Название: Reise Know-How Reiseführer Marokko
Автор: Erika Därr
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
Серия: Reiseführer
isbn: 9783831746576
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Die Medina (Fès el-Bali)
Im ältesten Teil von Fès heißt es Bummeln, Staunen und sich verzaubern lassen von einer der schönsten Altstädte der islamischen Welt. Hier sind die Gassen so schmal, dass kein Auto hindurch passt, einige Seitengassen sind kaum einen Meter breit. In der Medina übernehmen deshalb Esel, Mulis und Handkarren den gesamten Warentransport in die Suqs und zu den Häusern. Nähert sich ein beladenes Maultier von hinten, heißt es rechtzeitig ausweichen – die Treiber machen durch lautes Rufen („Balak, balak“ – Vorsicht) auf sich aufmerksam. Im Gegensatz zu Marrakesch drängeln sich in Fès keine lauten und lästigen Mopedfahrer durch die Fußgängerströme.
Startpunkt des hier beschriebenen Medina-Rundgangs ist der Place de l’Istiqlal mit dem Dar-Batha-Museum (vgl. Fès el-Djedid). Den Platz mit Kreisverkehr und Springbrunnen verschandeln zwei große Bauruinen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, findet in der Umgebung Parkplätze und eine Tiefgarage. Man kann den Stadtrundgang aber auch am Place R’sif beginnen, wo eine Tafel über die markierten Touristenrundgänge informiert (siehe Ende dieser Beschreibung; erreichbar mit dem Bus aus der Neustadt). Ein weiterer günstiger Ausgangspunkt zur Besichtigung von Fès el-Bali ist das Bab Guissa im Norden der Medina. Vom Guissa-Tor erreicht man am direktesten die Handwerker-Suqs und die Kissaria sowie die wichtigsten Kulturdenkmäler rund um die Karaouyine.
Vom Place de l’Istiqlal (beim Hotel Batha) geht es geradeaus, vorbei an der Post und durch eine Gasse mit vielen Straßenrestaurants in Richtung Medina. Hier marschiert man weiter rechts durch ein kleines Tor in die Talaa Seghira. Läuft man links weiter (nicht in die Talaa Seghira), folgt das 1912 errichtete Bab Boujeloud, eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt. Es ist auf der der Medina abgewandten Seite mit blauen (Farbe von Fès) und auf der der Medina zugewandten Seite mit grünen (die Farbe des Islam) Fayencen verziert. Am Tor laden Cafés und Restaurants mit schönem Blick von den Terrassen zu einer Teepause ein. Vor dem Restaurant Kasbah (hinter dem Bab Boujeloud) geht es links in eine kleine Gasse durch den Lebensmittelsuq weiter zur Talaa Kebira. Talaa Seghira und Talaa Kebira sind die beiden Hauptachsen der Medina, sie führen beide durch die Suqs und zur Karaouyine-Moschee.
Nur wenige Meter entlang der Talaa Kebira folgt das Haus des Glockenspiels auf der linken Seite. An seinen 13 Fenstern schlugen einst 13 Bronzeklöppel auf 13 Bronzeschalen die Stunden. Die Wasseruhr der 1357 erbauten Anlage sollte die Studenten der gegenüberliegenden Medersa Bou Inania wecken. Im Café Clock (vgl. „Essen und Trinken“) in einer winzigen Gasse neben dem Gebäude kann man einen Tee auf der Dachterrasse trinken oder an einem Workshop teilnehmen.
Direkt gegenüber auf der rechten Seite liegt die in den letzten Jahren renovierte Medersa Bou Inania (N 34°03,737’, W 04°58,963’, tägl. 8.30–17 Uhr, zu den Gebetszeiten z.B. freitags geschlossen). Die 1350–57 erbaute theologische Hochschule des Abu Inan hat einen quadratischen Innenhof mit Waschbrunnen, der von zwei Betsälen umgeben ist. Im ersten und zweiten Stock liegen die kleinen Wohnzellen der Studenten. Wie bei allen Koranschulen im Maghreb, sind auch bei der Bou Inania die Ziegelmauern im Sockelbereich mit Kacheln verkleidet, der Hof ist mit Marmor- und Onyxfliesen ausgelegt, die Wände sind mit Mosaiken und Stuckarabesken verziert, das Vordach und die Holztragebalken aus reich verziertem Zedernholz gearbeitet. Das Dach ist wie bei allen sakralen Bauten mit grünen Ziegeln gedeckt.
An der Talaa Kebira liegt linker Hand ein alter Funduq (Karawanserei) und kurz darauf rechts das Palais des Merinides. Das herrliche alte Stadthaus mit Zedernholzschnitzereien, Zelliges- und Stuckarbeiten beherbergt ein marokkanisches Restaurant mit Dachterrasse (Besichtigung auch ohne Einkehr möglich).
