Nullmenschen. E.D.M. Völkel
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Название: Nullmenschen

Автор: E.D.M. Völkel

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783347193925

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СКАЧАТЬ ist nur Gekritzel darauf, sieh es Dir an und überzeug Dich selbst«, überreichte er ihr den Zettel in der Diele. »Egal wie Du ihn ansiehst, er ergibt keinen Sinn. Was will sie uns damit sagen?«

      »Es ging um eine Art Bestellung oder Formular als ich sie aufforderte, das Symbol auf dem Absender zu zeichnen.« Sie drückte Moritz die Zeichnung in die Hand und holte sich eine neue Tasse Tee.

      »Du hast recht, aber ich kann trotzdem nichts mit dem Krickelkrakel anfangen, was soll das sein?!« Moritz drehte das Blatt in alle Richtungen, doch die Zeichnung ergab keinen weiteren Hinweis. Kein Symbol, keinen Gegenstand oder eine Andeutung von irgendwas. Eva kam mit einer großen Tasse aus der Küche.

      »Halt! Stopp! Nicht bewegen, bleib genau so stehen.« Moritz erstarrte direkt, langsam kam sie näher, »es ist spiegelverkehrt, gegen das Licht betrachtet kannst Du ganz feine Linien sehen, als habe der Stift nicht geschrieben. Es ergibt die Andeutung von einem Gesicht.«

      Moritz verdreht erst einmal den Hals, wendete das Blatt letztendlich und hielt es etwas näher gegen die Deckenlampe. »Genau, das könnte ein Kopf sein, oder eine Fratze, möglicherweise auch ein Symbol. Schatz Du hast eine blühende Phantasie«, schüttelte er seinen Kopf.

      »Ach was, Du musst nur genauer hinsehen«, sagte sie, schnappte den Zettel und ging in die Küche zurück. Mit dem Bleistift zog sie die kaum sichtbaren Linien nach. Moritz schaute über ihre Schulter.

      »Sei mir nicht böse, ich kann immer noch nicht erkennen, was Du gesehen haben willst.«

      Eva sah über ihre Schulter und grinste schelmisch.

      »Achtung, Abrakadabra, Du verbindest diese Punkte miteinander und bekommst eine Art Kopf. Das hat Kathi auch erkannt und ist wahrscheinlich deswegen unbemerkt von Dir gegangen. Sie sagte doch auf den Unterlagen, die sie gesehen habe, sei etwas in dem oberen Bereich gewesen…«

      »Genau, wenn es zum Briefkopf gehört, hat sie es spiegelverkehrt betrachtet und konnte deshalb nichts damit anfangen«, unterbrach Moritz Eva.

      »Lass uns gemeinsam zu diesem Kopf recherchieren. Er wird nicht einfach so in der Luft schweben, es muss noch einen Rahmen oder Umrandung dazu geben.«

      »Oder einen Schriftzug?!« Moritz sah das bestimmte Lächeln auf Evas Gesicht und die Art und Weise, wie sie ihre Augen blitzten.

      »Denk nicht mal dran! Er ist eigentlich im Urlaub und hat nur uns zu liebe recherchiert. Sein Handy ist ausgeschaltet. Nein! Eva, er braucht eine Pause. Er war die letzten Monate durchgängig am Arbeiten.«

      * * * * * * *

      Jens Schmidt war stinksauer über die indirekte Unterstellung seiner Vorgesetzten, der Hauptkommissarin Melanie Heinzer. Das er vielleicht illoyal sei, kränkte ihn zutiefst.

      Im letzten Sommer hatte er seinen verschwunden Halbbruder Julius bei den Rockern des Lakota MC´s wiedererkannt. Dies gefiel ihr überhaupt nicht, zumal sie die Meinung vertrat, dass alle Personen aus der Szene kriminell waren. Aber dass sie nach jahrelanger Zusammenarbeit seinem Wort nicht mehr vertraute, nagte schwer am Selbstbewusstsein.

      Damals war sein erstes Gefühl, ›ich habe mich getäuscht‹, doch von diesem Tage an geisterten die alten Geschichten des Erwachsenwerdens immer wieder durch seine Gedanken.

      Langsam ließ er das kalte Wasser in die Hände laufen und schüttete es ins Gesicht. Vor wenigen Wochen hatte die Explosion des Clubhauses der Rocker sein Leben verändert. Hartnäckig kehrte diese Erinnerung regelmäßig in seine Träume zurück. Er sah die Trümmer, Steine, Metall, Glas, Holz, der halbverbrannte Bezug eines Sofas und abgerissene menschliche Körperteile.

      Der nächste Schwall Wasser landete im Gesicht. Er roch den heißen Staub, versengten Stoff gemischt mit nasser Asche, verbrannter Erde und verkohltes Fleisch. Über allem schwebte der Tod.

