Название: Dr. Norden (ab 600) Box 2 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600) Box
isbn: 9783740929251
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»Ich muß nicht dabeisein.«
»Ohne dich gehe ich aber nicht.«
Das war auch deutlich gesagt und es war sehr beruhigend.
Dr. Harrison und Dr. Gardenier hatten sich den Nachmittag für Antonia freigehalten. Sie konnten nichts dagegen sagen, daß sie auf Niklas’ Begleitung bestand. Sie gewannen allerdings bald das Gefühl, daß er ihnen nicht auf die Finger schauen wollte und sein Interesse sich allein auf Antonia erstreckte und nicht auf ihr Erbe.
Und Niklas stellte fest, daß sie ihre Verantwortung als Testamentsvollstrecker sehr ernst nahmen und überaus korrekt waren. Da er selbst diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht hatte, war er doppelt vorsichtig gewesen, aber diese beiden Anwälte waren nicht auf ihren Profit bedacht. Sie legten Antonia ganz präzise Abrechnungen vor.
»Ihr Vater hat selbst nicht gewußt, wieviel Vermögen er angesammelt hat, Antonia«, sagte Dr. Harrison väterlich, nachdem er sie zuvor gebeten hatte, sie mit ihrem Vornamen anreden zu dürfen. »Geld war für ihn nicht die Hauptsache. Er überließ die Geldgeschäfte uns, und ich denke, Sie werden mit unserer Arbeit zufrieden sein.«
Antonia betrachtete völlig benommen die Aufstellungen und sah auch Niklas hilfesuchend an.
»Ich denke, du bist durch die beiden Herren bestens beraten«, sagte er. »Ich verstehe auch nicht viel von solchen Geschäften, möchte mich da auch gar nicht einmischen.«
»Aber wie soll es hier weitergehen? Haben Sie einen Vorschlag zu machen?« wandte sich Antonia an die beiden Anwälte.
»Sie können verkaufen und würden bestimmt einen guten Preis erzielen«, sagte Dr. Gardinier. »Interessenten sind genügend vorhanden. Sie könnten die Aktienmehrheit behalten und mitbestimmen. Überlegen Sie es sich in aller Ruhe. Wir stehen zu Ihrer Verfügung, und es würde uns freuen, wenn Sie uns das gleiche Vertrauen entgegenbringen, wie es Ihr Vater tat, der uns ein guter Freund war.«
»Ich bin sehr froh, daß er solche Freunde hatte. Sein Brief hat mir klargemacht, daß er sonst sehr einsam war. Es tut mir sehr leid, daß ich nicht mit ihm zusammensein durfte.«
»Wir freuen uns, daß er sein Lebenswerk gut bewahrt weiß. Wann immer Sie unseren Rat und unsere Hilfe brauchen, wir stehen zur Verfügung. Für morgen abend haben wir einen festlichen Empfang geplant, dessen Gestaltung Sie bitte uns überlassen. Sie sollen wissen, daß Sie hier eine zweite Heimat haben werden, wenn Sie es wünschen.«
*
»Wollen wir darüber nachdenken, Niklas?« fragte Antonia, als sie nun zu ihrem Einkaufsbummel starteten.
»Worüber?« fragte er.
»Über die zweite Heimat. Wir könnten uns ja mal die Umgebung anschauen. Du warst doch schon mal in Kanada.«
»In Calgary, das ist am entgegengesetzten Ende. Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie groß Kanada ist?«
»Ich möchte das Land kennenlernen.«
»Wahrscheinlich hatte dein Vater sich dazu keine Zeit genommen«, sagte Niklas nachdenklich. »Zuerst fehlte ihm das Geld, dann schlug er hier Wurzeln. Wo werden wir Wurzeln schlagen, Antonia?«
Darauf wußte sie keine Antwort. Sie wollte nicht sagen, daß es bestimmt nicht Praia da Rocha sein würde. Sie war auf den Geschmack gekommen, sie wollte etwas von der Welt sehen.
