Das Wechselspiel von Köln. Franziska Franke
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Название: Das Wechselspiel von Köln

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132283

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СКАЧАТЬ verschönt hatten. Einige Figuren waren sogar identisch, was auf die Verwendung vorgefertigter Schablonen schließen ließ. Wahrscheinlich hatte der entwerfende Meister das gesamte Imperium Romanum mit seinen Kreationen überschwemmt. Er hätte sich aber wenigstens die Mühe machen sollen, die Schablonen ab und zu spiegelbildlich einzusetzen, zumindest bei zwei Auftraggebern, die so nahe beieinander lebten.

      Julia Marcella, eine üppige Blondine von Anfang dreißig, empfing uns in einem kleinen Raum, der ihr als Frisierzimmer diente. Sie thronte auf einem geflochtenen Lehnstuhl, die Füße auf eine kunstvoll gedrechselte Fußbank gestützt. Ihre Augen waren müde und verweint, aber sie war makellos gekleidet. Über feinen Unter- und Obergewändern in bunten Farben trug sie einen karierten Mantel, der von vier Fibeln gehalten wurde. Ihre Füße steckten in grünen Wildlederschuhen mit aufgenagelten Sohlen. Diese unter den Einheimischen weit verbreitete Aufmachung wurde abgerundet von einem breiten Halsring mit blütenförmigen Schmuckscheiben, zahlreichen bunten Ketten und goldenen Armreifen. Alles war von erlesener Qualität, aber schimmernde Seide, glitzernder Schmuck und blaue Glasperlen, das war einfach zuviel!

      Neben der Hausherrin saß auf einem etwas kleineren Stuhl ihre etwa zwanzigjährige Schwester Pina. Sie war ähnlich gewandet, aber die Tracht stand ihr besser. Trotzdem konsternierte mich ihre Aufmachung: Keine rothaarige Römerin – das ist eine hypothetische Feststellung, denn keine Römerin besitzt Haar von der Farbe eines Kupfergefäßes – käme auf die Idee, ein orangebraunes Gewand zu tragen! Das mit grünen Blättern geschmückte Haar war im Nacken zusammengebunden, sodass es als rote Kaskade über den Rücken des Mädchens fiel.

      Auf den zweiten Blick musste ich dem Barbier zustimmen: Ohne Sommersprossen und in einer weniger auffälligen Gewandung wäre Pina recht hübsch gewesen. Sie war hochgewachsen, hatte feine Gesichtszüge und melancholische dunkelgraue Augen. Auch ihre ältere Schwester zeigte Spuren früherer Schönheit, die aber durch die unzufrieden herabhängenden Mundwinkel und den argwöhnischen Gesichtsausdruck gelitten hatte.

      »Bring unserem Gast einen Stuhl«, befahl Julia Marcella dem jungen Diener, nachdem ich die beiden Frauen begrüßt hatte.

      Der Junge schleppte einen mit Elfenbeinreliefs benagelten Holzstuhl herbei, der viel zu schwer für ihn war. Mit vor Anstrengung zusammengekniffenen Lippen stellte er ihn vor einen Marmortisch, dessen Stützen die Form von Greifenpaaren hatten. Auf der Tischplatte standen ein silberner Wasserkrug und eine Schale mit Obst. Ich wollte schon nach einer Feige greifen, als ich ernüchtert feststellte, dass die Früchte aus Marmor waren. Ein intensiver Blumenduft, der von den Frauen ausging, stieg mir in die Nase. Nach seiner benebelnden Wirkung zu schließen, musste es sich um ein ziemlich teures Parfüm handeln. Überdies war der Raum mit Blumengirlanden dekoriert, deren Duft mir fast den Atem verschlug.

      »Wie man dir sicherlich mitgeteilt hat, untersuche ich im Auftrag des Lagerkommandanten den Tod deines Mannes. Daher wüsste ich gern, warum er sich in CCAA aufgehalten hat«, begann ich, nachdem ich Platz genommen hatte.

      Im gleichen Augenblick fragte ich mich, ob ich nicht zuerst mein Beileid hätte aussprechen sollen.

      »Das war an und für sich nichts Besonderes. Er hat ständig den Decurio Junius Petronius besucht«, entgegnete die Hausherrin mit einem leisen Schniefen, das ihren Schmuck klimpern ließ.

      »Was genau hat er in CAAC gemacht? Hat er dort Geld erliehen oder …«

      »Ich glaube nicht, dass seine Arbeit seine Fahrten nach CCAA erforderlich machte«, erklärte die Hausherrin spitz.

