Die Frau hatte einen wunderbaren Instinkt und traute jedem nur das Schlechteste zu. Horton Vigil war sich sicher, dass sie eine ausgezeichnete Agentin abgeben würde, stünde sie nicht im Grunde auf der Gegenseite. War erst einmal die Gefahr durch die Kollapsare beseitigt – sollte dieser glückliche Umstand jemals eintreten! –, würde sie ihn, ohne zu zögern, umbringen, erwiese sich dies als notwendig. Darüber machte sich Vigil absolut keine Illusionen. Aber der Instinkt – ja, der war wirklich super.

      »Ich würde es nicht Erpressung nennen«, erwiderte er, steckte seinen Kopf durch die Tür und sah niemanden.

      »Wie dann?«

      »Interessensausgleich.«

      »Ich finde Sie manchmal zum Kotzen, Agent Vigil.«

      Er ignorierte diese Charakterisierung, zeigte in eine Richtung.

      »Hier entlang, wenn Sie mir folgen wollen. Ja, den Rücken durchdrücken. Wir sind jetzt ganz offiziell hier und gern gesehene Gäste.«

      Ildaya zischte etwas, Vigil vermutete, dass es sich um ein Audh-Schimpfwort handelte, dessen Bedeutung ihn nur unnötig beunruhigen würde.

      Sie schritten aus. Ihnen begegneten Passanten, in Uniform und ohne, manche warfen einen verwunderten Blick auf Ildaya, СКАЧАТЬ