Heilige Klänge aus aller Welt – das Festival des Musiques Sacrées du Monde
von Stefan Franzen
Mitten in einem der wichtigsten Zentren des Islam, im religiösen Herzen Marokkos, treffen sich Klänge aus den heiligen Traditionen der ganzen Welt. Mit dieser besonderen Ausrichtung zählen die Musiques Sacrées du Monde zu den bekanntesten Festivals des arabischen Kulturraums. Als das Musikfestival Mitte der 1990er Jahre startete, hatte es Signalwirkung vor allem für die arabischen Länder. „Bis tief in den Nahen Osten hinein, der damals nicht viele Veranstaltungen dieser Art hatte, hat man verstanden, dass man das Heilige auch auf die Bühne holen kann“, so der künstlerische Leiter Alain Weber. „So lässt sich Spiritualität in einem anderen Licht darstellen – und wir hatten anfangs die Rolle, diesen spirituellen Dialog zu öffnen.“
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Musiker aus der ganzen Welt treten beim „Festival der heiligen Musik“ auf
In zwei Jahrzehnten haben die Musiques Sacrées diese Klänge, vom Islam ausgehend, global zugänglich gemacht. Aus den arabischen Ländern mit ihren verschiedensten Ausprägungen von Sufi-Musik ging der Brückenschlag über alle Erdteile. Der Begriff „heilige Musik“ wird dann auch schon mal weit ausgelegt, wenn etwa westliche Popstars wie Björk, Patti Smith oder die Temptations auftreten. Genauso vielfältig wie die Stile sind auch die Bühnen, und mit ihnen die Hörertypen.
In der mächtigen Arena zwischen den Türmen der Bab-Makina-Festung mischt sich das eher betuchte einheimische Publikum mit den Touristen: Hier präsentieren sich nicht nur nationale und internationale Stars, hier beginnt das Festival auch mit einem künstlerisch ehrgeizigen Themenabend. In einem farbenprächtigen Spektakel konnte man etwa schon erleben, wie die Reiseroute von Leo Africanus, dem berühmten Händler und Botschafter aus dem 15. Jh., musikalisch von Fès bis nach Schwarzafrika nachgezeichnet wurde. Oder wie sich die Geschichte der Stadt Konstantinopel und ihre Verwandlung hin zum heutigen Istanbul in Töne und Szenen fassen lässt. Zur Eröffnung des Festivals kommen traditionsgemäß Mitglieder des Königshauses aus dem benachbarten Palast herüber. Schließlich stehen – wie auch das Gnawa-Festival in Essaouira – die Musiques Sacrées unter der Schirmherrschaft von Mohamed VI.
Auf dem Place Boujeloud vor dem berühmten gleichnamigen blauen Tor feiert dagegen bei freiem Eintritt die Jugend von Fès die neuen Stars der marokkanischen Popmusik, vom mitreißenden Chaâbi bis zum hartkantigen HipHop. In die Gärten und prächtigen Innenhöfe der Medina, wo sich Weltmusikstars von Bhutan bis Ägypten, von Portugal bis Indien treffen, zieht es französische und amerikanische Akademiker gesetzteren Alters. Man sollte hier schon ein wenig Geduld und Orientierungsvermögen mitbringen: Gerade während dieser „Nuits de la Medina“ muss man schon einmal tief ins Labyrinth der Altstadt eintauchen, bis unvermutet ein wunderschöner Patio mit Springbrunnen und tiefblauer Beleuchtung als Konzertschauplatz seine schweren Türen öffnet.
Und es gibt auch die ganz lokal verankerte Seite des Festivals, die nur kleingedruckt im Programmheft erwähnt wird: Es sind die „Nuits Soufies“ im magischen Garten des Dar Tazi, bei denen zu mitternächtlicher Stunde Zeremonien der lokalen Bruderschaften wie die des Tajaniyya-Ordens gezeigt werden. Hier, wo der Besucher unter lokalen Zuhörern auf Teppichen sitzt, lässt sich Spiritualität ganz unmittelbar erfahren. Die Stimmung ist fast volkstümlich: Die Frauen lachen und klatschen beseelt, und junge Männer, ausgestattet mit allen Insignien der westlichen MTV-Kultur, hüpfen fast wie in Trance zu den Lobgesängen auf und ab.
Nicht zuletzt sind die Musiques Sacrées auch ein Ort des kulturwissenschaftlichen Dialogs: Umrahmt von der prächtigen Vegetation des СКАЧАТЬ