Название: Al Capone Staffel 1 – Kriminalroman
Автор: Al Cann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Al Capone Staffel
isbn: 9783863775209
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Es fing in dünnen Fäden an zu regnen.
Ness schlug den Kragen hoch und schob die Hände tief in die Taschen. Dann ging er wortlos neben dem Maler her auf die vier großen Tüten zu. Jeder nahm zwei auf und Lubber krächzte:
»Ich hab’ meine Kalesche drüben in der Querstraße stehen. Verbotswidrig natürlich wieder mal. Hab’ aber die drei Dollar Strafe bereits in den Kaufpreis mit einbezogen; hier ist der Whisky dafür insgesamt drei Dollar fünfzig billiger als anderswo. Somit habe ich sogar noch einen halben Dollar verdient.«
Nachdem sie den breiten Fahrdamm passiert hatten, bugsierte Lubber ihn auf einen steinalten Pontiac zu, der tatsächlich verbotswidrig und mit einem Strafzettel geschmückt am Bordstein wartete. Lubber lachte:
»Na also, die Rechnung geht wieder mal auf.«
Sie stiegen ein, und dann ließ sich der Inspektor von Lubber durch die nebligen Straßenschluchten schaukeln, wobei er Gelegenheit hatte, das Geschick zu bewundern, mit dem der Maler den alten Wagen zu steuern verstand.
Als sie endlich vor dem rostigen Gitter draußen am See ankamen, war Lubber sehr viel einsilbiger geworden. Er schob, nachdem er siebenmal mit irrsinnigem Lärm die Hupe drangsaliert hatte, seinem Begleiter wieder zwei der Riesentüten zu und deutete dann mit dem Kinn auf das Licht, das vorm Haus aufleuchtete.
»Na bitte, die Bande ist noch im Gange!«
Zwei Männer kamen geräuschvoll über den Splitt des Gartenweges und wurden noch von einer vollbusigen Lady in hellen Hosen überholt. Sie kam dem Inspektor entgegen, bückte sich etwas und blickte dann zu ihm auf.
»He, Harry, das bist du doch nicht«, meinte sie lachend.
Lubber brummte: »Nein, das ist Mr. Eliot; ich erzählte euch doch von ihm.«
»Hallo! Das ist also der Mieter! By Gosh, ist das ein Riese! Ich hab’ was übrig für solche Figuren.«
Sie fuhr sich durch ihr kurzes Haar und schob beide Hände in die Hosentaschen. Sie besaß in der Tat eine so vollreife Figur, daß auch ein Eliot Ness nicht unberührt daran vorbeisehen konnte.
»Welcome, Hemingway!« rief sie und nahm ihm eine der Tüten ab.
Im Nu wurde der »Dichter«, der nicht nur nach Meinung der hübschen Cory gut aussah, von den anderen Gästen umringt. Die Corona befand sich, wie Lubber bereits vermutet hatte, in »fortgeschrittener« Stimmung und bezog die beiden Angekommenen gleich mit in den Trubel ein.
Ness kam kaum dazu, sich Gedanken über das alles zu machen, denn die hübsche, vollbusige Cory belegte ihn völlig mit Beschlag; und Eliot hatte plötzlich das Gefühl, daß das nicht nur eine angenehme Sache war, sondern längst mal wieder notwendig wurde. Überhaupt, so ein hübsches Girl konnte einen wirklich eine Menge vergessen lassen. Beispielsweise den feuchten, nebligen Park, die klamme Luft, den durch alle Nähte sickernden Fadenregen und…, alles andere.
Hol’s der Teufel, dachte Eliot, ich bin fahnenflüchtig geworden. Draußen stehen meine Boys, starren sich die Augen im Nebel aus und vermuten mich im Park, und kein Mensch ahnt, daß mich dieser verdrehte Farbenkleckser hier aus der Stadt entführt hat, um mich auf eine feuchtfröhliche Party zu schleppen.