      »Er besuchte doch bestimmt keinen wichtigen Handelsplatz, ohne dort Geschäfte zu tätigen«, gab ich zu bedenken.

      Als ehemaliger Weinhändler wusste ich, dass Geschäftsleute jede Form von Verschwendung hassten. Diese Reisen hatten sicherlich auch einen praktischen Nutzen.

      »Schon möglich«, gab die Hausherrin mürrisch zu. »Aber um ehrlich zu sein: Ich will lieber nicht wissen, was er in CCAA getrieben hat!«

      »Hat der Decurio deinen Mann auch manchmal in Mogontiacum besucht?«, fragte ich, denn irgendwie verwirrte mich die Geschichte noch immer.

      »Nein, niemals.« Das klang nach nur über meine Leiche kommt der über die Schwelle meines Hauses. »Was hat man dir eigentlich noch alles über uns erzählt?« Sie sah mir angriffslustig in die Augen und musterte mich scharf. »Und ich kenne noch nicht einmal deinen Namen!«

      »Dein Diener hat ihn nicht ausgerichtet?«, fragte ich erstaunt und stellte mich nochmals vor.

      Währenddessen suchte ich vergeblich nach einem Vorwand, um unter vier Augen mit dem Mädchen zu sprechen, das der Unterhaltung schweigend, aber mit neugierigem Gesichtsausdruck gefolgt war. Auch sonst schien sie zugänglicher als ihre Schwester zu sein. Aber es wollte mir nichts einfallen.

      »Der Lagerkommandant möchte, dass ich mit dem Freund deines Mannes spreche«, informierte ich meine Gastgeberin, die diesen Namen streng genommen nicht verdiente, da sie mich noch immer nicht bewirtet hatte. Julia Marcella verschränkte die Arme vor der Brust und warf mir einen mörderischen Blick zu. »Aber vorher habe ich noch eine Frage«, erklärte ich unverdrossen. »War dein Gemahl in letzter Zeit oft krank?«

      Die Witwe saß steif auf ihrem Stuhl und fühlte sich offenbar nicht wohl in ihrer Haut.

      »Er hat sich den ganzen Winter lang mit einer bösartigen Erkältung herumgeplagt«, erklärte sie dann und wischte sich eine Träne aus dem rechten Auge.

      Die kleine Schwester warf ihr einen überraschten Seitenblick

      zu, der die Worte der Witwe Lügen strafte. Bezeichnenderweise hatte auch Tiberius nicht erwähnt, dass Probus Marcellus kränkelte. Ich überlegte, wer Interesse am Tod des Bankiers gehabt haben könnte. Außer der Ehefrau, die sein Vermögen geerbt hatte, wohl nur übervorteilte Kunden und zahlungsunwillige Schuldner.

      »Hatte er Feinde?«, erkundigte ich mich trotzdem.

      »Natürlich nicht! Er war allseits beliebt«, erklärte die Hausherrin mit einem sarkastischen Unterton.

      »Bei seinem Beruf musste er sich zwangsläufig unbeliebt machen«, stellte ich fest und zählte der Witwe die geläufigsten Methoden auf, mit denen Geldwechsler ihre Kunden betrügen.

      »Davon verstehe ich nichts«, behauptete sie etwas hochnäsig. »Mein Gemahl hat sich jedenfalls strikt an die staatlich verordnete Höchstgrenze von zwölfeinhalb Prozent für Kredite gehalten.«

      »Dafür, dass du angeblich nichts vom Bankgeschäft verstehst, kennst du dich aber gut mit den Tarifen aus«, bemerkte ich boshaft.

      »Ich meinte, dass ich nichts von illegalen Machenschaften verstehe«, präzisierte die Witwe. »Aber selbstverständlich führe ich jetzt die Geschäfte meines verstorbenen Gatten.«

      »Wenn man von dem Gehilfen absieht, der in der Wechselstube am Forum arbeitet.«

      Es kostete mich einige Mühe, auf die Verwendung eines unfreundlichen Adjektivs zu verzichten.

      Julia Marcella schwieg einen Augenblick lang und ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Je länger ich die Wandbilder betrachtete, desto deutlicher wurde, dass sie sich thematisch von denen meiner Villa unterschieden. Wie es für ein Landhaus angemessen war, zeigten diese bukolische Szenen, während die Dekoration dieses Stadthauses leidenschaftliche Liebe zum Gegenstand hatte: Götterpaare und unglückliche Liebesabenteuer zwischen Göttern und Sterblichen.

      »Er ist keine große Leuchte, СКАЧАТЬ