Das Wechselspiel von Köln. Franziska Franke
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Название: Das Wechselspiel von Köln

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132283

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СКАЧАТЬ ist mit der Familie des Toten?«, fragte ich dann in einem sachlichen Tonfall. »Wer erbt nun sein Vermögen?«

      »Seine Frau. Ihre jüngere Schwester gehört ebenfalls zum Haushalt. Ich habe der Witwe übrigens bereits deinen Besuch angekündigt.«

      Ohne meine Einwilligung abzuwarten? hätte ich jeden anderen gefragt. Ungerührt beschrieb der hagere Legat den Weg zum Haus des Verstorbenen. Als er geendet hatte, fixierte er mich mit einem durchdringenden Blick.

      »Wegen des hohen Ranges des Mannes, in dessen Haus Probus Marcellus starb, müssen die Untersuchungen mit äußerster Diskretion durchgeführt werden. Junius Petronius darf auf keinen Fall etwas davon mitbekommen.« Der Legat räusperte sich. »Probus Marcellus hat nicht nur Geld gewechselt sondern auch Darlehen gewährt, und einige meiner Offiziere haben seine Dienste in Anspruch genommen.«

      Deshalb interessierte sich der Legat also für den Fall! Vor meinem inneren Auge sah ich verschwenderische Gelage und Spelunken, in denen billiger Fusel getrunken und der Sold verspielt wurde.

      »Ich verstehe«, entgegnete ich trocken. »Hatte der Decurio Schulden bei dem Geldwechsler«, fragte ich dann vorsichtig nach, denn nach menschlichem Ermessen konnte ihn nur sein Freund vergiftet haben.

      Der Lagerkommandant sah mich perplex an. Dann hob er die Augenbrauen.

      »Selbstverständlich nicht! Schließlich ist Junius Petronius ein städtischer Beamter.«

      Dadurch schied er nicht aus dem Kreis der Verdächtigten aus, falls eine Person einen Kreis bilden konnte. Wenn man als Politiker Karriere machen wollte, musste man auf großem Fuß leben, auch wenn man es sich eigentlich nicht leisten konnte.

      »Wir haben auch einen Schuldschein gefunden, den dein Bruder unterzeichnet hat. Zwar beläuft er sich auf keine sehr hohe Summe, aber ….«

      Der Rest des Satzes rauschte an mir vorbei. Hatte ich es doch geahnt, dass Lucius wieder einmal in so eine Sache verwickelt war! Langsam wünschte ich, man würde ihn in eine entlegene Provinz abkommandieren.

      »Ich nehme an, man kann in der Schreibstube ein paar Tage auf meinen Bruder Lucius verzichten.« Ich versuchte den Satz nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung klingen zu lassen. »Ich könnte nämlich einen Assistenten gebrauchen.« Wenigstens sollte er die Strapazen der Reise teilen und mir etwas Gesellschaft leisten. Schließlich hatte er mir das Ganze eingebrockt.

      »Meinetwegen«, entgegnete der Legat mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Die Armee kommt mühelos ein paar Tage ohne deinen Bruder aus.«

      Mein Gesprächspartner begann ungeduldig zu werden.

      »Ich könnte einen Vorschuss gebrauchen!«, erklärte ich, bevor er mich herauskomplimentieren konnte. Schließlich war die Armee für ihre schlechte Zahlungsmoral bekannt und ich wollte meinem Geld nicht nachlaufen.

      »Das erledigt der Zahlmeister.«

      Der Kommandant nannte eine Summe, die meine kühnsten Erwartungen übertraf, und ich verabschiedete mich, ehe er es sich anders überlegte.

      Während der Zahlmeister die Münzen gemächlich in einen einfachen Lederbeutel zählte, überlegte ich, wie ich vor dem Gespräch mit seiner Witwe mehr über den Verstorbenen erfahren konnte, und beschloss, mir von Tiberius, dem redseligen Barbier, die Haare schneiden zu lassen.