Die neuesten Schlager wurden per Tonband vorgeführt, und als das der Mehrzahl nicht mehr gefiel, kam eine uralte Platte von Harry Belafonte dran. Schließlich schmetterte der anscheinend unsterbliche Mario Lanza »Himmel und Meer« in die andächtig lauschende Runde. Es war eine Mixtur à la Lubber.
Kaum war das Lied verklungen, da legte der Maler eine flotte Tanzplatte auf, nach der sich sofort zwei Paare drehten.
Das Girl in der gelben Hose kam auf den Inspektor zu, machte eine spielerische Verbeugung und meinte:
»Eigentlich müßte es ja umgekehrt sein, aber da ich eine Schwäche für Hemingways aller Sorten habe, möchte ich Sie hiermit bitten…«
Ich bin bestimmt nicht mehr zu retten, ging es dem Inspektor durch den Kopf. Drehe mich hier mit einem vollbusigen Girl auf dem abgetretenen Bodenbelag eines verrückten Malers am Renwick Lake und werde doch das Gefühl nicht los, daß sich heute – ausgerechnet heute abend – etwas tut.
Aber das süßbeschwipste Girl mit dem Bubikopf machte ihm den Vorsatz, sich so rasch wie möglich zu drücken, verdammt schwer.
Als er nämlich schon im Korridor war, um den Hausherrn, der
sich seit einiger Zeit unsichtbar
gemacht hatte, zu suchen, kam sie ihm nach und fiel ihm direkt um den Hals.
Süßes Fleisch aus Chicagos Randgebieten, würde der spöttische Cassedy das kommentiert haben; aber glücklicherweise war der Dicke weit weg.
Himmel, Cassedy! Der stand sich jetzt draußen im Nebel die Füße in den Leib – und das mit seiner Erkältung!
»Flüchten Sie?« fragte das Mädchen, das ihm ungeniert noch einen Kuß aufgedrückt hatte. »Wo treffe ich Sie wieder, Hemingway?«
»Ja, das ist so eine Sache, Miß Cory. Ich wohne ja nicht hier, und es ist ziemlich weit hier raus…«
»Aber Harry hat mir doch erzählt, daß Sie bald hierherziehen werden.«
»Das ist noch ungwiß, aber…« Er hatte in die Tasche gegriffen, um mechanisch nach einer Visitenkarte zu greifen, überlegte es sich dann aber anders und meinte: »Ich werde Ihnen die Adresse aufschreiben.«
Er nahm die Notizen, die er vorhin bekommen hatte und die in seiner linken Jackentasche steckten, heraus und suchte einen freien Zettel.
Da war ein gelber Umschlag, vielleicht konnte er darauf… Gelb?! Das bedeutete Laborbericht.
Er griff rasch hinein und nahm den kleinen roten Zettel heraus, auf dem in vielen Abkürzungen der eingehende Bericht über die Untersuchung des von ihm hier entwendeten Handschuhs zu lesen war. Rasch überflog er die Zeilen und wollte sie eben wieder ins Kuvert stecken, als er ganz unten in der vorletzten Zeile zwei Worte las, die ihm die Kopfhaut regelrecht zusammenzogen.
… wurde eine winzige Spur der gleichen kobaltblauen Farbe gefunden, die auch in dem ersten untersuchten Handschuh zu finden war…
Der Inspektor hatte das Gefühl, daß er von einem Faustschlag getroffen worden war. Ganz langsam, ohne Hast schob er die Papiere in die Tasche und blickte an der Frau vorbei zur Küchentür.
»Wo ist eigentlich unser Gastgeber?«
»Sie sollten jetzt nicht unseren Gastgeber suchen, sondern mir meine Frage beantworten.«
»Gleich, Cory. Ich brauche ein Stück Papier dazu.«
Damit ging er auf die Küchentür zu und klopfte an. Als er keine Antwort erhielt, öffnete er.
Hinten am Tisch saß das Mädchen, das gestern den Teller zerschlagen hatte, und blickte ihn aus tränennassen Augen an.
»Was ist denn passiert?« hörte er Cory hinter sich rufen.
»Nichts«, СКАЧАТЬ