Название: Reise Know-How Reiseführer Marokko
Автор: Erika Därr
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
Серия: Reiseführer
isbn: 9783831746576
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Weiter gelangt man zum Nejjarine-Platz mit den Tischler-Suqs und dem Nejjarine-Brunnen (19. Jh.). Der mit filigranen Mosaiken und einem Vordach aus geschnitztem Zedernholz ausgestattete öffentliche Brunnen ist sicherlich der schönste in Fès. Am Platz befindet sich auch der Eingang zum Funduq Nejjarine aus dem 18. Jh. Nach der Renovierung mit UNESCO-Geldern beherbergt das frühere Waren- und Handelshaus nun das Holzmuseum Nejjarine, das verschiedene Baumarten, kunstvolle Holzschnitzereien, Musikinstrumente, Möbel und Gebrauchsgegenstände, eine Bibliothek und alles Mögliche rund ums Holz zeigt (tägl. 10–17 Uhr, Eintritt: 20 DH). Im Museumscafé auf der Dachterrasse kann man den Ausblick genießen. Beim Nejjarine-Platz gibt es im Maison Bleue (vgl. „Einkaufen“) schöne blau-weiße Fès-Keramik zu kaufen. In der Gasse direkt links vom Eingang zum Museum kann man auf die Dachterrasse eines Lederladens steigen, um einen Blick hinunter in den Hof der Gerbereien Sidi Moussa (s.u.) zu werfen.
Die folgenden Suqs Attarine (Gewürze) und Kissaria (gedeckter Markt) bilden den Mittelpunkt von Handwerk und Handel. In der Kissaria bieten Seiden- und Brokathändler edle Stoffe, Kaftans und Babuschen in allen Designs und Farben an. Der Marktbereich mit rechtwinklig angeordneten Gassen erstrahlt seit 2018 in neuem Glanz mit Marmorböden und Mosaiken. Das Holzdach und Fensterreihen sorgen für eine gute Ventilation.
In der Medina von Fès sind – wie in allen orientalischen Suqs – die jeweiligen Handwerkszweige zusammen in einem Viertel angesiedelt. Vorbei an den Kupfer- und Messingschmieden, Goldschmieden, Lederwerkstätten und -Ladenzeilen, an den Teppichhändlern, Schneidern, Garnhändlern, Tischlern, Drechslern, Gewürzhändlern, Fisch- und Gemüsehändlern geht es durch die Gassen bis zur Attarine-Moschee und -Medersa.
1Dar Saada
Neben dem Attarine-Suq und östlich der Kissaria liegt das größte Heiligtum der Stadt, die Zaouia des Moulay Idris II., das Mausoleum des Stadtgründers. Die Zaouia ist Grabmal und Wallfahrtsort und zugleich Zufluchtsstätte für verfolgte Gesetzesbrecher. Nichtgläubige haben keinen Zutritt, man kann aber durch den Eingang einen kurzen Blick nach Innen werfen. Das grüne Dach der Zaouia erkennt bei einem Blick über die Stadt (z.B. vom Borj Sud) schon von Weitem. Hinter dem Fraueneingang befindet sich in einer kachelverzierten Wand eine sternförmige Kupferplatte mit einem Loch, in das die Gläubigen im Vorbeigehen die Finger stecken, um dadurch baraka (Lebenskraft und göttlichen Segen) zu erlangen. Im September findet hier ein großer Moussem (Mausim) statt. Alle Handwerkerzünfte kommen zusammen, um kostbare Spenden und Opfer zu bringen und ein Fest zu Ehren des Heiligen zu feiern. Rund um die Zaouia werden bunte lange Kerzen, alle möglichen anderen Devotionalien und leckerer Nougat, Datteln und Nüsse verkauft.
Südlich der Kissaria befindet sich der Place Chemmaine, wo Händler Kerzen, Datteln und Trockenfrüchte verkaufen. Der dreigeschossige Funduq Chemmaine (13. Jh.) war jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben und ist seit 2018 komplett renoviert. In der (bisher noch wenig belebten) historischen Karawanserai sollen sich in Zukunft Handwerksbetriebe und Cafés ansiedeln. Von der Dachterrasse bietet sich ein toller Ausblick auf das heilige Viertel und das Minarett der Karaouyine.