      Bevor ich das Stabsgebäude verließ, machte ich noch schnell einen Abstecher in die Schreibstube meines Bruders. Als ich die Tür leise aufzog, war er mit konzentrierter Miene über eine Notiztafel mit Zahlenkolonnen gebeugt, die bestimmt nichts mit der Armee zu tun hatten.

      »Addierst du deine Schuldscheine zusammen?«, fragte ich und Lucius fuhr zusammen.

      »Musst du mich so erschrecken? Klopf das nächste Mal gefälligst an!« Er fuhr sich mit der Hand über das kurzgeschorene Haar. »Schön, dich zu sehen, Marcus!«, fügte er dann etwas versöhnlicher hinzu. »Belieferst du die Armee?«

      »Das musst du meinen Verwalter fragen. Mit solchen Kleinigkeiten gebe ich mich nicht ab«, knurrte ich zurück, was eine Lüge war. »Der Legat hat mich herzitiert, um mit mir über deine Schulden zu sprechen.«

      »Ich habe keine Schulden!«

      Lucius blickte mich so treuherzig an, dass er einen Steuereintreiber erweicht hätte. Aber ich kannte ihn besser!

      »Probus Marcellus, dein Geldverleiher, ist gestorben.«

      Lucius zuckte gleichgültig mit den Schultern.

      »Ich weiß, aber was kümmert es mich? Er war mir nie besonders sympathisch.«

      Zumindest stritt Lucius nicht ab, ihn zu kennen.

      »Der Lagerkommandant hat mich damit beauftragt, die genauen Umstände seines Todes zu untersuchen. Er hat mir diese undankbare Aufgabe aufbürden können, weil er einen deiner Schuldscheine besitzt.«

      »Ach, der! Den hatte ich ganz vergessen.« Die Stimme meines Bruders klang plötzlich besorgt. »Er ist nur über eine ganz niedrige Summe ausgestellt. Ich kann sie bestimmt nächsten Monat zurückzahlen.«

      »Und was ist das?«

      Ich deutete anklagend auf die Zahlen, die er in die Wachsschicht der Schreibtafel eingeritzt hatte.

      »Ein System zum Bestimmen der Wahrscheinlichkeit, nach der ein bestimmter Gladiator gewinnt.«

      Kein Wunder, dass mein Bruder Schulden hatte.

      »Du änderst dich wohl nie«, kommentierte ich resigniert.

      Lucius musterte mich von Kopf bis Fuß. Nachdem er seine

      Prüfung beendet hatte, verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen.

      »Gib doch zu, dass du dich langweilst! Im Grunde deines Herzens fährst du gern nach CCAA, denn du hältst es ohne Arbeit nicht aus.« Lucius wurde wieder ernst. »Wenn du wüsstest, wie ich dich beneide! Ich bin in die Armee eingetreten, weil ich die Welt sehen wollte, und jetzt versaure ich in diesem Büro.«

      »Wo man dir offenbar genug Zeit lässt, um deine Wetten zu organisieren«, ergänzte ich. »Aber damit ist für die nächsten Tage Schluss, denn du wirst mich auf meiner Reise begleiten.«

      Das strahlende Gesicht meines Bruders zeigte, dass mein Versuch, ihn für seinen Leichtsinn zu bestrafen, gründlich misslungen war.

      Lucius wollte etwas erwidern, aber ein junger Soldat trat in diesem Moment ein.

      »Vom Lagerkommandanten.«

      Der Soldat überreichte Lucius eine Order und schloss lautstark die Bürotür, die ich einen Spaltbreit hatte offen stehen lassen.

      Lucius las und blickte dann zu mir hoch.

      »Wir können übermorgen auf einem Patrouillenschiff als Passagiere mitfahren. Der Legat hat dem Decurio Junius Petronius bereits eine Nachricht geschickt, in der er unsere Ankunft ankündigt und ihn bittet, uns zu beherbergen.«

      Einen Augenblick lang meinte ich, mich verhört zu haben.

      »Und СКАЧАТЬ