Название: Reise Know-How Reiseführer Marokko
Автор: Erika Därr
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
Серия: Reiseführer
isbn: 9783831746576
isbn:
ma16_035 ed
Ein Besuch bei den Gerbern gehört zu einer Stadtführung dazu
Höhepunkt der Fès-Stadtführungen ist ein Besuch bei den Gerbern. Hier werden in schwerer Handarbeit Leder und Felle gegerbt und gefärbt. Zuerst müssen die Felle enthaart, gereinigt und dann gekalkt werden. Danach folgt das Beizen und eine erneute Reinigung. Es gibt Betonbottiche, die zum Kalken verwendet werden, und andere, in denen die Felle gefärbt werden. Anschließend legen die Gerber die Felle zum Trocknen aus. Lederwaren aus Fès wurden wegen ihrer guten Qualität schon im 12. Jh. bis nach Bagdad transportiert. Wegen des Gestanks der Gerb- und Beiztröge und des hohen Wasserbedarfs liegen die noch bestehenden Viertel alle an der Westseite des Oued Fès.
Sidi Moussa im Viertel Guerniz ist das älteste Gerberviertel von Fès – hier arbeiteten die Gerber schon im Mittelalter, und an der Arbeitstechnik (Enthaaren, Gerben, Färben der Felle) scheint sich nicht viel geändert zu haben. Ausblick auf den Gerberhof hat man z.B. von der Terrasse eines Shops direkt links neben dem Eingang zum Nejjarine-Museum (vgl. oben). Das größte und bekannteste Gerberviertel ist Chouwara (sprich: Schuwara, N 34°03,955’, W 04°58,277’) direkt am Oued Fès (Oued Bou Khrareb) nördlich des Medina-Zentrums zwischen Karaouyine und dem Fluss. Von den hohen Terrassen der umliegenden Lederwarenläden eröffnet sich ein guter Blick in die Gerberhöfe (Besichtigung von unten nicht mehr möglich). Besucher mit empfindlicher Nase bekommen ein Minzblatt gereicht … Für den Service wird ein Trinkgeld erwartet, bzw. man freut sich, wenn mal jemand etwas kauft. Beide Gerberviertel wurden in den letzten Jahren komplett renoviert. Die Felle können nun auch innen getrocknet werden, die Gebäude der Gerber sind beheizt und es gibt Duschen. Die Gerbarbeit ist zwar immer noch ein Knochenjob, die (meist jungen) Männer verdienen jedoch weit überdurchschnittlich, zudem erhalten sie von den umliegenden Lederläden eine Art Provision für die von ihnen geschossenen Touristenfotos. Die Läden müssen das entsprechend mit Verkäufen wieder erwirtschaften …
Auf dem Weg zu den Gerbern bzw. zurück liegt in Richtung Attarine-Moschee rechter Hand das Teppichhaus Dar el Mansour in einem alten Stadtpalast (vgl. „Einkaufen“). Wie der Besuch eines Teppichpalastes gehört zum Medina-Rundgang auch die Besichtigung eines alten Dräz, eines traditionellen Weberhauses, in dem man den Handwerkern an den Webstühlen zuschauen und direkt einkaufen kann. Eines der schönsten liegt zwei Gassen nördlich der Karaouyine in derselben Gasse (Derb Touil) wie das Palais Vizir (Teppichhaus und Restaurant). Die Weber stellen nicht nur bunte Stoffe aus Seide und Baumwolle her, sondern auch sehr schöne Tücher aus Agavenseide.
Lohnend ist auch ein Besuch bei den letzten traditionellen Brokatwebern am Place Ibn Baij (an der nordwestlichen Stadtmauer). Dem Meister Haj Abdelkader Ouazzini und seinen Handwerkern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen, ist ein Erlebnis. Seine Werkstätte erreicht man am einfachsten, indem man sich mit dem Taxi zum obigen Platz fahren lässt und dort die Stadtbesichtigung beginnt bzw. von den Webern in Richtung Gerberei fortsetzt. Dieser Ausgangspunkt hat den Vorteil, dass man ohne Touristenrummel anfängt und sich nach und nach ins turbulente Herz der Medina vorarbeitet.