»Du bist zwar schon viel gereist, aber willst du jetzt ganz seßhaft werden? Brauchst du nicht für deinen Beruf immer wieder neue Eindrücke, oder würdest du noch umsatteln und die Nachfolge von Antonio Aldamare antreten?«
»Dazu würde ich kaum taugen.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß du so flexibel bist, dich in jeder Position zurechtzufinden, du bist so ein Managertyp.«
»Das hat mir noch niemand gesagt.«
»Ich traue dir eben alles zu. Wenn ich an meinen Chef denke, könnte ich das nicht sagen, der ist festgefahren. Ein tüchtiger Mann, aber nur auf seinem Gebiet.«
»Und was traust du dir zu?«
»Mit dir zusammen alles. Was traust du mir zu?«
»Daß du dich sehr schnell auf neue, auch bisher unbekannte Situationen einstellen kannst.«
Sie schwieg. »Mein Leben hat sich verändert, Niklas, zuerst durch dich, jetzt durch meinen Vater, aber es bleiben viele Fragen offen. Warum hat mir meine Mutter nicht die Wahrheit gesagt, weißt du darauf eine Antwort?«
»Wahrscheinlich dachte sie, daß du sie nicht verstehen würdest, vielleicht machte sie sich Vorwürfe, weil ihr bewußt wurde, daß sie deinen Vater geliebt hatte.«
»Aber vielleicht spielte dieser andere Mann auch eine Rolle in ihrem Leben. Wenn er nun gelogen hätte, und er wäre mein Vater?«
»Mach dir doch nicht solche Gedanken. Dein Vater war überzeugt, daß du seine Tochter bist, er hegte keinen Zweifel.«
»Es war vielleicht nur ein Wunschtraum. Mir kommen so viele Gedanken. Warum hat meine Mutter seine Briefe nicht beantwortet?«
»Vielleicht hat sie die nicht bekommen. Wer weiß, wo sie gelandet sind, oder wer verhindert hat, daß sie in die Hände deiner Mutter gelangten. Das werden wir bestimmt nicht mehr herausfinden können.«
»Sie hätte mir auch einen erklärenden Brief hinterlassen können. Sie war doch ziemlich lange krank.«
»Komm, mein Liebes, zerbrich dir jetzt nicht den Kopf. Du mußt dir ein Kleid aussuchen, ein bildschönes Kleid.«
Sie lachte. »Ich hatte keine Ahnung, daß du dir darüber Gedanken machst. Ich war immer für praktische Sachen.«
»Für einen festlichen Anlaß kannst du schon mal eine Ausnahme machen. Mir gefällst du immer, ganz gleich, was du trägst.«
Sie sahen sich die Schaufenster an, und ein Kleid gefiel Antonia ganz besonders. Niklas sollte es bald bereuen, daß sie diesen Modesalon betreten hatten, denn er wurde wieder einmal davon überzeugt, wie klein die Welt war.
Eine dunkelhaarige Verkäuferin war gerade mit einer extravaganten Kundin beschäftigt und rief nach einer Kollegin, die auch sofort kam. Sie bewegte sich wie ein Mannequin, war aber nicht mehr taufrisch, wie Antonia mit sicherem Blick zur Kenntnis nahm. Sie war mager, hatte aber sehr schöne Beine. Weil Antonias Blick daran haften geblieben war, merkte sie nicht, daß Niklas einen Schritt zurückwich und die Verkäuferin ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
Schon kam sie schnell näher und beachtete Antonia gar nicht.
»Nick, ist das eine Überraschung! Wie hast du mich gefunden? Ich nehme doch an, daß du meinetwegen hier bist.« Sie hatte eine sehr helle Stimme und gab sich keine Mühe, diese zu dämpfen.
»Du täuschst dich, ich begleite meine Verlobte«, erwiderte er kühl. »Eine Überraschung ist es wirklich, СКАЧАТЬ