Das Wechselspiel von Köln. Franziska Franke
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Название: Das Wechselspiel von Köln

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132283

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СКАЧАТЬ ich meine Befragung fortsetzen konnte, huschte ein unscheinbares Dienstmädchen herein, das ein Körbchen so behutsam in den Händen hielt, als sei es ein Kleinkind.

      »Das ist ein Geschenk von Quinctilius Rufinus. Sein Diener hat es gerade vorbeigebracht. Etwas zu Naschen vom neuen Konditor neben der Hafen-Therme«, erklärte das Mädchen leicht lispelnd und platzierte das Körbchen auf den Tisch.

      Jetzt sah ich, dass es feines Konfekt enthielt. Offenbar hatte der Militärtribun seine Bemühungen noch nicht aufgegeben. Pina errötete leicht, aber wohl nicht aus Schüchternheit, sondern vor Ärger, während ihre Schwester das Geschenk wohlwollend betrachtete.

      »Der Konditor soll ganz ausgezeichnet sein«, erklärte Julia Marcella verzückt. »Sag bitte dem Diener, dass er seinem Herrn unseren Dank ausrichten soll.«

      Pina verzog das Gesicht. Sie hob die Hand in einer Geste der Resignation und starrte dann kläglich auf den Boden, um dem Blick der Hausherrin auszuweichen, die gerade ansetzte, sie zu tadeln.

      »Private Widersacher oder Konkurrenten, mit denen er verfeindet war, hatte dein Gemahl also nicht?«, hakte ich nochmals nach, um die Schwestern an meine Existenz zu erinnern.

      Wieder verneinte die Hausherrin auf eine ziemlich brüskierende Art. Meine Augen suchten die ihrer jüngeren Schwester, die aber nur hilflos mit den Schultern zuckte.

      »Es interessiert mich, woher der Legat die Namen der Schuldner deines Mannes kennt«, erkundigte ich mich.

      »Er hat mich um eine Liste mit ihren Namen gebeten.«

      Ich traute Julia Marcella ohne Weiteres zu, viel zu hohe Summen angegeben zu haben.

      »Bewahrte dein Gemahl die Schuldscheine im Haus oder in seiner Wechselstube auf?«, fragte ich, in der Hoffnung die Originale einsehen zu können.

      »Ich glaube nicht, dass ich diese Frage beantworten muss«, sagte die Hausherrin knapp und gab mir damit endgültig zu verstehen, dass sie nicht gedachte, mit meinesgleichen über die Geschäfte ihres verstorbenen Gemahls zu sprechen.

      Erbost erhob ich mich, murmelte einen Abschiedsgruß vor mich hin und verließ die unkooperative Witwe und ihre stumme Schwester. Auf dem Weg zum Ausgang sammelte ich Cicero auf, der – wie ich nicht ohne Neid feststellte – in der Küche verpflegt worden war. Er war wirklich ein Glückpilz, denn die Diener wussten genau, welches Fleischstück vor dem Dünsten seltsam gerochen hatte und welches Gemüse beim Putzen auf den Küchenboden gefallen war. Cicero stopfte sich noch schnell eine Olive in den Mund und folgte mir dann kauend.

      »Einen Augenblick noch«, sagte ich zu dem Diener, der uns zur Haustür geleitet hatte.

      Kein anderer Sklave war in Sichtweite, also konnte ich einen Bestechungsversuch wagen. Als ich hastig eine Sesterz aus meinem Beutel kramte, blieb der Blick des Jungen auf der Bronzemünze haften und seine Augen begannen zu leuchten.

      »Kannst du der Schwester deiner Herrin unbemerkt einen Brief zustecken?«, fragte ich leise und der Diener nickte, noch immer die Sesterz atemlos fixierend.

      Ich würde gern ungestört mit dir sprechen, schrieb ich auf meine Schreibtafel. Kannst du morgen zum Drususdenkmal kommen? Ich schlug den frühen Morgen vor, damit das Mädchen den Ausflug als Einkauf auf dem Marktplatz ausgeben konnte und schloss das Diptychon.

      Der Junge riss mir den Brief aus der Hand und ließ ihn unter den Gürtel seiner Tunika verschwinden. Dann griff er gierig nach der Münze, deren Empfang er mit einem komplizenhaften Grinsen quittierte.

      Aus den Augenwinkeln betrachtete ich Cicero, der mit unbewegter Miene neben mir stand. Er war ein verständiger Bursche und wusste sicherlich, dass ihn die Privatangelegenheiten seines Herrn nichts angingen.