Das wichtigste Bauwerk in Fès, auf der Ostseite der Kissaria gelegen, ist die Karaouyine-Moschee, die inzwischen nur noch zwei Fakultäten der im 9. Jh. gegründeten Universität beherbergt und bis zum Bau der Moschee Hassan II. in Casablanca die größte Moschee im Maghreb war. Sie fasst 20.000 Gläubige auf einer Fläche von 16.000 m2. Die Gebetshalle wird von 270 Säulen getragen, 14 Tore führen in ihr Inneres. Sie ist in der typisch maurischen Architektur mit Hufeisenbögen, schlanken Stützsäulen, Stalaktiten-Deckengewölben, geschnitzten Ornamenten, Majolikaböden und kunstvoller Ausstattung gebaut. Dem Hochschulstudium an der Karaouyine (Theologie und islamisches Recht), das oft 10 bis 15 Jahre dauert, geht ein mehrjähriger Besuch der Koranschule voraus, in der die Jungen Lesen, Schreiben und Rechnen und natürlich die Lehren des Koran beigebracht bekommen. Der Universitätsbetrieb findet aber heute hauptsächlich in neuen Gebäuden außerhalb von Fès statt. Der berühmteste hiesige Gelehrte war Ibn Khaldoun (1332–1406) mit seinem Hauptwerk „Muqqaddima“ – er gilt als der größte Historiker des Islam. Die Karaouyine-Moschee wurde in den letzten Jahren innen und außen aufwendig renoviert. Man kann sie einmal umrunden und einen Blick durch das Eingangsportal ins prachtvolle Innere werfen (Zutritt nur für Muslime).
Die benachbarte Medersa Attarine (1323–1325 vom Meriniden-Sultan Abou Said errichtet) zählt zu den schönsten Koranschulen in Fès. Hier bewundert man almohadisches Dekor mit Mosaiken, Stuckornamenten und Zedernholzarbeiten in kunsthandwerklicher Perfektion (war 2019 wegen Renovierung geschlossen).
Weiter von der Medersa Attarine erreicht man die Medersa Misbahiya, eine Koranschule, die 1331 unter der Regentschaft von Sultan Abu el Hassan el Merini erbaut wurde und teilweise zerstört ist. Kurz nach der Medersa bietet sich ein Blick in den schönen alten Funduq Tattawine nahe der Karaouyine-Moschee.
Läuft man von der Karaouyine nordwärts in Richtung Bab Guissa (nördliches Stadttor), kommt man am hübschen Place Sagha mit alten Platanen vorbei. Hier befindet sich der Funduq Sagha aus der ersten Hälfte des 18. Jh. mit prächtigem Eingangsportal. Das sehenswerte Innere wurde vor wenigen Jahren renoviert. Nördlich der Karaouyine lohnt sich auch ein Blick auf die Zaouia Sidi Ahmed Tijani. Tijani war im 18. Jh. der Gründer des gleichnamigen Ordens, einer Sufi-Bruderschaft. Seine mystischen Lehren sind heute vor allem in Westafrika verbreitet. Die renovierte Fassade ist ein echter Hingucker mit unglaublich filigranen Stuckornamenten und Zedernholzschnitzereien.
Südlich der Karaouyine liegt eine weitere bedeutende Koranschule, die Medersa Cherratine, die größte der Koranschulen, die von der Zaouia des Moulay Idris in Richtung Karaouyine über die rechte Seitenstraße in Richtung Messingschmiede erreichbar ist. Teilweise renoviert, ist die Medersa sehr sehenswert, doch viele Mosaike, Stuck- und Zedernholzarbeiten sind immer noch recht stark verwittert (Eintritt: 20 DH, tägl. 8.30 und 17 Uhr).
Hinter der Karaouyine in Richtung Gerberviertel liegt die Medersa Seffarine aus der Merinidenzeit (gegründet von Abou Youssef Yakoub Ende des 13. Jh.). In der Medersa leben und lernen immer noch 100 Theologiestudenten in winzigen Kammern. Eine Besichtigung ist wegen des laufenden Betriebs meist nicht möglich. Auf dem Place Seffarine (N 34°03,857’, W 04°58,355’) fertigen die Kesselmacher und -flicker mit lautem Gehämmer riesige Bottiche und Kupferkessel, die in erster Linie bei großen Festen und Hochzeiten Verwendung finden. Lokale Berühmtheit erlangte der Kupferschmied Hamid Felah, der seine Künste sogar einmal auf der Internationalen Handwerksmesse in München zeigen durfte (Werkstatt mit Süddeutsche-Zeitung-Artikel an der Tür). Am Platz weist eine kleine Tafel auf das Eingangsportal zur Bibliothek Karaouyine (gegründet im 14. Jh.) hin: Dort lagern 30.000 jahrhundertealte Schriften, darunter auch Manuskripte von Ibn Khaldoun.
Das Wollfärberviertel nahe dem Seffarine-Platz ist etwas kleiner als dasjenige in Marrakesch. Gefärbte Tücher und bunte Wollbündel hängen dekorativ СКАЧАТЬ