      ›Das Wasser ist nicht kalt genug, es spült die Erinnerung nicht fort.‹ Die zahlreichen Toten und Schwerverletzten hatten ihn bis ins Mark getroffen. Er konnte nicht anders, als ihn anzusprechen. ›Komisch in solchen grauenvollen Situationen finden sich Geschwister, ziehen sich wie Magnete an, sie können sich nicht ignorieren.‹

      Dieses Erlebnis kehrte immer und immer wieder, es war wie eine Dauerschleife in seinem Kopf und er fand den Ausschalter nicht.

      Bereits als der damals noch Fremde zum ersten Mal mit ihm sprach, hatte er die unverwechselbare Stimme wiedererkannt. Sie hatte ihn durch seine Jugend getragen und ihm Ratschläge von unschätzbarem Wert gegeben. Manches verstand er als Heranwachsender nicht, doch es erwies sich im Nachhinein als richtig. Jens hob kurz den Kopf und blickte in den Spiegel, bevor er ein weiteres Mal die Hände mit dem eiskalten Wasser füllte.

       ›Sobald ich das Bedürfnis hatte konnte ich ihn anrufen, Julius war immer für mich da. Dann, urplötzlich, hatte er von mir verlangt, sich um unsere Mutter zu kümmern und war abgetaucht. Ausgerechnet als ich in der Polizeiakademie und mitten in meiner Ausbildung steckte.‹

      Ruckartig drehte Jens den Wasserhahn zu und zerrte einige Papiertücher aus dem Wandspender. Damals war er sehr verärgert, hatte begonnen ihn zu hassen, ausgerechnet dann, als er ihn am meisten gebrauchte hatte, war er abgehauen. Einfach von der Bildfläche verschwunden und hatte ihm die ganze Verantwortung überlassen. Aggressiv knäulte er die Tücher zusammen und warf sie in den Mülleimer.

      Kurz bevor Mutter starb hat sie ihm die Wahrheit über Julius erzählt, der sich heimlich all die Jahre um sie und ihn gekümmert hatte. Dass er den Schlägertrupp von drei Mann aus der Wohnung vertrieben und so die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Alles, um sie beide zu schützen. Bevor Mutter die Hintergründe des Vorfalls erzählen konnte, verstarb sie. Erst aus den Papieren im Nachlass erfuhr er mehr von seinem Bruder und dessen Vater.

      Nachdenklich blickte er in den Spiegel und stützte sich auf dem Waschbecken ab. Die Hartnäckigkeit, mit der seine Chefin Melanie versuchte, ihn von Julius Kriminalität zu überzeugen, hatte ihm den Rest gegeben. So konnte und wollte er nicht weitermachen. Er brauchte Abstand und musste nachdenken. Vielleicht war es an der Zeit seine Zukunft neu zu gestalten. Die Vorstellung bis zum Ende aller Zeiten Verbrecher, Mörder und andere kriminelle Individuen zu jagen, hatte ihm schon seit Kindertagen gut gefallen. In der Realität sah es leider ganz anders aus. Allzu oft waren ihnen die Hände gebunden. Der kleinste Fehler genügte, um die Arbeit von Wochen und Monaten durch einen herbeigepfiffenen Anwalt zerrissen und in den Dreck getreten zu bekommen. Verflucht, diese schmierigen Winkeladvokaten, kannten jedes Schlupfloch und uns sind die Hände gebunden. Der eintretende Kollege holte ihn aus den Gedanken, »Morgen«, grüßte Jens kurz und strich sich mit den Fingern durch das blonde, teilweise widerborstig abstehende Haar.

      ›Ich reiche Urlaub ein, muss dringend mal hier raus‹, nahm der Gedanke Form an. ›Als erstes zum Friseur und runter mit der Wolle bevor es richtig kalt wird. Dann pack ich meine neuen Laufschuhe aus und probiere was sie draufhaben‹, dachte er, ›Wetter hin, Wetter her, völlig egal mein Marathontraining ist viel zu kurz gekommen.‹

      Ruckartig wandte er sich um und lief zielstrebig ins Büro. Die Kommissarin Melanie Heinzer hob kurz den Kopf, ihr langer, schwarzer, geflochtener Zopf hing über die linke Schulter und reichte fast bis zur Taille.

      »Gut, dass Du kommst, es gibt Arbeit«, sie schob ihm eine Akte zu. »Es wurde eine Frauenleiche nahe dem Bahnübergang im Gewerbegebiet Liederbach gefunden. Die Kollegen warten schon auf uns, los komm…«

      »Sie warten nicht auf mich«, entgegnete er härter als СКАЧАТЬ