CORONA - Lasst sie sterben, wo sie sind.... Werner Meier
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу CORONA - Lasst sie sterben, wo sie sind... - Werner Meier страница 9

Название: CORONA - Lasst sie sterben, wo sie sind...

Автор: Werner Meier

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783347112346

isbn:

СКАЧАТЬ noch im Morgentau. Jedenfalls nicht miteinander.“

      Ein Bußgeld von 800 Euro wegen Störung der öffentlichen Ordnung war Tantchens Ritt hinterhergekommen. Die sie an eine gemeinnützige Organisation überweisen durfte, weswegen sie die Buße klaglos hingenommen hatte und das Geld an Unicef überwiesen. Bärlochhauser hatte sie als „Heiligbrücks verrückte alte Hexe“ bezeichnet und der Kasperl das fett in einer Schlagzeile verbraten. Wäre ich noch bei der Zeitung gewesen, hätte ich spätestens da den Watschenbaum auf den Kasperl fallen lassen. Aber das hatte ich bereits erledigt. Nachdem er sich frisch zum Redaktionsleiter berufen in einer Konferenz dazu herausgefordert gefühlt hatte, vor allen anderen meine Sippe zu verunglimpfen.

      „Es ist kein Geheimnis, wie Sie zu unserem Oberbürgermeister stehen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Ihrer linksradikalen Tante.“

      Oha.

      „Es ist auch kein Geheimnis, dass Sie der Kasperl im Arschloch vom Oberbürgermeister sind. Und meine linksradikale Tante ist sechsundsiebzig, mischt Teekräuter und kocht Marmelad ein. Wie kriegens das hin, dass Ihr Darm sich durchs Maul entleert?“

      „Zum Chef, sofort!“

      Hatte mich Chefsekretärin Rosel Ranzinger zwei Minuten danach per Telefon barsch aufgefordert und mich oben wortlos durch die offene Tür gewinkt, wo der Kasper mir meine Kündigung ansagte. Worauf ich ihm die Füße vom Schreibtisch gewischt hatte. Worauf mir sein Gesicht entgegengekommen war. Eine Einladung, die ich nicht hatte ausschlagen können. Eine Verkettung glücklicher Umstände. Ich hatte ihm eine aufgestrichen, die Ranzinger als Zeugin in der offenen Tür gestanden, ich beim Rausgehen einen Zwischenstopp vor ihr eingelegt.

      „Sie sollten an Ihrem Charme arbeiten, bevor Sie Leute hochzitieren.“

      Eine Minute später ließ der Kasperl mich per Telefon von ihr auffordern, umgehend das Haus zu verlassen. Zwei Tage danach folgte mir per Einschreiben die fristlose Kündigung durch die Verlegerin persönlich, und ein Richter verdonnerte mich zu 40 Tagessätzen plus Aggressionstherapie.

      Ja, ich fuhr argwöhnisch durch die Stadt.

      The Moody Blues schmolzen jetzt aus meinem Autoradio.

      „Nights in white satin, never reaching the end..."

      Der Flachleger aus meinen glorreichen Zeiten spülte jetzt bloß eine Heiligbrückdepression in mir hoch.

      „Hübsch hässlich habt ihr´s hier.“

      War mir nach meinem Umzug Rühmanns alter running Gag als Pater Brown eingefallen. Keine großen Seen, oder Berge verkitschten Heiligbrück und sein ödes Umland zur Postkartenlandschaft. Die weltumarmenden Willkommensplakate des Fremdenverkehrsamts hatten auf mich eher trotzig aufgestellt gewirkt. Das Elend war von den Stadtgranden jedenfalls nicht gemeint gewesen, aber im Frühjahr 2016 auf einmal da und kratzte den Lack von der krachledernen Idylle. Plötzlich brachte der Ausländer nicht mehr bloß sein Geld, oder im Wirtshaus das Bier an den Tisch. Und von weit unten an der Basis durften Eingeborene plötzlich ins Fernsehen.

      Hoppala, hatte ich gedacht, Pegida im Trachtenlook.

      Mit unserem Ding ist jede Nummer geil!

      Lockte jetzt die großflächige Werbung auf einer grauen Hauswand rechts von mir. Ich sollte dem Handy einen runterholen. Als wäre ich mit mir selber nicht schon ausgelastet. Die Hupe des Dieseldaimlers hinter mir schreckte mich in den antröpfelnden Verkehr vor mir. Im Rückspiegel sah ich den Hut über dem breiten roten Gesicht des Dränglers. Ich spürte Hitzewallung. Der Hut hockte auf einem Mittelfingergesicht. Ich verzichtete darauf, ihm einen zu zeigen. Mein Magen knurrte. Ich stellte den Frosch in der Tiefgarage vom Kaufhof an der Fußgängerzone ab.