Wenn man im Zentrum der Medina von der Karaouyine zurück zum Seffarine- und Nejjarine-Platz bummelt, erreicht man über die Talaa Seghira wieder den Ausgangspunkt am Bab Boujeloud. An der Talaa Seghira in Richtung Bab Boujeloud auf der rechten Seite lohnt das renommierte Haus L’Art du Bronze (vgl. „Einkaufen“) von Ahmed Guernani einen Besuch. Der alte Herr ist wohl der bekannteste marokkanische Ziseliermeister und hat inzwischen das Geschäft an seinen Sohn Mohamed übergeben. Hier kann man den Kunsthandwerkern dabei zusehen, wie sie hämmern, meißeln und feine Muster ins Metall (Silber, Bronze, Messing) stechen.
Statt über die Talaa Seghira zum Bab Boujeloud zurückzukehren, kann man den Rundgang auch im östlichen Andalusier-Viertel auf der anderen Seite des Oued Fès fortsetzen. Dazu überquert man den Oued Fès über die El-Aoud-Brücke, läuft die Straße eine Weile nach Süden und erreicht so den Place R’sif. Kurz danach macht die R’sif-Straße einen Knick und linker Hand liegt ein begrünter Platz mit Treppe nach oben. Am hinteren Ende des Platzes kann man dem Palais de Fès/Dar Tazi einen Besuch abstatten. Der restaurierte Stadtpalast aus dem 17. Jh. beherbergt eine Teppichausstellung, ein Restaurant und ein Gästehaus (vgl. „Unterkunft“ sowie „Essen und Trinken“). Hier kann man sich unverbindlich bei einem Gläschen Tee von deutschsprachigen, sachkundigen Verkäufern Teppiche erklären und präsentieren lassen. Die marokkanischen Vorspeisen-Variationen im Restaurant auf der Dachterrasse zählen zum Besten, was die marokkanische Küche zu bieten hat! Außerdem genießt man von hier einen tollen Blick über die Dächer der Altstadt.
Vom Place R’sif gelangt man ins Andalusier-Viertel. In Richtung Bab Ftouh liegt die Andalous-Moschee mit einem sehr schönen Tor; sie ist nach der Karaouyine die älteste der Stadt. Im Andalusier-Viertel gibt es weniger Sehenswürdigkeiten und noch viel weniger Touristen – ein Bummel ist durchaus zu empfehlen. Vom Place R’sif bzw. am Bab Ftouh nimmt man entweder einen Bus zurück zum Bab Boujeloud oder ein Taxi zum Place de l’Istiqlal (Batha) oder in die Neustadt.
Wer die üblichen Sehenswürdigkeiten in Fès besichtigt hat und noch ein bisschen mehr sehen will, dem sei der Besuch einer Ölmühle, eines Handwerksbetriebs oder eines Hammams zu empfehlen.
Auch die Besichtigung des Palais el Mokri in einer Gasse nahe dem Bab el-Djedid am Südende der Medina (Ziat) lohnt sich. Der Palast von 1906 befindet sich auf einem etwa 1 ha großen Grundstück und ist nach Voranmeldung bei der ehrwürdigen Fassi-Familie Mokri, die z.T. noch dort wohnt, zu besichtigen (Anmeldung bei Mohamed El Mokri, Tel. 0535 63 71 12). Von den Gärten hat man einen tollen Ausblick auf die Medina.
Die Neustadt (Ville Nouvelle)
Die Neustadt, 1916 von den Franzosen auf einem riesigen brachliegenden Gelände gebaut, besteht vorwiegend aus breit angelegten Boulevards, modernen Wohnvierteln und ausgelagerten Industriezonen. In der Neustadt findet man alles, was das heutige Leben angenehm macht: Hotels, Restaurants, Supermärkte, Boutiquen, Reisebüros und alle wichtigen Behörden und Verwaltungsgebäude. Außer einigen architektonisch interessanten Gebäuden mit Bauhaus- und Jugendstilelementen gibt es hier nichts Sehenswertes.
Die vierspurige Av. Hassan II. ist die Prachtmeile der Stadt – Marokkaner nennen sie gerne den „schönsten Boulevard Marokkos“. Die von Palmen flankierte Promenade mit Blumenrabatten und Springbrunnen füllt sich abends mit Einheimischen, die sich hier treffen und flanieren. Entlang der Av. Hassan II. liegen die meisten Verwaltungsgebäude, große Hotels sowie Restaurants und Cafés. Am Place Florence, bei der Post, zweigt die Av. Mohamed V. nach Süden ab. Am Place Ahmed el Mansour am Südende der Av. Hassan II. dreht sich eine Weltkugel auf einer Säule inmitten des prächtigen Springbrunnens.
Wem der Einkauf in der Medina zu stressig ist, kann sich im 15 Centre Artisanal weiter südlich über Preise СКАЧАТЬ