      »Was erzählt man denn so in der Küche?«, wollte ich draußen auf der Straße wissen.

      »Alle sagen, die Herrin war ziemlich ungehalten über die ständigen Aufenthalte des Herrn in Colonia Claudia Ara Agrippinensium.«

      Das ließ sich nicht auf Dauer vor der Dienerschaft verbergen! Auf dem Rückweg überlegte ich, wer vom Tod des Bankiers profitierte. Natürlich dachte ich wieder an seine Kunden. Da aber die Witwe die Geschäfte weiterführte, wären sie dadurch ihre Schulden nicht losgeworden. Es blieben also nur die Ehefrau, die seiner ständigen Abwesenheit überdrüssig war, oder persönliche Feinde, von denen ich nichts wusste.

      Während der Stallknecht mein Reitpferd sattelte, bezweifelte ich, dass Pina tatsächlich meiner Bitte, bei diesem feuchtkalten Wetter das Haus zu verlassen, nachkommen würde. Dicke Nebelschwaden verhüllten das Rheintal und ein leichter, aber kontinuierlicher Nieselregen weichte die Erde auf. Das war genau die Art von Niederschlag, die meine Reben benötigten. Ich hingegen hätte an diesem Morgen Sonnenschein vorgezogen. Vor den Hufen meines Braunen stoben die Hühner auseinander, die im Frühnebel die Gefahr erst im letzten Augenblick bemerkten, und um ein Haar hätte ich eine Ziege über den Haufen geritten. Nachdem ich das Haupttor meines Gutshofs passiert hatte, verfolgte mich noch lange das klägliche Jaulen des an seine Hütte angeketteten Wachhundes.

      Unser Treffpunkt, das von seinen Soldaten für Drusus errichtete Ehrengrab, befand sich am südlichen Ende der Stadt, nicht weit vom Haus des Bankiers entfernt. Leider erhob es sich auf einer Anhöhe, wo man Wind und Regen schutzlos ausgesetzt war. Hätte ich das schlechte Wetter vorhergesehen, so hätte ich einen weniger exponierten Treffpunkt vorgeschlagen.

      Langsam ritt ich über lehmige Erde und lose Steine den Pfad entlang, der zur Landstraße nach Mogontiacum führte. Mit etwas Glück erreichte ich mein Ziel ohne von einem tiefhängenden Ast vom Pferd gerissen zu werden oder vom Weg abzukommen und im Morast zu versinken.

      Auf der gepflasterten Straße konnte ich etwas zügiger reiten. Es erfüllte mich mit Stolz, dass die römische Armee das Land der Barbaren mit schnurgeraden Straßen erschlossen hatte, die bei jeder Witterung passierbar waren. Normalerweise herrschte auf diesen Landstraßen reger Verkehr. Aber diesmal begegnete mir nur ein einziges Ochsengespann.

      Plötzlich realisierte ich, dass ich längst am Ziel sein müsste. Ich zügelte mein Pferd und schaute mich um. Hinter mir erkannte ich am Wegrand die verschwommenen Konturen des Rundgrabs, die so substanzlos wirkten wie ein Geisterpalast. Um ein Haar wäre ich an dem hundert Fuß hohen und mit Marmorplatten verkleideten Ehrengrab vorbeigeritten!

      Mein suchender Blick wanderte über das Denkmal und die umgebenden Bäume, aber ich sah im Nebelschleier keine Menschenseele und war schon im Begriff, wieder umzukehren. Doch im selben Moment, in dem ich mein Pferd anspornte, tauchte ein roter Haarschopf aus dem milchigen Weiß des Dunstes auf. Er gehörte Pina, die unter einem Baum Schutz gesucht hatte und trotz des Nieselregens Anstalten machte, mir entgegenzueilen.

      Erleichtert zügelte ich mein Pferd und saß ab.

      »Bleib lieber, wo du bist!«, rief ich dem Mädchen zu, aber sie ließ sich nicht beirren. Ehe ich mich versah, stand sie, in einen langen Mantel vermummt, vor mir.

      »Mir gefällt das Wetter«, erklärte sie, nachdem sie mich begrüßt hatte. Gut gelaunt schob sie die Kapuze ihres Umhangs in die Stirn, sodass nur noch einige Strähnen ihres roten Haars sichtbar blieben. »Lass uns ein paar Schritte gehen, damit uns die Männer nicht hören.«

      Mit den Männern meinte sie die Ehrenwache des Denkmals, die irgendwo in den alles verhüllenden, weißen Schwaden herumstanden, falls sie nicht die Gunst der СКАЧАТЬ