      Draußen achteten Ordner auf Einhaltung der Abstandspflicht. Der Maskenzwang an Fressbuden ließ es danach in Müllkörben und sogar am Boden drumrum nach gebrauchtem Material ausschauen, als wäre damit an Ort und Stelle notoperiert worden. Weil viele Ersatzmasken im Täschchen hatten, wie hygienisch geschulte Frau sonst Zweithöschen für aushäusige Schäferstündchen und Mund- und Nasenschutz mit schwer rauswaschbaren Senf-, oder Ketchupflecken achtlos wegwarfen. Die Öffnung war immer noch ein Testlauf, der stündlich wieder gestoppt werden konnte.

      „Teufel, das Leben iss herrlich, wa!"

      Sagte der dunkelgrün geschürzte Riese in Schulzes Grillbüdchen durch seine Maske und wollte mein bewölktes Gemüt unter heiterem Himmel in die Irre führen. Ich ließ Pascal Schulze aus Sachsen-Anhalt einen Blick in mein Leben werfen.

      „Das Leben ist nicht herrlich, Schulze. Bloß Dasein, ein Hamsterrad in dem wir uns abstrampeln und nie irgendwo ankommen. Wir müssen hoffen, dass wir in den Himmel dürfen. Und dann ist´s immer noch ein mieses Geschäft. Weil uns der das Leben kost. Und wenn sich rausstellt, dass es den Himmel nicht gibt, hat uns die Ewigkeit ins Arschloch zwickt."

      „Mich zwickt nichts, Teufel. Ich gloobe nich an Gott."

      Die Gottfreien hatten´s gut.

      „Unn das Leben iss nich nur Dasein, Teufel. Es macht Sinn.“

      „Und was ist der Sinn des Lebens, Schulze?“

      „Der Sinn des Lebens iss über ihn nachzudenken, Teufel.“

      Zwei pausbäckige laufende Meter in sportlichen Designerklamotten mit ihrer sichtlich vom Shoppen gestressten Mama waren vor mir dran. Der Bub knallte Schulze einen zerknüllten Zwanziger aus seiner Jack Wolfskinjacke hin.

      „Zwei Kanakenschalen mit alles."

      Schulze schaute verdutzt. Die Schwester übersetzte eifrig.

      „Pommes mit Majo und Ketchup."

      Der Würschtlriese wischte sich die Hände an der Schürze ab und wandte sich an die gehetzte elegante Kostüm-Mama, ihre Hände voll mit Swarovski- und Douglastüten.

      „Aus Ihren Kleenen werden mal richtig große Arschlöcher, wa. Ich fütter die nich. Gewinnense Land mit Ihren Plagen!“

      Ich schaute Mama nach wie sie ihre verzogene Brut vor sich herschob und Land gewann, und dachte daran wie arm Kids geldgespickter Eltern dran sein konnten. Schulze zeigte mit dem Kopf auf das Schlagzeilenplakat am stummen Zeitungsverkäufer vorm Kaufhof.

       Klartext vom OB:

       „Ich bin Heiligbrücks Bollwerk gegen Corona!“

      Der Satz hätte auch vom verrückten Donald sein können, wenn ich Heiligbrück durch Amerika ersetzte. Jeden zweiten Samstag ließ der Kasperl unseren Rathausdonald „Klartext“ reden. Schulze war nicht amüsiert.

      „Wieso druckt deine Zeitung jeden Mist vom OB, Teufel?“

      „Ich bin nicht mehr dabei, und es war nie meine Zeitung.“

      Erinnerte ich Schulze, und ich mich an eine Konferenz, als Politchef Agathon Kasper sich über die Burka in Rage zu geredet hatte, ich ihn unterbrochen und für ein Männerhutverbot hinterm Steuer plädiert, spontan auch eine große Abneigung gegen Elefanten gespürt, die einem ins Wohnzimmer schissen. Meiner Meinung nach mindestens ein gleichermaßen verbreitetes Problem wie Burka. Es hatte eine Weile gedauert, bis der Tumult sich gelegt hatte. Nach menschlichem Ermessen musste niemand einen Elefanten im trauten Heim fürchten, aber die Dickhäuter СКАЧАТЬ